Der erste Planet

»Und was war mit dem, er verheizt immer seine Schiffe?

»Na ja, er hat bisher immer seine Mannschaft heil wieder zurückgebracht. Aber nicht immer seine Schiffe. Wenn er kein so Spiesser wäre, könnte ich ihn mir gut als Kapitän vorstellen, unter dem ich gerne diene.«

»Ich weiss nicht. Auf mich macht er keinen wirklich kompetenten Eindruck. Scheint so konservativ zu sein. Aber wir sind in einer Situation, wo wir eben nicht so denken dürfen. Das macht mir ein bisschen Sorgen. Seine Befehle gefallen mir nie, bis du sie wiederholst. Du gibst mir das Gefühl, dass ich mir keine Gedanken machen muss.

»Jetzt stell dir vor, genau das ist meine Funktion. Ich bin eigentlich nur dazu da, die Befehle des Kapitäns zu bestätigen.«

»Also wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich dich mehr als meinen Kapitän an. Wohl auch, weil ich bei dir schnurren könnte, wenn ich dich ansehe.«

»Ach ja? Hattest du schon einmal Sex auf der Brücke?«

»Nein. Du?«

Tiffany stand auf.

»Computer, Tür zur Brücke verriegeln!«

Es dauerte deutlich länger, als eine Woche, bis die Megaclite einen Stern erreichte. Schon beim Anflug waren Planeten zu erkennen. Auf der Brücke waren alle anwesend und schauten gespannt auf den Bildschirm.

»Casper, können sie schon etwas über die Planeten sagen?«

»Nicht viel. Die Äusseren sind alle Gasriesen und ein kleiner Felsbrocken. Innen scheint es interessanter zu sein. Ich orte gleich drei Planeten in der habitablen Zone des Sterns. Mit etwas Glück, hat sich dort zumindest einfaches Leben entwickelt!«

»Gut. Pam, bring uns zu den inneren Planeten. Casper, sobald wir nahe genug dran sind machst du eine volle Analyse. Hauptaugenmerk, Flora und Fauna. Barry, zur Sicherheit behältst du die Umgebung im Auge. Egal was sich bewegt, sag Bescheid!«

Krieger machte grosse Augen. Das war Tiffanys erste Aktion als erster Offizier, die ihm wirklich gefiel.

»Wie lange brauchen wir, bis wir die Planeten erreichen?«

»Bei dieser Geschwindigkeit drei Stunden Chef.«

»Kapitän! Wie oft muss ich noch sagen, dass man mich mit meinem Rang ansprechen soll? Nummer Ei… Tiffany, kann ich sie kurz in meinem Raum sprechen?«

Tiffany stand auf. Hinter Krieger ging es in dessen Raum, der auf dieser Klasse von Raumschiff als bessere Besenkammer bezeichnet werden konnte. Es war gerade genug Platz für einen kleinen Tisch, einen Computer und eine Pritsche, die man aber nur eingerollt benutzen konnte.

»Tiffany. Eigentlich versuche ich dieses Gespräch zu umgehen, da ich ehrlich Gesagt etwas Sorgen wegen den Antworten habe. Aber nun stehen wir kurz vor der Möglichkeit, einen Planeten zu untersuchen. Das heisst, ein Team muss mit dem Shuttle da runter.«

Tiffany lehnte sich an die Wand, winkelte ein Bein an und presste dieses ebenfalls dagegen. Krieger war sofort wieder sauer, da man so die vorsätzlich beschädigte Uniform und die überhaupt nicht vorschriftsmässigen Stiefel sah. Doch er schluckte seinen Ärger runter.

»Tiffany, kann ich mich auf sie verlassen? Ich kann die ganze Situation nicht alleine erledigen. Wenn wir Beide nicht an einem Strang ziehen, wird das nichts!«

»Krieger, darf ich mal ganz offen sein?«

Krieger nickte nur, auch wenn er zu gerne auf seinen Rang hingewiesen hätte.

»Ich habe ein Problem mit ihnen! Manchmal weiss ich gar nicht, ob sie ein Mensch, oder ein Roboter sind. Sie sind steifer als ein Mahagoni-Stamm! Vielleicht ist es ihnen noch nicht aufgefallen, aber niemand auf diesem Schiff tickt auf ihrer Linie. Trotzdem. Können sie sich auf mich verlassen? Ja, können sie! Ich will genauso zurück wie sie und sehe in ihnen wirklich den Mann, der es uns ermöglichen kann. Deshalb stehe ich hinter ihnen. Aber nicht hinter ihrer Art!«

»Gut. Wenn wir gerade so intim sind, ich habe auch viele Probleme mit ihnen! Alleine ihre Uniform! Alle duzen sich, Pamela schläft dauernd ein und Barry kann seine Füsse nicht von seinem Pult unten lassen. Sie hängen auch meistens in ihrem Sitz, als wären wir auf einem Saufgelage. Lassen sie mich einen Vorschlag machen. Lassen sie uns die Geschichte so professionell wie möglich erledigen. Ich sehe auch ein, dass wir nicht in einer gewöhnlichen Situation sind und folglich werde auch ich mich anpassen müssen. Ich werde etwas lockerer, sie etwas professioneller. Wie klingt das?«

»Das wird sich zeigen, wenn es soweit ist.«

»Gut. Jetzt mal zur Mission. Trauen sie sich zu, ein Team auf einen Planeten zu führen?«

»Ist ein Frosch-Arsch wasserdicht?«

Krieger schüttelte mal wieder den Kopf.

»Ja, traue ich mir zu! Casper und ich, dazu noch zwei von der Sicherheit. Kriegen wir schon hin.«

»Und einen Piloten?«

»Für?«

»Na, irgendwer muss das Shuttle fliegen, oder?«

»Na ja, bevor ich auf die Offiziersschule gegangen bin, war ich zwei Jahre Shuttle-Pilot auf der Leda. Ich denke, dass bekomme ich schon hin!«

»Waren sie? Steht gar nicht in ihrer Akte!«

»Ach nee. Ihnen ist noch nicht aufgegangen, dass sie nur kleine Teile der Akten bekommen haben?«

Krieger schüttelte wieder den Kopf.

»Ist schon richtig. Okay, wenn wir also einen Planeten gefunden haben, der lohnenswert erscheint, gehen sie mit dem Aussenteam runter. Ich würde mich freuen, wenn wir dort Nahrung und Wasser finden würden. Ich will die Kiste wirklich bis zum Anschlag voll haben, damit wir auch längere Distanzen überbrücken können.«

»Da sind wir mal einer Meinung.«

Drei Stunden später wurde die Situation spannend. Die Megaclite war nah genug an den Planeten, damit Casper seine Sensoren voll nutzen konnte.

»Casper? Schon Daten?«

»Ja Chef! Kommen gerade rein. Also, vier Planeten sind in der Tat nahe genug am Stern, damit flüssiges Wasser möglich ist. Planet 4 können wir aber ausschliessen. Das ist ein einziger Gletscher. Genauso wie Planet 1. Der ähnelt unserer Venus. Was ich jetzt schon sagen kann, dort herrschen um die 600 Grad Celsius. Auch keine Option für uns. Planet 3 hingegen hat Temperaturen um die 50 Grad Celsius. Scheint aber der Erde vor der Entstehung des Lebens zu ähneln. Viel vulkanische Aktivität. Bliebe Planet 2. Den sollten wir uns näher anschauen!«

»Ausgezeichnet. Pamela, bringen sie uns dort in eine Umlaufbahn!«

Pamela führte den Befehl aus. Wieder war Krieger von ihren Fähigkeiten beeindruckt. Sie steuerte die Megaclite so, dass sie von der Anziehungskraft des Planeten erfasst und in eine Kreisbahn gezogen wurde.

»Umlaufbahn erreicht!«

»Und wer da mal runter schaut, dass Grüne ist tatsächlich Leben! Ich erkenne Wälder, Steppen, Graslandschaften. Temperatur um die 20 Grad. Auch flüssiges Wasser ist in Hülle und Fülle vorhanden!«

»Das nenne ich mal einen Volltreffer! Gut, Tiffany, sie wissen was zu tun ist!«

»Jupp. Erster Spaziergang auf einem Planeten in der Andromeda-Galaxie. Eins ist sicher. Wenn wir zurück sind, komme ich deshalb in die Geschichtsbücher!«

Mal wieder schüttelte Krieger den Kopf.

»Aber gut. Casper, geh alles an Ausrüstung ins Shuttle packen, was du zur Untersuchung auf dem Planeten brauchst.«

Tiffany drückte einen Knopf an ihrem Sitz.

»Ich brauche zwei Männer von der Sicherheit. Voll ausgerüstet für eine Erkundung auf dem Planeten! Findet euch im Shuttle ein und nehmt alles mit, was ihr da unten brauchen könnt!«

»Barry? Gibt es irgendwas zu orten?«

»Nope.«

Warum? Warum war niemand in der Lage eine korrekte Meldung zu machen? Krieger verstand es nicht.

»Casper, von Pflanzen abgesehen, gibt es da unten sonst irgendwelches Leben?«

»Sieht nicht so aus. Zumindest haben die Sensoren nichts geortet. Muss aber nichts heissen. Kleinere Lebewesen können wir nicht erfassen und es ist auch nicht gesagt, dass da etwas unter dem Boden kriecht. Aber, so von hier aus gesehen gibt es da nichts.«

»Schade. Wäre ja schon nett gewesen, hier intelligentes Leben zu finden. Vielleicht hätten wir da Informationen bekommen. Aber gut, mit Wunschdenken kommen wir nicht weiter. Also, Tiffany, ihre Show!«

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4 Kommentare

  1. Super eine neue Serie.
    Ich liebe Sci Fi und deine Geschichten dazu.
    Diese beginnt schon sehr verheizungsvoll mit neuen frischen Charas die eine fresche Schnauze haben das Herz aber am rechten Fleck.
    Und man Kann ihnen vertrauen, sich auf eiander verlassen
    Mal sehen was sie entdecken auf der neuen Welt, denn wo nichts angezeigt wifd heißt nicht das da nix ist.

    Ich freue mich da weiter lesen zu können, es dürfen, danke schön.

    LG
    Maia

    1. Vielen Dank. Ich bin selbst gespannt, was auf der Reise so alles entdeckt wird. Hoffentlich drifte ich nicht zu viel in bekannte Dinge wie Voyager ab. Falls dem so sein sollte, bitte Bescheid sagen!

  2. Ich werde dich daran erinnern, gegebenfalls auf den Boden der Tatsachen zurück holen.
    Glaube das es aber nicht nötig werden wird.

    LG
    Maia

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