Urlaubstag 3

An diesem Tag geschah nicht mehr nennenswert viel. Hauptsächliches Thema blieben die Mädels und ihre Freunde in Heinzfort. Aber auch von den Autos wurde noch viel gesprochen, wobei Claudia, Elena und Katja grosses Interesse daran hatten, mehr über die Rivalität auf der Rennstrecke zu erfahren und auch, wie es dort abseits der Strecke so zu ging. Ein Thema, welches sie noch vertiefen würden.

Gegen Abend im Haus hatte Amy dann einen Anruf und schien aufgeregt. Irgendetwas mit einem Markus und New Apple. Sofort war so etwas wie Krisenstimmung, die von Viper aufgelöst wurde. Amy sollte sich keine Gedanken machen. Sie würden sich am nächsten Tag darum kümmern und das hiess, alles in die Federn, der Tag würde um sechs Uhr Morgens beginnen.

Interessanterweise versuchte tatsächlich keiner der Jungs bei den Mädels zu landen. Bald verschwanden alle in ihren Betten und auch Derrick hielt sich zurück. Was es damit auf sich hatte, verstanden Katja, Claudia und Elena nicht. Sie hörten nur etwas von sechs Uhr aufstehen und darauf hatten sie schon gedanklich keine Lust. Ihnen war klar, wenn jemand zum wecken kam, würden sie sich verweigern.

Tatsächlich stand kurz vor sechs Uhr eine schon wieder so übertrieben gut gelaunte Janine bei ihnen im Zimmer und weckte sie mit einer Fröhlichkeit in der Stimme, die um diese Uhrzeit einfach ungesund sein musste. Verweigern war auch nicht, denn wenn Janine eines genauso war wie fröhlich, dann war es penetrant.

Die Mädels konnten sich gar nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal um diese Uhrzeit die Augen geöffnet hatten. Doch Janine war in der Tat so unnachgiebig, dass kurz nach sechs alle drei Mädels einsatzbereit waren. Nur, wo es hingehen sollte und warum sie da mit mussten, davon hatten sie keinen Schimmer.

Mit zwei Autos ging es auf Tour. Gelegenheit für die Mädels aus Heinzfort, wieder die Augen zu schliessen und schon kurz darauf wieder in tiefen Schlaf zu sinken. Etwa zwei Stunden dauerte dieser Schlaf, bis eine gleichermassen muntere Rebekka sie wieder weckte.

Katja öffnete als Erste die Augen und schaute sich um. Ein Flugplatz! Aber einer, den sie noch nie gesehen hatte. Es schien eine Kombination aus Flugfeld und Rennstrecke zu sein, zumindest deuteten Ampelanlagen an zwei der Bahnen stark darauf hin. Da war auch ein grosses Gebäude, offensichtlich ein Hangar.

Claudia erschrak.

»Moment mal! Ihr karrt uns jetzt aber nicht nach Amerika, oder?«

»Doch! Mein Freund hat dort heute eine wichtige Veranstaltung und hat mich gebeten, dass ich dabei bin.«

»Dein Freund? Ich dachte, Phillip ist dein Freund?«

Amy wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Janine war schneller.

»Amy ist gut bestückt. Ein Freund in Deutschland, einer in Amerika. Frag einfach nicht, niemand versteht das. Aber, es funktioniert!«

Die Mädels standen da, wie der Esel vor der Scheune.

»Und jetzt fünf Stunden rüber nach New Apple, dann diese Veranstaltung und dann fünf Stunden zurück? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«

Die Mädels aus Neunburg lachten. Viper, Mario und Derrick waren zwischenzeitlich schon in dem Gebäude verschwunden und genau in dem Moment hörte man das Aufheulen eines mächtigen Triebwerks.

»Fünf Stunden? Hört ihr uns eigentlich zu? Wir brauchen nicht ganz eine, bis wir drüben sind!«

Katja schaute ihre Freundinnen an, nachdem Rebekka fertig war. Auch die Mädels schauten total verwirrt. Sollte das etwa heissen, diese ganze Story mit Geheimdienst, Superflugzeug und so war doch keine Erfindung?

»Starrt ihr weiter Löcher in die Luft, oder kommt ihr mit?«

Von Müdigkeit war bei den verschlafenen Weibern nichts mehr zu spüren. Amy, Rebekka und Janine bewegten sich nun ebenfalls zu dem Hangar und die Mädels im Laufschritt hinterher. Nun waren sie doch neugierig, ob hinter dieser fantastischen Geschichte eine wahre Begebenheit steckte.

In dem Hangar ging es eine Treppe nach oben. Der Krach der Triebwerke war ohrenbetäubend und während bereits zwei Mal der Start eines solchen Antriebs zu hören war, startete nun offensichtlich ein drittes. Oben angekommen öffnete Amy eine Tür. Der Krach wurde unerträglich. Als Elena durch die Tür kam, traf sie fast der Schlag. Da stand das Flugzeug, von denen sie in den letzten Tagen schon gehört hatten. Es war, wie man es ihnen gesagt hatte. Dieses Ding sah aus wie eine Concorde, doch wenn auch der Rest der Story wahr sein sollte, dann war diese Maschine neu und technisch deutlich besser und leistungsstärker. Wäre da nur nicht dieser Krach gewesen!

Die Mädels aus Heinzfort eilten hinter denen aus Neunburg her. Weit war es nicht und diese Plattform brachte sie genau zu einer der Türen. Als Alle an Bord waren, schloss Janine die Tür und kaum war die zu, war es angenehm ruhig. Man hörte die Triebwerke, doch so, als wären sie weit entfernt.

»Gut, meine Damen. Sucht euch einen Platz. Freie Platzwahl!«

Die Mädels schauten sich um. Da waren ein paar Sitze, aber nicht so, wie man es aus anderen Flugzeugen her kannte. Nur wenige Reihen mit jeweils zwei Sitzen und einem Mittelgang. Dann kam eine Wand und eine Tür.

Die Aufregung stieg. Katja und ihre Freundinnen konnten noch gar nicht wirklich fassen, was sie da gerade erlebten. Die ganze Geschichte schien wahr zu sein, was dennoch nicht in ihren Kopf vordringen wollte.

Wenige Minuten später fing der Vogel an sich zu bewegen. Durch die kleinen Fenster sahen die Mädels, die sich alle an ein Fenster gesetzt hatten, wie die Tore des Hangars an ihnen vorbei zogen und die Maschine ins Freie trat. Eine kurze Fahrt später stand der Vogel auf seiner Startposition.

»Jetzt haltet euch fest! Wenn Viper gleich Gas gibt, wird es angenehm heftig!«

Was Amy wohl damit meinte? Katja konnte es nicht nachvollziehen. Sie war schon geflogen und auch wenn der Start immer aufregend war, so beeindruckend war der nie. Sie schaute aus dem Fenster, als das Geräusch der Triebwerke intensiver und dann mit einem Schlag richtig bedrohlich wurde. Was war passiert? Besorgte Blicke erreichten Amy und ihre Freundinnen.

»Ganz ruhig! Das sind nur die Nachbrenner. Alles ganz normal!«

»Nachbrenner? Was ist …«

Weiter kam Claudia nicht. Wie vor kurzem im Lori wurde sie mit Gewalt in ihren Sitz gepresst. Auch sie war schon geflogen, doch so etwas hatte sie noch nicht erlebt.

Lange dauerte es nicht, dann hob sich die Nase von dem Geschoss. Aber ebenfalls nicht so, wie die Mädels es gewohnt waren. Die Kiste stieg fast so steil wie eine Rakete und der Druck in den Sitz liess kein bisschen nach.

Der Aufstieg dauerte an. Die Maschine durchbrach die Wolken und stieg immer weiter. Katja fragte sich schon, ob sie in den Weltraum vordringen würden. Nach einigen Minuten, sie schaute gerade so gut es ging aus dem Fenster, schien sich dieser Gedanke zu bestätigen. Der blaue Himmel verschwand und wurde schwarz und sogar die Erdkrümmung war zu sehen. Doch langsam kehrte das Flugzeug in eine horizontale Fluglage zurück und kurz darauf wich auch endlich der Druck auf Katjas Körper.

»Ähm, wenn ich mal kurz nachfragen darf, im All sind wir aber nicht, oder?«

Die Mädels aus Neunburg lachten.

»Nee. Wäre zwar cool, aber so hoch kommt der Vogel dann doch nicht. Ist aber ein cooler Blick, oder?«

Claudia schaute zu Rebekka und ihr Blick zeigte deutlich, sie konnte die Situation überhaupt nicht erfassen.

»Cool? So etwas habe ich noch nie gesehen!«

»Dann warte mal ab, bis wir uns abschnallen können. Dann könnt ihr mal ins Cockpit. Von dort sieht das noch viel cooler aus!«

»Die ganze Story ist als wahr? Das ihr da auf einer Insel wart und so?«

Janines Blick signalisierte ihr Missfallen über Elenas Aussage.

»Natürlich ist die wahr! Warum sollten wir uns denn so einen Quatsch ausdenken?«

»Weil ihr nicht unbedingt den Anschein macht, Spione zu sein!«

»Sind wir auch nicht Elena! Das war so auch alles nie geplant! Glaub mir, ich werde das bestimmt nicht noch einmal machen!«

»Aber Amy, versteh bitte. So eine Geschichte zu glauben ist nicht einfach.«

Rebekka lachte.

»Ist es selbst dann nicht, wenn man es selbst erlebt hat. Glaub mir, ich frage mich auch oft, wie uns das passieren konnte und ob es wirklich passiert ist. Kino ist ein Witz dagegen!«

»Und ihr konntet das Flugzeug dann einfach behalten?«

Nun lachte Amy.

»Einfach behalten? Offiziell existiert es gar nicht mehr! Lange, langweilige Geschichte.«

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