Irritierter Donald

Nun, er hatte ihre Frage positiv beantwortet und nun blieb ihm nichts anderes Übrig, als dem auch Folge zu leisten. Gemeinsam mit Claudia ging es unter die Dusche und auch wenn er wieder etwas Erregung verspürte, als sie sich gegenseitig einseiften und alles ihrer Körper berührten, war er eigentlich mehr glücklich als geil.

Sein grösstes Problem dabei war, dass es ihm im Prinzip sogar gefallen hätte, wenn sich wirklich Gefühle auf beiden Seiten entwickelt würden. Wäre da nicht der kleine Hacken gewesen, dass Claudia ein ähnliche Freigeist war wie Katja und sich nicht einfach so von ihren Liebhaber trennen würde. Donald war etwas besitzergreifend und seine Freundin sollte doch eigentlich nur ihm gehören. Klar, er hatte Claudia schon gesagt, dass er mit Seitensprüngen nicht so die Probleme hatte, da verspürte er aber auch noch nicht diese Gefühle.

Nach dem Duschen eilte Donald zurück in seine Wohnung. Perry sass an seinem Rechner und tippte mit einer Geschwindigkeit, die ein produktives Arbeiten versprach. Bei seinem Freund war es immer gut zu erkennen, ob er ein Problem hatte, oder alles nach Plan funktionierte.

Doch egal wie produktiv Perry gerade war, Donald gab ihm eindringlich zu verstehen, dass er seine Hilfe brauchte und er mitgehen sollte. Waldemar fand das natürlich überhaupt nicht gut, legte Einspruch ein, wurde jedoch von Donald mit harschem Ton zum schweigen gebracht. In dem Moment spürte auch Perry, dass da ein dickes Problem in der Luft lag und natürlich dachte er sofort daran, es musste etwas mit Katja zu tun haben. Entsprechend besorgt ging er hinter Donald her, bis sie dessen Zimmer erreichten.

»Setz dich Perry. Ich hab ein echtes Problem und du bist wahrscheinlich der Einzige, der mir da helfen kann!«

Diese Worte verwunderten Perry. Er ihm helfen? Ja, es konnte sich nur um Katja handeln, denn davon abgesehen war ihm Donald doch Haus hoch überlegen.

»Geht es um Katja?«

Donald schüttelte den Kopf.

»Nein, mit der läuft alles super. Es geht um Claudia.«

Perrys Verwunderung wuchs.

»Wie soll ich dir denn bei Claudia helfen?«

»Ganz einfach Dicker. Ich hab die gerade genagelt und es ist anders als sonst.«

»Ach, keine Panik Donald. Da entwickeln sich nur Gefühle. Ist nicht unwahrscheinlich, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt und man sich sympathisch finden.«

»Jetzt hör auf klugzuscheissen! Ich weiss selbst was das ist. Aber, ich hab keine Ahnung wie ich damit umgehen soll!«

»Und da willst du jetzt meinen Rat? Ich erlebe das alle gerade zum ersten Mal. Was könnte ich dir also sagen, was du nicht schon weisst?«

»Ganz einfach Herr Professor. Claudia ist nicht viel anders als Katja. Die wird nicht einfach aufhören, mit anderen Männern ins Bett zu gehen und ich habe keine Ahnung, ob ich das noch gut finde.«

»Warum nicht?«

»Warum nicht? Perry, wenn ich mich in sie verliebe und wir zusammen kommen sollten, dann ist sie mein.«

»Ja? Und?«

»Was ja und? Mir gefällt der Gedanke eben nicht!«

»Warum nicht?«

»Hat deine Platte einen Sprung? Weil es normal ist eben!«

»Hmm. Weil es normal ist. Normal ist es auch, sich ein Job zu suchen, jeden Tag arbeiten zu gehen, damit die Chefs sich die Taschen vollstopfen können und selbst nicht wirklich weiterzukommen. Da hältst du dich ja auch nicht dran, oder?«

»Das ist was anderes!«

»Nein, ist es nicht! Was denkst du denn wie ich mich gefühlt habe, als das mit Katja anfing? Ich war doch total irritiert, als ich immer spitz wurde, wenn sie von anderen Kerlen erzählt hat und da hab ich mir natürlich meine Gedanken gemacht.«

»Und? Zu welchem Schluss bist du gekommen?«

»Das überhaupt nichts dabei ist! Es widerspricht nur der Norm, die von der Gesellschaft geschaffen wird. Aber sei doch mal ehrlich. Wo leben wir denn nach diesen gesellschaftlichen Gepflogenheiten? Wir haben zu dritt eine Wohnung, die gleichzeitig auch unser Büro ist. Nebenan wohnen die Mädels und wir gehen in den Wohnungen ein und aus, so wie es uns gerade passt. Zudem vögeln wir munter durch die Gegend. Entspricht das der Norm?«

»Nein, aber wir sind ja auch ungebunden und können machen was wir wollen!«

»Ach ja? Ich bin es nicht, wie du vielleicht weisst. Trotzdem hab ich mit Claudia eine Wette abgeschlossen und sie hinterher gebumst.«

»Ja, du! Aber ich bin nicht so. Glaube ich!«

»Glaubst du?«

»Ja, glaube ich! Das ist anders mit Claudia.«

»Okay. Einfach Frage. Die Mädels sind gestern auf diese Party. Was machen die da meistens?«

»Ficken!«

»Genau! Das wusstest du auch, als du gestern ins Bett bist. Hattest du damit irgendwelcher Probleme?«

»Warum sollte ich damit Probleme haben?«

»Weil Claudia mit Sicherheit dort auch gebürstet wurde.«

Donald dachte nach. Ja, er konnte es sich gut vorstellen, dass es so passiert war, aber da hatte es ihn nicht gestört.

»Stimmt schon, aber was willst du damit sagen?«

»Ganz einfach! Du bist noch der Gleiche wie gestern Abend und Claudia ist mit Sicherheit jetzt auch nicht zu einem anderen Menschen mutiert. Wenn es also Gestern für dich kein Problem war, warum dann heute?«

»Gestern hatte ich noch nicht dieses Gefühl!«

»Aha. Ist das alles? Weil da jetzt ein Gefühl ist, verändert sich alles? Was gestern noch okay war, ist heute falsch?«

»Ach Mensch, ich weiss doch auch nicht. Wie funktioniert das eigentlich bei dir? Wieso kannst du Katja einfach so mit anderen Kerlen teilen?«

»Ganz einfach. Ich hab sie so kennengelernt! Sie ist eben so. Wenn sie aber so war, als ich mich in sie verliebt hab, wie kann ich dann hinterher verlangen, dass sie sich ändert? Dann wäre sie doch nicht mehr der Mensch, in den ich mich verliebt habe, oder?«

In der Tat leuchteten Donald Perrys Worte ein.

»Du willst also sagen, ich verliebe mich da in eine sexuell offene Claudia und wenn ich, falls wir zusammenkommen würden, nun Treue von ihr verlangen würde, würde ich sie verändern?«

»Meiner Meinung nach schon. Du kannst dich ja nicht in einen Menschen verlieben und das Erste was du machst ist ihn verändern? Weil ist er dann noch der Mensch, in den du dich verliebt hast?«

»Ja gut, da ist schon was dran. Aber wie kommst du damit klar, dass Katja weggeht und du weisst genau, ein anderer Typ bumst sie, oder sie lässt sich von mir benutzen?«

»Wie soll ich denn damit klar kommen? Sie war vorher so und da war es okay. Warum sollte es dann jetzt nicht mehr okay für mich sein?«

»Weiss nicht, ist doch unnormal!«

»Okay, mag sein. Aber überleg dir mal folgendes. Katja geht weg, lässt sich flachlegen und hat ihren Spass. Trotzdem kommt sie jeden Abend zu mir, kuschelt mit mir, küsst mich, wir schlafen miteinander und schlafen beieinander ein. Das Eine ist Liebe, dass andere nur Sex. Du weisst doch selbst, dass es dich nicht verändert, nur weil du mal die Schnitte knallst, mal jene.«

»Ja, schon richtig. Was würdest du mir raten?«

»Ganz einfach. Wenn du sie wirklich liebst und sie dich auch, dann riskiert es einfach. Nimm sie, so wie sie ist. Dann lässt sie sich eben von anderen Kerlen vögeln. Was ist denn schon dabei? Das macht sie die ganze Zeit und du hattest kein Problem damit. Warum also jetzt? Wenn sie aber dafür dann zu dir kommt, mit dir Kuschelt und ihr als Paar intim werden dürftest du sehen, dass alles ganz anders ist. Ausserdem gibt dir das auch eine gewisse Sicherheit. Denn egal wie die anderen Kerle auch sind, wenn sie Abends zu dir kommt und die Nacht bei dir verbringen will weisst du, dass du anscheinend besser bist als die Anderen. Damit argumentiert Katja immer wieder, wenn ich an mir selbst zweifle. Denn sie hat ja die Wahl. Ich kann sie nicht dazu zwingen, in meinem Arm einzuschlafen. Das macht sie, weil sie es will und weil es sie glücklich macht. Dabei könnte sie jede Nacht bei jemand anderem einschlafen. Aber nein, sie kommt immer zu mir. Sie ist dein Eigentum und trotzdem könntest du nichts machen, damit sie sich von mir trennt.«

Donald verstand. Wenn er auf Treue bestand, dann konnte er sich nie 100% sicher sein, ob seine Freundin die Nacht bei ihm verbrachte, weil sie keine andere Wahl hatte, oder weil sie es wollte. Gab es da aber Liebhaber und dennoch kam sie lieber zu ihm, als bei denen zu bleiben, dann zeigte das ihre Gefühle sehr deutlich. Er musste grinsen. Dieser Rat kam ausgerechnet von Perry!

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