Der Beginn einer Freundschaft

»Wenn es für sie okay ist, dann werde ich ihnen nachher eine Freundschaftsanfrage schicken.«

»Es wäre mir eine Ehre. Doch nun muss ich mich verabschieden. Die Arbeit ruft.«

»War mit ein Vergnügen Waldemar!«

»Ganz meinerseits Veronika!«

Waldemar verschwand und liess drei ungläubige Frauen zurück. Ein paar Minuten herrschte Stille, die von Veronika unterbrochen wurde.

»Waldemar ist euer Nachbar?«

»Ja. Nebenan wohnen drei Jungs.«

»Gleich drei Jungs Katja? Also quasi eine Spiegelbild eurer WG?

Das ist ja toll! Sind das alles so intelligente Männer wie Waldemar?«

Elena lachte kurz.

»Sie sind nicht dumm, nein. Aber Waldemar ist schon eine Ausnahmeerscheinung. Ich bin auch ehrlich verwundert. Wir brauchten deutlich länger, um so ein langes Gespräch mit ihm zu führen.«

Claudia hörte den Neid in Elenas Stimme. Auch sie hatte es über die Arbeit zu einer Freundschaft mit Waldemar geschafft, doch war ihr Weg deutlich beschwerlicher.

»Ihr hattet eben nicht meine Kindheit. Ich hatte einen festen Zapfenstreich und alles was ich dann noch machen konnte, war irgendetwas am Computer. Da meine Eltern aber auch den Internetzugang blockiert hatten und mir keinen Zugang zu Spielen gewährten, musste ich mit dem zurecht kommen, was eben da war. Gegen Programmiersprachen hatten sie nichts, deshalb hab ich angefangen mich dafür zu interessieren.«

»Ach, ist doch auch egal. Ich bin auf jeden Fall von dem ganz schon schockiert, was du da alles erzählst!«

»Kann ich verstehen Katja. Aber, ist jetzt alles Vergangenheit. Ich habe nicht vor, hier weiter so zu leben. Ich will jetzt meinen Spass haben und ich glaube, dafür habe ich die richtigen Freundinnen gefunden. Wenn ihr denn meine Freundinnen sein wollt.«

»Klar doch, sonst hätten wir dich ja nicht eingeladen. Wenn sich das in der Gruppe wirklich wieder normalisiert, dann steht einer Freundschaft nichts im Wege!«

Claudia hatte ihren Satz gerade beendet, als wieder die Tür aufging. Donald schaute herein und suchte den Raum ab. Den Mädels war absolut klar, was er suchte.

»Ah, die Ente. Kein Mineralwasser mehr?«

Donald war verlegen. Er hatte sich gar keinen Grund überlegt, warum er hergekommen war.

»Was? Ach quatsch. Waldi hat nur gesagt, ihr hättet Besuch? Aufregenden Besuch? Das musste ich mir einfach anschauen. Wenn Waldi mal von aufregend spricht, dann ist das eine Überprüfung wert!«

»Dann komm rein. Veronika, darf ich dir Donald vorstellen? Der zweite Vertreter aus dem Tierheim!«

Donald kam herein, näherte sich Veronika mit verzückten Augen und begrüsste sie mit einem Handkuss.

»Es ist mir eine Freude Veronika!«

Veronika schaute zu den Mädels.

»Wieso Tierheim Katja?«

»Na Waldi, Donald und Perry.«

Veronika grinste.

»Also Hund, Ente und Schnabeltier?«

»Du hast es erfasst!«

»Hat eure WG auch einen Namen?«

»Jupp. AAA!«

»Warum AAA Claudia?«

»Na Elena, Katja und Claudia.«

Dabei betonte Claudia immer den letzten Buchstaben ihrer Namen.

»Wenn du hier einziehen würdest, wäre es AAAA, oder AAA-Doppel-D.«

Scherzte Donald. Katja und Claudia waren ein wenig sauer. Jetzt schien sie auch noch Donald in ihren Bann zu ziehen.

»Ach bitte! Das ist ein gutes C und kein Doppel-D!«

»Das kann jede behaupten, wenn die Brüste noch im BH stecken. Müsste man mal ohne begutachten!«

Wieder schielte Veronika zu den Mädels und meinte zu erkennen, dass zwei von ihnen von dem Flirt so gar nicht angetan waren.

»Das kann ich mir vorstellen. Ich werde bei Gelegenheit eine Expertise stellen lassen. Die Mädels können mir da sicherlich helfen!«

Donald verstand. Er war gerade abgeblitzt und schien quasi sofort das Interesse zu verlieren.

»Gut. Die werden mich mit Sicherheit auf dem Laufenden halten. War sehr angenehm Veronika!«

Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand Donald wieder. Claudia meinte in seinen Reaktionen etwas Trotz gesehen zu haben.

»Mein lieber Schwan, was war das denn für ein Adonis?«

Nun waren die Mädels wieder verwundert.

»Ein Adonis? Hast du ihn nicht gerade abblitzen lassen?«

»Ja schon Claudia, aber ich meine in deinem Gesicht gesehen zu haben, dass dir der Flirt nicht gefallen hat. Bevor ich wieder etwas falsch mache, hab ich lieber einen Korb verteilt.«

Wow. Veronika schien es wirklich auf eine Freundschaft anzulegen.

»Lieb von dir. Aber ja, Donald ist eine echte Schnitte!«

»Ohne Zweifel Claudia. Gehe ich davon aus, dass du schon Sex mit ihm hattest?«

Die Mädels grinsten.

»Eigentlich wir alle!«

»Wow. Mit Waldemar auch?«

Nun brach Gelächter aus.

»Ganz sicher nicht! Waldemar sieht in Sex eine Zeitverschwendung. Der ist eine eiserne Jungfrau und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.«

»Okay. Was ist mit Perry?«

»Perry ist mein Freund!«

An dem energischen Tonfall erkannte Veronika, dass Perry Sperrgebiet war.

»Ist das auch so eine Augenweide wie Donald?«

Nun lachten nur Claudia und Elena.

»Unter seinen Fettpolstern vielleicht.«

»Veronika schaute zu Katja.«

»Ist er wirklich dick? So wie Claudia sagt?«

Katja beugte sich vor.

»Ja, ist er. Ein Problem damit?«

»Oh nein! Niemals! Das ist eher ein Grund dich zu bewundern! Du hast so viele attraktive Männer um dich herum und dennoch einen molligen Freund! Das zeugt davon, dass du nicht oberflächlich bist und glaub mir, Oberflächlichkeit hatte ich genug in meinem Leben!«

»Um deine eigentliche Frage zu beantworten, ja, den hatten wir auch schon alle in der Kiste!«

Damit wollte Elena nur unterstreichen, dass sie ebenfalls nicht oberflächlich waren.

»Ihr seit echt super! Ich würde mich wirklich riesig freuen, wenn wir Freundinnen werden würden.«

»Dem steht glaube ich nichts im Wege! Wie stehst du denn zu Frauen?«

»Meinst du sexuell Elena?«

»Bingo!«

»Da werde ich euch enttäuschen. Ich hab schon viele Frauen nackt gesehen, wurde dabei aber noch nie erregt. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, etwas mit einer Frau zu machen.«

»Hervorragend! Eigentlich bist du genau wie wir!«

»Ach ja? Ich dachte deine Frage zielt darauf ab, ob ich auch mit euch sexuell aktiv werden kann.«

»Nee. Wir haben das zwar schon versucht, aber keiner von uns macht es Spass.«

»Wow. Vielleicht sind wir uns ja wirklich ähnlich. Wäre doch toll!«

»Nur das du deutlich besser aussiehst!«

»Ach Claudia! Gib mir ein paar Monate, dann habe ich meine Figur ruiniert.«

»Was? Wegen uns, oder wie?«

Veronika lachte.

»Nein! Ich habe aber keine Lust mehr auf irgendwelche Ernährungspläne und täglichen Sport. Seit ich hier lebe, habe ich schon vier Kilo zugenommen.«

Über den Rest des Tages zeigte sich, dass Veronika in der Tat nicht viel anders war, als die Mädels. Sie war etwas verrückt im Kopf, liebte Männer und wollte einfach nur ihren Spass haben. Sie hatte zwar keine Eltern in der Hinterhand, welche sie finanzierten, doch schien sie in ihrem leben schon genug Geld verdient zu haben, um eine ganze Zeit hervorragend davon leben zu können. Alles in allem schien sich da wirklich eine Freundschaft zu entwickeln.

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