Viper ist schwer zu überzeugen

Nachdem der zweite Pickup endlich fertiggestellt war, gingen die für Viper so wichtigen Tests los. War der neue Generator denn wirklich dazu in der Lage, gegen ein Standardmodell anzukommen? Man mochte bedenken, dieser Generator brachte ja einiges mehr an Gewicht auf das Auto. War es möglich, trotzdem bei einem Rennen zu gewinnen?

Eines war von Anfang an klar. Ein Rennen über grosse Distanzen würde der Generator auf jeden Fall gewinnen. Immer dann, wenn bei dem Standard der Akku aufgebraucht war, fuhr der Generator einfach weiter. Das hiess, ein Langzeitrennen konnte der Generator dadurch für sich entscheiden, dass er nie aufgeladen, oder Akkus gewechselt werden musste. Trotzdem war Viper auch in der Hinsicht skeptisch. Denn die Frage war, konnte ein Standard nicht doch genug Zeit herausfahren, um den Akkuwechsel ohne den Verlust seines ersten Platzes zu überstehen?

So weit war es aber noch lange nicht. Bevor überhaupt an so etwas wie ein Langzeittest gedacht wurde, kamen Dragrennen zum Einsatz. Also jene Form von Rennen, welche Viper bevorzugte.

Die begannen auch so, wie jeder es eigentlich erwartet hatte. Der Generator hatte gegen den Standard nicht einmal den Hauch einer Chance. Beide hatten den gleichen Antrieb, die gleiche Betriebsspannung, alles war gleich. Bis eben das höhere Gewicht der Generators.

Nach vielen Tests legte Viper schliesslich die Fernbedienung weg.

»Das war mir klar. Unser Generator ist einfach viel zu schwer. Das kriegen wir im Leben nicht kompensiert. Ich bin zwar begeistert, was ihr da in der kurzen Zeit für Verbesserungen dran geschraubt habt, aber trotzdem kann ich nur sagen, der Generator ist für meine Zwecke absolut ungeeignet.«

Jana nickte.

»Stimme ich dir voll und ganz zu. Wir haben das mal durchgerechnet. Ein Generator, welcher die für unseren Vogel notwendige Energie liefert, ist einfach zu schwer. Auch wenn wir berücksichtigen, dass die schweren Turbinen einfachen Elektromotoren weichen, kein Treibstoff mehr mitgeführt werden muss, kein Kühlmittel, kein Öl und was weiss ich nicht noch alles. Schlussendlich schleppen wir dann doch mehr Gewicht mit uns rum.«

Natascha lehnte sich an die Werkbank.

»Da hast du nicht Unrecht. Aber, auch nicht ganz Recht. Denn du vergisst, zwei fette Elektromotoren haben viel, viel mehr Power als unsere Turbinen. Dazu noch die Möglichkeit der sehr schnellen Lastwechsel, kein Vorheizen, kein Anlaufen und natürlich, du hast überall in jedem Drehzahlbereich dein Drehmoment. Unterm Strich behaupte ich, wir würden viel gewinnen.«

Waldemar verschränkte die Arme.

»Auch wenn ich nicht erwartet habe, dass ausgerechnet du den gleichen Gedankengang hast wie ich, meine liebe Natascha, du siehst die Sache absolut korrekt. Zwar muss ich zugestehen, dass zum Beispiel eine Viper, welche eine viertel Meile zu fahren hat, mit einfachen Akkus weit besser bedient ist, als mit dem Generator in seiner jetzigen Form, dürfte euer Hubschrauber und unser Flugzeug durchaus von dem Generator und Elektromotoren profitieren.«

Viper sah etwas ungläubig zu Waldemar.

»Der Hubschrauber vielleicht. Aber Waldi, sei mal ehrlich. Egal wie genial der Wirkungsgrad von Elektromotoren auch immer sein mag, schlussendlich hat unser Vogel noch etwas, was du mit keinem Elektroantrieb ausgleichen kannst. Den Nachbrenner!«

»Viper, mein lieber Freund. Ich sehe da einen grundlegenden Fehler in deiner Logik. Ein Nachbrenner macht nichts anderes, als grosse Mengen Treibstoff direkt in den heissen Abgasstrahl zu leiten, ihn dadurch zur Explosion zu bringen und schliesslich auf diese Weise Extraschub zu generieren. Um es in deinen Worten auszudrücken, es ist die Lachgaseinspritzung von Strahltriebwerken.«

Viper zog eine Augenbraue hoch.

»Dir ist schon klar, dass ich einen Abschluss als Ingenieur habe?«

Waldemar nickte.

»Ja, natürlich! Rede ich dir etwa zu schnell?«

Einen Moment wusste Viper nicht, ob er lachen, oder Waldemar eine klatschen sollte. Schliesslich tat er gar nichts.

»Um meine Ausführungen zu konkretisieren. Der normale Schub des Triebwerks wird durch den Fan generiert, welcher durch die Turbine angetrieben wird. Dem folgt, bringen wir den Fan auf die gleiche Drehzahl mit einem Elektromotor, wie zuvor durch das Strahltriebwerk, bleibt die Leistung des Flugzeugs gleich. Bis auf die Tatsache, was Natascha bereits angesprochen hat, es entfallen die Anlaufzeiten und die Lastwechsel fallen deutlich direkter und schneller aus.«

Für Viper sagte Waldemar nichts, was er nicht schon gewusst hätte. Warum hatte er denn die Viper mit Elektromotoren ausgestattet? Er war in der Thematik mit Sicherheit kein Anfänger!

»Die Sache ist nun jedoch die. Wenn wir den Nachbrenner ausgleichen wollen, dann muss der Schub vom Fan schlicht und ergreifend noch stärker werden. Letzten Endes muss dieser so gross werden, dass wir auf einen Nachbrenner verzichten können. Hier habe ich derzeit keine Daten vorliegen und ich glaube, in diese Thematik sollten wir auch unbedingt Aisha mit einbeziehen. Doch schlussendlich ist es so, dass wir problemlos den Nachbrenner ersetzen können. Was die Leistung der Maschine noch deutlich verbessern dürfte.«

Auch wenn sich Viper bei dieser Sache keines Wegs so sicher war wie Waldemar, hatte dieser doch eine sehr korrekte Aussage getroffen.

»Okay, der Punkt geht n dich. Das sollten wir weiter vertiefen, wenn der Generator spruchreif ist und Aisha sich das angeschaut hat.«

Waldemar nickte zufrieden. Nun sprach Benjamin.

»Okay. Aber bevor wir mit den Flugzeugen anfangen, sollten wir schauen, wie wir den Generator entweder stark verbessern und ihn dadurch kleiner dimensionieren können, oder was wir tun können, um die Komponenten leichter zu machen. Auf jeden Fall müssen wir Gewicht reduzieren.«

Waldemar und Mario hatten sofort ein paar Konzepte bereit, um die Komponenten leichter zu machen. Viper und Kim hingegen zeigten den Beiden sofort den Vogel. Klar, die Komponenten konnten leichter werden. Das hätte jedoch auch radikal ihre Stabilität reduziert. Ein Punkt welcher aber indiskutabel war. Mit ein erklärtes Ziel war es ja, eine möglichst effektiver und eine geradezu absolut zuverlässige Energiequelle zu schaffen. Das ging aber nicht, wenn die Bauteile Schrott waren, da man sie zu leicht gemacht hatte.

Benjamin löste die Streitigkeiten auf eine sehr elegante Variante. Viper und Kim sollten sich überlegen, wie man die Komponenten leichter machen konnte, ohne ihre Stabilität zu opfern. Derweil sollten Mario und Waldemar sich Gedanken darüber machen wie man die Effizienz steigern konnte. Jana und Natascha sollten derweil die Autos quälen und herausfinden, wo es beim Generator noch zu Problemen kam, wie man bestehende Probleme vielleicht kompensieren konnte und so weiter.

Was sich dabei herausstellte, war beachtlich. Mario und Waldemar hatten tatsächlich schon bald Konzepte erarbeitet, wie sie die Effizienz steigern konnte, während Viper Materialien fand, welche das Gewicht reduzieren, gleichzeitig aber auch die Stabilität erhöhen konnten. Dazu zeigten die Testfahrten auch deutlich, dass der Generator schon in diesem Zustand von kaum durch äussere Einflüsse beeinträchtigt wurde. Egal ob Stand, Feuchtigkeit, Schmutz, der Generator lief. Auch Schläge und Erschütterungen spielten keine Rolle.

Bis sich schliesslich etwas herausstellte, was doch zu Problemen führte. Jana war auf die Idee gekommen, die Position des Generators zu verändern und siehe da, nichts funktionierte mehr. Weder lief der Generator rund, noch funktionierte der Elektromotor, obwohl dieser durch den Puffer genug Energie zur Verfügung hatte.

Benjamin fand schliesslich des Rätsels Lösung. Im Generator waren Magnete verbaut, genau so wie im Motor. Diese sassen nun so zueinander, dass die Magnetfelder sich gegenseitig störten und schlussendlich nichts mehr ging.

Und genau hier ergab sich ein grosses Problem. Wie sollte die Zuverlässigkeit des Generators gewährleistet werden können, wenn dieser durch ein externes Magnetfeld zur Kapitulation gebracht werden konnte? Klar, die Freunde hätten den Generator entsprechend abschirmen können, doch damit wäre das Gewicht wieder stark gestiegen.

Was tun? Für Viper war ganz klar, solange dieses Problem nicht ohne eine massive Zunahme von Gewicht gelöst werden konnte, war der Generator nicht einsatzbereit. Nicht in einem Auto, nicht im Flugzeug und schon gar nicht im Hubschrauber. Damit liess er in Benjamin ein wenig seine heile Welt zerbrechen. Es musste doch irgendeinen Weg geben, dieses Problem zu lösen!

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