Hochzeit zwischen Auto und Generator

Trotz der angeblich überragenden Fähigkeiten von Viper, dauert es dennoch die angegebene Zeit, bis dieses kleine Auto fertig ist. Dann steht es da und wartet auf eine Testfahrt.

»Okay dann. Es ist fertig!«

Mario, der die ganze Aktion belustigt verfolgt hat, während er zusammen mit Benjamin und Waldemar an Verbesserungen des Generators getüftelt hat, muss sein Kommentar dazu abgeben.

»Eigentlich beeindruckend. Wenn du für deine Viper so lange gebraucht hättest, wäre jetzt vielleicht der Rahmen fertig.«

Viper schnaubt.

»Du musst immer einen blöden Spruch ablassen, oder? Diese ganzen, beschissenen Kleinteile, die dazu noch an die dümmsten Orte müssen, da braucht man eben seine Zeit.«

Waldemar will gerade anfangen, Vipers Aussage zu bekräftigen, als Jana einen drauf setzt.

»Nie um eine Ausrede verlegen, oder?«

Sie lacht. Viper wirft die Fernbedienung auf den Tisch.

»Hier! Viel Spass damit, ihr Klugscheisser. Ich geh jetzt was essen!«

Benjamin wirkt verunsichert. Waren seine Freunde da zu weit gegangen? Mario sieht, dass er sich Sorgen macht.

»Keine Sorge Ben. Viper ist so. Der regt sich auch gar nicht wirklich auf. Muss aber eben sein Image aufrecht erhalten.«

»Ganz sicher?«

Mario nickt.

»Gut. Na denn. Wer will das Ding ausprobieren?«

Natascha hatte zuerst die Fernbedienung und fing an mit dem Auto herumzufahren. Es hatte Power, definitiv. Die Lenkung war ganz hervorragend und dank der Federung konnte man wunderschöne Sprünge durchführen. Dann wechselte die Fernbedienung den Besitzer. Jeder fuhr ein wenig mit dem Teil herum, wobei Waldemar überraschend intuitiv damit umging. Mario, der ja nun schon viel Zeit mit Waldemar verbracht hatte, gerade an den Rennwochenenden, hätte seinem Freund niemals ein solches Geschickt am steuern eines Autos zugetraut.

Schliesslich waren die Akkus leer und genau das war auch Ziel der Mission. Gut, leere Akkus und ein Probelauf für das Auto. Okay, die Leute wollten auch etwas Spass haben. Da kam Viper zurück.

»Na? Habt ihr euch ausgetobt? Wie wäre es dann, wenn wir Auto und Generator mal verheiraten würden?«

»Ich wäre dafür mein Freund! Eigentlich dachte ich, es wäre eine Art Plattform nötig, auf welche wir den Generator befestigen müssen. Doch wenn ich die Ladefläche so sehe, da dürfte der Generator direkt drauf passen.«

»Dürfte? Waldi, ist alles okay mit dir?«

Mario schaut den fragenden Waldemar an, wirft dann mit ein paar Zahlen um sich und schaut Waldemar dann direkt in die Augen.

»Da ist nichts mit dürfte! Es passt!«

Waldemar nickte. Was keine von den Beiden mitbekommen hatte, Viper, Natascha und Kim waren schon dabei, unter Benjamins wachsamen Augen, den Generator auf die Ladefläche vom Auto zu setzen und ja, es passte hervorragend. Drum herum war sogar noch Platz. Als das Teil schliesslich mit selbst schneidenden Schrauben fixiert war, schaute Viper Benjamin an.

»Okay Chef. Arbeit erfolgreich ausgeführt. Jetzt die Frage. Nutzen wir den ausgehenden Strom des Generators direkt für den Motor, oder laden wir damit den Akku?«

Hilfesuchend schaute Benjamin zu Mario.

»Direkt an den Motor!«

Dann ein ebenso hilfesuchender Blick zu Waldemar.

»Selbstredend, mein lieber Freund, laden wir damit den Akku!«

»Warum willst du damit den Akku laden Waldi?«

»Ganz einfach, mein lieber Mario. Wir können nicht davon ausgehen, dass der Generator immer die nötige Spannung bereitstellt. Dafür haben wir ja den Kondensator. Trotzdem ist nicht gesagt, dass nicht irgendwann mal ein Einbruch der Leistung zu verzeichnen sein wird. Vielleicht durch eine Erschütterung? Ein rutschender Riemen? Ich kann mir viele Szenarien vorstellen. Dann entlädt sich der Kondensator schneller, als er neun Strom zugeführt bekommt und auf einmal stottert das Fahrzeug, oder bleibt sogar stehen. Laden wir jedoch zuerst den Akku, dann haben wir dessen komplette Leistung als Puffer. Der Generator kann also auch öfters seine Spannung nicht halten können, ohne dass es Probleme beim Fahrzeug gibt.«

»Du immer mit deiner Dummer Sicher! Du …«

Benjamin hob die Hand.

»Wir sind hier zum forschen! Nicht zum Diskutieren. Ich tendiere auch mehr zur Waldi. Aber trotzdem reizt es mich zu sehen, wie der Generator sich im Betrieb schlägt. Also sage ich mal, wir verdrahten den Generator jetzt direkt mit dem System. Ich nehme mal an, da werden wir noch eine Elektronik zwischenschalten müssen?«

Kim nickte.

»Ja. Das Auto verlangt nach 14 Volt. Das heisst, wir müssen die Spannung vom Generator puschen. Ist aber kein Problem. So ein Bauteil habe ich im Hubi.«

»Super. Gehst du das bitte holen? Mario, du und Waldi baut uns in der Zwischenzeit eine Ladeelektronik, damit der Akku auch vom Generator sauber geladen werden kann. Es wäre uncool, wenn uns der Akku ausgasen würde.«

»Eine banale Aufgabe, mein Freund. Wir …«

Wieder hob Benjamin die Hand.

»Viper, kannst du uns irgendwie eine Strecke basteln? Die wirklich fordernd ist? Wo das Ding richtig Leistung zeigen muss und auch physisch nicht geschont wird?«

Viper verschränkte die Arme.

»Du meinst mit Sprüngen, Steilkurven und so?«

»Genau. Oder auch mit Sand, Dreck, Wasser. Alles was dir einfällt, was so einem Generator schaden könnte.«

»Du willst also wissen, wie gut man das Teil absichern muss?«

»Nein. Ich finde es nur toll, wenn du eine Rennstrecke zimmerst.«

Dabei schüttelte Benjamin den Kopf. Viper hingegen schien sauer und das machte Benjamin sofort wieder Angst.

»Ach, glaub mir das doch nicht! Natürlich will ich wissen, wie man dem Ding Sand ins Getriebe werfen kann. Wo seine Grenzen liegen und ich will wissen, wie wir das Teil gegen so ziemlich alles erdenkliche schützen können. Wenn so ein Gerät in einem Auto ausfällt, dann bleibt die Karre einfach stehen. Was passiert aber, wenn die Mädels damit baden gehen? Oder wir später im Flugzeug?«

Viper lachte.

»Ich hab dich schon verstanden kleiner. Draussen baue ich uns was. Das wird das kleine Teil ganz schön fordern, garantiere ich dir!«

Benjamin nickte und konnte es mal wieder nicht fassen, dass selbst ein Monster wie Viper auf ihn hörte. Offensichtlich hatte er sich stark verändert.

Einige Zeit später war der Generator schliesslich direkt mit der Elektronik des Autos verbunden. Benjamin und Waldemar hoben das tatsächlich recht schwere Fahrzeug vom Tisch runter und Benjamin startete, wieder mit der Batterie, den Generator. Der lief sofort wieder Tadellos, nachdem Benjamin die Batterie wieder getrennt hatte. Sofort war auch das Piepen der Elektronik zu hören die signalisierte, dass sie einsatzbereit war. Mario übergab Benjamin die Fernbedienung.

»Hier, mein Freund. Es war deine Idee, also gebührt dir auch der erste Durchgang.«

Benjamin war aufgeregt. Viper war zwar noch lange nicht mit seiner Strecke fertig, doch erste Tests konnten auch im Labor durchgeführt werden.

Ganz vorsichtig zog Benjamin am Abzug der Pistolenfernbedienung und sofort fuhr das kleine Auto los. Genauso, wie zuvor mit den Akkus. Benjamin kontrollierte kurz, ob die drei mitgelieferten Akkus auch wirklich auf der Arbeitsfläche lagen, dann fing er ein, mit dem Auto wirklich zu fahren. Vorwärts, rückwärts, Kurven und so. Alles verlief reibungslos und bestätigte ihn darin, dass die von ihm und Lori entwickelte Maschine wirklich funktionierte.

»Ich bin schon beeindruckt, muss ich ganz ehrlich sagen. Zwar bin ich immer noch nicht an dem Punkt wo ich sagen würde, ich will das in meinem Hubschrauber, aber beeindruckt bin ich trotzdem.«

»Geb ich dir vollkommen Recht Jana. Auch ich weiss noch nicht, ob ich so ein Teil im Lori haben will, geschweige denn im Flugzeug. Aber zu sehen, dass wir gerade wirklich mit faktisch freier Energie so ein elektrisches Fahrzeug bewegen, beeindruckt mich zutiefst!«

»Wenn ich denn einen Vorschlag machen dürfte, wir sollten dieses kleine Gefährt auf der Werkbank aufbocken, die Fernsteuerung auf Dauerfeuer schalten und dann herausfinden, ob nicht doch irgendwann die Leistung einfach weg ist!«

Auch wenn Benjamin mit dem kleinen Teil seinen Spass hatte, nickte er. Kurz darauf hatten sie das Auto auf der Werkbank und so unterbaut, dass die Räder in der Luft hingen. Ein einfaches Gummi sorgte dafür, dass die Fernbedienung Dauerfeuer gab und ab da hiess es einfach abwarten.

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