Katja gegen Amy

Gegen Nachmittag, wo eigentlich eine Veranstaltung anstand, welche gerade Claudia und Maia nicht verpassen wollten, vibrierte Katjas Handy. Eine private Nachricht und die kam von Amy.

»Gym!«

Katja war irritiert, Okay, Amy hatte mit Rebekka und Janine hier in Heinzfort eine Trainingsanlage gekauft, um auch wenn sie längere Zeit hier waren trainieren zu können. So eine Nachricht gab es zuvor aber noch nie.

Doch wie sollte es anders sein, auch wenn sie versuchte ihre Freundinnen nach dieser ominösen Nachricht zu fragen, die hatten nur die Veranstaltung im Kopf und wie sie sich dabei für die Jungs besonders lecker anbieten konnten. Selbst Janine war ihren Fragen nicht zugänglich. Es blieb ihr also nur eine Möglichkeit, den Grund für diese Nachricht zu erfahren. Sie musste dort hin und Amy persönlich fragen.

Die Trainingshalle war zum Glück auch ohne Auto in weniger als 15 Minuten zu erreichen. Katja stiefelte los und wollte sich mit den Anderen treffen, wenn sie das geklärt hatte. Doch als sie die Halle betrat und Amy sah, wirkte der Plan irgendwie undurchführbar.

Amy stand da, hatte ihre pinke Schutzkleidung fürs Training an und schien zu warten.

»Du hast lange gebraucht!«

»Ja, ich weiss. Aber sag, was soll die Nummer?«

Amy fing an auf der Trainingsmatte hin und her zu gehen. Wie ein Raubtier.

»Ganz einfach. Du und ich, wir sind gleich. Ich bin die treibende Kraft in Neunburg, du hier in Brücken. Nun spricht es sich aber mittlerweile bis zu uns herum, dass du hier wie ein Superheld durch die Strassen streifst und böse Jungs verkloppst. Seit beim letzten Wochenende dieser eine Typ auf dem Parkplatz gesagt hat, wenn dieser Held aus Heinzfort anwesend wäre, würde niemand eine Rauferei anzetteln, bin ich gelinde gesagt etwas deprimiert. Bislang war ich immer die Person, die für Abschreckung gesorgt hat.«

Katja bekam ein wenig Panik.

»Und was hast du jetzt vor?«

Amy zeigte auf einen grossen Turnbeutel.

»Da ist ein Anzug drin, wie du ihn normal trägst. Hab ich anfertigen lassen. Dazu noch entsprechende Schutzkleidung. Sobald du fertig bist, aktiviere ich die Kameras und wir klären, wer hier der Sheriff in der Stadt ist!«

Die Panik in Katja stieg. Ihr war absolut klar, dass sie gegen Amy kein Land sehen würde.

»Amy, du brauchst das nicht auf die Weise zu klären! Wir wissen beide, dass du mehr drauf hast als ich!«

Amy schüttelte den Kopf.

»Wenn ich das wüsste, dann würde ich nicht hier stehen. Also, anziehen!«

Panisch versuchte Katja abzulenken.

»Aber, warum hast du einen Anzug anfertigen lassen? Ich hab doch einen!«

»Glaub mir, der ist besser. Technologie von Mario. Weisst du noch, wie als wir gegen den Schatten gekämpft haben.«

Da horchte Katja auf. Ihr Anzug war ja eigentlich ein Kostüm. Einfacher Stoff, der hin und wieder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Marios Zeug war da viel robuster.

 »Na gut Amy. Wird ja wohl eh kein langer Kampf!«

Katja zog sich um. Als sie die Handschuhe anzog, bekam sie ein unglaublich mieses Bauchgefühl. Amy würde sie über die Matte treten, dass sie nächste Woche noch blaue Flecken haben würde. Als sie fertig war, drückte Amy einen Knopf auf einer Fernbedienung und war diese dann von der Matte.

»Na denn. Klären wir das!«

Sagte sie und steckte sich den Mundschutz in den Mund. Katja nickte und tat es ihr gleich.

Sofort kam Amy angestürmt. Katja hatte überhaupt keine Ahnung, wie sie sich zur Wehr setzen sollte. Amy schien viel mehr Arme und Beine zu haben als sie. Wenn sie einen Schlag blocken konnte, bekam sie schon kurz darauf drei bis vier Treffer. Mit den Beinen war es nicht besser.

Allgemein war das für Katja nicht verwunderlich. Sie war sich ja sicher, dass Amy viel mehr auf dem Kasten hatte und deshalb der Kampf gleich zu Ende sein würde. Doch noch während sie diesen Gedanken hatte, fiel ihr etwas interessantes auf. Ja, Amy traf und es tat echt verflucht weh. Aber für einen Sieg reichte das so nicht. Solange sie ihr Gesicht und die kurzen Rippen schützen konnte, blieb sie im Spiel.

Leider half ihr das nicht. Nur im Spiel bleiben würde den Kampf einfach nur verlängern, nicht aber das Ergebnis beeinflussen. Doch wenn sie schon Prügel kassierte und dabei stehen blieb, wollte sie das auch nutzen.

Das grosse Problem dabei war nur, wie sollte sie einem fast perfekten Kämpfer wie Amy irgendeinen Schaden zufügen? Amys Stand war immer sicher, ihre Deckung lückenlos und ihre Schläge und Tritte viel zu schnell, als dass Katja da eine Lücke hätte nutzen können. Selbst der Versuch, Amy irgendwo einen offene Stelle zu präsentieren und dann zuzuschlagen, also einen Schlag bewusst in Kauf nehmen, zeigte keinerlei Wirkung. Amy war einfach zu schnell und zu erfahren.

Eigentlich gab es nur eine einzige, minimale Schwachstelle. Wenn Amy versuchte einen Roundhousekick an Katjas Kopf zu platzieren. Die Bewegung dauerte lange und in der Zeit hatte Amy nur ein Standbein.

Doch auch wenn das nach einem Plan aussah, scheute sich Katja, ihn auszuführen. Die Gefahr war gross, dass Amy einfach zu schnell war. Die Wucht eines ihrer Tritte an Katjas Kopf hätte den Kampf mit Sicherheit entschieden. Wäre Katja also nur einen Wimpernschlag zu spät, hätte sie den Kampf verloren.

Nun, ganz genau genommen war sie dabei zu verlieren. Die vielen Treffer zeigten langsam Wirkung und irgendwie schien der Gedanke an eine Aufgabe gar nicht so befremdlich.

Doch dann. Ohne von Katja provoziert worden zu sein, versuchte Amy einen Tritt an ihren Kopf. Blitzschnell griff Katja nach ihrem Bein, drehte sich und riss Amy mit einem ausgestreckten Bein von den Füssen.

Amy fiel und noch während sie in der Luft hing, fing Katja an zu schlagen und landete ein paar echt fiese Treffer. Auch auf der Matte setzte sie schon hart es irgendwie ging nach. Doch ein Moment der Unachtsamkeit reichte aus, um Amy die Chance zu geben, sie mit den Beinen zu umklammern und von sich zu ziehen.

Eine Augenblick standen die Beiden sich gegenüber. Katja war froh, dass sie einen Moment durchatmen konnte, während Amy sichtlich beeindruckt schien. Da war kein direkter Angriff mehr. Amy schien zu lauern.

Auch ihr dann erfolgender Angriff war verhaltener. Katja hatte gezeigt, dass man sie nicht unterschätzen durfte, selbst nach einer solchen Serie von Treffern. Amy kannte das nur zu gut. Auch sie hatte schon viel einstecken müssen, bevor sie schlussendlich einen Angriffspunkt finden und das Blatt wenden konnte. Das sollte ihr bei Katja auf keinen Fall passieren.

Doch genau durch dieses Verhalten gab sie Katja genug Zeit, auf ihre Angriffe zu reagieren. Es entstand ein auf lange Zeit ausgeglichener Kampf, bei dem fast jeder Angriff abgewehrt werden konnte.

Dann, für Amy total unerwartet, startete Katja eine Offensive, welche Amy schwere Treffer einbrachte. Sie war sich absolut sicher, dass sie keinen Fehler gemacht hatte. Trotzdem traf ein Schlag und Tritt nach dem anderen und Amy sah keine Chance, dagegen wirkungsvoll handeln zu können.

Katja landete schliesslich einen Kopftreffer und Amy sah Sterne. Etwas, was bei ihr kaum auftrat. Katja sah die Benommenheit, wollte sie ausnutzen, doch Amy machte einen kleinen Schritt nach vorne, schlug zu und liess Katja voll in ihre Faust laufen.

Das Nächste, was Katja sah, war eine grinsende Amy, die sich über sie gebeugt hatte.

»Na? Wieder unter den lebenden?«

Katja stützte sich auf ihre Ellenbogen.

»Alter, der Schlag war fies. Ich weiss nichts mehr. Die Lampen waren sofort aus.«

»Habs gesehen. Aber falls es dich beruhigt, hättest du deinen Treffer gelandet, würde ich jetzt da liegen. Ich hab schon Sterne gesehen.«

Katja stand auf.

»Erzähl doch kein Blödsinn!«

»Mache ich nicht! Ich muss leider anerkennen, dass du mir mittlerweile ebenbürtig bist.«

Sie fing an zu lachen.

»Was bin ich froh, dass wir auf der gleichen Seite stehen!«

Katja nickte.

»Ja. Dich als Feind möchte ich nicht haben!«

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