Die Forschung kann beginnen

»Ich frage mich einfach nur, wie ihr davon Wind bekommen haben sollt. Erzählt mir jetzt nicht, ihr habt meine Hardware gehackt!«

Das betonte Mario ganz besonders, da er sich mehr als sicher war, dass in seine Systeme niemand einbrechen konnte. Er war schon immer sehr auf Sicherheit bedacht gewesen, doch seit auch noch Waldemar mit seinen unglaublichen Protokollen seine System noch weiter gehärtet hatte, war ein Hack quasi ausgeschlossen.

»Mario. Das geht viel einfacher, da muss man gar nicht irgendwo in ein System einfallen. Glaub mir.«

Jana schien sichtlich amüsiert. Mario hingegen war sich gar nicht so sicher, ob er die Antwort auf seine Frage überhaupt noch wissen wollte.

»Okay. Ich gehe davon aus, wenn wir tatsächlich Erfolg haben, wollt ihr die Technologie auch einsetzen?«

»Blöde Frage Mario. Natürlich wollen wir das? Nichts gegen unsere fetten Triebwerke, aber die fressen leider Treibstoff und davon können wir ja nicht unbegrenzt mitnehmen. Ausserdem reagieren die Triebwerke ja nicht so direkt auf Lastwechsel, wie es ein elektrischer Antrieb tun würde.«

»Wenn ich die Frage einwerfen dürfte, euch liegt nichts an finanzieller Bereicherung? Ihr wollt diese Technologie also nicht möglichst gewinnbringend verkaufen?«

Nun lachte Jana sogar.

»Waldi. Du bist echt zu süss manchmal. Dir ist doch klar, dass wir potente Sponsoren haben? Geld ist für uns eine Nebensache. Wir kriegen was wir wollen. Von daher würde es auch keinen Nutzen haben, wenn wir die Technologie verkaufen würden.«

»Na ja, Jana. Es würde euch von Sponsoren unabhängig machen, nicht wahr?«

»Du siehst das falsch Ben. Die Sponsoren geben uns Geld. Mehr nicht. Die haben kein Mitspracherecht, können nichts bestimmen und gar nichts. Wir geben an, was wir brauchen und bekommen dafür das Geld. Punkt. Vielmehr, wir sagen, wir brauchen eine gewisse Summe und die bekommen wir ausgehändigt.«

»Na, okay. Also ich bin damit einverstanden. Können wir also anfangen?«

Mario bekam ein einstimmiges Nicken.

»Wenn ich dann den Vorschlag unterbreiten dürfte, meine lieben Freunde, wir sollten zuerst die Lokalität auf Vordermann bringen. Ich habe derzeit das unwiderstehliche Verlangen nach einer Tetanusspritze.«

Benjamin lachte.

»Was erwartest du? Ein fünf Sterne Hotel? Ich hatte kaum Zeit und in der Zeit habe ich doch einiges auf die Beine gestellt. Oder willst du was anderes behaupten Waldi?«

»Keines Wegs Ben. Tatsächlich bin ich gerade von dem Standort absolut begeistert! Es schreit förmlich nach dem Ausbau zu einer geheimen Forschungsstation. Trotzdem sehe ich, wie hier Schimmel und Keime offensichtlich beste Freunde sind und dagegen könnte zuerst etwas unternommen werden.«

Mario fing an sich umzuschauen.

»Also hier, aus dem einstigen Shop, könnte man quasi das Planungsbüro machen. Grosse Tafel, jeder bekommt einen Computer, oder zumindest einen dicken Laptop, 3D Drucker, um Konzepte zu visualisieren und dann auch die benötigten Objekte zu erstellen.«

»Dem stimme ich zu, mein lieber Freund. Doch sollten wir die Fenster entfernen. Es würde vielleicht Aufsehen erregen, wenn auf einmal Leute hier drin arbeiten.«

Natascha, die mit verschränkten Armen da stand und bislang nur zugehört hatte, konnte in dem Fall weiterhelfen.

»Das erledigen wir. Aber, die Fenster bleiben drin. Zumindest dem Anschein nach. Wir besorgen grosse Displays. Werden genau hinter die Fenster gesetzt, so dass man sie nicht als Displays erkennen kann und da können wir dann alles mögliche anzeigen lassen. Das da drin jetzt eine Schneiderei ist, oder eine Sekte, oder ein BDSM Studio. Ganz egal.«

Das erntete natürlich neugierige Blicke.

»Wenn du mir die Frage gestattest, meine liebe Natascha, was wäre der Vorteil, im Vergleich zum entfernen der Fenster?«

»Die menschliche Neugier Waldi. Nagel die Fenster zu und beim vorbeifahren werden sich viele die Frage stellen, was da jetzt wohl dahinter passiert. Da muss dann nur einer so dreist sein und sich das aus der Nähe anschauen und schon haben wir ein potentielles Sicherheitsleck. Sind da aber Displays, die unter Umständen auch noch über Nacht Leute bei der Arbeit, oder sonstigen Praktiken zeigen, dann vergeht die Neugier sofort und eventuelle Einbrecher kommen gar nicht erst auf die Idee, da mal nach dem Rechten zu schauen.«

»Also wenn ihr mich fragt, dann klingt die Idee ziemlich gut.«

Mario sah das genauso wie Benjamin und nickte nur.

»Gut, dann wäre das ja geklärt. Wie machen wir das mit den Werkstätten?«

»Jana, meine teure, die sollten auch einmal gereinigt, die Hebebühnen und Kompressoren kontrolliert und anschliessend voll ausgestattet werden. Ich traue mich derzeit gar nicht, da einen Fuss hinein zu setzen. Im Vergleich zu unserer Werkstatt mit dem Garzella ist das der reinste Dreckstall. Aber was ich sehe, scheint auch nicht besonders gut ausgestattet zu sein.«

»Das ist kein Problem Waldi. Da pfeife ich Viper bei. Der weiss ganz genau, worauf es bei den Bühnen ankommt.«

»Viper? Gehen wir da nicht das Risiko ein, dass unser Vorhaben frühzeitig auffliegt?«

»Nö Ben. Viper ist in der Hinsicht sehr schlicht. Vielleicht fragt er sich, was wir da machen. Aber mehr auch nicht.«

Das brachte eine Frage in Kim zum Vorschein.

»Viper wäre aber unter Umständen ein wertvoller verbündeter. Er ist ein studierter Ingenieur und versteht sein Handwerk.«

Mario wusste sofort, dass Kim damit absolut Recht hatte. Was er theoretisch und am Computer drauf hatte, hatte Viper handwerklich drauf. Seine Viper war nach wie vor für Mario ein Wunderwerk und das hatte Viper komplett alleine zustande gebracht. Mit Block und Bleistift, gänzlich ohne Computer.

»Da hast du nicht ganz Unrecht Kim. Als Ingenieur macht Viper so schnell niemand etwas vor und ich glaube, er könnte ein echter Gewinn für uns sein. Aber, es ist Bens Projekt. Also seine Entscheidung.«

Benjamin kannte Viper bislang aber nur aus den Videos und wusste nicht, wie er ihn einordnen sollte.

»Ich soll also eine Entscheidung über jemand treffen, den ich gar nicht kenne? Das ist nicht wirklich schlau. Ich vertraue dir da Mario. Oder besser gesagt, ich vertraue euch. Wenn ihr sagt, Viper wäre ein Gewinn, dann soll es mir Recht sein.«

»Viper ist, so ungehobelt und grob er auch sein kann, in der Tat ein Mann mit einem hohen Verständnis für seine Arbeit. Ich würde sein Auto mit der künstlichen Intelligenz vergleichen, die Mario erschaffen hat. Vieles in seinem Auto ist aus meiner Sicht faktisch unmöglich, doch wurde es von ihm realisiert.«

»Warum verliert er dann immer gegen Janine?«

Mario lachte.

»Weil egal wie gut er ist, er ist nur eine Person. Bei ihm gibt es nur eine Person für alles. Er muss sowohl bauen, beziehungsweise verbessern, testen, fahren. Dazu nimmt er in seinem Auto alle Einstellungen per Hand vor und ist dennoch nur ganz knapp hinter Janine und dem Lori. Ich meine, Janine ist zweifelsohne der beste Fahre vom Lori. Sie testet also und sagt dann an, was man ändern könnte oder muss. Ich hingegen sorge dafür, dass da noch irgendwo ein bisschen mehr Leistung zum tragen kommt, die dann wieder von Janine getestet wird. Zum guten Schluss ist dann aber noch Lori selbst, Der kümmert sich um die meisten Einstellungen beim Rennen und dadurch hat Janine in allen Bereichen quasi die optimale Einsatzleistung.«

Das überzeugte Benjamin. Also der eine Punkte, dass Viper im Alleingang fast die selbe Leistung erreichen konnte, wie Mario, Lori, Janine und die Mädels zusammen.

»Dann würde ich sagen, holen wir ihn ins Boot. Wir fangen hier mit dem Shop an und er kann sich, so wie er eben Zeit hat, um die Werkstatt kümmern. Klingt das gut?«

Jana schüttelte den Kopf.

»Oh je, oh je. Ein Nerd ohne Führungsqualität soll der Häuptling für ein Projekt werden, welches die ganze Welt verändern könnte. Prost Mahlzeit!«

»Sei doch nicht so gemein Jana! Ich bin mir sicher, Ben kriegt das schon auf die Reihe. Mit stottern, nachfragen, und unsicher wird er auch sein. Aber ist doch egal! Lass ihn doch an der Aufgabe wachsen!«

Natascha lachte.

»Na herrlich. Ben, ich hoffe, im Bett bist du sicherer, als bei Entscheidungen. Die junge Dame da hat nämlich ganz eindeutig Muschijucken werden dir!

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