Was ist los mit Janine?

Benjamin war wie in Trance, als Janine den Kuss beendete und ihn mit einem derart strahlenden Lächeln anschaute, dass er sich geblendet fühlte. Erst nach einigen Sekunden war er wieder dazu in der Lage, etwas zu sagen.

»Was war das denn?«

Ohne ihr Lächeln zu beenden gab Janine Antwort.

»Umgangssprachlich nennt man das einen Kuss.«

»Ich weiss, dass das ein Kuss war. Aber was war das?«

Janine musste lachen.

»Hab ich dich jetzt kaputt gemacht Otto?«

»Offensichtlich. Oder du erklärst mir einfach, was du da gerade gemacht hast.«

»Hab ich doch schon gesagt. Ich hab dich geküsst.«

»Ja gut, soweit bin ich schon mitgekommen. Wenn das jetzt mein erster Kuss gewesen wäre, würde ich alles ja noch verstehen. Aber es war weder mein erster Kuss, noch mein erster Intensiver Kuss.«

Er machte eine kleine Pause, da ihm etwas klar geworden war.

»Alter. Es war nicht mein erster Kuss! Weisst du wie lange ich darauf gewartet habe, so etwas mal sagen zu können?«

Janines Mimik änderte sich auf gelangweilt. Oder auch genervt. Das konnte Benjamin noch nicht genau einschätzen.

»Du schweifst ab.«

»Ja. Richtig. Tut mir leid, aber es ist …«

Da merkte Benjamin selbst, dass er beim Thema hätte bleiben sollen.

»Auf jeden Fall, ich hab jetzt schon ein paar Mal geküsst und gerade Katja und Amy haben das richtig drauf. Aber selbst der ganze Sex war nichts im Vergleich zu diesem Kuss. Also, was war das?«

»Genau genommen nur ein Test.«

Nun lächelte Janine wieder.

»Ein Test? Für? Küssen 2.0?«

»Ach, wie er doch ein echter Nerd ist. Nein. Du hast die ganze Zeit was von heiraten gefaselt. Dabei hab ich dann auch angefangen nachzudenken. Der Gedanke, mit dir in eine Ehe zu starten, bei mir zu wohnen, ab und an bei dir Urlaub zu machen und wirklich eine echte Ehe mit dir zu führen, mit Romantik, mit Leidenschaft und alles …«

Benjamin machte so grosse Augen, dass Janine mitten im Satz unterbrach.

»Was hast du?«

»Janine. Du, was du da sagst klingt, also da könnte man meinen, oder ich auf den Gedanken kommen das du …«

»Das ich verliebt bin?«

Benjamin nickte ganz langsam. Janine hingegen fing an zu lachen.

»Nee Otto. Da muss ich dich dann jetzt wirklich enttäuschen. Verliebt sein kenne ich. Das bin ich immer, wenn ich in Amys Nähe bin und bei Kincaid spüre ich da auch was. Glaube ich. Den hab ich jetzt schon so lange nicht mehr gesehen, ich hab eigentlich gar keine Ahnung, ob es wirklich noch so ist. Aber egal. Das spüre ich bei dir alles nicht. Trotzdem spüre ich da ein gewisses Kribbeln und eine Wärme, wenn ich an uns in eine Ehe denke und ich wollte jetzt wissen, ob ich auch dieses warme Gefühl habe, wenn ich dich küsse.«

Und wieder wurden Benjamins Augen gross. Eigentlich wollte er einen langen Monolog halten, der auf die Frage abzielte, wie nun das Ergebnis ausgefallen war. So war es in seinem Kopf. Sein Mund kürzte es ein wenig ab.

»Und?«

»Wärme kann man das nicht nennen Otto.«

Janine sah, wie alles an Hoffnung in seiner Mimik komplett zerstört wurde.

»Dachte ich mir.«

Seine Stimme war derart traurig und niedergeschlagen, dass Janine fast ein schlechtes Gewissen bekam, weil sie immer noch grinste.

»Ich brenne Otto! Ich brenne!«

Benjamins Augen füllten sich mit Glück und Freude. Er bekam ein breites Grinsen und Janine wusste, dass er wirklich happy war. Zumindest war das die Reaktion, die Janine erwartet hatte. Benjamins Gesichtszüge entgleisten jedoch völlig.

»Ja wenn du brennst, warum liegst du dann noch auf mir? Fahr uns zurück und keine Angst. Das mit dem heiraten spreche ich nie wieder an!«

Nun war es Janine, deren Gesichtszüge in die nächste Betonbarriere krachten.

»Bitte was? Wie bist du denn drauf?«

»Na wenn du brennst? Ich weiss ja, dass ich nicht gerade der Traum von euch Frauen bin. Aber das du mich so herabwürdigst, hätte ich bei einer von euch echt nicht gedacht. Dann war der ganze Sex wohl auch nur heisse Luft?«

»Boah Alter. Was fährst du denn jetzt für ein Film? Ist das so schwer zu akzeptieren, dass ich wirklich ein glückliches Gefühl habe wenn ich dran denke, dass ich deine Frau bin?«

Gesichtsgulasch die Nächste bei Benjamin.

»Glückliches Gefühl?«

»Ähm ja? Ich wollte wissen, ob ich dieses warme Gefühl habe, wenn ich dich küsse mit dem Hintergedanken, dass du mich heiraten willst. Aber es ist nicht warm. Ich brenne geradezu!«

Nun verstand Benjamin.

»Ach du scheisse! Janine, entschuldige bitte! Bei uns bedeutet brennen eher so etwas wie, man hat einen Dachschaden. Wenn jemand zum Beispiel was richtig dummes macht fragt man den, ob er brennt. Ich hab das total falsch …«

Da war Ende, denn schon wieder schickte Janine ihre Zunge auf Wanderschaft und in ein regelrechtes Duell mit seiner Zunge. Ihm blieb mal wieder die Luft weg und er wusste gar nicht, wie ihm da war. Bis sie schliesslich wieder aufhörte.

»Nee du. Eindeutig brennen im Sinne von warmes Gefühl in der Brust.«

Hirnschlaggesicht bei Benjamin.

»Will du etwa jetzt wirklich heiraten? Ohne diesen Deal?«

Janine grinste.

»Sagen wir mal so. Aktuell finde ich den Gedanken wirklich äusserst verlockend. Ich neige aber dazu, zu schnell über die Ziellinie zu flitzen. Deshalb bequatsche ich das nachher erst mit meinen Mädels. Amy wird komisch schauen, dann wird mir Rebekka ihre fundierte Meinung sagen. Dann sehe ich weiter.«

»Moment. Du machst eine Ehe mit mir von Rebekkas Meinung abhängig?«

»Quatsch! Rebekka ist aber die Rationale bei uns. Wenn sie bei der Sache irgendwelche Probleme sieht, kann ich mir darüber Gedanken machen. Die Entscheidung treffe aber ich.«

Aus einem Impuls heraus ging Benjamin an Janines Brüste. Absolut zärtlich und liebevoll.

»Dann wären das ja die Brüste meiner Frau!«

Ein diabolischer Gesichtsausdruck huschte auf Janines Gesicht.

»Ja. Aber damit hast du trotzdem nicht das Exklusivrecht daran!«

Benjamin lachte.

»Das hab ich auch gar nicht gesagt. Aber vor kurzem habe ich noch davon geträumt, überhaupt mal eine Frau irgendwie berühren zu dürfen, ohne gleich Schelle zu bekommen. Ausserdem habe ich auf dich schon unzählige Male gewichst. Das du jetzt hier auf mir liegst, ich dich berühren darf, du mich küsst und dir der Gedanke gefällt, dass du meine Frau wirst, ich bin gerade glücklicher als irgendwann zuvor in meinem Leben!«

»Du bist voll süss. Aber ich kann das so nicht ganz zurück geben. Ich bin zwar auch der Meinung, dass ich gerade glücklich bin, aber gegen Amy kommst du nicht an.«

»Ich will mich auch gar nicht mit ihr messen! Ich will noch einen Kuss von meiner Frau!«

Und den bekam er. Doch dieses Mal blieb er nicht untätig. Seine Arme schlangen sich um Janine und er fing an sie zu streicheln, wo immer er sie erreichen konnte. Eine Hand wanderte auch zu ihrem Kopf. Dort stiess er jedoch auf ihr Haargummi und versuchte das zu lösen.

»Eh, was wird das?«

»Ich öffne deine Haare?«

»Lass den Unsinn! Die bleiben zu!«

»Was? Warum? Eine offene Mähne ist doch viel wilder!«

»Otto! Ich mache keine Scherze. Finger weg von meiner Frisur!«

Seine Hand sprang förmlich auf ihren Rücken.

»Brav so. Jetzt weitermachen!«

Dieser Anordnung kam er aber zu gerne nach. Sofort fing er wieder an sie wild zu küssen und blieb einfach nur wahnsinnig glücklich. Seine Hände suchten nach blanker Haut, die Janine ihm durch hochschieben ihres Tops nur zu gerne spendierte.

Nein. Janine war nicht verliebt. Da machte sie sich nichts vor. Aber, mit jeder Sekunde Kuss wurde das Gefühl stärker, mit diesem Mann wirklich den Bund fürs Leben einzugehen.

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