Das Büro

Auch diese Fahrt hatte ein Ende und so stand der Lion bald vor dem Bürogebäude. Das erkannte Benjamin nur ganz bedingt, da normalerweise von aussen hier nur wenig Aufnahmen gemacht wurden. Lediglich die Treppe zum Arsch, der Kneipe von Aisha, kannte er aus einigen Videos.

Das Büro selbst erkannte er dann. Amy und ihre Mädels hatten hier schon so manches Video drin gedreht, wo sie alles zeigten. Da war zum Beispiel Amys PC. Nach wie vor das Stärkste, was man für Geld in bekommen und noch an einem Schreibtisch unterbringen konnte. Nach wie vor nichts anderes als ein Gerät zum shoppen. Da war aber auch Marios Computer. Das selbe Gerät, nur hatte er gleich vier Monitore dran angeschlossen. Einer in der Mitte, jeweils einen Rechts und Links davon und einer darüber. In der Mitte war er schon am schneiden. Links auf dem Monitor schien er den Wurm zu generieren, Rechts standen irgendwelche Angaben, die Benjamin aber nicht verstand und auf dem Monitor oben schien das Endprodukt direkt zu laufen.

Da war aber auch der berühmte Tisch, hinter dem die Mädels ihre Aufnahmen machten, wenn sie nicht draussen waren. Natürlich war auch diese riesige, elektronische Tafel hier zu finden. Die stand gegenüber von dem von Amy schon genannten Sofa. Dort schauten sie sich das neue Video an, schliefen, oder fickten. Auf der Tafel waren die neusten Kommentare zu lesen und da kamen im Sekundentakt neue dazu. Schlussendlich war aber auch der Konferenzraum zu finden. Alles wirkte aber irgendwie etwas kleiner, als wie Benjamin es aus den Videos her kannte.

»Na Otto? Was sagst du?«

Benjamin, der sich immer noch staunend umschaute, hörte Rebekkas Frage fast so, als wäre er unter Wasser.

»Was?«

Fragte er und schaute zu Rebekka.

»Was du sagst. Du kennst das doch garantiert alles aus den Videos.«

»Ja. Stimmt. Nur, ich hätte mir das irgendwie alles grösser vorgestellt. Also weitläufiger.«

»Optik. Wenn du das mir einer normalen Kamera filmen würdest, hättest du in den Videos einen viel zu gestauchten Effekt. Daher andere Optik.«

Sagte Mario, ohne dabei von seinem Computer aufzuschauen.

»Aber hier passiert eben die ganze Magie, die du in den Videos siehst.«

Mario schaute abschätzend zu Janine.

»Du meinst, hier lasse ich die Magie entstehen, die man aus den Videos kennt!«

Janine verschränkte die Arme.

»Jetzt mal ganz ehrlich. Du kannst schneiden so gut wie du willst. Ohne mich und die Mädels wäre deine Magie ziemlich witzlos. Wie bringen die Kerle schliesslich zum wichsen und die Mädels zum nacheifern!«

Benjamin riss die Augen auf.

»Ihr, also, meinst du etwa, na ja. Ist das Absicht?«

Katja, die auf dem Sofa sass, schüttelte mitleidig den Kopf.

»Ja Otto. Die machen das mit voller Absicht! Bevor du fragst, ja. Ich meine natürlich das mit dem wichsen!«

Benjamin schaute zu Katja, dann zu Amy, die mittlerweile dicht an Rebekka stand.

»Also wollt ihr, dass Kerle sich auf euch einen runter holen?«

Amy lachte.

»Klar wollen wir das.«

Bevor sie weitersprechen konnte, hatte Mario sich zu Benjamin gedreht.

»Kumpel. Denkst du ernsthaft, die Mädels hätten einen derart grossen Fan-Kreis, wenn sie harmlose Videos drehen würden? Die haben genau drei Sorgen von Fans. Einmal die Mädels. Die versuchen ihnen nachzueifern mit Kleidung, Frisuren und der Art eben. Dann gibt es noch die Action-Fans, die auf die Rennen und sonstigen Videos mit Action stehen. Aber der grösste Teil sind einfach nur die Kerle, die sich Video nach Video reinziehen und sich einen auf die Mädels keulen. Sieht man ja auch in den Kommentaren. Von 100 Kommentaren bestehen 70 in irgendwelchen Sprüchen von wegen, die wollen die Mädels ficken.«

Benjamin verstand zwar Mario, aber glauben konnte er das nicht. Also wieder ein Blick zu Amy und Rebekka.

»Ich dachte eigentlich immer, die Videos hätten eine Bedeutung für euch.«

Rebekka lachte und kam Amy mit der Antwort zuvor.

»Klar. Dank den Videos können wir uns das Büro, unser Haus, die Autos, die Halle, die Rennstrecke, unser Flugzeug und unser ganzer Lebensstil leisten. Mir ist das ja derart egal, ob die Leute die Videos schauen, weil sie meine Titten beobachten und dabei wichsen, oder ob sie in meinem Schaffen die Offenbarung erkennen. Solange am Ende die Kohle stimmt und wir weiterhin machen können was wir wollen, ist mir der Rest egal.«

Elena sah in Benjamins Blick, dass er ganz schön erschüttert war.

»Kleiner, hast du echt Gedacht, die Mädels sehen in den Videos eine Berufung und wollen damit irgendwie die Welt verbessern, oder so?«

»Nein, ähm, also. Zumindest bei den Rennen hätte ich eigentlich gedacht, aber da habe ich mich wohl geirrt.«

»Moment!«

Da grätschte Janine dazwischen.

»Die Rennen sind was ganz anderes! Da geht es uns darum, die verruchte, gefährliche, verbotene, aber zugleich auch anziehende Atmosphäre der illegalen Autorennen an einen Ort zu bringen, wo auch das kleine Mädchen von zarten 18 Jahren ohne Begleitschutz seinen Spass haben kann. Ja. Uns geht es darum, dass verdammt böse Kerle da sind, den Dicken schieben, von ihren Girlys angehimmelt und der Konkurrenz gefürchtet werden. Es geht uns um kaum bekleidete Mädels, welche die Rennen starten und das am Ende viel Geld oder auch Autos den Besitzer wechselt. Aber eben, gefährlich ist es bei uns nicht und auch nicht illegal. Das hat schon einen tieferen Sinn für uns!«

Man konnte richtig erkennen, wie Janines Worte Benjamin gut taten.

Es verging etwas Zeit, in der Benjamin fast nur neben Mario stand, beziehungsweise sich neben ihn setze. Gerade Amy verstand das nicht. Sie hatte ihm doch gesagt, sie wolle mit ihm das Sofa einweihen. Wie konnte es dann sein, dass er lieber Mario zuschaute?

Das grössere Problem dabei hatte allerdings Mario. Benjamin sass sehr dicht neben ihm, war nicht hässlich, roch angenehm und besonders, er konnte mit den ganzen Fachbegriffen etwas anfangen, die er auf Lager hatte. Ähnlich wie Waldemar, doch fehlte da diese Verehrung und gleichzeitig die Überheblichkeit. Benjamin war ein ganz normaler Nerd, der sich nicht für die nächste Stufe der Evolution hielt.

Genau das war aber auch das Problem! Er war ein ganz normaler Kerl, der Marios Sprache sprach. Zusammen mit der Tatsache, dass er Luigi nun schon seit Wochen nicht gesehen und demnach auch keinen Sex gehabt hatte, gefiel ihm Benjamin immer besser.

Dann geschah es. Benjamin fragte, was er mit dem Effekt da bezwecken würde, den er ausgewählt hatte. Mario erklärte es ihm und Benjamin verstand es sofort und fand es sogar lustig. Er grinste, brachte damit Mario zum grinsen und weil das eine Situation war, die er von Luigi her gewohnt war, griff er unter dem Tisch nach Benjamins Hand, die er auf dem Bein liegen hatte.

Natürlich erschrak er sofort, schaute nach der Hand und suchte hastig nach einer Erklärung. Doch bevor ihm die eingefallen war, gefror ihm das Blut in den Adern. Benjamin erwiderte seinen Griff! Das hiess doch nicht etwa, Benjamin war Bi? War das vielleicht nur ein Reflex gewesen? Na ja, ein Reflex von? Laut seinen eigenen Angaben hatte Benjamin bislang kaum Kontakt zu anderen Menschen in geschlechtlicher Hinsicht gehabt. Also konnten sich da auch keine Reflexe ausgebildet haben.

Mario schaute wieder zu seiner Hand, dann in Benjamins Augen. Der hielt seinem Blick stand, lächelte und drücke Marios Hand zur Bestätigung.

Tja. Damit hatte Mario nicht gerechnet. Was Benjamin nicht mitbekam, auf dem Sofa sassen sechs Mädels, welche das Schauspiel sehr wohl beobachteten und genau wussten, was da gerade passierte.

Mario suchte Amys Blick. Die erkannte die Frage, ob es okay war, was er da tat. So wegen Luigi. Amy nickte nur ganz leicht. Sie wusste durch Viper, dass Luigi mit so etwas keine Probleme hatte. Ausserdem erkannte sie, was sie Mario damit für eine Last vom Herz nahm. Der lächelte sofort.

Irgendwie war es schon beeindruckend. Mario war die ganze Zeit von wild umher fickenden Menschen umgeben. Er selbst hatte aber, seit er Luigi hatte, keinen sexuellen Kontakt mehr zu anderen Menschen gehabt. Das fühlte sich alles noch so neu für ihn an.

Print Friendly, PDF & Email

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert