Leg dich nicht mit Katja an!

Wieder verging einige Zeit eher ereignislos. Beziehungsweise, ohne Ereignisse, die sich nicht dauernd wiederholten. Eigentlich lief alles wie im Märchen. Perfekt, könnte man sagen. Deshalb kann man diese Zeit einfach überspringen.

Doch während auf Regen Sonnenschein folgt, folgt dem Sonnenschein auch gerne mal ein Regenschauer. So auch dieses Mal, wenngleich dieses Mal es keinen der Freunde direkt betraf. Vielmehr waren es Gerüchte, die man von dem Eck in Heinzfort immer öfters hörte.

Angeblich gab es da einen Gruppe von drei Männern, die zu gerne loszogen, provozierten, dann gewalttätig wurden und sich schliesslich, wenn man sie strafen wollte, mit der Rassismus-Karte aus der Affäre zogen. Denn es handelte sich, wenn die Gerüchte korrekt waren, um maximal pigmentierte Mitbürger.

Leider wurde aus den Gerüchten bald traurige Realität. Wenn man diese drei Männer einer Straftat überführte, traten direkt Aktivisten auf den Plan und brachten die Justiz ins Straucheln. In der Zeit, wo man diesen Männern nachstellte, hätte es genug andere Verbrechen gegeben, welche von weissen verübt und nicht verfolgt worden waren.

Es gab da aber noch einen Effekt. Neben den Aktivisten, der Polizei und den Opfern, gab es noch eine Gruppe von Menschen. Die, denen es einfach total egal war. Dazu gehörten auch die Freunde aus der Wohngemeinschaft. Nun, zumindest fast. Katja fand das überhaupt nicht toll und wollte dagegen auch irgendetwas unternehmen. Nur, was?

Ihre Freundinnen waren ihr dabei keine Hilfe. Was hatten sie denn mit irgendwelchen Typen zu tun, die dumm machten und nicht zur Rechenschaft gezogen wurden? Donald hingegen stellte sich schon fast auf die Seite der Aktivisten, während Perry anscheinend keine Meinung dazu hatte. Dann, eines schönen Morgens wo Waldemar und Katja wieder die Ersten in der Küche waren, fragte sie Waldemar nach seiner Meinung.

»Meine Liebe, es ist schwer hier eine Meinung zu haben. Der Logik folgend, müssen die Männer für ihre Straftaten zur Rechenschaft gezogen werden. Justizia ist blind, es sollte für sie keinen Unterschied machen, ob die Verbrecher nun der schwarzen Rasse angehören, der weissen, oder sonst einer. Doch leider ist dem nicht so. Hier bemerkt man in der Tat immer wieder, wie unser Rechtssystem versagt.«

»Da bin ich völlig deiner Meinung. Nur, was kann man dagegen machen?«

»Hier könnte ich dir verschiedene Filme nennen, in welchen genau dieses Thema, wenn auch immer in etwas abgewandelter Form, aufgegriffen wird. Das Stichwort heisst Selbstjustiz. Wenn die Ordnungshüter nicht dazu in der Lage sind, für Ordnung zu sorgen, erhebt sich gerne ein Held und regelt das auf seine Weise!«

Katja machte grosse Augen.

»Du hast ja so Recht Waldi! Boah, du bist echt der Beste!«

Sie rannte an Waldemar vorbei, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange, was er überhaupt nicht toll fand und verschwand. Eine Sekunde später kam Perry aus seinem Zimmer und verstand so gar nicht, was hier eigentlich los war.

Wenige Stunden später war Katja unterwegs. Sie trug ihr Kostüm von Chun Lee, welche sie damals für Perry gekauft hatte. Nur, dieses Mal verdeckte sie das Outfit mit einem Mantel und ihre Haare waren auch nur zu zwei unsauberen Bommel zusammen gebunden. Spielte aber keine Rolle. Dazu trug sie noch etwas um den Hals. Eine Maske, welche fast die gleiche Farbe hatte wie das Outfit. Wenn ihr Plan funktionierte, würde das reichen, um den Verdacht von ihr abzulenken.

Über eine Stunde wanderte sie so durch Heinzfort. Da sah sie natürlich auch jede Menge der pigmentierten Mitbürger. Aber auch jede Menge Vertreter anderer Rassen. Alle lebten offensichtlich harmonisch miteinander, so dass es eigentlich gar nicht auffiel, welche Hautfarbe die Leute jetzt hatten. So und genau so war das für Katja auch Richtig. Es waren alles Menschen und keiner war wegen seiner Hautfarbe besser, oder schlechter. Alles waren Menschen und damit war das Thema eigentlich auch durch.

Doch dann. Ein junges Pärchen wurde von drei Männern mit sehr dunkler Hautfarbe bedrängt. Doch auch wenn die Wortwahl äusserst beleidigend war, mehr passierte da nicht. Katja wartete also ab und beobachtete.

Nach einigen Minuten dann wurde es dem Kerl zu Bunt und er schubste einen der Männer, der sein Genital haltend vor seiner Freundin stand, ein Stück weg. Darauf schienen die nur gewartet zu haben, denn sofort hatte einer den Typ gepackt und die beiden Anderen schlugen munter auf ihn ein.

Katjas Moment war gekommen. Sie zog die Maske über Mund und Nase, warf den Mantel weg und ging auf die Typen zu.

»Wahnsinn! Ihr seit ja echte Tiere! Einer hält fest und zwei schlagen zu? Kriegt man dafür jetzt den Orden für Tapferkeit verliehen, oder für besonderen Mut?«

»Was bist du denn für eine Schlampe?«

Fragte einer der Kerle, der sich umgedreht hatte, während sein Kollege weiter zuschlug.

»Das kannst du dir aussuchen. Entweder bin ich die, der man nicht in die Quere kommen sollte, oder die, die mehr drauf hat als ihr. Könnt ihr euch aussuchen!«

»Ach, du bist jetzt hier die Rassistenbitch, oder wie?«

»Rassist? Wieso Rassist?«

»Hallo? Wir sind Schwarze, du Nutte!«

»Hmm. Ihr seit schwarz und prügelt zu dritt auf einem weissen rum. Also seit ihr dir Rassisten!«

»Wir? Was bist du denn für eine dumme Pute?«

»Jetzt hört mir alle mal gut zu! Es ist mir egal, ob ihr zu lange in der Sonne gelegen habt! Ich sehe nur, dass hier ein Mann von drei Männern zusammengeschlagen wird und das finde ich nicht in Ordnung!«

»Ach und weil du dich wie so eine von diesen Strassenkämpfern verkleidet hast, bist du jetzt stark und verhaust uns?«

»Wenn ihr euch jetzt verzieht, dann nicht. Sonst ja!«

Der Typ fing an zu lachen, kam auf Katja zu und hob seine Hand. Blitzschnell kam die angeschossen und traf Katja voll ins Gesicht. Oder? Zumindest war es von dem Typ so geplant gewesen. Seine Hand jedoch, hatte es nicht bis zu Katjas Gesicht geschafft, da sie ihren Arm gehoben und damit den Schlag abgewehrt hatte.

Dumm für den Typ war, dass zu dem Outfit auch diese Armreifen gehörten, mit den fiesen Spikes. Einer davon war ziemlich tief in die Handfläche des Kerls eingedrungen, verursachte heftige Schmerzen und Blutverlust.

Katja zog ihre Hand weg, da sie nicht später noch Blut aus dem Outfit waschen wollte. Der Typ schrie und hielt sich die Hand. Das brachte dann seine Freunde auf den Plan. Sie liessen von dem Kerl ab, der zusammen sank und dessen Freundin sofort zu ihm gesprungen kam und stürzten sich auf Katja.

Ab dem Moment ging alles ganz schnell. Der Angriff der Typen war stürmisch, emotional und unkontrolliert. Für Katja kein Problem. Sie werte einen Schlag ab, drehte sich, trat mit ausgestrecktem Bein einem der Typen mit ihrem Blickabsatz voll ins Gesicht und schickte ihn schlafen. Typ Nummer 3 zückte derweil ein Messer, fuchtelte auch vor Katja damit rum, doch sie packte schnell seine Hand, entriss ihm das Messer und schaute es sich an.

»Alter, wo hast du das denn her? Kaugummiautomat?«

Er sagte nichts. Einer seiner Freunde blutete stark aus der Hand, der andere lag bewusstlos am Boden und sie hatte nun seine Waffe.

»Gut, wir müssen auch nicht reden. Ich verhau dich jetzt, damit hier Ruhe ist!«

Katja klappte das Messer zu und warf es vor den Kerl mit dem Loch in der Hand. Dann ballte sie eine Faust und bevor der einzig noch stehende Angreifer überhaupt verstand, was da überhaupt los war, hatte er schon dutzende Treffer im Gesicht und den Rippen eingesteckt. Ihm blieb die Luft weg, dann sank er auf die Knie, ihm wurde Schwarz vor Augen und schon lag er neben seinem Kumpel.

In einer Autoscheibe sah Katja, dass da ihr alter Bekannter mit dem Loch in der Hand von hinten versuchte, ihr mit dem Messer Gewalt anzutun. Sie ging cool einen Schritt zur Seite, der Hieb endete in der Motorhaube des Fahrzeugs und Katja begann Tritte zu verteilen. In die Kniekehle, den Oberschenkel und ein ganz fieser Tritt genau ans Schienbein. Schreien, wimmern, dann lag auch der Typ auf dem Boden. Katja schaute zu dem Pärchen.

»Danke! Danke! Ich danke ihnen!«

»Schon gut Kleine. Erklär nur deinem Freund, dass er sich mit so Gestalten nicht anlegen sollte, auch nicht um deine Ehre zu verteidigen. Das Endet nur im Krankenhaus.«

Katja drehte sich um und ging in Richtung ihres Mantels. Sie hatte das gute Gefühl im Bauch, etwas verändert gehabt zu haben, wozu die Polizei nicht in der Lage war und das gefiel ihr sehr, sehr gut!

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