Ein ungeahntes Wochenende (Teil 13)

Nachdem nun dieser Depp sein Fett abbekommen hatte, ging der Abend erst den gewohnten Gang. Doch dann wurde der Lion aufgerufen und der Gegner war der Chef der drei Schmierlocken, wie sie mittlerweile unter den Freunden bezeichnet wurden.

Niemand ausser Viper wusste, was da nun passieren würde. Amy beanspruchte dieses Rennen für sich und sorgte dafür, dass sie möglichst unbeobachtet von diesen Drei das Auto besteigen konnten. Schliesslich standen die Fahrzeuge am Start und Janine schickte sich an, dieses Rennen zu starten. Donald stand am Rande des Parkplatz und beobachtete alles.

»Seit wann hat der Lion auch vorne getönte Scheiben?«

Rebekka, die ihre Arme verschränkt hatte und keine grosse Überraschung erwartete, schaute Donald abschätzend an.

»Schon ewig?«

»Erzähl keinen Blödsinn! Gestern konnte ich euch darin noch erkennen!«

»Und?«

»Na jetzt sehe ich nichts! Nicht einmal einen Umriss.«

»Klar, weil die Scheiben schwarz sind.«

»Jetzt mach keine Dinger Rebekka! Genau das habe ich doch gefragt!«

»Hast du nicht! Du hast gefragt, seit wann der Lion vorne getönte Scheiben hat!«

»Ganz genau!«

»Also. Die Antwort ist, die hat er schon ewig.«

»Warum sieht man euch dann aber normalerweise?«

»Weil wir die Tönung vorne eigentlich nie aktivieren? Ausser zum ficken?«

»Aktivieren?«

»Ja?«

»Wie könnt ihr denn eine schwarze Tönung aktiveren?«

»Musst du Mario fragen. Wenn du eine Spannung auf das Glas legst, wird es undurchsichtig. Normal so milchig. Mario hat da aber einen Trick gefunden, wie sie eben schwarz werden.«

»Ist ja irre! Muss er mir zeigen. So etwas will ich auch im Garzella.«

»Warum? In der Schüssel kann man genauso wenig ficken wie im Lori.«

In dem Moment hob Janine die Arme und schlagartig hörte man nichts mehr, ausser die heulenden Motoren. Die Arme sanken und das Rennen ging los.

Auch wenn Viper gross verkündet hatte, bei dem Auto des Kerls wären viele gravierende Designmängel zu beobachten, war diese Kiste doch beeindruckend schnell. Etwas zu schnell, denn der Lion hatte recht früh schon einen kleinen Rückstand. Rebekka kümmerte sich nicht darum. Amy würde den Turbo benutzen und dann wäre die Geschichte vorbei.

Genau das geschah jedoch nicht. Der Rückstand wuchs sogar noch etwas an und die Ziellinie kam immer näher. Dann geschah das, was niemand für möglich gehalten hatte. Der Lion verlor.

Überall herrschte Stille. Tatsächlich hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Niemand hatte damit gerechnet, dass der nahezu unbesiegte Lion dieses Rennen verlieren würde. Dementsprechend still war es auch, als die Fahrzeuge zum Start zurückkehrten. Es stürmte auch niemand hin, ausser den beiden Kollegen des Siegers. Der stieg mit erhobenen Händen aus und hatte ein Grinsen im Gesicht, Rebekka musste alles an Beherrschung aufbringen, nicht zu dem zu eilen und ihn zu vermöbeln. Dann stieg auch Amy aus. Der Typ schaute kurz, dann lachte er schallend auf.

»Sag ich doch. Setz doch keine Frau hinter das Steuer! Die gehört hinter den Herd!«

Amy schien richtig wütend. Rebekka konnte das alles nicht nachvollziehen. Wieso hatte sie verloren? War der Turbo defekt? Hatte sie irgendeinen Aussetzer? Das Ding wäre doch eigentlich mühelos zu gewinnen gewesen. Dann stand Amy vor dem Typ.

»Hinter den Herd? Ja? Alter ich sag dir, ich hätte dich fast gehabt! Ich will eine Revanche und das sofort!«

Der Kerl hob seine Hand, streckte den Zeigefinger aus und bewegte ihn vor Amy hin und her.

»Nein, nein, nein Puppe. Ich fahre nicht gegen Frauen! Wenn ich gesehen hätte, wer in der Kiste gesessen hat, hätte ich verweigert. Ich dachte ja, dein Freund da fährt. Von dir war keine Rede.«

»Viper? Der hat sein eigenes Auto. Ich will ein neues Rennen! Jetzt gleich!«

»Schön. Aber ich habe dir gesagt, ich fahre nicht gegen Frauen!«

Amy stapfte wütend zum Lion zurück, griff hinein und kam mit einer Mappe zurück.

»Hier! Ein neues Rennen, jetzt! Ich setze den Lion!«

Rebekka riss die Augen auf. Was sollte denn der Schwachsinn jetzt? Dann drehte sie sich zu Viper.

»Warum habe ich das Gefühl, dass du da deine Finger im Spiel hast?«

Viper schaute total unschuldig und Rebekka verstand.

»Also? Was ist jetzt?«

»Du willst echt den Lion setzen?«

»Ja verdammt! Ich will eine neue Chance!«

Der Typ schaute zu Mario.

»Hey Chef! Darf sie das Auto setzen?«

Mario stand auf und kam zum Rand des Kommandostandes.

»Klar. Hier werden oft Rennen um Fahrzeugpapiere ausgetragen. Aber nur Papiere gegen Papiere. Also wenn du das eingehen willst, musst du auch dein Auto setzen.«

Der Typ lachte wieder.

»Hier werde ich Stammfahrer! Ein paar Wochen, dann gehört mir hier alles!«

»Also? Was ist jetzt?«

Fragte Amy energisch. Der Typ griff in seine hintere Hosentasche und förderte unschön zusammengefaltete Papiere zum Vorschein.

»Also bitte! Wenn du die Karre unbedingt loswerden willst!«

Beide gingen zu Mario und gaben die Papiere ab. Er schaute besorgt zu Amy, die zwinkerte ihm aber nur zu.

Alles zurück auf Anfang. Beide Autos standen wieder am Start, doch dieses Mal hatte Amy die Scheiben nicht getönt. Janine wiederholte ihren Tanz, dann fielen die Arme und der Typ schoss davon. Amy nicht. Die wartete, bis er in den zweiten Gang geschaltet hatte und startete erst dann, was Janine richtig Panik machte.

Unbegründet, sie sich sehr schnell zeigte. Der Lion schoss wie eine Rakete an seinen Gegner heran und schon bald lagen sie Nase an Nase. Amy gönnte sich einen kurzen Blick zu ihrem Gegner, der die Lage so gar nicht begreifen wollte. Dann der Druck auf den Turbo, man konnte das hohe Pfeifen hören und schon war der Lion auf und davon. Amy gewann mit einem derart grossen Vorsprung, dass die Zuschauer schon jubelten, als ihr Gegner noch am fahren war.

Zurück am Start stieg nun Amy mit erhobenen Händen aus und der Jubel war grossartig. Viper wusste einfach, was solche Rennen einfach ausmachte. Ihr Gegner fand das kein bisschen lustig und er kam auf sie zu, mächtig auf Krawall gebürstet. Für Amy ein gefundenes Fressen. Sie hatte ohnehin langsam genug von den Kerlen und das wollte sie ihm nun beweisen.

Doch soweit kam sie nicht. Bevor er bei ihr war und sie auch nur daran denken konnte, ihm Gewalt anzutun, spürte sie Druck auf ihren Schulten. Janine sprang mit einem gewaltigen Bocksprung über sie drüber, streckte die Beine aus und die legten sich um den Nacken des Typen. Sie machte eine halbe Schraube, riss ihn damit zu Boden und war blitzschnell über ihm.

»Alter, ich habe langsam die Schnauze voll von euch! Das hier ist unser Wochenende und ich hab jetzt echt genug Geduld mich euch bewiesen. Klopf drei Mal auf den Boden damit ich weiss, dass du mich verstanden hast und ihr jetzt ganz schnell die Biege macht und euch nie wieder hier blicken lasst. Sonst schwöre ich dir zeige ich dir, wie fest dir eine Frau in den Arsch treten kann!«

Sofort klopfte der Typ ab. Janine lockerte ihren Griff und stand auf. Auch der Typ man auf die Beine und hielt sich den Hals. Der Zorn stand ihm sichtlich in den Augen.

»Hör mal du Arsch! Geh jetzt lieber! Ich bin nicht dazwischen gesprungen, weil ich dir zuerst aufs Maul hauen wollte. Eher bin ich eingesprungen, um dich vor Amy zu beschützen! Ich kenne Gnade, sie nicht!«

Ihm dämmerte, dass er hier keinen Blumentopf mehr gewinnen konnte. Auch seine Freunde drängten ihm zu einem diskreten Abgang. Als sie vom Feld rollten, nur noch mit zwei Autos, brach wieder Jubel aus.

Amy brachte den Lion zurück auf den Parkplatz. Ihr gewonnenes Fahrzeug stand noch am Start. Sie ging an Katja vorbei und warf ihr den Schlüssel zu.

»Hier Katja. Fahr dein Auto mal da weg!«

Katja, ihre Freundinnen, aber auch Perry und Donald schauten total verwundert.

»Wirds bald? Ich brauch die Kiste nicht!«

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