Finaler Schlag?

Pascal erlebte etwas, was er schon sehr, sehr lange nicht mehr erlebt hatte. Er erschauderte, als er in Amys Augen sah.

»Amy, was hast du vor?«

Amy drehte sich um und ging dorthin, wo die Waffen zu finden waren. Im gehen gab sie Antwort.

»Es sieht nicht gut aus für Janine. Du hast Viper gehört. Ich weiss, wo sich das Monster befindet und dafür wird er jetzt bezahlen!«

Pascal hob abwehrend die Arme.

»Nein Amy! Es ist zu gefährlich! Wir müssen …«

Amy blieb stehen und drehte sich zu Pascal um. Sofort brach seine Rede ab. Nie zuvor hatte er in den Augen eines Menschen derart viel Hass gesehen. Amy machte einen Schritt auf ihn zu.

»Was? Was müssen wir? Hopp, sag schon! Wir müssen untersuchen? Wir müssen planen? Ach ja, uns kann ja nichts passieren! Hör mir gut zu Pascal! Du hast uns dein Wort gegeben, dass niemandem etwas passieren wird! Aber, du hast noch etwas getan. Du hast dein Wort gebrochen! Ich wurde schon verletzt und es sah nicht gut für mich aus. Jetzt ist es Janine. Mir scheissegal, ob die Menschheit in Gefahr ist. Mir scheissegal, ob dieses Ding nur einem Instinkt folgt und leben will. Eins ist mir aber nicht egal und das ist Janine! Ich fliege jetzt zu diesem Ding und zerlege auf dem Weg alles, was mir entgegen kommt. Ich werde es finden und ich werde es vernichten!«

Sie machte noch einen Schritt auf Pascal zu und schüchterte ihn damit derart ein, dass er einen Schritt zurück wich. Etwas, was er noch nie getan hatte.

»Ich sagte, ich vernichte alles, was sich mir in den Weg stellt. Also auch dich, falls du mich aufhalten willst!«

Als sie sich wieder zu den Waffen umdrehte, stand da schon Katja und befestigte gerade einen dieser Strahler an ihrem Arm.

»Was wird das Katja?«

»Mein Mann liegt im gleichen Zustand im gleichen Hubschrauber wie Janine. Vielleicht habe ich nicht so viel drauf wie du, aber auch ich werde diesem Monster jetzt ein Ende setzen!«

Amy sagte nichts. Sie sah in Katja wieder einen ihr sehr verwandten Geist. Also ging sie neben ihre Freundin, nahm sich ebenfalls von diesen Strahlern und befestigte sie an ihren Armen. Zum Schluss nahmen sich beide noch jeweils zwei Flammenwerfer, die sperrig vor ihren Körpern hingen, dann flogen sie los. Pascal schaute ihnen hinterher. Sein eingeschüchterter Gesichtsausdruck wich einem Lächeln.

Schon kurz vor der Stadt kam eine ganze Wolke dieser übergrossen Wespen auf die beiden Frauen zu. Deren Blicke waren entschlossen und gleichzeitig brachten sie die Flammenwerfer in Stellung. Ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren, eröffneten die Mädels das Feuer. Der gleissend helle und heisse Feuerstrahl schnitt durch die Wolke der Angreifer und schlug eine Schneise in sie hinein, durch die Katja und Amy fast schon spielend hindurch schlüpfen konnten. Die übrig gebliebenen Angreifer, waren nicht schnell genug, um den beiden Frauen zu folgen.

Die Beiden überflogen die Überreste des Krankenhaus, ohne diese auch nur eines Blickes zu würdigen. Auch kümmerten sie sich nicht um die immer noch sehr grosse Zahl an Verfolger, die zwar zurückfielen, aber trotzdem noch hinter ihnen waren. Beide hatten nur ein Ziel vor Augen. Alles Andere interessierte sie nicht mehr.

Mit einem komfortablen Vorsprung erreichten sie schliesslich das Gebäude, unter dem sich dieser Bunker befinden musste. Es war umringt von einem Teppich aus schwarzen Kreaturen, die anscheinend nur darauf warteten, dass die Frauen landen würden.

Ohne es abzusprechen, liessen sich die Beiden aus etwas mehr als zwei Meter fallen, gingen bei der Landung in die Knie und breiteten die Arme aus. Eine Superhelden-Landung, dachte Katja. Das hätte Perry sicher gefallen. In dem Moment, wo sie an ihren Mann dachte und dadurch an seinen Zustand erinnert wurde, flammte die Wut in ihr noch stärker auf.

Die Käfer kamen sofort näher. Amy und Katja gingen auf die Haustür zu, nahmen sich wieder die Flammenwerfer und fingen an zu feuern. Trotz das sich ein ganzes Meer an Kreaturen auf sie stürzte, liessen sich die Beiden nicht aufhalten. Schliesslich waren sie nicht hier, um gegen diese Missgeburten zu kämpfen. Alles, was sie tun mussten, war sich einen Weg zur Tür zu bahnen. Alles, was sonst um sie herum geschah, interessierte sie nicht. Sie mussten durch diese Tür, den Eingang zum Bunker finden und dann dem Schatten ein Ende bereiten. Nur das hatte Priorität.

Als sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten, wobei sie eine ganze Horde dieser Käfer zuerst noch erledigen mussten, schauten beide auf die Anzeige ihres Flammenwerfers. Beide waren fast leer. Wie choreographiert liessen sie erst den Riemen der Waffe über ihren Kopf fliegen, dann waren sie die Waffen einfach weg. Amy nach Links, Katja nach Rechts.

Die Kellertür war schnell gefunden. Angreifer waren keine zu sehen, auch wenn diese an den Hauswänden, den Fenstern und den Türen mächtig Krach machten. Amy ging voraus. Unten angekommen, sahen sie schon eine richtig massive Tür. Das musste der Eingang zum Bunker gewesen sein. Ob der Schatten nun nicht wusste, dass man diese Tür verschliessen konnte, oder es einfach für unnötig hielt, war den Beiden egal. Sie konnten die Tür öffnen, eindringen und sie hinter sich wieder schliessen.

Es ging eine recht lange Leiter nach unten. Die Beiden bemühten sich nicht. Erst sprang Amy in den Schacht und aktivierte ihr Jetpack, dann folgte Katja.

Auch wenn unten kein Licht schien, sahen die Mädels trotzdem alles absolut deutlich. Schliesslich wussten sie ja, dass sie mit den richtigen Brillen sowohl die Dunkelheit überwinden, wie auch die Schatten sehen konnten.

Es ging einen schmalen Gang entlang, der in einer einzigen, ziemlich grossen Kammer endete. Dort füllte das Zielobjekt einen beachtlichen Bereich des Raumes aus.

»Ich bin verwirrt! Ihr plant und forscht, ihr untersucht und greift an. Doch scheint es für euch weniger ein Problem zu sein, bis zu mir vorzudringen. Doch sagt mir, warum erst jetzt? Warum dieses ganze Schauspiel zuvor?«

Das war der Schatten, der diese Frage gestellt hatte. Amy, die in solchen Situationen deutlich schlagfertiger als Katja war, gab ihm Antwort.

»Weil wir eigentlich einen Weg finden wollten, dich von diesem Planeten zu vertreiben!«

»Ich verstehe. Das hat sich jedoch nun anscheinend geändert.«

Katja hob ihren Arm, legte die Hand des anderen Arms auf den Strahler, wollte aber zuerst noch eine Antwort abgeben.

»Richtig. Jetzt sind wir gekommen, um dich zu vernichten!«

Nun hob auch Amy ihren Arm. Katja wollte gerade den Strahler aktivieren, der ausser für den Schatten für nichts und niemand gefährlich war, als vom Schatten so etwas wie ein dunkler Blitz auf sie zueilte. Als er traf, spürte Katja einen Schmerz in ihrem Körper, der weit schlimmer war als alles, was sie in ihrem ganzen Leben zusammen gespürt hatte. Sie ging in die Knie, musste sich abstützen, doch schlussendlich hatte sie nicht die Kraft, sich zu halten. Sie brach zusammen und lag zuckend und schreiend neben Amy.

Amys Augen wurden zu schmalen Schlitzen und sie wollte nun ihren Strahler aktivieren. Doch auch sie wurde ohne Vorwarnung von einem dieser dunklen Blitze getroffen.

Sie jedoch konnte sich dagegen zur Wehr setzen. Ja, der Schmerz war unerträglich, doch der Hass und die Sorge um ihre Freundin waren noch grösser. Als sie sich weigerte, auf die Knie zu gehen, zuckte ein weiterer Blitz heran, dann noch einer. Der Schmerz wurde zu gross. In einem kurzen Moment fragte sich Amy, wie sie das überhaupt aushalten konnte. Die Blitze fingen sogar an, ihre Uniform zu zerreissen. Nur langsam, aber trotzdem schienen sie eine unglaubliche Kraft auszustrahlen und nicht nur Schmerz zu verursachen.

Amy wehrte sich, doch schlussendlich war auch für sie dieser Ansturm zu heftig. Sie ging in die Knie, wenn auch deutlich langsamer, als Katja vor ihr. Doch schwanden ihre Kräfte mit jeder Sekunde. Bald musste auch sie sich auf ihre Hände stützen und einige Sekunden später konnte auch sie sich nicht mehr halten.

Schmerzensschreie füllten den Raum aus. Katja verstand dabei nicht, warum sie bei Bewusstsein blieb. Diese Schmerzen mussten doch langsam eine Ohnmacht auslösen. Doch nein. Dann vernahmen die Frauen wieder diese Stimme.

»Ihr Menschen. Ihr seit so einfältig. Euer kleiner Verstand ist gar nicht dazu in der Lage, meine Kräfte zu verstehen. Wie könnt ihr euch einbilden, dass ihr dazu in der Lage seit, mir zu schaden? Habt ihr wirklich geglaubt, ich verstecke mich hier unten? Wenn ich mich hätte verstecken wollen, wäre ich schon lange in die Schächte unter der Stadt verschwunden. Aber nein! Ich bin hier unten, weil ich ein Wesen der Dunkelheit bin. Ich fühle mich hier unten wohl! Nun werde ich euch für jeden Teil von mir leiden lassen, den ihr vernichtet habt! Ihr könnt mich niemals begreifen!«

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