Finde den Schatten

Waldemar wendete sich ab und ging ein paar Schritte von der Gruppe weg. Irgendwie fühlte er sich nicht ernst genommen und das ging ihm gewaltig auf die Hutschnur.

Eine Orgie später versammelten sich alle wieder vor dem Flugzeug.

»So Leute. Wir haben gestern einen herben Rückschlag kassiert. Unser Hauptquartier sind wir wahrscheinlich los. Trotzdem hätte ich gerne eine Bestätigung. Jana, würdet ihr eine Aufklärung machen?«

»Von mir aus Pascal. Hat das auch einen tieferen Sinn?«

»Ja. Ich will wissen, ob diese Käfer das Krankenhaus jetzt besetzt haben, oder es wieder frei ist.«

»Willst du da wieder rein?«

»Nein Amy. Es dürfte klar sein, dass wir dort nicht mehr sicher sind. Wenn die uns einmal so überrannt haben, dann sicher auch ein weiteres Mal. Mich würde aber interessieren, ob diese Manifestationen von Dauer sind.«

»Du könntest mich auch einfach fragen. Ich habe derzeit ja schon einiges an Informationen über diese Manifestationen zusammengetragen.«

Pascal schaute zu Waldemar, dann zu Mario. Der nickte.

»Okay Waldi. Wie lautet deine Antwort darauf?«

»Wenn mir mal jemand aufmerksamer zuhören würde, dann müsstest du diese Frage nicht stellen, mein ignoranter Pascal. Wir haben über einen längeren Zeitraum mit den gefangenen Manifestationen experimentiert. Demzufolge ist es eine Dauerhafte Manifestation. So einfach ist es!«

»Dann vielen Dank für deine bestechende Antwort. Trotzdem will ich wissen, was Stand der Dinge ist. Du doch auch Jana?«

»Na ja. Es spielt eigentlich keine grosse Rolle. Wir haben etwas längere Wege. Ansonsten sollten wir weit genug sein, um jetzt zum finalen Schlag ausholen zu können und da brauchen wir das Krankenhaus nicht.«

»Was macht dich da so sicher, dass wir einen finalen Schlag durchführen können?«

»Ganz einfach Rebekka. Wir haben eine nachweislich funktionierende Waffe gegen diese Schatten. Auch haben wir einen Plan, den Hauptschatten zu lokalisieren. Demzufolge können wir einen direkten Angriff starten, der mit der Vernichtung des Hauptschattens enden müsste.«

»Das halte ich für zu optimistisch. Ja, was mein Freund da ersonnen hat, kann einen Schatten vernichten. Vergiss aber mal nicht die Funktionsweise! Durch Einsatz dieser Waffe wird der Schatten nur immer wieder geteilt. Der wird aber merken, was die Stunde geschlagen hat und ich bezweifle, dass er lange genug verweilen wird, um komplett vernichtet werden zu können.«

»Da hat Elena absolut Recht! Ich glaube auch, dass wir noch nicht soweit sind, um final zuschlagen zu können. Aber, wir können dem Ding auf jeden Fall Angst machen.«

»Wenn du das sagst Pascal.«

Jana schien eingeschnappt.

»Also, der Plan. Nach der Aufklärung lokalisieren wir das Versteck des Schattens. Mario und Waldi sollten mit Viper aber hier bleiben. Wir versetzen unseren Vogel in Alarmstartzustand. Ich habe keine Lust, dass auf einmal hier Käfer auftauchen und wir brauchen zu lange, um abhauen zu können. Mario, ihr überlegt euch etwas, womit wir den Hauptschatten einfangen können. Wir müssten irgendwie dafür sorgen, dass er nicht abhauen kann und wir ihn, falls es keine Alternative gibt, vernichten können.«

»Wenn ich dazu etwas sagen darf. Der Schatten ist absolut in Kenntnis darüber, dass ihr eine wirkungsvolle Waffe gegen ihn habt. Schliesslich hab ihr damit schon einige seine Ableger vernichtet. Ich würde davon ausgehen, wenn wir ihn finden, wird er so schnell es geht zu fliehen versuchen.«

Pascal schaute den Arzt durchdringend an.

»Guter Punkt! Wir sollten also noch nicht jubeln. Lasst uns den Plan so durchziehen. Aufklären, lokalisieren, stellen und dann schauen, wie der reagiert. Einverstanden?«

Pascal bekam keine Gegenwehr. Aber auch wenn es jemand versucht hätte, er war bereit, dessen Meinung auf seine spezielle Art sofort zu ändern.

Während Waldemar die Mädels mit der neuen Waffe ausrüstete, flogen Jana, Natascha und Kim über einen grossen Umweg zurück zum Krankenhaus. Was sie sahen, schockierte sie zutiefst.

»Ähm Leute, seht ihr die Videoübertragung?«

Waldemar hatte ausserhalb des Flugzeugs einen Laptop aufgestellt und aktivierte das entsprechende Programm, um die Übertragung vom Hubschrauber empfangen zu können. Was da zu sehen war, schockierte jeden einzelnen.

»Das ist ja nicht wahr! Die haben das komplette Krankenhaus zerstört?«

»Sieht ganz so aus, du grosser Häuptling. Damit hast du nicht gerechnet, gelle?«

Nein. Damit hatte Pascal ganz und gar nicht gerechnet.

»Sehr lustig. Dir war das klar, oder wie?«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich bin selbst etwas erschrocken. Jetzt wissen wir aber, was diese Käfer da drauf haben. Wenn die uns überrennen, nagen sie uns wahrscheinlich bis auf die Knochen ab.«

Das sahen die Freunde ganz ähnlich. Amy, die bislang eher cool wirkte, schien etwas Panik zu bekommen. Als Janine das sah, griff sie sofort ein.

»Ach, so ein Krankenhaus kann sich auch nicht wehren. Wir haben diese geile Waffe und die Flammenwerfer haben wir auch noch. Nützt das alles nichts, heben wir einfach ab und machen uns vom Hof.«

Amy atmete tief durch. Schnell war sie wieder gefasst.

»Gut. Dann lasst uns mal loslegen, bevor ich es mir anders überlege. Rebekka, Janine, Katja, seit ihr bereit?«

Die Mädels nickten.

»Falls der grosse Manitu nichts dagegen hat, bleiben wir hier und überwachen alles aus der Luft.«

»Manitu grimmiges Gesicht hat nichts dagegen.«

Wer Pascal kannte wusste, dass er sich einen Spass aus Janas Kommentar machte. Für alle Anderen schien er eingeschnappt.

Die Mädels flogen los. Perry überkam wieder Geilheit, aber auch Sorge. Wenn diese Käfer ein ganzes Hochhaus abreissen konnten und das in so kurzer Zeit, dann war die Lage ziemlich ernst. Witwer werden, darauf hatte er so gar keine Lust.

Rebekka landete als Erste. Direkt auf einer Strassenkreuzung. Sie hatte den Flammenwerfer im Anschlag und war jederzeit bereit, mit höchster Beschleunigung aufzusteigen. Schon kurz darauf kam aus dem Hubschrauber die Meldung, dass sich Käfer näherten. Sie war im Norden gelandet und die Käfer kamen direkt aus Süden.

Amy tat es ihr im Westen gleich und da waren ebenfalls sofort Käfer, die auf sie einstürmten. Katja landete im Süden und Janine im Osten. Aus dem Hubschrauber war klar zu erkennen, diese Käfer hatten nicht überall den gleichen Ursprungsort. Es schien also nicht so zu sein, dass der Schatten diese Kreaturen in seiner Nähe manifestieren musste.

Während Amy, Rebekka und Katja immer für einen ordentlichen Abstand zu den Käfern sorgten, schien Janine mal wieder spielen zu wollen. Sie liess die Käfer immer so nah an sich ran kommen, dass diese fast schon angreifen konnten. Erst dann setzte sie sich wieder ein Stück ab. Eine ganze Zeit sah es so aus, als wäre Waldemars Plan nicht nutzbringend, denn diese Wesen bedeckten mittlerweile ein ziemlich grosses Gebiet und schienen nicht zu stoppen zu sein.

Rebekka hatte den Stadtrand schon erreicht und auch hinter Katja waren nur noch wenige Häuser zu erkennen, als der Vormarsch wie an einer Mauer stoppte. Beide meldeten, dass sie offensichtlich die Grenze erreicht hatten. Amy brauchte derweil etwas länger, aber auch bei ihr liefen die Biester irgendwann zu einem Punkt, den sie offensichtlich nicht überschreiten konnten. Nur bei Janine dauerte es deutlich länger.

Als aber auch ihre Verfolger nicht mehr weiter konnten, ermittelte Kim im Hubschrauber sofort den Mittelpunkt, gab die Informationen an Natascha weiter und die checkte den Untergrund mit ihren Sensoren.

»Wer baut denn bitte unter ein anscheinend ganz gewöhnliches Haus so einen riesigen Keller?«

Mario schaute sich das auf dem Laptop an und er hatte auch eine Antwort auf die Frage.

»Sieht für mich aus wie ein Atomschutzbunker. Ich erkenne da einen Zugang und eine Belüftung. Das wäre ja grossartig! Die Belüftung können wir verschliessen und dann gibt es für das Ding kein Entrinnen!«

»Öhm sagt mal, warum lösen sich diese kleinen Monster da auf?«

Katja schaute dem Schauspiel fasziniert zu, als ein panischer Ruf aus dem Hubschrauber kam.

»Bienen! Da kommen riesige Bienen! Macht das ihr weg kommt!«

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