Der Krieg beginnt

»Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen!«

Amy schaute Viper geringschätzend an und schulterte ihren Flammenwerfer.

»Ach ja? Wenn ihr schneller gewesen wärt, hättet ihr schon Klarschiff gehabt, bevor wir gekommen sind.«

»Kein Streit jetzt! Wir müssen schauen, was mit unseren Gefangenen ist!«

An die hatte ausser Pascal niemand gedacht. Sofort drehten die Mädels um und stürmten die Treppe nach oben. Amy musste dabei erkennen, so ein Treppenhaus in einem so hohen Gebäude war eine echte Folter. Jana und ihre Mädels hatten hingegen keine Probleme und schnell einen grossen Vorsprung. Sie erreichten die Etage, öffneten die Tür zur Station und da zeigte sich schon das Problem. Die Gefangenen, inklusive dem schon befreiten Arzt, waren frei und machten sich angriffsbereit.

Amy kam genau in dem Moment am Ort des Geschehens an, als Natascha ihren Flammenwerfer in Anschlag brachte.

»Bist du irre? Lass den Scheiss!«

Rief sie. Natascha drehte sich zu ihr um.

»Was willst du sonst machen?«

Amy war am schnaufen. Sie atmete noch zwei Mal tief durch, was Rebekka und Janine die Gelegenheit gab, zu ihr aufzuschliessen, dann drückte sie sich an Natascha und Kim vorbei.

»Die kloppen wir nieder!«

Genau in dem Moment setzten sich die Angreifer in Bewegung. Auch Amy rannte los. Jana verfolgte das Geschehen mit Schrecken. Das waren doch schon recht viele Angreifer.

Amy rannte auf sie zu, allerdings nicht in gerader Linie. Sie kam der Wand immer näher, sprang dann ab, trat in der Luft auf den Handlauf und gab sich damit ordentlich Schwung, den sie volles Programm im Gesicht eines der Angreifer enden liess. Der ging sofort zu Boden. Jana war beeindruckt. Aber auch von Janine und Rebekka, die ebenfalls schnell bei den Angreifern waren und diese ordentlich aufmischten. Dann kam auch Katja. Auch sie schob sich an Jana und Natascha vorbei und eilte ihren Freunden zur Hilfe.

Die Show war wirklich sensationell. Die Mädels wichen Griffen und Schlägen aus und konterten sofort. Sie schlugen, traten und sprangen mit einer Präzision, welche Jana so nur selten gesehen hatte.

Einmal fegte Janine einen Gegner die Beine weg. Als der den Abflug machte, hob Rebekka ihr Bein fast irrwitzig weit hoch und trümmerte es in den fallenden Mann. Der schlug auf und blieb regungslos liegen.

»Habt ihr kein Bedarf, den Vier da zu helfen?«

Fragte Pascal in einem ganz ruhigen Ton. Jana und Kim verfolgten ungläubig das Geschehen, nur Natascha drehte sich zu ihm um.

»Ich glaube, bis wir dort sind, ist die Nummer schon durch!«

In dem Moment sprang Amy ab, während ein Mann auf sie zu kam. Sie umklammerte seinen Hals mit ihren Beinen, nutzte den Schwung und liess den Kerl über sich drüber fliegen. Als der so schön am fliegen war, mit dem Kopf nach unten, drehte sich Katja und trat dem Kerl voll in die Nieren. Auch er klatschte auf und blieb liegen.

Für Kim war das fast unheimlich. Was sie sah hätte aus einem Action-Film stammen können. Die Mädels schienen übermächtig. Keiner der Kerle war auch nur im Ansatz schnell genug, ihnen beikommen zu können und da der Platz begrenzt war, konnten nie zu viele Gegner angreifen. Sie hatte eigentlich daran gezweifelt, dass Amy und Rebekka noch besser sein konnten, als Janine es bei ihrem ersten Zusammentreffen war. Doch nun bekam sie die Realität vor Augen geführt. Gegen Rebekka, aber vor Allem gegen Amy hätte sie überhaupt keine Chance gehabt.

Schon kurz darauf war die Sache geklärt. Die Mädels klatschten ab und schienen Spass bei der Sache gehabt zu haben. Die Angreifer lagen allesamt regungslos auf dem Boden.

»Jungs? Einmal Abtransport und festschnallen bitte!«

Jana, Kim und Natascha standen da und konnten das alles gar nicht glauben. Viper, Donald und Perry mussten sich gewaltsam an ihnen vorbei drücken, um Katjas Aufforderung nachzukommen. Aber auch die Anderen halfen mit. Bis schliesslich die drei Neulinge wieder ihren Verstand beisammen hatten, waren einige der Bewusstlosen schon abtransportiert worden. Dann halfen auch sie mit.

Natascha machte sich im Anschluss sofort daran, den Arzt wieder klar zu machen. Jana ging derweil zu Amy.

»Wo habt ihr so kämpfen gelernt?«

Fragte sie etwas eingeschüchtert. Amy grinste, wie eigentlich immer.

»Ach, von unserem Trainer. Der ist ganz gut.«

»War das bei eurem Einsatz auf der Insel?«

»Nee. Rebekka und ich hatten mal einen kleinen Streit. Den wollten wir im Ring beilegen und dafür hab ich dann trainiert.«

Kim wusste Bescheid.

»Das hab ich gesehen. Das war aber lang nicht so beeindruckend, wie die Nummer eben.«

»Logisch. Da hab ich ja auch erst ein paar Wochen trainiert. Das ist jetzt auch schon eine ganze Zeit her und dann die Wochenenden und so, da müssen wir ja auch immer für Ordnung sorgen.«

»Ja aber, wieso seit ihr so gut?«

Rebekka war in den Raum gekommen, hatte die Frage von Jana gehört und lachte.

»Weil der Herr Trainer viel Spass daran hat, uns gegen Amy kämpfen zu lassen. Amy ist in der Hinsicht aber ein Arschloch. Wenn wir mal gut genug sind, um sie zu schlagen, trainiert sie so lange, bis sie wieder besser ist. Dann müssen wir besser werden und so geht das immer weiter.«

»Und warum bist du so gut Amy?«

»Hat Rebekka doch grade gesagt.«

Wieder lachte Rebekka.

»Was Jana wohl eher wissen will ist, warum wir uns an die messen sollen. Das ist ganz einfach. Amy kann abartig viel einstecken. Deshalb kann sie auch dann angreifen, wenn sie vorher ein fettes Ding kassiert. Ausserdem kann sie, was irgendwie surreal erscheint, wirklich schnell denken. Das ist eine üble Kombination. Wenn ein Gegner denkt, sie weiss nicht mehr weiter, weil sie nur die Deckung hoch hat und kassiert, beobachtet sie und analysiert. Eine Schwäche und es ist Feierabend. Glaub mir, jeder hat irgendwo eine Schwäche und Amy wird sie finden.«

»Also keine Spezialausbildung?«

»Nee du. Als wir für die Insel trainiert haben, mussten wir da ja auch Kampftraining machen. Aber der Typ, den wir da vorgesetzt bekommen hatten, konnte nicht wirklich mit uns mithalten.«

Jana konnte nicht glauben, was Amy da erzählte. Aber, sie hatte es ja gerade miterleben dürfen. Das war keine Angeberei. Die waren wirklich so gut. In dem Moment richtete sich der Arzt, den Natascha schon losgebunden hatte, wieder auf und schaute sich um.

»Wie habt ihr das gemacht?«

»Wie beim ersten Mal. Aber streng dich noch nicht so viel an.«

»Nein. Ich meine, die Schatten wollten euch vernichten. Wieso konnten ihr sie schlagen?«

Das beantwortete Rebekka nur zu gerne.

»Weil unser Mario ein Genie ist. Ein radikales Genie, aber ein Genie.«

Der Arzt legte sich wieder hin.

»Das ist gut. Die Schatten haben euch nun offiziell den Krieg erklärt. Das Letzte, was ich noch mitbekommen habe ist, dass jetzt nach Angriffspunkten und Schwachstellen gesucht wird.«

»Die sollen nur kommen. Unsere Jungs haben eine sehr wirkungsvolle Waffe entwickelt. Jeder Angriff wäre jetzt nur noch Selbstmord!«

Natascha sagte das in einem so sicheren Tonfall, dass Amy nachfragen wollte. Jana trat ihr jedoch schnell genug ans Bein.

»Okay. Wenn du fit genug bist, hilf mir bitte die Leute zu identifizieren. Alles an Mediziner machen wir zuerst wieder klar. Ich zeig dir, wie ich das mache. Dann den Rest. Wen wir anschliessend nicht brauchen können, fliegen wir an einen sicheren Ort.«

Bald darauf waren Alle, bis auf Natascha, in der Zentrale.

»Mario, Waldi, wie weit seit ihr?«

»Erfreulich weit, würde ich sagen, mein lieber Pascal. Es ist kein Problem, den Hubschrauber unserer neuen Freunde mit einer sehr starken Variante unserer Waffe auszurüsten und mein lieber Freund Mario hat bereits das erste Modell einer tragbaren Variante gebaut. Ich würde annehmen, in den nächsten Stunden sollten wir genug davon gebaut haben, um uns ausreichend gegen die Erscheinungen verteidigen zu können.«

»Das ist auch gut so. Der Typ da hat uns gesagt, dass wir jetzt offiziell Krieg mit dem Schatten haben und wir mittlerweile unter Beobachtung stehen. Es ist also davon auszugehen, dass wir bald wieder angegriffen werden. Natascha hat zwar bereite Massnahmen ergriffen, doch wie lange die halten, kann ich nicht sagen. Wir müssen auf jeden Fall vorsichtig sein!«

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