Stillschweigen

»Dachte ich es mir doch! Also irgendwo wollen sie mir da doch einen Bären aufbinden!«

»Nein, nein, ich schwöre es! Es ist wirklich so, wie ich es berichtet habe. Aber unlogisch ist das nicht! Die Megaclite hatte uns von einem Band berichtet, welches ein unüberwindbares Hindernis darstellte. Sie gaben ihr Vorhaben auf, ein Generationenraumschiff zu finden und etablierten eine neue Zivilisation in einem nahegelegenen Sternensystem. Deshalb konnte ich auch nicht wissen, dass sie mich besuchen werden!«

Dummerweise klang das wirklich logisch. Tiffany wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Aber, genau das war auch die Lösung. Denken! Sie musste doch nur an jemand bestimmtes denken und der würde erscheinen.

»Raschni, ich werde jetzt etwas tun, was du niemand, ausser Pam, auf der Megaclite erzählen darfst. Schwör mir das, oder du darfst mich nie wieder ficken!«

Sofort war Raschniposa für den Schwur bereit. Tiffany dachte an ihren Begleiter von diesem Planeten. Sofort stand er neben ihr.

»Womit kann ich dir helfen?«

Raschniposa und der Wächter machten unwillkürlich einen Schritt zurück.

»Jetzt habt mal keine Panik. Das ist ein Freund!«

Der Begleiter schaute sich um.

»Hoch interessant! Mir war nicht bewusst, dass es diesen Ort gibt! Wie mir scheint, gehört er auch nicht wirklich hier her. Darf ich fragen, wo ich hier bin?«

Tiffany erklärte im Schnelldurchlauf.

»Hoch interessant! Ich bin sehr beeindruckt! Würden sie mich bitte über die Technologie unterrichten?«

»Hallo? Ich hab dich gerufen. Ich brauche ein paar Antworten von dir!«

»Aber gerne, stelle deine Fragen!«

»Erstens, seit wann redest du denn so geschwollen?«

Er lächelte.

»Ich bin hoch fasziniert. Daran wird es liegen.«

»Okay, von mir aus. Dann erzähl mal. Er redet hier davon, dass er aus der Zukunft kommt, hier alles aufgebaut hat und so weiter. Ist da was dran?«

»Nun, ich müsste genauere Studien anfertigen, um dir seine Worte zweifelsfrei bestätigen zu können. Falls deine Frage jedoch damit beantwortet ist, ob seine Worte möglich sind, dann kann ich das bestätigen!«

»Echt jetzt? Zeitreisen und so sind möglich?«

Wieder lächelte er.

»Natürlich! Nimm nur die Mathematik. Auch ihr Menschen wisst seit langer Zeit, dass die Zeit auch ein negatives Vorzeichen haben kann. Kann die Mathematik es berechnen, dann ist es auch so.«

»Mag ja sein. Aber bedarf es nicht unglaublicher Energien, alles zurückzudrehen?«

Er fing an zu lachen.

»Aber nein! Stell dir die Zeit wie einen Fluss vor, der von A nach B fliesst und du bist mit einem Boot darauf unterwegs. Du kannst dich auf deinem Boot vor und zurück bewegen. Gehst du zum Bug, dann erreichst du die Zukunft etwas schneller. Gehst du zum Heck, scheint die Zeit für dich langsamer zu vergehen.«

»Ja, schon klar. Reise ich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit, komme ich an meinem Ziel jünger an, als die, die ich zurückgelassen habe. Erzähl mir was neues!«

»Aber gerne. Du übersiehst einen Faktor. Dein Boot treibt! Die Strömung des Flusses ist jedoch wirklich sehr gering. Du kannst dein Boot also problemlos anhalten und auch den Fluss wieder zurück rudern.«

Tiffany verstand zwar das Gleichnis, aber so wirklich nachvollziehen konnte sie das nicht.

»Und wie rudert man zurück?«

»Das, ist wieder eine ganz andere Sache. Es bedarf keiner Technologie, auch keiner Energie. Der Geist ist jedoch so konditioniert, dass er eine andere Möglichkeit, wie mit dem Fluss zu treiben, gar nicht in Betracht ziehen kann. In dem Moment jedoch, wo dieses Hindernis fällt, ist eine Reise in die Vergangenheit nichts anderes, als wenn du auf einem Weg eine Strecke gehst und dann einfach zurück wanderst.«

Das klangt für Tiffany doch etwas zu fantastisch.

»Okay, okay. Ich schnappe hier langsam über. Du bestätigst mir also, er hier kommt aus der Zukunft, ist weit in die Vergangenheit gereist, hat hier das alles aufgebaut und lebt seit Tausenden von Jahren?«

»Nein! Das kann ich nicht, da mir dafür zu viele Fakten fehlen. Ich kann dir jedoch bestätigen, dass alles, was ich bislang gehört habe, absolut möglich ist!«

»Na gut, dann soll mir das reichen. Wächter, entschuldigen sie bitte, dass ich gezweifelt habe.«

»Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich bin sehr froh, wieder mit jemandem reden zu können. Das es dabei dann ausgerechnet noch Besatzungsmitglieder der legendären Megaclite sind, ehrt mich zutiefst.«

Nun lachte Tiffany.

»Warum ist eigentlich alles legendär?«

»Nicht alles! Doch die Megaclite und eben auch die Columbia, sowie Ewald, sind für die Milchstrasse unentbehrlich.«

Er schaute den Begleiter an.

»Sie scheinen technologisch weit entwickelt!«

Nun ging das los, was Tiffany schon kannte. Der Begleiter erzählte, was er so alles drauf hatte und die Zeit verging. Tiffany schaute dabei immer wieder zu Raschniposa, um die Megaclite nicht zu verlieren. Als die Ausführungen beendet waren, hatte der Wächter eine Frage.

»Könnten sie mir sagen, was aus meinem Freund Ewald geworden ist? Er war lange Jahre hier bei mir, wie haben zusammen alles aufgebaut und dann ging er auf eine Reise, von der er nicht zurückgekehrt ist.«

»Es tut mir leid, aber diese Frage kann ich so nicht beantworten. Ich kann es aber herausfinden. Das wird jedoch ein wenig dauern.«

Der Wächter lachte.

»Ich habe alle Zeit der Welt!«

Da hatte Tiffany eine Idee.

»Du, sag doch mal. Du kannst doch auftauchen wo du willst. Kannst du ihm hier nicht hin und wieder einen Besuch abstatten?«

Der Begleiter schaute zum Wächter.

»Wenn es sein Wunsch ist, dann kann ich das durchaus!«

Sofort war der Wächter sichtlich begeistert.

»Oh ja! Es ist mein Wunsch! Auch wenn ich mein Leben mittlerweile sehr zu schätzen weiss, die Einsamkeit kann zuweilen sehr unangenehm sein. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Besuch bekommen würde.«

Der Begleiter schaute sich um.

»Dies scheint mir ein sehr abgeschiedener Ort zu sein!«

»Abgeschieden? Das ist überhaupt kein Vergleich! Es kommt nur ganz selten vor, dass hier mal etwas vorbei kommt und Besuch habe ich noch nie bekommen.«

»Dann möchte ich einen Vorschlag machen! Ich werde mich bei meinem Volk beraten. Wenn man meinem Ansinnen positiv begegnet, werden sie in naher Zukunft sehr viel Besuch von uns bekommen. Die Neugier in meinem Volk ist gross und etwas neues aus unserer Galaxie haben wir schon sehr lange nicht mehr entdeckt.«

Bei dem Wächter glühten die Augen vor Glück.

»Tiffany, ich bin ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet! Nicht nur, dass sie mich mit ihrer Anwesenheit beehrt haben, sie haben mir auch neue Freunde gebracht! Das werde ich ihnen nie vergelten können!«

»Ach, alles gut. Ich freue mich, wenn ich helfen konnte, nachdem sie ja der sind, der die Milchstrasse vor dem Untergang retten wird!«

»Mein Angebot ist jedoch an eine Bedingung geknüpft!«

Sagte der Begleiter. Tiffany zog eine Augenbraue hoch.

»Ach ja? Welche denn?«

»Wenn ihr zu eurem Schiff zurückkehrt, dann habt ihr hier niemanden gefunden. Die Technologie ja, aber weder den Wächter, noch mich. Niemand wird es erfahren!«

Langsam ging das Tiffany auf den Keks. Dauernd traf sie jemand und sollte hinterher das Maul halten. Das war ja so gar nicht ihre Art.

»Na gut, von mir aus. Wenn das so weiter geht, dann gehe ich nicht mehr auf Ausseneinsätze! Immer soll ich die Klappe halten!«

Alle lachten, sogar Raschniposa. Der aber nur kurz, denn wie die Anzeigen mitteilten, wurde die Verbindung zur Megaclite schwächer. Es war als Zeit für die Rückkehr.

Nach einer wirklich herzlichen Verabschiedung setzte Tiffany wieder ihren Helm auf, aktivierte den Transporter und schon waren sie und Raschniposa zurück. Irgendwie war sie verwundert, was man so alles in dieser Galaxie vorfinden konnte.

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