Das Band

Tiffany hatte diesen Gedanken noch nicht ganz fertig formuliert, als sich zu Caspers Verwunderung ihre Augen in der realen Welt wieder öffneten und alle Verbindungen verschwanden.

»Tiff, alles gut mit dir?«

»Ja, alles gut.«

Mehr sagte sie nicht. Dafür schaute sie sich um, als würde sie etwas suchen.

»Was verloren?«

Fragte Raschniposa.

»Nein, aber hier müsste irgendwo …«

Tiffany sah etwas an der Seite ihrer Sitzgelegenheit heraustreten. Sie griff danach und konnte es schliesslich an sich nehmen.

»Da ist es ja!«

»Und was ist das?«

»Eine Sternenkarte. Sie zeigt uns nicht nur die vermutliche Position dieses Schiffes, sondern auch noch ein Band aus Omega-Strahlen. Fliegen wir da rein, sind wir Matsch. Aber da ist auch ein Kurs drauf, der uns sicher durchführen kann.«

Casper verschränkte die Arme.

»Du scheinst ja allerhand erlebt zu haben.«

»Ach na ja, so viel war es jetzt nicht. Aber ich weiss jetzt immerhin etwas mehr.«

Tiffany schaute sich das kleine, rechteckige Ding in ihrer Hand an.

»Raschni, du als Technik-Freak, können wir das Ding auf der Megaclite lesen?«

Raschniposa nahm es an sich, drehte es ein paar Mal, schien das Gewicht abschätzen zu wollen und schaute dann zu Tiffany.

»Woher soll ich das wissen? Denkst du, ich habe so eine Art Superblick? Ein Blick und ich kenne sofort jeden Pin und die gespeicherte Datenstruktur?«

Casper reichte Raschniposa seinen Scanner.

»Was soll ich damit? Das Ding abchecken, ob es krank ist, oder wie?«

»Blödsinn! Man kann damit natürlich auch andere Arten von Untersuchungen machen. Musst nur den Modus wechseln!«

Raschniposa schaute kurz auf das Gerät, aktivierte dann einen Hardwarescan und leuchtete dieses Speicherteil ab. Als die Untersuchung abgeschlossen war, nickte er.

»Ja, können wir auslesen!«

»Bist du dir da sicher?«

Tiffany schien ihm das nicht so ganz glauben zu wollen. Doch Raschniposa drehte einfach das Gerät um und auf dem Display war genau die Karte zu sehen, welche sie auch im Vector-Raum gesehen hatte.

»Ja, ich bin mir sicher. Dieses Ding zwingt dir seine Daten förmlich auf.«

»Super. Dann zurück! Wir haben, was wir wollten!«

»Echt jetzt? Tiff, hier liegt so viel unglaubliche Technik rum. Alleine hier in diesem Raum. Diese Vorrichtung ist so genial, damit könnte man faktisch ewig leben! Das müssen wir untersuchen!«

»Casper. Du hast doch da bestimmt schon deinen Scanner drangehalten. Hast du auch nur ganz entfernt eine Information über die Technik bekommen, auf der alles läuft?«

»Nein, habe ich nicht, aber …«

»Aber!«

Unterbrach Tiffany.

»Aber, du wirst hier nichts finden, mit dem du etwas anfangen kannst. Auch Ray wird hier überfordert sein. Die Technik ist uns um Tausende von Jahren, oder sogar mehr, voraus. Die läuft hier kontinuierlich seit Millionen von Jahren ohne gewartet zu werden. Glaub mir. Wir können unser ganzes Leben hier verbringen und alles analysieren und wissen hinterher nicht einmal, auf welcher Grundlage das alles basiert.«

»Wie kommst du denn auf so eine verwegene Theorie?«

»Persönliche Informationen. Erkläre ich euch alles auf dem Rückweg.«

Eine halbe Stunde später erreichte Tiffany mit Casper wieder die Brücke.

»Ah, Nummer, also Tiffany. Ich bin wirklich froh, dich in einem Stück zurück zu haben.«

»Casper hat das alles ein wenig übertrieben. Ich war nie in Gefahr. Dafür habe ich aber sehr wichtige Informationen. Casper, würdest du das bitte mal ins System übertragen?«

Casper hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Er öffnete eine Klappe, in welcher er etwas genauer untersuchen konnte und kaum war das kleine Teil darin, war die Karte auch schon auf seinem Bildschirm. Tiffany hatte nicht ganz Unrecht. Diese Technik war definitiv sehr beeindruckend. Casper legte das Bild auf den Hauptschirm, woraufhin Ruug sich sofort dorthin bewegte.

»Ist das die Barriere?«

»Ich habe schon viele Mythen von einer Barriere gehört, die den Raum trennen würde. Ein nicht zu überwindender Bereich. Fliegt man ihn an, löst sich alles, was ihn berührt, buchstäblich auf.«

»Ja, ich denke mal das passt. Mir hat man es aber als Region mit Omega-Strahlung beschrieben.«

Krieger zog die Augenbauen hoch.

»Omega-Strahlung? Wirklich?«

Tiffany drehte sich zu um.

»Sag nicht, die weisst von so etwas.«

»Na ja, wissen würde ich jetzt nicht sagen. Bevor wir aufgebrochen sind, habe ich noch eine Vorlesung von einem Professor auf der Erde besucht. Er gilt als heisser Kandidat, die uralte String-Theorie, welche es ja mittlerweile in den tollsten Abspaltungen gibt und die noch nie wirklich eine Vorhersage trifft, welche man auch untersuchen könnte, dann doch wissenschaftlich überprüfbar zu machen. Er hat da einige Formeln aufgestellt, welche Vorhersagen getroffen haben. Ihm zufolge müsste dort, wo sich zwei Universen sehr nahe sind, eine Strahlung auftreten. Man würde sie nicht messen, oder analysieren können, doch jegliche Materie müsste bei Berührung jegliche Bindung verlieren, da diese Strahlung alles an Naturgesetzen aufhebt, was wir kennen.«

»Und das ist die Omega-Strahlung?«

»Zumindest nannte er sie so Tiffany. Sie beschreibt aber ziemlich gut, was Ruug soeben gesagt hat, oder?«

Das konnte Tiffany nicht leugnen.

»Was sieht man da noch?«

Wollte Krieger wissen.

»Das da könnte die Position des gesuchten Raumschiffs sein. Wir können uns aber in diesen Kreisen hier mal umschauen und die Leute dort befragten. Dort sollte es Zivilisationen geben. Je röter die Kreise werden, desto mehr ist mit Kampfhandlungen zu rechnen.«

»Moment! Wir sind hier, da ist das Band und das Raumschiff soll dahinter sein? Wie soll das funktionieren?«

»Hier, diese Linie beschreibt einen Kurs, welcher dieses Schiff genommen hat. Die Wesen auf dem Planeten haben, als sie noch aktive Raumfahrt betrieben haben, diesen Kurs ebenfalls erfolgreich nutzen können. Angeblich muss man nichts machen, als sich von dem Schwerefeld in diesem Bereich ziehen lassen, bis man durch ist. Trotzdem würde ich empfehlen, es zuerst mit einer Sonde zu testen.«

»Also wenn man mich fragt, ich finde das alles sehr mysteriöse. Geradezu fantastisch. Aber gut, wir waren auf einem Planeten, der in seinen Aufzeichnungen alles vorhersagen konnte, was wir bei denen so getrieben haben. Warum sollte hier nicht auch was dran sein. Steuermann, Kurs setzen!«

Tiffany ging zu Pamela und schnippte am Ohr.

»Eh Scheisse! Was soll denn das?«

»Du sollst einen Kurs setzen!«

»Was? Wohin?«

Wieder einmal schaute Krieger zu Boden und schüttelte den Kopf.

»Da! Folge der Linie und halte dann vor dem roten Bereich an. Oder wenn du merkst, dass unser Schiff sich auflöst.«

Pamela schaute sich den Bildschirm an, verstand aber so gar nicht, was da überhaupt los war. Sie hatte von geilem Sex mit noch geileren Kerlen geträumt.

Aber gut. Die Megaclite verliess das System, beschleunigte und flog die angegebene Stelle an. Tatsächlich war sie ein bisschen überrascht. Die String-Theorie und ihre ganzen Ableger gab es seit Hunderten von Jahren. Niemand konnte bisher etwas berechnen, oder vorhersagen, was man im Experiment hätte überprüfen können. Nun sollten sie hier, unzählige Lichtjahre von Zuhause entfernt dann etwas finden, was von dieser Theorie vorhergesagt wurde? Das wäre ja der Hammer gewesen. Bis auf die Tatsache, dass man die Infos nicht an die Erde schicken konnte. Na ja, konnte man schon, aber bis der Krempel dort angekommen wäre, hätten die wahrscheinlich schon selbst herausgefunden, dass es so etwas gab. Na, eigentlich war es Tiffany egal. Sie wollte dieses Schiff finden, ausstatten und dann dort leben. Das würde lustig werden!

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