Mario musste sich noch einiges an Schmeicheleien und Komplimente Seitens Waldemar über sich ergehen lassen, dann ging es an Board. Während Viper und Mario die Checkliste abarbeiteten, verstaute der Rest das Gepäck und sorgte dafür, dass auch Essen und ähnliches seinen Platz fand. Pascal hatte die Vorräte so dimensioniert, dass diese Gruppe locker zwei Wochen, oder gar länger, vor Ort bleiben konnte, ohne Nachschub zu brauchen. Das machte Donald ein wenig Bauchschmerzen.
Waldemar machte sich sogar noch etwas mehr Sorgen. Seiner Meinung nach fehlte jemand, der für den Flug zwingend notwendig war. Ein Copilot! Mario war der Boardingenieur, Viper der Pilot. Wer sass denn dann links?
»Amy, ins Cockpit!«
Machte Viper eine Durchsage. Amy ging nach vorne und verblieb dort. Auch als die Triebwerke gestartet wurden und die Maschine sich in Bewegung gesetzt hatte, kehrte Amy nicht zurück. Waldemars Besorgnis wuchs und er entschied, der Sache auf den Grund zu gehen.
Auch wenn Elena ihn davon zu überzeugen versuchte, angeschnallt sitzen zu bleiben und auch Rebekka nebst Janine ihn aufhalten wollten, er stürmte in einem von ihm kaum bekannten Tempo ins Cockpit.
»Entschuldigt, aber darf ich nachfragen, wer die Rolle des Copiloten übernimmt?«
Die Frage war im Prinzip unsinnig, denn links sass Amy und war angeschnallt. Entsprechend gestikulierte Mario und Amy drehte sich um.
»Ich!«
»Ich möchte dich nicht kritisieren, teure Amy, doch hast du eine Eignung, diese Maschine fliegen zu können?«
»Ja Waldi, hat sie! Überleg doch mal. Denkst du ernsthaft, ich würde meine Lady jemandem anvertrauen, der keine Ahnung vom fliegen hat? Aisha hat viel mit ihr Trainiert und letzte Woche hat sie, Viper, Derrick und ich sie im Flug geprüft. Sie hat tadellos bestanden!«
Marios hoher Stellenwert in Waldemars Augen hatte schon ausgereicht, Waldemars Sorgen zu zerstreuen. Amy meldete sich jedoch auch zu Wort.
»Waldi. Ich kann auf jeden Fall in der Luft mit dem Ausfall beider Triebwerke einer Seite bei vollen Nachbrennern im Steigflug abfangen, Triebwerksbrände löschen und die Kiste bei Bedarf auch auf dem Hosenboden landen. Die haben mich durch die Hölle geschickt! Also mach dir keine Sorgen!«
Waldemar nickte und ging. Amy fand das lustig. Normalerweise musste man immer erst ellenlang diskutieren und argumentieren. Bei Waldemar reichte eine Aussage von Mario.
30 Minuten später auf Reiseflughöhe mit Überschall. Wieder bekam Waldemar Bauchschmerzen, als auf einmal die ganze Cockpitbesatzung nach hinten kam. Mario sah seinen bleichen Gesichtsausdruck, aber auch den von den anderen Heinzfortern.
»Keine Panik! Die KI hat übernommen!«
Die Heinzforter schauten zu Waldemar, der war augenblicklich entspannt. Also beruhigte sich auch der Rest. Die Drei aus dem Cockpit setzten sich, Pascal stand auf und ging etwas nach vorne. Ohne sich umzudrehen fing er an zu sprechen.
»Guten Morgen Marines!«
Sprach er und drehte sich um. Die Nerds wussten Bescheid. Das war eine Szene aus dem zweiten Teil einer Filmreihe, wo destruktive Ausserirdische im Spiel waren.
»Da wir jetzt in der Luft sind, ein paar Worte zu dem Einsatz. Ja, einige von euch haben schon viel an Recherche durchgeführt und ich muss gestehen, ich bin schon etwas überrascht, wie viel ihr herausgefunden habt!«
Dramatische Pause.
»Es ist richtig. Der Ort, zu dem wir fliegen, ist offiziell von der Karte gelöscht. Es wurden grosse Anstrengungen unternommen, Menschen von dieser Lokalität fernzuhalten. Ich war allerdings auch nicht ganz ehrlich zu euch. Ganz so simpel, wie ich es die ganze Zeit beschrieben habe, ist es dann doch leider nicht.«
Sofort flammten die Augen einiger der Beteiligten auf, sie wollten protestieren, doch aus irgendeinem Grund, wenn Pascals Blick sie traf, war jeglicher Widerstand weggewischt.
»Ihr habt ja viele Dinge zu Tage gefördert. Diese sind im Grunde jedoch allesamt falsch. Natürlich laufen dort keine Zombies herum! Auch ist es falsch, dort mit irgendwelchen Monstern zu rechnen. Nein! Es ist viel simpler!«
Waldemar war soweit, jegliches kommendes Kommentar in Zweifel zu ziehen. Pascal schaute ihn an und schon war er der Meinung, alles wäre toll.
»Ein Teil der dortigen Regierung hat mit der Bevölkerung experimentiert. So etwas ähnliches wie MKUltra, falls euch das etwas sagt.«
Für die Nerds stiess Pascal damit offene Türen auf. Natürlich kannten sie MKUltra!
»Es wurde experimentiert, ob man eine einzige Person mittels Drogen und Hypnose die Fähigkeit verleihen kann, andere Menschen heimlich ebenfalls zu konditionieren und so eine ganze Stadt zu erobern, ohne eine einzige Waffe abfeuern zu müssen. Eigentlich sogar, ohne überhaupt jemanden wissen zu lassen, dass da gerade eine Infiltration im Gange ist.«
»Davon habe ich gelesen! Haben die das wirklich durchgezogen?«
»Ja Donald, haben sie. Das hat sogar so gut funktioniert, dass mittlerweile jeder, der unbedarft die Stadt betritt, von den Einwohnern sofort konditioniert wird. Selbst ausgebildete Soldaten. Das ist der Grund, warum niemand von dort zurückkehrt!«
»Ähm, ausgebildete Soldaten. Dann sollen also wir dort hin und uns konditionieren die nicht um, oder wie?«
Pascal grinste.
»Korrekt Perry! Es gibt da einen gravierenden Unterschied! Alles, was bislang dort hin geschickt wurde, hatte von den Vorkommnissen überhaupt keine Ahnung! Wir hingegen wissen, was uns erwartet. Ein Soldat richtet seine Waffe ja kaum auf einen harmlosen, unbewaffneten Bürger, der offenherzig und freundlich auf ihn zukommt. Wir hingegen wissen, was die Stunde geschlagen hat und unsere Amazonen wissen genau, wie sie mit den Leuten umzugehen haben.«
Amy fühlte sich ein bisschen verarscht, da sie ja eine Amazone quasi als Ausdruck ihrer gesitteten Seite auf der Schulter hocken hatte.
»Und was sollen wir dort machen?«
»Ganz einfach Katja. Laut dem, was mir gesagt wurde, tummeln sich dort nicht mehr viele Menschen. Immer wieder haben welche versucht, ihrem Auftrag folgend nach neuen Opfern zu suchen. Sie sind alleine losgezogen und irgendwo entweder verhungert, oder erfroren. Es wird gesagt, ein harter Kern sei noch dort. Die müssen wir finden! Dann überwältigen wir einen und unsere Genies hier fangen mit den Untersuchungen an. Ich glaube fest daran, dass unsere Genies einen Weg finden werden, die Konditionierung aufzuheben!«
»Bauen wir dann wieder das Zelt aus der Maschine und richten dort die Geräte ein?«
»Nein Mario. Der Vogel bleibt unser Zuhause, so lange wir hier sind. Wir sind hoch genug, dass niemand die Maschine infiltrieren kann. Gearbeitet wird im Krankenhaus. Das wird auch unser erster Einsatz.«
»Unser erster Einsatz?«
»Ja Amy. Der Kampftrupp, ich und Viper gehen zum Krankenhaus und sichern es von unten nach oben. Mario und Waldemar bleiben hier und überwachen unseren Einsatz über die Monitore. Erst, wenn wir das Krankenhaus gesichert und die Zugänge verbarrikadiert haben, kommt der Rest nach. Wir sorgen dafür, dass man das Krankenhaus nur noch übers Dach betreten kann. Auf diese Weise haben wir einen gesicherten Stützpunkt und unsere Nerds können mit ihren Untersuchungen beginnen, wenn wir denn jemand zum untersuchen gefunden haben.«
Irgendwie fühlte Pascal sich unwohl. Er war nun schon so lange unter den Menschen und hatte schon so viel Wahrheiten verdreht. Hier jedoch, seine Freunde so zu hintergehen, gefiel ihm gar nicht. Genau genommen hatte er die Fakten korrekt dargelegt. Nur der Umstand, wie diese Menschen ihren Willen verloren hatten, entsprach nicht ganz den Tatsachen. Wohl aber dem, was die dortige Regierung als Erklärung anzubieten hatte. Er log also nicht, gab nur inkorrekte Informationen weiter.
»Warum machen wir das eigentlich?«
Diese Frage war böse! Aber, Pascal hatte schon lange eine Antwort dafür parat.
»Ganz einfach Donald. I want to belive!«
Mit diesem Satz hatte er die Nerds. War es doch ein Satz auf einem Poster, welches ein FBI-Agent in einer Fernsehserie hatte.
»Ausserdem. Was denkt ihr wie viele Klicks das auf MyTube gibt, wenn wir es veröffentlichen?«
Anmerkung
Wer Hintergrundwissen über das, was während dieses Einsatzes zum Vorschein kommen wird haben möchte, der sollte sich mein Buch “Raumstation Horizont: Stille am Rand der Milchstrasse” anschauen. Das ist jedoch keine Voraussetzung, um der Handlung folgen zu können. Es ist lediglich eine Ergänzung!