Claudia auf Abwegen

Der Rest der Gruppe war in der Tat schon mit den Wasseraktivitäten soweit durch und das Boot war wieder an seiner Boje. Viper war zu gut deutsch gesagt angepisst. Erst zeigte Phillip, dass er auf den Wasserski mehr drauf hatte als er und dann kam noch dieser Perry und der fuhr sie alle an die Wand. Das ging doch nicht! Er, der grosse Viper, war doch der Star!

Es ging Viper dabei eigentlich gar nicht so sehr um das Wasserski an sich. Es regte ihn am Meisten auf, dass er nun bereits in der zweiten Disziplin abgehängt wurde. Da war ja schliesslich noch die Sache mit Janine und dem Lori, die er einfach nicht mehr besiegen konnte, egal wie weit er seine Viper aufrüstete. Immer war der Lori ein kleines bisschen schneller. Jetzt wurde er von Phillip und Perry vorgeführt. Sein Ego war definitiv angekratzt.

Es wurde aber noch schlimmer! Nicht nur, dass die Beiden ihn vorführten, nein die Mädels überschütteten sie auch noch mit Lob, dass es dem armen Viper langsam schlecht wurde. Selbst Luigi fand es unglaublich toll, dass die Beiden diese Leistung bringen konnten.

Natürlich dachte sich niemand etwas dabei. Es war eine prinzipiell nutzlose Leistung. Niemand verdiente damit Geld, oder verbesserte irgendetwas. Es war eine reine Freizeitaktivität und, von Viper abgesehen, führte auch niemand eine Rangliste. Die Kommentare zeigten es auch deutlich. Es wurde fasziniert gefragt, wie Perry das mit der Hocke gemacht hatte, mit dem Kurven in der Bugwelle und wieso er so locker hinter dem Boot hing, während Phillip stellenweise doch wirklich lustige Posen zeigte.

Viper hörte jedoch nur, dass sie viel besser waren als er. Das war auch mit ein Grund, warum die Tour schon ein Ende gefunden hatte. Viper wollte tunlichst vermeiden, dass noch jemand sich auf die Bretter stellte und ebenfalls eine bessere Leistung zeigte, als er. Erst musste er es besser drauf haben, dann konnten auch Andere ihr Glück versuchen.

Was Viper dann noch weniger lustig fand, war das Verhalten seiner Freunde. Er hatte sie am Steg abgesetzt, war an die Boje gefahren und in das Schlauchboot geklettert. Als er zum Strand kam, war ausser Pascal niemand mehr da. Eine echte Sauerei, musste das dumme Boot doch schliesslich noch zu den Camper gebracht werden. Wenigstens half Pascal.

»Junge, wir sind im Urlaub! Zieh doch nicht so ein Gesicht!«

»Du hast gut reden! Du kriegst ja nicht gezeigt, wie minderwertig du bist!«

»Du auch nicht. Wie kommst du denn auf das schmale Brett?«

»Wie ich darauf komme? Hörst du die nicht, wie sie an Perry und Phillip schleimen?«

Pascal fing an zu lachen.

»Dein Ernst jetzt? Du ziehst so ein Gesicht, weil die besser im Wasserski sind als du?«

Viper knurrte.

»Reib ruhig Salz in die Wunde.«

Pascal lachte noch lauter.

»Du bist mir echt einer! Ist doch hier kein Wettbewerb!«

»Doch! Alles ist ein Wettbewerb und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich komme immer mehr ins Hintertreffen.«

Pascal blieb stehen.

»Jetzt hör aber mal auf! Wir sind Freunde. Niemand ausser dir bewertet dich. Dann bist du eben im Wasserski nicht so gut wie Perry, oder Phillip. Dafür können die nicht einfach mal so ein Auto bauen. Die schrauben nur an ihren Autos rum und werden dabei auch noch angeleitet. Du hast dein Auto auf dem Papier bis in die letzte Schraube berechnet und ausgearbeitet. Du hast aus dem Nichts ein Monster erschaffen. Das haben auch die Mädels nicht. Der Lion und der Lori sind auch nur Standardautos, die von den Mädels aufgebohrt wurden. Dazu kommt in dem Fall noch, die treibende Kraft dahinter ist Mario.«

»Toll. Dafür gewinnt dann Janine immer.«

»Boah. Die gewinnt, weil sie und das Auto auf einer Wellenlänge sind und weil sich Mario immer neue Schweinereien einfallen lässt. Du machst alles alleine! Du bist Kopf, Muskeln und Talent in einer Person. Bei den Mädels ist Mario der Kopf, die Mädels die Muskeln und Janine das Talent. Vielleicht verlierst du auf der Strecke, doch keine von denen kann sich mit dir messen!«

Viper schwieg.

»Ausserdem, hier geht es darum, dass ihr auf zwei Holzbrettern hinter einem Boot hergezogen werdet. Es ist egal, wer das nun besser kann, es sagt überhaupt nichts aus!«

Irgendwie fingen Pascals Worte an, in Viper die Denkmaschine anzuregen.

Auf dem anderen Campingplatz war es nun aber soweit. Claudias Produkt wurde bewertet.

»Ich glaube es nicht! Auf so einem Trip war ich schon so lange nicht. Du hast fantastisches Zeug gekocht! Du bist ein Zauberer!«

Dabei himmelte der Typ Claudia total an. Die hingegen hatte überraschenderweise immer noch keine Lust auf Sex. Sie wollte mit ihrem Produkt arbeiten.

»Prima. Das sind knappe 400 Gramm. Kriegst du das verkauft?«

Er schien auf Wolken zu schweben und einfach nur glücklich zu sein.

»Wenn die Leute mitkriegen, dass ich Snowwhite habe, sind 400 Gramm gar nichts. Das habe ich bis morgen Vormittag alles weg!«

Das entzückte Claudia natürlich.

»Wie viel kriegst du dafür?«

Da er redete, als wäre er gar nicht mehr wirklich anwesend, nahm Claudia seine Worte nicht zu 100% ernst. Dennoch war sie davon überrascht.

»8.000, vielleicht 10.000 Euro.«

»Bist du dir da sicher?«

Es kam keine Antwort. Er schien nun komplett abgehoben zu sein. Doch Claudia fing an ihn zu schütteln und klebte ihm sogar eine.

»Was? Ja, absolut! 20 Euro für ein Gramm Snowwhite sind ganz locker drin. Die werden sich wohl eher noch überbieten wollen.«

Genau so stellte sich Claudia das vor. 10.000 Euro waren für sie zwar keine Summe, Papa hatte deutlich mehr auf dem Konto und ihr Blog steigerte ja auch die Gewinne, aber es ging hier ja gerade mal um knappe 400 Gramm! Mit mehr Zeit und einer besseren Anlage konnte sie in kurzer Zeit viel, viel mehr davon herstellen.

»Geil! Dann flieg du mal schön, ich gehe zu den anderen. Morgen Mittag komme ich wieder. 50:50!«

Auch wenn er voll weggetreten war, er liess sich nicht lumpen.

»80:20 für mich!«

»Bitte? Bestenfalls 60:40 für mich!«

»Von mir aus, dann 90:10!«

»Hallo? Ich hab das Zeug gemacht!«

»Ich hab alles besorgt und trage das Risiko!«

Was war denn das für eine Scheisse? Der war voll zugedröhnt, konnte aber noch so logisch denken? Voll die Schweinerei!

»Hör mal Kollege! 50:50 und ich koche Morgen weiter. Wie klingt das?«

»50:50 und ein Blowjob!«

»Ich …«

Claudia brach den Satz ab. Das war schliesslich ein ziemlich cooles Angebot.

»50:50 und einmal blasen. Geht klar.«

»40:60, wenn du schluckst.«

Claudia zog die Augenbraue hoch. Das hätte sie ohnehin gemacht.

»Geht klar!«

»Dann bis morgen!«

Claudia nickte und ging. Was da aber gerade passiert war, konnte sie nicht nachvollziehen. Sie hatte von der ganzen Sache doch überhaupt keine Ahnung und kochte hier Snowwhite mit einer primitiven Ausrüstung, als hätte sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht. Wie ging das?

Pascal! Da konnte doch nur Pascal was mit zu tun haben. Sie hatten geredet und mit einem Mal wusste Claudia bis ins Detail, wie man diese Substanz herstellen konnte. Das musste einfach etwas mit Pascal zu tun haben, nur wie?

Das war der Moment, wo Claudia für eine Sekunde zu glauben begann, dass an der Dämonen-Story vielleicht doch etwas dran sein konnte. Nur eben, wie sollte das gehen? Es gab keine Dämonen, oder sonstige übersinnliche Wesen, es sei denn …

Es schlug bei Claudia ein wie eine Bombe. Nein, Dämonen und so gab es mit Sicherheit nicht. Aber, wie sah es denn mit Besuchern aus einer anderen Welt aus? Ja, Ausserirdische! Die Wissenschaft sah zwar keine Chance, dass Ausserirdische den Weg bis zu uns finden würden, aber wenn die sich irrten? Es gab so viele Planeten, da musste es doch Leben geben! Was, wenn Pascal wirklich ein Ausserirdischer war? Wenn er ihr das Wissen einfach per Körperkontakt übertragen hatte? Das hätte auch erklärt, warum er im Prinzip einen unglaublich überdimensionierten Schwanz hatte, der aber in jede Vagina passte und immer genau so gross schien, wie es am aller geilsten war. Ja, Pascal war ein Alien!

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