Von Essen und nächtlichen Spaziergängen

Nachdem soweit geklärt war, wann am nächsten Tag der Ausflug mit dem Boot stattfinden würde, bummelte die Gruppe noch ein bisschen durch den kleinen Ort. Der war aber auch malerisch! Man könnte fast sagen, da hatte jemand die Erzählungen verschiedener Menschen in die Realität umgesetzt. Oder eben, die Personen damals, die Italien beschrieben hatten, hatten mit dem Flair doch nicht übertrieben.

Interessant war, hier gab es Geschäfte noch und nöcher. Von klein bis gross, von sinnvoll bis unsinnig. Klar war jedoch, wenn die Mädels es gewollt hätten, hier hätten sie viel Geld liegenlassen können!

Doch da war die Sache mit dem Essen. Langsam wurde es Zeit und da war auch ein Restaurant unten an der Promenade, oder dem Hafen, oder wie auch immer man das nun bezeichnen mochte, wo die Gruppe sich einfinden konnte. Natürlich wurde draussen gegessen und zugegeben, man hätte um die Tische ein wenig mehr Platz lassen können. Doch anscheinend, wie auch an diesem Abend, war hier ein derart hoher Andrang, dass die Betreiber des Restaurants locker noch einige Tische hätten anbauen können.

Das Essen war zwar nicht billig, aber absolut lecker! Keiner der Freunde, nicht einmal der pingelige Waldemar hatten etwas zu beanstanden. Selbst verständlich sorgte die Gruppe für Aufsehen. Nicht zuletzt wegen Amy, die natürlich auch während dem Essen nicht die Klappe halten konnte, weshalb hier und da wieder etwas der halb zerkauten Nahrung den Sprung in die Freiheit schaffte.

Ausserdem waren gerade die Mädels unglaublich laut. Sogar die einheimischen Italiener kamen gegen ihre Lautstärke nicht an. Beeindruckend war, zumindest sahen Perry und Waldemar das so, dass sich niemand daran störte. Nahmen die das mit dem Urlaub wirklich so ernst, dass sie sich über wirklich nichts aufregten, oder war dieses Land einfach stellenweise lauter?

Spielte schlussendlich keine Rolle. Nach dem Essen machte sich die Gruppe bald auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dabei wurden aber auch schon Pläne aufgestellt, denn natürlich wehten von den verschiedenen Plätzen die verschiedensten Gerüche umher. Ergo, hier musste experimentiert werden! Ausserdem kamen sie an einer Sportanlage vorbei. Das musste wohl schon auf dem Hinweg so gewesen sein, doch war diese Anlage da niemandem aufgefallen. Pascal war es, der sein Interesse bekundete, wieder einmal Tennis spielen zu wollen. Das brachte Luigi auf den Plan, der diese Idee aufgriff und sofort unterstützte. Ausserdem sollte Viper sich nicht so zieren und mitmachen. Der hatte jedoch keine wirkliche Lust, wie man ihm anmerkte und folglich musste Pascal ihn beim Ego packen. Dann hatte er aber schnell seine Aufmerksamkeit.

Da es sich jedoch zu dritt schlecht spielte, mussten da weitere Opfer her. Mindestens eins. Keine Chance. Niemand meldete sich freiwillig. So war es dann Janine, welche die Sache ins Rollen brachte. Sie setzte sich einfach als Prämie für den aus, der gewinnen würde. Sprich, je mehr mitmachen würden, desto mehr würde es zu einem Turnier und der Gewinne hatte bei ihr freie Wahl. Da wurde Claudia etwas eifersüchtig, denn Donald stand sofort ganz vorne bei den Freiwilligen. Aber auch Derrick und Phillip wollten sich das natürlich nicht entgehen lassen. Das Waldemar ablehnte war klar und bei ihm versuchte auch niemand ihn zu überreden. Bei Perry hingegen war es Katja die anmerkte, wenn er mitmachen und gewinnen würde, würde sie ihm die Nacht seines Lebens spendieren. Würde er jedoch verlieren, würde sie den Zweiten des Wettkampfs knallen. Damit war das geklärt.

Gut. Zurück bei den Wohnmobilen wurde schnell wieder ein Feuer entzündet. Die Gruppe sass wieder drum herum und redete, machte Witze und natürlich gab es sexuelle Anzüglichkeiten. Alles wie gewohnt. Bis auf Katja. Die drückte Perry einen Kuss auf und stand auf mit der Bitte, sie wolle etwas alleine sein. Ungewöhnlich für Katja, aber Perry akzeptierte das. Was niemand merkte, Pascal hatte da sein diabolisches Grinsen aufgesetzt.

Katja ging zum Strand. Natürlich hätte sie eine der Treppen nehmen können, doch sie ging bis dahin, wo man die Boote zu Wasser lassen konnte. Warum wusste sie zwar nicht, denn in dieser Richtung endete der Strand bald an der Strasse, dennoch wollte sie es so haben.

Als sie den Strand erreichte machte sie kehrt. Der See war ruhig, nur ganz kleine Wellen brandeten ans Ufer. Bald hatte sie die Grenze ihres Campingplatzes erreicht und bald auch die des nächsten. Sie ging immer weiter und fragte sich, warum an dem letzten Platz vor dem Fluss Palmen am Strand waren und bei ihnen nicht. Das hatte noch zusätzlichen Flair und gefiel ihr äusserst gut.

Der Strand endete und wandelte sich in einen befestigten Weg am Rand des Flusses entlang. Wieso war eigentlich niemand mehr am Wasser? Es war doch perfektes Wetter? Sassen die wirklich alle vor ihren Wohnwagen, Wohnmobilen und Zelten? Die Frage stellte sich ihr, als sie eine Bewegung vor ihr bemerkte. Auch wenn sie kaum etwas erkennen konnte, es schien jemand zu sein, der gerade eine Angel ausgeworfen hatte.

Katja dachte an damals. Da war ihr so etwas alles egal gewesen. Angst hatte sie vor nichts. Das war mittlerweile anders. Nein, sie hatte keine Angst vor dem, was da vor ihr war. Durch das Training und die Tests bei den Jungs hatte sie genug Selbstvertrauen, um sich gegen eine einzelne Person im Vorteil zu sehen. Doch blieb sie vorsichtig.

Je näher sie kam, desto mehr zeichneten sich die Umrisse ab. Das schien ein Mann ohne Shirt gewesen zu sein. Kurte Haare und mit einer eher schlanken Figur. Das deprimierte Katja jedoch. In etwa so hatte sie Fabrizio in Erinnerung.

Warum? Warum musste sie jetzt ausgerechnet auf eine Gestalt treffen, die ihr diese Flashbacks verursachte? Hätte es nicht eher jemand wie Viper sein können? Dann hätte sie sich jetzt von dem verführen und ficken lassen. Aber nein, es musste ja so eine Gestalt sein.

Irgendwie hatte sie mit einem Schlag ein Feeling wie damals. Sie war deprimiert, niedergeschlagen und hatte eigentlich nur den Wunsch, ganz schnell wieder nachhause zu kommen. Einen Moment stand sie einfach da, dann hockte sie sich in Richtung Fluss auf den Weg, zog die Beine nah an sich und umschlang diese. Genau wie damals. Das hatte jedoch nichts mit einem Flashback zu tun, sondern war ihre normale Haltung in dieser Stimmung.

Verstehproblem! Was zur Hölle hatte es mit ihrem Verhalten auf sich? Sie war mit ihren besten Freunden hier im Urlaub, hatte ihren Mann dabei und eigentlich mehr Spass, als man haben konnte. Alles war perfekt, doch sie sass hier mit einer Depression, die kaum schlimmer sein konnte. Alles, weil sie der Umriss eines Mannes an Fabrizio erinnere, mit dem sie vor ewigen Zeiten mal Sex hatte. Wie irrsinnig war das denn bitte?

Katja dachte an die Erzählungen von Amy, als sie in Amerika war. Da tauchten immer diese Elfe und diese Amazone und hin und wieder mal ein Waschbär auf. Zwei Seiten ihrer Persönlichkeit und so etwas wie ein Schiedsrichter. Wie wäre das wohl bei ihr gewesen?

Nun, diese Frage beantwortete sich schnell. Sie stellte sich zwei Wesen vor, die ihre Seiten symbolisieren sollten. Beides schienen so etwas wie Biber zu sein und was die da taten war eindeutig. Sie zeigten ihr einen Vogel! Nicht ganz zu Unrecht, wie Katja fand.

»Entschuldigung Seniorina, warum sitzen junge Frau alleine hier?«

Katja erschrak, sprang auf und ging in diese Kampfstellung, die sie gelernt hatte. Die war unauffällig, aber konnte sie schützen, wenn etwas passierte. Sofort wanderte ihr Blick zu dem Angler, der jedoch nicht mehr auf seinem Platz sass. Nur die Angel stand noch da und schien auf Fische zu warten. Also war es wohl der Mann, den sie eben gesehen hatte.

»Ach, nichts. Ich bin mit meinen Freunden hier im Urlaub und musste an damals denken, als ich das erste Mal hier an dem See war.«

»Oh ja, verstehe! Unser See deprimierend, wenn daran denken!«

Warum der sprach wie ein Chinese, verstand Katja dann auch nicht.

»So war das nicht gemeint. Aber damals war ich auch deprimiert, bin Nachts raus und wurde von einem Einheimischen angesprochen, mit in sein Gummiboot genommen und auf dem See dann …«

»Katja?«

Fragte der Mann. Katja blieb das Herz stehen. Wenn aufgrund dieser Geschichte ein Mann ihren Namen wissen konnte, dann kam nur einer dafür in Frage. Katjas Stimme zitterte.

»Fabrizio?«

»Si! Ich kann nicht glauben! Nach so vielen Jahren!«

Katja konnte nicht anders, sie musste ihn einfach sofort umarmen und da spürte sie schon, sie hatte noch die gleiche Wirkung auf ihn wie damals.

»Wie kann das sein? Was machst du hier? Ich dachte du wohnst da bei diesen Ferienwohnungen?«

»Si! Ich habe! Vor ein paar Jahren, ich gutes Angebot bekommen. Mir jetzt gehören Teil von hier. Weiss auch nicht warum, aber wollte heute Nacht meine Angel testen. Eigentlich nicht meine Art!«

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