Essen und Studien

Nachdem das neue Boot festgemacht hatte, war Begutachtung angesagt. Grosse Zufriedenheit bei Allen, denn hier konnte man eigentlich alles machen. Von einfacher Party bis hin zum sonnen. Wie das mir den Wasserski funktionieren sollte, da waren sich die Meisten noch nicht ganz einig, aber es gab eine dringendere Frage zu klären.

»Ich möchte eure Euphorie nicht unterbrechen, meine Freunde, doch wie genau habt ihr in dieser kurzen Zeit dieses Boot sogar zulassen können?«

Pascal grinste.

»Magie, mein lieber Waldi. Magie!«

Waldemar verschränkte die Arme.

»Auch wenn ich ein Anhänger einer allumfassenden Energieform bin, die homogen das ganze Universum durchzieht und dank der Entdeckung des Higgs-Teilchens zumindest in den Rahmen der Realität verschoben wurde, du wirst mich nicht davon überzeugen können, dass du nur mit dem Finger schnippst und so ein Boot zugelassen ist!«

Pascal schnippste mit den Fingern.

»Gut. So eine Zulassung ist ja schliesslich sehr wichtig und ich bin froh, dass wir das geklärt haben. Doch eine andere Frage. Wer von euch darf denn ein solches Fahrzeug überhaupt führen?«

Pascal griff in seine Hosentasche und zog ein Pack Karten hervor. Während die Leute noch dastanden und sich fragten, wie Pascal Waldemar mit diesem simplen Fingerschnippen beeinflusst hatte, verteile er die Karten unter den Freunden.

Alle waren schockiert. Die Einen mehr, die Anderen weniger. Das waren Führerscheine für Boote! Alle mit den jeweiligen Bildern der Freunde, Stempel, Unterschrift usw.

»Wo hast du die her und woher hast du das Bild von mir?«

Pascal grinste.

»So viele Fragen! Die habe ich natürlich selbst ausgestellt! Die Bilder habe ich von Zeit zu Zeit mal aufgenommen. Einfach so zum Spass. Man weiss ja nie, ob man die brauchen kann Katja.«

»Okay, mein lieber Freund Pascal. Doch weder betreibst du eine Fahrschule für Boote, noch habe ich jemals ein solches Gefährt geführt. Wie kannst du also guten Gewissens einen Führerschein ausstellen?«

Die Frage interessierte natürlich auch die Anderen.

»Kann ich im Prinzip gar nicht. Aber sei mal ehrlich. Das Ding sieht doch gültig aus, oder?«

Waldemar schaute es sich ganz genau an. Da gab es eigentlich so ziemlich gar nichts, was er als gültig, oder offiziell angesehen hätte.

»Nein!«

Pascal wischte Waldemar einmal mit zwei Fingern vor den Augen hin und her.

»Komm, guck mal ganz genau!«

Genervt schaute Waldemar wieder auf den Ausweis. Er musste zugeben, wenn es eine Fälschung war, dann war die gar nicht schlecht gemacht! Sah etwas zu neu aus, für das Ausstellungsdatum, aber prinzipiell konnte man solche Auffälligkeiten erklären.

»Ja, eigentlich hast du ja schon Recht. Also, würde ich dich kontrollieren, ich würde es wahrscheinlich durchgehen lassen. Je nachdem, wie viel Zeit ich habe.«

Wieder schauten die Freunde total verdutzt. Besonders Maia, die ja noch nicht so oft Pascals Fähigkeiten erlebt hatte.

»Also. Mal ein Vorschlag von mir. Wir gehen jetzt erst etwas essen. Dann hüpfen wir in Badekleidung und weihen die neue Schüssel mal ein. Einmal über den See und mal schauen, was hier so abgeht.«

Natürlich traf Pascal damit den Nerv seiner Freunde. Also erst zurück zu den Wohnmobile und was ziviles anziehen. Wobei die Mädels eigentlich hätten im Bikini bleiben können, denn was sie ersatzweise angezogen hatten, bedeckte nicht einen Zentimeter mehr ihrer Haut.

Während die Meisten schon in das wirklich schöne Restaurant gingen, ein eingeschossiges, grösseres Gebäude, in dem man essen, aber auch Lebensmittel einkaufen konnte, gingen Pascal und Maia noch schnell zur Rezeption. Eine Boje für das Boot musste her und zwar eine, die auch was aushielt.

Für Waldemar war der ganze Urlaub eigentlich ein grosses Experiment und er erhob durchgehend Daten. Auch in dem Restaurant. Für ihn war die Frage, warum fuhren Menschen in Urlaub? Das kostete unsinnig viel Geld, oftmals blieb man im Urlaub alleine, da der Eine da hin wollte, der Andere dort hin, es bedurfte viel Vorbereitung davor und dann war einfach alles vorbei. Was war darin also der Sinn?

Auch wenn Waldemar noch weit davon entfernt war, für diese Frage auch nur an eine abschliessende Antwort zu denken, es gab da schon ein paar Punkte, die ihm aufgefallen waren.

Das fing mit den Wohnmobilen an. Auch wenn die Freunde dort ihr Domizil hatten, sie waren aus ihrer Wohnung gerissen. Das schaffte irgendwie ein Art von offener Gleichberechtigung, wie Waldemar es nannte. Man war nicht bei dem, oder bei dem, war man im Urlaub. Alle zusammen. Das machte einen spürbaren Unterschied.

Aber auch die Örtlichkeit war anders. Hier war man nicht in einer Stadt! Hier war man quasi in einem eigenen, kleinen Dorf, wo die Uhren anscheinend etwas anders liefen. Wo man auf ganz andere Dinge Wert legte. Hier konnte man einfach umherwandern und stiess wenn dann nur ganz selten mal auf ein Auto. Hier sah man ausgelassene Menschen, die irgendwelche Spiele spielten, oder sich sonst wie die Zeit vertrieben. In der Stadt gab es das nicht. Da sah man nur Menschen, die schnell von A nach B wollten und wo alles einfach nur super wichtig war. Auch das war etwas, was ein ganz eigenes Gefühl hervorrief.

Oder auch das Restaurant. Hier kam man nicht in feiner Kleidung. Hier sassen Leute mit Badehose und Badelatschen rum. Ausserdem liessen sich die Leute hier Zeit. Waldemar konnte welche beobachten, die schon seit ihrer Ankunft fertig waren mit dem Essen und dennoch sitzenblieben und redeten.

Auch das Essen selbst war anders. Ob es nun an der ausländischen Küche lag, oder eventuell anderen Standards bei den Zutaten, vielleicht aber auch einfach nur an der Atmosphäre, aber es schmeckte anders. Auf eine gewisse Weise besser! Gut, es war nicht billig, aber Waldemar hatte in Heinzfort schon für mehr Geld weniger Nahrung auf dem Teller gehabt.

Auf jeden Fall war Waldemar an dem Punkt, wo er den Urlaub voll uns ganz geniessen konnte. Nicht, weil es Urlaub war, sondern weil er hier ja so viel erleben und analysieren konnte. Für ihn war das alles wirklich ein Schlaraffenland und das Beste an der Sache war, er hatte die finanziellen Mittel, um alles Aspekte auch wirklich voll ausschöpfen zu können. Zudem hatte er sehr gute Freunde um sich herum. Weit mehr, als er je für möglich gehalten hatte.

Aber nicht nur Waldemar kam auf seine Kosten. Besonders Maia hatte da so ein Gefühl, welches für sie einfach nur traumhaft war. Ja, ihr gehört der Teil dieses Campingplatzes, auch wenn sie noch nie Nutzen davon hatte. Sie wusste nur damals schon, diese Investition war eine wirklich sinnvolle und notwendige Aktion. Nun wusste sie auch, warum dem so war.

Komisch war das aber für sie alles schon. Auf der einen Seite waren da die Leute, die sie eine ganze Zeit nur vom Hörensagen her kannte. Menschen, deren Lebensstil fast schon wie aus einem Film zu sein schien. Erfolg, Harmonie, so viele Aspekte, welche für die meisten Menschen auf Dauer kaum zu bekommen waren. Nun hatte sie diese durch Veronika kennengelernt und wurde direkt in ihren engsten Freundeskreis aufgenommen und es war so, als wäre es noch nie anderes gewesen. Endlich ergab alles irgendwo seinen Sinn, warum sie so viele Dinge unbedingt haben musste, ohne zu wissen warum. Mittlerweile zeigten sich die Gründe.

»Sagt mal. Wasserski. Kann das jemand von euch?«

Alle schauten Perry an. Viper hatte dabei so einen Gesichtsausdruck, als wäre die Frage überflüssig gewesen.

»Wie schwer kann das schon sein? Das Boot zieht an, dann kommst du aus dem Wasser und fährst. Ganz locker.«

»Du bist also schon gefahren Viper?«

»Nein. Aber Perry, so Dinge liegen mir einfach.  Dafür muss man ja kein Hexenmeister sein!«

»Da bin ich aber mal gespannt. Heute dann aber nur eine Bootstour?«

»Nur? Schon gesehen wie grosse der See ist? Wenn wir den einmal umrunden, dann ist es Nacht, bis wir zurück sind.«

»Ganz müssen wir uns das wohl nicht angucken Maia. Ich denke mal, bis zu dieser Wasserburg, oder noch ein Stück weiter könnte aber interessant sein.«

»Wasserburg?«

»Wasserburg Donald. Du hast dich überhaupt nicht schlau gemacht, oder?«

»Warum auch? Will das ja alles hier entdecken Viper.«

»Gut, von mir aus. Also, dann machen wir nachher eine Tour und versuchen uns morgen mal mit diesem Wasserski.«

Amy hatte gesprochen. So hatte es auf jeden Fall den Anschein.

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