Eine Wohnmobilfahrt ist lustig!

Die erste Rast lag jedoch noch in der Ferne. Knappe 700 Kilometer waren zurückzulegen und ausser dem Tank gab es eigentlich keinen wirklichen Grund, eine Pause zu machen. Die Fahrzeuge waren mit allem ausgestattet, was man auf der Fahrt brauchen konnte und da zwei Personen das Gefährt steuern konnten, also einer bei Erschöpfung auch nach hinten gehen und einer frischen Person Platz machen konnte, war auch für ein Fahrerwechsel kein Stopp notwendig. Nur eben, diese Kisten verschlangen schon ganz ordentlich Treibstoff und mindestens ein Tankstopp musste eingeplant werden.

Nachdem die Mädels also umgezogen waren und so ziemlich jeder der Jungs fluchte, dass keine Kameras in den Wohnmobilen waren, ging die Fahrt relativ ereignislos weiter. Bis die Mädels dann anfingen zu singen. Sehr lautstark, so dass sie das, was aus der Kommunikationsanlage kam zum Glück für die Jungs nicht hörten.

»Hätte man da nicht einen Schalter einbauen können, um das Ding abzuschalten?«

»Ich weiss was du meinst Donald. Das tut ja echt weh!«

Aus dem Brücken-Wohnmobil meldete sich Viper.

»Gnade! Bitte! Gnade!«

»Was bin ich so froh, dass die Mädels bei der WG zugestiegen sind!«

Erklärte Derrick aus dem Neunburger-Wohnmobil.

»Wenn die wenigstens einen Ton halten könnten!«

Beklagte sich Perry.

»Einen Ton? Ich wäre schon froh, die würden das gleiche Lied singen!«

Warf Derrick protestierend ein.

»Die singen das gleiche Lied!«

»Dein Ernst Mario?«

»Japp, mein Ernst! Das singen sie auch im Büro. Aber dort nur drei und nicht gleich siebenstimmig.«

Nach dem ersten Lied kam das nächste. Dann ein neues, dem folgte eine Variante eines eigentlich echt coolen Oldies und kurz bevor die Jungs einen Hörsturz erlitten, endete der Gesang.

»Leute, wie wäre es mit einer Rast?«

Die Jungs schauten sich in ihren Wohnmobilen fragend an, dann schauten alle auf den Kilometerstand.

»150 Kilometer Janine. Wo drückt denn der Schuh?«

»Nirgends Phillip. Ich habe aber Lust auf merkwürdig schauende Leute.«

Wieder diese Blicke und jeder der Jungs wusste genau, es war eigentlich keine Frage von Janine. Es war eine feststehende Tatsache. Deshalb kam auch von keinem mehr eine Reaktion, sondern beim nächsten Rastplatz wurde der Blinker gesetzt.

Auf selbigem hielten erst die drei Wohnmobile der Jungs an, während das Gefährt der Mädels noch ein gutes Stück weiter fuhren und dort eine Parklücke nahmen, wo auch wirklich Leute in der Nähe waren.

Das gab den Jungs dabei den Vorteil, schon aussteigen und sich das Schauspiel anschauen zu können. Überall standen Menschen an ihren Fahrzeugen, redeten, oder schauten in irgendwelche Karten. Etwas rückständig, wie Waldemar fand, denn heute hatte ja jedes Handy auch ein Navigationssystem dabei, womit Karten überflüssig wurden.

Als sich dann jedoch die Tür vom Wohnmobil öffnete und ein Mädel nach dem Anderen in fast schon zu kurzen Klamotten mit echt hohen Schuhen heraus kam, drehten sich die Köpfe nahezu aller Männer in ihre Richtung. Die Mädels hatten also genau das, was sie haben wollten.

Perfekt wurde es aber erst in dem Moment, wo einige Frauen anfingen, ihren Männern eine Szene zu machen, da auch die ziemlich lüstern zu den Mädels schauten und das Gespräch mit ihren Partnerinnen offensichtlich gänzlich vergessen hatten.

Schliesslich ernteten die Jungs böse Blicke. Nicht ganz unlogisch, denn diese Horde scharfer Bienen ging direkt auf sie zu und vereinten sich mit ihnen. Wenn Blicke hätten töten können, keiner der Jungs hätte den Weg in die Gaststätte überlebt. Doch so, mussten die neidischen Männer zuschauen, wie diese scharfen Weiber sich bei anderen Kerlen einhakten und schliesslich verschwanden.

»So. Habt ihr jetzt euer Willen?«

Die Mädels nickten.

»Haben wir Mario. Jetzt essen!«

»Echt jetzt Rebekka? Wir haben die Karren voll mit Essen!«

»Ja und Donald? Gehört eben dazu, dass man bei so einer Fahrt auch isst!«

»Klar, aber nach nicht einmal 200 Kilometer?«

»Jetzt fang mal nicht an Haare zu spalten du Spiesser! Das ist Urlaub und hier geht es nur um Spass. Lass die Logik stecken!«

Dabei war es doch eigentlich Waldemar, der sich für den grossen Logiker hielt. Aber er hatte der Sache irgendwie nichts hinzuzufügen. Eigentlich wollte er den Mädels eine Standpauke halten, wenn sie in dem Laden waren, doch nachdem sich Elena bei ihm eingehakt hatte übernahm sein neuer Teil und der war einfach nur Stolz, dass so viele Kerle ihn um seine Freundin beneideten.

Irgendwie hatten die Damen aber auch Recht mit ihrer Ansicht. Sie waren noch nicht weit gekommen, hatten eigentlich genug Essen an Board, doch dennoch war es etwas richtig angenehmes, hier zu sitzen, dass Essen zu geniessen, was überraschend gut war und sich schliesslich über die viel zu hohen Preise zu beschweren. Als hätte irgendeinem der Leute das Geld wehgetan. Aber irgendwie, da kam dann zum ersten Mal richtige Urlaubsstimmung auf.

Besonders bei Maia schien das schwer einzuschlagen. Sie schaute die ganze Zeit an einen Tisch, wo ein junges Pärchen sich gegenüber sass und die Finger in einander verknotete.

»100 Euro, dass ich den hier und jetzt mit aufs Klo kriege!«

Alle schauten sich um. Irgendwie besonders auffällig.

»Warum?«

»Ich hab Urlaub Amy. Irgendwie hab ich da jetzt Lust drauf!«

Das war inspirierend für die Mädels. Jedoch schaute Waldemar irgendwie merkwürdig. Elena sah es und gab ihm einen Schubs. Eigentlich, um ihn von seiner miesen Laune abzubringen, doch Waldemar reagierte.

»Gut, ich nehme die Wetten an, meine Freunde. Jeder seinen Einsatz zu mir mit der Ansage, ob er auf ihren Sieg, oder die Niederlage wettet!«

Elena riss die Augen auf.

»Ist alles okay mit dir?«

»Aber natürlich, mein Schatz! Es ist doch Urlaubszeit und da sollte man doch die Dinge tun, die man sonst nicht tut!«

Schweigen. Niemand am Tisch konnte glauben, dass Waldemar wirklich Schatz gesagt hatte. Dann schob Janine jedoch zwei 50 Euro Scheine zu Waldemar.

»Hier Waldi. Ich sage, Maia schafft es!«

Nach diesem Startschuss wechselten schnell die Geldscheine ihren aktuellen Besitzer. Ausser Mario und Luigi, die beide fest an die Liebe glaubten, setzten jedoch alle auf Sieg für Maia.

Nachdem alle Wetten platziert waren, wartete Maia noch ab. Dann kam der Moment, wo diese Frau anscheinend zur Toilette musste und den Platz für Maia freigab. Sie stand augenblicklich auf und eilte zu dem Kerl.

Gespannt schauten die Freunde zu, was Maia da machte. Was sie sprach, dass konnte zwar niemand hören, doch an den Reaktionen des Kerls war offensichtlich, er wehrte sich mit Händen und Füssen. Dann kam die Dame zurück und es schien irgendwie Streit zu geben. Natürlich waren die Mädels schon in den Startlöchern, um ihrer Schwester bei der Geschichte zu helfen. Doch Maia stand einfach auf, liess sich noch etwas von der anzicken, drehte sich dann zu dem Kerl um und sagte irgendetwas. Dann ging sie in Richtung der stillen Örtchen.

Gespannt schauten die Freunde zu, was da passiere. Die Frau wurde so laut, dass man sie schon fast verstehen konnte. Dann stand der Mann auf und ging Maia hinterher. Ungläubiges Schweigen bei den Freunden. Das Maia es so leicht hatte, damit hatten sie nicht gerechnet. Auch nicht damit, dass Maia schon nach weniger als fünf Minuten zurück war, sich an den Tisch setzte und einen Schluck aus ihrem Glas nahm. Sie wurde angestarrt.

»Was denn?«

»Na, was hast dem denn erzähle, dass er trotz seiner Freundin mit gegangen ist?«

Maia grinste frech.

»Hab nur gesagt, dass ich es cool fänd, wenn er mitkommen würde. Ich würde nämlich für mein Leben gerne viel schlucken!«

Grosse Augen.

»Das hat Gereicht?«

»Klar Claudi. Gut, er hat ein bisschen dumm geguckt, als er dann wirklich kam, ich einen Schluck Wasser nahm und den geschluckt habe. Aber meine Güte, ich habe nie etwas von seinem Sperma gesagt. Wenn er das denkt, dafür kann ich auch nichts!«

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