Amy, ein kleiner Egoist?

Wieder verging die Zeit. Es blieb alles beim Alten, nur wurde Maia immer mehr zu einem festen Bestandteil der Gruppe und neben den üblichen Aktivitäten mischte sich immer mehr das Projekt Rennstrecke in den Tagesablauf. Wie zuvor der Auto, schaffte es auch diese Angelegenheit, selbst die Aufmerksamkeit von Waldemar zu fordern. Was aber niemand wusste, Amy hatte zunehmend Schwierigkeiten mit dem Thema.

Es kam nicht oft vor, dass Amy ihren Freund in seiner Autopflege aufsuchte. Wenn, dann war immer ein wichtiger Grund dahinter und deshalb kam Phillip auch sofort angelaufen, als Amy mit ihrem Rekrut auf das Gelände gefahren kam.

»Alles okay Schatz?«

»Nein, wir müssen Reden!«

Phillip wurde bleich. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, warum Amy ihn ausgerechnet jetzt verlassen sollte, doch bei ihrem Gesichtsausdruck konnte er es nicht ausschliessen.

»Solange in dem Gespräch nichts vorkommt wie, es sei nicht meine Schuld, von mir aus.«

Amy grinste.

»Blödmann! Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann so ein Gespräch mit dir zu führen. Es geht um das Projekt von den Heinzfortern.«

Phillip war sichtlich erleichtert.

»Ich hab gehört, dass geht ganz gut voran und die fangen jetzt an mit den Genehmigungen.«

»Ja, genau!«

»Läuft doch alles. Wo liegt dein Problem?«

Amy wirkte sehr nachdenklich. Auf eine Art, dass Phillip gar kein Interesse zeigte, heiss auf sie zu sein.

»Eben daran, dass es läuft. Schatz, wenn diese Strecke fertig ist und bekannt wird, dann wandert ein grosser Teil unserer Leute dorthin ab. Das ist alles viel grösser, viel schmutziger, viel mehr wie im Film und bietet viel mehr Möglichkeiten. Dagegen sieht unsere Strecke aus wie ein hässliches Entlein!«

Phillip zog eine Augenbraue hoch. Diesen Vergleich hatte Amy nicht unbedarft gezogen.

»Oh je, was hast du vor?«

Amy musste lächeln. Phillip kannte sie einfach so unglaublich gut und das liebte sie an ihm.

»Ich will das sabotieren!«

Das hatte sich Phillip schon gedacht.

»Und wie? Was hast du vor? Die haben da jetzt so viel Arbeit investiert, alles umsonst?«

»Nein. Nicht umsonst. Nur an einem etwas anderen Standort!«

Da fiel der Groschen.

»Du willst das Projekt nach Neunburg ziehen?«

»Das geht mir durch den Kopf, ja!«

Phillip dachte nach und ging vor Amy ein paar Schritte auf und ab. Dann blieb er vor ihr stehen.

»Könnte ich dich davon abhalten?«

»Ja, könntest du. Sonst wäre ich jetzt bei Pascal und nicht hier!«

»Und was willst du jetzt von mir?«

»Ganz einfach. Bin ich eine schlechte Freundin, wenn ich mich da so einmische, weil es mir nicht gefällt?«

Das war eine schwierige Frage. Phillip versuchte zu erklären.

»Ganz ehrlich ist es auf jeden Fall nicht. Du würdest deine Freunde hintergehen. Allerdings, so wie ich Pascal kenne, würde denen das sogar egal sein, wenn es irgendwann auffällt. Genau genommen entstünde ja auch kein Schaden. Die Pläne könnten beibehalten werden, nur die Örtlichkeit ist eine Andere. Finanzielle Einbusen könnest du ja problemlos übernehmen. Aber, ist dir das so wichtig?«

»Ja. Ich habe so viel Herzblut in unsere Strecke investiert und da hängen so viele Erinnerungen dran. Ich kann mir nicht vorstellen dort irgendwann zu stehen und es ist nichts mehr los. Aber, wenn ich das jetzt durchziehe, verliere ich auch ein Stück weit die Kontrolle. Denn natürlich vollen die Heinzforter ja trotzdem mitreden können.«

Phillip musste lachen.

»Schatz. Wir sind heute an diesem Punkt, weil du deinen Kopf durchgesetzt hast. Wenn dein Herz an etwas hängt, dann funktioniert das in der Regel ja auch. Wenn du mich also fragst, ob du das machen sollst kann ich dir nur einen Rat geben. Vergleich es mit damals, die Geschichte mit MyTube und Brücken und so. Wenn das ein ähnliches Gefühl ist, dann tu es.«

Amy grinste, drückte Phillip noch einen Kuss auf und fummelte ein bisschen am strammen Max. Schon war sie wieder verschwunden, um kurz darauf in den Store von Pascal einzufallen. Die Chance, ihn dort zu erwischen war zwar in aller Regel nicht gegeben, aber Amy brauchte etwas und das bedeutete, er war da und würde sie erwarten. In der Tat wurde sie auch umgehend zu seinem Büro gebracht und durfte eintreten.

»Kurzfassung bitte!«

»Ich will die geplante Heinzforter Strecke in Neunburg haben!«

Pascal lehnte sich zurück und grinste.

»So was! Aber du weisst nicht wie du denen das erzählen sollst. Jetzt denkst du, ich zaubere ein bisschen und es kommt etwas dazwischen, was den Bau in Heinzfort unmöglich macht, so dass man auf einen anderen Standort, zum Beispiel dein Gelände, ausweichen muss. Ja?«

»Ganz genau! Wenn das einer kann, dann du!«

Pascal schob Amy eine Mappe hin. Offensichtlich irgendein Gutachten.

»Du meinst ein Gutachten, welches den Ausbau des Geländes und der Infrastruktur unmöglich macht?«

Amy hob die Mappe auf und schaute. Was sie im Schnelldurchgang lesen konnte war, dass eine Versiegelung des Geländes wegen der Bekämpfung von Hochwassern unmöglich war. Zudem sagte das Gutachten auch klar aus, ein Abwassersystem dieser Grösse würde zu viel Schaden am Umland verursachen.

»Wo hast du das her?«

»Ganz einfach. Ich habe mir die ganze Sache mal genau durch den Kopf gehen lassen. Die Idee dahinter ist einmalig, aber Heinzfort nicht der richtige Platz dafür! Die ganze Szene ist kein Wanderzirkus! Schau dir den Flugplatz an! Dort ist zwar was los, aber weder Viper, noch ihr seit dort wirklich vertreten. Noch eine Strecke würde nichts anderes bedeuten als, ihr dünnt die Herde aus! Mit der Strecke werden viele nach Heinzfort abwandern. Die dort haben dann kaum noch Zeit mal am Wochenende zu euch zu kommen. Umgekehrt werden aber so viele bleiben, dass ihr nicht die Zeit habt nach Neunburg zu fahren. Das funktioniert alles nicht. Ergo, so geht es nicht und der logischste Schluss ist ein laufendes System zu erweitern, anstelle eines Neuanfangs.«

»Du bist also auf meiner Seite?«

»Nein Amy! In dem Fall bin ich auf der Seite der Logik! Wir haben viel aufgebaut hier. Ich habe keinen Bedarf es zu zerstören. Ausserdem, auf unserer Strecke sind schon so viele Dinge passiert, die aus der ganzen Lokalität eine Örtlichkeit mit viel Erinnerungen macht. Viper ist hier zu einem meiner besten Freunde geworden zum Beispiel. Wir haben eine Rivalität, die einfach nur herausfordernd und erbauend ist. Hier haben schon viele Menschen echte Meisterleistungen für sich geschafft. All das will ich nicht zugunsten einer neuen Rennstrecke aufgeben!«

»Und du denkst, man kann das Konzept einfach bei uns übernehmen?«

»Na, nicht ganz so einfach. Die bestehende Strecke und auch die Zubringerstrasse funktionieren bei uns anders, als in Heinzfort. Da muss angepasst werden, was sicherlich einiges an Geld kosten wird. Auch müssen wir Land kaufen. Da muss ich die Besitzer noch überzeugen, dass die das abgeben müssen. Aber ja. Es kostet mehr, aber es funktioniert!«

»Geld? Also davon hab ich ja wohl wirklich genug. Egal was es mehr kostet, ich übernehme das!«

»Ach ja, wie nett von dir. Aber dieses Mal werde ich auch investieren. Ansonsten habe ich da ja bald gar nichts mehr zu melden!«

»Soll mir Recht sein. Wann wird unseren Freunden denn klar, dass aus der Strecke nichts wird?«

»Kommt auf die Post an. Heute, wenn nicht morgen.«

»Und Maia, denkst du sie …«

»Moment Amy! Maia ist ein ganz spezielles Thema! Warte mal noch ein bisschen ab, dann ergibt sich etwas, was jetzt noch keiner erwarten würde!«

Amy grinste.

»Sie spannt Perry Katja aus?«

Pascal schaute schockiert.

»Bitte? Die Beiden sind noch unzertrennlicher als du und Phillip! Nein, aber die Geschichte um Maia wird sich noch drastisch ändern! Du wirst sehen, sie wird zu einem ganz festen Bestandteil!«

2 Kommentare

  1. Uiii – entwickelt sich wie im richtigen Leben. Super.

    Damit hast du wohl eine Entscheidung getroffen wie es weiter geht. In Heinzfort bliebt es bei der WG und es gibt ein gemeinsames Projekt mit den andere. Aus meiner Sicht eine gute Lösung.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert