Geheimnisse

Claudia war nicht erschüttert über Donalds Aussage. Eher im Gegenteil. Vielleicht gab es für sie ja mit ihm die Möglichkeit, diesen kleinen, geheimen Traum auszuleben. Beide fanden es auf jeden Fall sehr gut, dass sie ihre Differenzen für dieses Mal so einfach ausräumen konnten.

Zurück im Zelt schlug die Stimmung bald um und entstand eine Atmosphäre, wie man sie tatsächlich vom Zelten her kannte. Es fehlte eigentlich nur das Lagerfeuer in der Mitte und anstatt eines Flugzeugs hätte das Himmelszelt über ihnen sein müssen. Davon aber abgesehen waren die Anwesenden sorglos und guter Dinge. Bis Perry eine Frage stellte.

»Ich muss euch mal was fragen. Bevor wir euch kennengelernt haben, lief alles in den Bahnen, wie man es sich eben vorstellt. Dann tauchst auf einmal du auf der Zulassungsstelle auf, obwohl du dort gar nichts gewollt hast und auf einmal lernen wir Leute kennen, welche die übliche Lebensart ganz schön gegen den Strich bürsten. Wie geht das?«

Perry erntete verwunderte Blicke. Niemand verstand seine Frage, nicht einmal seine Freunde. Pascal wollte es dann wissen.

»Das musst du spezifizieren. Wer bürstet hier was gegen den Strich?«

»Na, du zum Beispiel. Was hast du auf der Zulassungsstelle in Heinzfort gemacht? Wie kommt es, dass du in jeder Situation den richtigen Kniff zur Hand hast? Du hast Freigabe in der Area51?«

Pascal fing an zu lachen, während die Leute aus Neunburg und Brücken mit den Augen rollten. Da kam auch schon die Antwort.

»Perry. Machen wir ein Spiel daraus. Jeder sagt jetzt einfach die Wahrheit und jeder akzeptiert sie einfach, egal wie unwahrscheinlich sie ist. Okay?«

»Da kommt der Dämon.«

Unkte Phillip. Perry hingegen nickte Pascal nur zustimmend zu.

»Gut. Eigentlich bin ich seit über 400 Jahren auf der Erde. Da gab es damals ein kleines Problem, dort wo ich eigentlich herkomme und na ja, ich bin hier gestandet. Seither bin ich hier, lebe durch die Zeiten und biege alles zu meinem persönlichen Vorteil zurecht. Reicht dir das als Antwort?«

Perry musste sich ein Lachen verkneifen. Die Leute aus Neunburg und Brücken hingegen grinsten breit. Aber, Perry wollte ja unvoreingenommen an die Sache herangehen. Da er sich sicher war, keine Kostprobe von Pascals Macht zu bekommen, wollte er der Sache anders auf den Grund gehen.

»Okay. Dann gehe ich mal davon aus, dass du Amy und Co auch zusammengeführt hast? Ja?«

»Nein. Ich war gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als ich Amy kennenlernte. Zugegeben, ich wusste, wann ich wo zu sein hatte, aber Rebekka, Phillip und das alles, ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich habe nur hier und da ein bisschen Unterstützung geleistet, beispielsweise bei der Werkstatt, oder der Rennstrecke.«

»Ah ja, interessant. Dann erklärt mir aber mal bitte, was genau macht ein Dämon dämonisches auf der Erde?«

Nun waren wirklich Alle interessiert, denn so eine Frage wurde bislang noch nicht gestellt.

»Ganz einfach. Manchmal rette ich die Welt vor dem Untergang. Ich kann euch sagen, da gab es, in der Zeit wo ich Amy kennengelernt habe, ein echt massives Problem, wo sich ein richtig fieses Vieh zutritt zu dieser Welt verschaffen wollte. Da war alles kur vor zwölf sage ich euch. Aber im Moment habe ich es eher mit so einem jungen Ding. Die sollte eigentlich als Monster geboren werden, ich dachte mir aber, ich hole sie einfach in diese Welt und schaue, was so passiert.«

Das Gelächter war gross. Ausser Perry lachte tatsächlich jeder und Pascal schien damit gerechnet zu haben. Perry hingegen tat das, was er zugesichert hatte. Er nahm die Sache einfach mal ernst, egal wie absurd sie war.

»Alles klar. Dann habe ich noch eine Frage. Wenn du 400 Jahre als bist, dann hast du viele Menschen kommen und gehen sehen. Was tust du, wenn die von dir gehen? Ich meine, 400 Jahre werden die Menschen normalerweise nicht!«

Pascal schaute Perry mit einem Blick an, dass ihm das Blut in den Adern gefror.

»Die, die ich zu meiner Familie zähle, die können auch 400 Jahre alt werden!«

»Ne, ne, ne Freundchen! Ich hab zwar kein Bedarf irgendwann mal das Zeitlich zu segnen, aber ich will auch nicht total faltig in 400 Jahren, mit überdimensional grossen Ohren rumsitzen und meine Suppe schlürfen!«

Nun schaute Pascal zu Amy.

»Ach, sehe ich so alt aus?«

Sie verstummte. Alexis, die während der ganzen Zeit an Jerrys Arm hing, schaute zu Markus.

»Du Schwager, wo wir hier gerade so schön intim sind, lass du auch mal was hören. Wie kann es sein, dass du durch deine Fixierung auf Filme so erfolgreich sein kannst?«

»Das ist purer Ehrgeiz. Ich kann ja nicht die Rolle eines erfolgreichen, reichen Mannes spielen und kein Cent in der Tasche haben, oder?«

Jerry mischte sich ein.

»Da ist er wirklich so. Wir hatten früher oft Sorgen, dass er mal Drogendealer wird, oder was in der Art. Aber glücklicherweise hat er sich immer nur Filme rausgesucht, die auch eher romantisch waren. Aber er hat definitiv Recht. Wenn ihn der Ehrgeiz gepackt hat, ist er nicht zu halten. Dann kann er unmögliche Dinge auf die Beine stellen!«

Perry schaute zu Pascal.

»Auch ein Dämon?«

Nun lachte Pascal.

»Markus? Kein Stück! Er bewahrheitet nur eine alte Weisheit. Wenn du dich nur ordentlich bemühst, kannst du alles auf die Beine stellen!«

Wie durch Magie schauten auf einmal Alle zu Derrick.

»Hallo? Was hab ich denn jetzt verbrochen?«

»Nichts. Aber wenn wir ja gerade unsere Schandtaten auspacken, was ist dein Geheimnis?«

Derrick schüttelte den Kopf.

»Claudia. Ich sage die das Gleich wie jedem Anderen. Ich weiss es nicht! Frauen reagieren eben einfach darauf, wenn ich sie auffordere. Weder bin ich ein Dämon, noch ein Monster, oder ein Magier. Ich bin nur ich.«

Das war nicht so einfach zu glauben. Besonders für die Mädels nicht, die dieser Macht schon unterlegen waren. Da musste einfach ein Geheimnis dahinterstecken, sonst würden Frauen nicht so willenlos werden, nur weil er sie auffordert.

»Sag mal an Pascal. Wo führt uns unsere Zukunft hin?«

»Viper, diese Information kann ich dir nicht geben!«

»Was klar!«

Viper fühlte sich mal wieder darin bestätigt, dass Pascal nur ein Hochstapler war. Der hingegen wusste eins drauf zusetzen.

»Du musst dir das so vorstellen. Jede Entscheidung, die wir treffen, beeinflusst die Zukunft. Aber nicht nur für uns selbst. Es kann sein, dass Amy sich nachher entscheidet, mit Markus zu ficken. Das kann dann dazu führen, dass Phillip eine bahnbrechende Idee hat, die in Zukunft so manches auf den Kopf stellen wird. Amy kann sich aber auch entscheiden, mit Phillip zu vögeln, wodurch diese Idee dann nicht ans Licht der Welt gelangt. Was ich dir jedoch sagen kann, es gibt nur ganz wenige Szenarien, in denen das hier alles zerbricht. Von daher, ich weiss nicht, wo die Zukunft hinführen wird. Was ich aber weiss ist, sie wird für uns alles sehr angenehm sein!«

Nun lachte Rebekka.

»Sehr lustig. Als gäbe es nur irgendeine Situation, in der unsere Freundschaft enden würde. Sehr lustig!«

»Lustig? Rebekka. Was würde denn passieren, wenn Amy nun den Wunsch verspürt, Markus zu heiraten und in Amerika zu leben? Denk mal darüber nach!«

Das tat Rebekka und sie verstummte. Na ja, nicht nur sie, auch alle Anderen. Es war tatsächlich korrekt. Würde Amy diesen Schritt gehen, wäre da ein gewaltiges Problem und das konnte tatsächlich dazu führen, dass die Freundschaften zumindest auseinander drifteten. Doch Amy machte sich da keine Sorgen. Sie wusste genau, dass sie so etwas nicht tun würde. Von daher war alles cool.

»Aber du wusstest, dass du an dem Tag auf der Zulassungsstelle sein musstest?«

»Wissen, mein lieber Perry, ist ein Trugschluss. Niemand weiss etwas. Alles, was wir tun können ist, aufgrund von Erfahrungen und Informationen eine Hypothese aufstellen.«

»Das ist der Leitsatz der Wissenschaft, mein lieber Pascal!«

»Korrekt Waldi. Es ist aber so. Alles was du tun kannst ist, eine Hypothese aufstellen und dann ihre Korrektheit prüfen.«

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