Ägypten, wir kommen!

Der nächste Tag begann wieder recht früh, so wie es sich hier teilweise schon fast eingebürgert hatte. Alle waren schon wieder unten und verzehrten das geile Frühstück, welches Morgen gezaubert hatte, als Jerry zur Gruppe stiess.

»So Leute, ich habe eine gute, eine nicht so gute und eine schlechte Nachricht!«

»Dann fang grad mit der Guten an, bin im Moment nicht in Stimmung für schlechte Nachrichten!«

Knurrte Amy, die noch nicht wirklich wach war.

»Gut. Also die Gute ist, ich hab mit meinem Freund gesprochen. Visa, Lande- und Starterlaubnis sowie Stellplatz auf dem Flughafen sind geregelt. Wir können also jeder Zeit kommen und eine ganze Woche bleiben. Auch haben wir Kontakt mit denen, die für die Sicherheit bei den Pyramiden verantwortlich sind.«

Das fand Alexis schon super toll und sie applaudierte hektisch vor Freude.

»Die nicht so gute ist, ich konnte nur ein normales Auto besorgen. Wir müssen also mehrfach hin und her fahren.«

»Das ist ja wohl das kleinste Problem! Wie weit ist es vom Hotel, oder wo du uns untergebracht hast, bis zu den Pyramiden?«

»Und genau da heben wir die schlechte Nachricht Viper. Ich konnte uns keine Unterkunft besorgen. Sprich, wie müssen im Flugzeug übernachten!«

Das löste ein wenig Tumult aus. Ja, der Vogel hatte Betten, Sofas und so, aber nicht für so viele Leute! Das war also wirklich ein Problem.

»Super. Hat jemand einen Vorschlag?«

Rebekka fand die Sache natürlich gar nicht so komisch. Aber, sie wollte es in den Griff kriegen. Es war ja schliesslich nicht so, dass eine kritische Komponente des Vorhabens auf der Kippe stand. Sie durften einreisen und hatten Kontakt zu denen, die sie in die Pyramide lassen konnten. Also, die Sache musste doch regelbar sein.

»Na, wie soll man da für einen Vorschlag machen? Wir haben nur den Platz im Flugzeug. Ein Paar werden beschissen schlafen, dass wird klar sein, aber ich denke mal, wenn man sich mit den Schlafgelegenheiten abwechselt, dann klappt das schon.«

Wieder verwunderte Waldemar alle, als er auf Jerrys Kommentar hin etwas zu sagen hatte.

»Wenn ich dich verbessern darf, lieber Freund Jerry, man hat uns einen Stellplatz zugesichert. Das bedeutet, zumindest die Abmessungen der Maschine sollten für uns reserviert sein. Ergo haben wir den Platz in, unter und auf der Maschine!«

Das brachte Claudia auf eine Idee.

»Können wir zuerst noch einen Abstecher bei uns zuhause machen?«

Alle schauten nun verwundert zu der jungen Frau.

»Definiere Abstecher zu euch nachhause!«

»Na, nach Heinzfort Viper.«

Viper, Aisha, Derrick und Mario tauschten kurze Blicke.

»Ja, würde gehen, warum?«

»Ganz einfach. Mein Papa ist ja in der Immobilien-Branche. Der kauft auch oft Häuser, die erst quasi gereinigt werden müssen. Da sind dann auch Objekte dabei, die komplett in Planen gehüllt werde müssen. Das sind spezielle Planen. Schwer genug, damit sie nicht von jedem Wind gelüftet werden, aber leicht genug, dass man sie oben rückstandsfrei ans Dach kleben kann. Ich kann da bestimmt genug besorgen, damit wir unter dem Vogel auch noch viel Platz haben. In Ägypten sollte es ja nicht zu kalt sein.«

»Was heisst rückstandsfrei? Ich hab keine Lust, mir mit irgendeinem Kleber die Tragflächen zu versauen!«

»Keine Angst Aisha. Dafür gibt es ein ganz einfaches Lösungsmitteln. Ist umweltverträglich und greift wirklich nur diesen Kleber an.«

»Also, da will ich mich nicht drauf verlassen. Das probieren wir erst aus, klar?«

»Von mir aus gerne.«

»Okay. Bliebe noch die Frage, worauf wird geschlafen. Luftmatratze?«

»Ja klar Derrick. Das ist echt kein Problem! Wir haben ja die Kompressoren, um die Reifen vom Flugzeug im Bedarfsfall aufpumpen zu können. Damit kriegen wir auch so ein paar Luftmatratzen gefüllt.«

Aisha war wieder total stolz auf das Flugzeug, welches ja sie entwickelt hatte. Sie hatte daran gedacht, dem Flieger auch solche Installationen mitzugeben, um möglichst autark agieren zu können. Nun würde es sich auch in diesem Fall bewähren.

»Theoretisch können wir da ein ganzes Basislager einrichten. Das coole ist dabei, wenn wir Artefakte, oder was auch immer mitnehmen wollen, dann können wir sie von dort aus direkt im Laderaum verstauen.«

»Jerry! Wir sind nicht da um zu schmuggeln!«

»Ich meine ja nur Markus.«

»Aber das mit dem Basislager ist gar keine blöde Idee. Wie viele Planen kannst du besorgen Claudi?«

»Wie viele? So viele, wie wir brauchen. Mein Papa hat Tonnenweise in seinem Lager und bei Bedarf geht er einfach neue kaufen. Die sind nicht so teuer!«

Amy schaute zu Rebekka.

»Wir sollten einen ganzen Schwung kaufen und im Laderaum deponieren. Kann ja eigentlich nie schaden, oder?«

Es wurden noch einige Details bezüglich weiterem Inventars geklärt, dann gingen die Vorbereitungen los. Es war schon Mittag, als die Gruppe schliesslich zum Flughafen aufbrach. Alle mit eher leichtem Gepäck, doch am Flughafen selbst wurde die Kiste dann doch noch mit reichhaltig Material beladen.

Eine Catering-Firma schob einen Trolley nach dem anderen in das Flugzeug. Deutlich mehr, als die Maschine eigentlich aufnehmen konnte. Das hatte zur Folge, dass die Trolleys, die nicht in die eigentlichen Nischen mehr passten, im Gang zwischen den Sitzen festgezurrt werden mussten. Essen war definitiv genug an Board.

Auch die Betankung dauerte noch seine Zeit und da es über den Atlantik ging, schauten sich Viper, Aisha, Mario und Derrick das Flugzeug von aussen noch möglichst genau an. Aisha kletterte sogar über einen der Notausstiege auf die Tragfläche und schaute sich dort noch genau um, doch niemand konnte eine offensichtliche Beschädigung entdecken.

Es dämmerte schon, als schliesslich alle in der Maschine versammelt waren und die Checks für den Start liefen. Claudia kam derweil ins Cockpit und unterbrach die Checkliste. Mario, welcher die Checkliste vorlas, markierte sofort den letzten Punkt, bevor er sich Claudia zuwendete.

»Claudi, sei mir nicht böse, aber während dem Check solltest du uns nicht stören!«

»Ja, ich weiss, tut mir leid. Aber ich hab da eine Frage. Mein Papa wird das Zeug nicht sofort zu uns bringen können. Sollen wir nicht einen Tag Zwischenstopp in Heinzfort einlegen?«

»Können wir machen. Wie kommst du jetzt darauf?«

»Ganz einfach Viper. Ich vermisse langsam mein Zuhause! Die Leute aus meiner Gruppe, mein Bett und so. Wir sind schon so lange auf Achse, ich fände es richtig schön, eine Nacht in meinem Bett zu schlafen und zu ficken.«

Viper grinste.

»Lässt sich einrichten Süsse. Du regelst das dann mit deinem Vater?«

»Ja, ist kein Problem. Rufe ihn an, wenn wir in der Luft sind.«

»Gut. Aber jetzt kusch dich, wir haben noch den Check zu beenden und wollen ja auch irgendwann starten.«

Claudia fand es nichts toll, von Mario quasi rausgeworfen zu werden. Aber, auch sie wollte langsam los. Ihren Freunden hatte sie von der ganzen Sache noch nichts erzählt. Ihr Plan war, nach dem Start aufs Klo zu gehen und mit ihrem Vater alles zu klären. Dann zurück nach Heinzfort und endlich zurück in die WG. Es war vielleicht nur für eine Nacht, aber sie hatte wirklich Heimweh.

Tatsächlich fiel es ihr in dem Moment zum ersten Mal auf. Sie hatte schon hier und da gewohnt, aber nie einen direkten Bezug zu den Orten gehabt. Nun, in dieser WG, mit den Jungs in der anderen Wohnung, sah die Sache ganz anders aus. Sie fühlte sich dort wirklich zuhause, sah dort ihre Geborgenheit und ihr Schutzraum. Nur, wie kam das?

Sie konnte es sich nur so erklären. Egal in welcher Wohnung, sie hatte bisher immer das Gefühl, es war nur eine Art Rastplatz. Sie unternahm dort ja nie etwas, sondern war immer auf Achse. Klar, hier und da kam auch mal ein Kerl mit, um sie zu nageln, aber davon abgesehen spielte sich dort nie ihr Leben ab. Aber in dieser WG, da war das anders. Wohl auch, weil die Jungs nebenan lebten und sich immer wieder blicken liessen.

Claudia fiel noch etwas auf. Seit sie in dieser Wohnung lebten, war ihr Konsum an illegalen Betäubungsmitteln massiv gesunken. Das merkte sie jedoch irgendwie gar nicht. Alles was sie merkte war, sie hatte mal wieder Lust auf einen Trip.

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