Junggesellenabschied (Teil 13)

Etwa gleichzeitig nahm sich Perry den Chip, den er für seine Hochzeit bekommen hatte, quetschte sich an den Roulette-Tisch und legte den Chip auf die 18. Eigentlich spielte es keine Rolle, ob er den nun verheizte, oder nicht. Nichts von dem Geld hatte er aus eigener Tasche hingelegt und bislang war alles einfach nur ein Spiel.

Dennoch stieg die Aufregung in ihm, als die Kugel rollte. Das Katja nicht an seiner Hand war fand er zwar blöd, aber hier war so wenig Platz an dem Tisch, sie hätte überhaupt nicht dazwischen gepasst. Dennoch fühlte sich Perry so, als würde ihm der Glücksbringer fehlen. Wie gut war es da, dass die Runde schnell vorbei war und er zu seiner Ehefrau zurückgehen konnte.

Dann fiel die Kugel.

»18, Rot!«

Als Perry das hörte, traute er seinen Ohren nicht! 18? Das bedeutete, er hatte auf einer Zahl gewonnen! 100 Dollar hatte er eingesetzt, damit bekam er 3.500 Dollar zurück. Brutal! Besonders, als er wirklich die Chips hin geschoben bekam. Freudig nahm er sich an sich, dachte daran, was er mit Katja damit hier unternehmen konnte und dreht sich um. Er sah direkt zu Pascal, der beide Hände mit ausgestreckten Fingern vor sich hielt. Als Perry die gesehen hatte, zeige Pascal nur noch drei Finger. 13? Kaum hatte Perry es gedacht, nickte Pascal.

Gut, warum denn nichts riskieren? Perry drehte sich wieder um, setzte seinen Gewinn auf die 13 und wartete ab. Alle Einsetze wurden abgegeben, die Kugel rollte, Perry war gespannt. Während er wartete, musste er an seine Situation denken. Vor einigen Monaten wären 3.500 Dollar, oder eben umgerechnet in Euro, für ihn ein echter Glücksfall gewesen. Es gab viel, was er sich von dem Geld angeschafft hätte. Mittlerweile war sein Laptop mehr wert und den hatte er sich einfach so gekauft. Geld machte vielleicht nicht glücklich, aber es zu haben machte das Leben schon recht unkompliziert.

»13, Schwarz!«

Perry konnte es nicht glauben. Die 13? Bei 3.500 Dollar Einsatz? Das waren über 120.000 Dollar Gewinn! Er sah, wie ein kleiner Berg dieser rechteckigen Chips zur 13 geschoben wurde und schnell wie ein Wiesel hatte er sie eingesackt. Wieder drehte er sich um und sah erneut Pascal. Der grinste jedoch nur. Erst da schaute Perry zu Katja. Sie stand neben Pascal und entweder schaute sie zu Boden, oder in Pascals Schritt. Bevor da irgendetwas passieren würde, eilte er hin.

»Hat sich gelohnt?«

»Aber Hallo! Woher wusstest du die Zahlen?«

»Dämon und so. Glaubst du mir ja eh wieder nicht, ich weiss, also behaupte ich jetzt einfach mal, in dem Laden, genau an dem Tisch kommen die Zahlen immer in der gleichen Reihenfolge. Wie das geht? Mit einem Magneten und einem kleinen Metallkern in der Kugel! Man muss nur lange genug mitschreiben, dann erkennt man das Muster!«

Perry drehte sich um und schaute zu dem Tisch. Was Pascal da beschrieben hatte, war gar nicht so unlogisch! So konnte man wirklich dem Glück auf die Sprünge helfen und den Spielern etwas vormachen. War das legal? Nun, Perry war es egal. Der hatte fett abgeräumt, mehr interessierte ihn nicht.

Natürlich kam Katja sofort wieder an Perrys Seite. Vielleicht hatte sie nach Pascals Schwanz geschaut, aber dabei wenig echtes Interesse entwickelt. Sie wollte ihn und das fand er natürlich grossartig… Natürlich dachte er aber auch noch an das, was vor seinem Spiel passiert war. Er griff also in seine Tasche, zählte vier der Chips ab und nahm sie heraus.

»Schatz, wie war das mit den vier Chips gegen einen Blowjob?«

Katja bekam Leuchten in die Augen. Perry behandelte sie gerade wie eine Nutte und ja, natürlich gefiel ihr auch das. Aber, Perry war nicht Pascal und das musste sie ihm jetzt mal erklären.

»Nein Schatz! Pascal hätte dafür einen Blowjob bekommen. Den kriegst du, als mein Mann, natürlich gratis. Aber für die Chips schlucke ich dein Zeug und du kannst zuschauen!«

Natürlich spannte bei Perry sofort die Hose. Pascal schien das geahnt zu haben und provozierte noch etwas mehr.

»Ach ja. Was hätte ich denn bezahlen müssen, damit du schluckst?«

Katja lachte.

»Bei deiner Menge? Da hätte ich am Ende noch dich bezahlen müssen wegen dem Mengenrabatt!«

Oh ja, es wirkte mächtig bei Perry. Aber, auch wenn das seine Hochzeitsnacht war, da war ja noch Jerry und der sollte noch ein bisschen feiern dürfen.

Feiern in Las Vargas war ja nun beim besten Willen kein Problem. Selbst wenn man es nicht wollte, hier konnte man einfach nicht anders. Als dann auch der Rest der Gruppe seine Chips verspielt hatte, ohne dabei einen Gewinn einzustreichen, ging es weiter. Da war ja die Show des angeblich besten Magiers der Welt.

Perry gefiel das eigentlich gar nicht, dass sie so weit vorne im Publikum sassen. Er kannte einige der Shows dieses Zauberers und wusste, der arbeitete gerne mit seinen Zuschauern. Böse Zungen behaupteten zwar, es wären immer abgesprochene Sachen gewesen, aber sicher konnte man sich da natürlich nicht sein. Bald kam es dann auch genau dazu.

»Für meine nächste Nummer brauche ich jemand aus dem Publikum. Den wähle ich aus, indem ich diesen Ziegelstein werfe! Die Person Rechts neben dem, den ich treffe, kommt bitte zu mir!«

Mit den Worten holte er aus. Sofort war Panik im Raum. Doch anstatt zu werfen legte er den Stein wieder hin.

»Nein. Als ich das letztes Mal gemacht hatte, musste ich hinterher die Krankenhausrechnungen bezahlen. Wählen wir mal anders aus. Gibt es hier zufällig eine Frau, die heute geheiratet hat?«

Perry atmete auf. Eine Frau wurde gesucht, dann war er aus dem Schneider. Das Katja neben ihm aber so bereitwillig die Hand mit ihrem funkelnden Ehering hochhielt, fand er gar nicht komisch.

Der Mager schaute sich um und wie Perry befürchtet hatte, genau an Katjas Ring blieb er kleben.

»Da, die Frau mit der Sternschnuppe an der Hand. Würdest du bitte zu mir kommen?«

Katja stand auf. Perry fand das irgendwie komisch und wusste nicht, ob er sich darüber nun freuen sollte. Doch auch wenn nicht, Katja war so schnell vorne auf der Bühne, dass Perry es kaum nachvollziehen konnte.

»Hallo. Hast du auch einen Namen, oder nenne ich dich funkel, funkel, kleiner Stern?«

Katja lachte.

»Kannst du gerne machen. Ich höre aber auch auf Katja!«

»Katja, alles klar. Katja, wir haben uns noch nie getroffen?«

Wieder musste Katja lachen.

»Wenn ich da jetzt nein sage, glaubt das ja eh keiner!«

Da musste auch er lachen.

»Aber ich sage mal so. Ich komme eigentlich aus Deutschland und es war überhaupt nicht geplant, dass ich heute hier bin, oder heute heirate, oder so. Also von daher kann ich mal sagen, nein, wir haben uns bisher nicht getroffen!«

»Oh, Deutschland! Ich hatte mal eine Freundin aus Deutschland!«

»Ich weiss. Claudia. Damit habe ich eine meiner besten Freundinnen immer aufgezogen.«

Katja erheiterte offensichtlich den Saal.

»Gut. Katja, du ziehst jetzt eine Karte hier aus dem Stapel. Schau sie dir an, ohne sie mir zu zeigen. Dann drück sie mit einer Hand an deine Brust, stell dich mit dem Rücken an mich und leg bitte deine Hand auf meinen Oberschenkel.«

So geschah es. Nachdem Katja sich in Position gebracht hatte, ertönte Musik und die Beiden fingen an, ein bisschen vor und zurück zu tanzen, während der Magier anfing zu zeichnen. Katja kannte die Nummer und auch wenn sie nicht wusste, wie sie funktionierte, wusste sie dennoch, wie es jetzt weiterging.

Als die Zeichnung fertig war, drehte der Magier sich um und zeigte Katja die gezeichnete Karte. Sie zeigte ihm jedoch, dass es die falsche war. Schnell fing der Magier an, die Karte Perspektivisch zu zeichnen.

»Das war mein Fehler. Die Katja hier ist nur das Deckblatt vom Stapel und deine Karte ist da natürlich auch irgendwo drin!«

Gelächter im Saal. Als der Zaubere dann jedoch anfing, mit den neuen Klängen sich im Takt zu drehen und damit den Block vor den Zuschauern zu verbergen, wusste Katja, was jetzt kam. Als man das Blatt wieder sehen konnte, war mitten im Stapel eine Karte ein bisschen nach oben gerutscht. Der Magier wiederholte es und wieder war die Karte etwas weiter draussen. Doch bevor er sich drehen konnte, ging Katja einen Schritt auf ihn zu.

»Guck mal, ich kann auch zaubern!«

Mit den Worten griff sie in seinen Schritt und spürte, wie sein Zauberstab ziemlich hart wurde. Gleichzeitig flutschte die Karte auf dem Blatt ganz heraus und der Blick des Magiers war derart lustig, dass es viel Gelächter und Applaus im Publikum gab.

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