Wer hat denn nun gewonnen?

»Ach, verarschen kann ich mich alleine! Wie soll das funktionieren? Einfach mal so gemacht und die sind umprogrammierbar?«

Dabei strich Katja mit ihrer Hand vor Pascal vorbei.

»Willst du die Dämonen-Antwort, oder die rational erklärbare?«

»Die rational erklärbare bitte.«

»Dann pass mal auf. Der Kerl steht seit Stunden unter Spannung. Der war wahrscheinlich schon den ganzen Tag im Park und hat gewartet. Dann das Verhör und er will langsam nachhause. Zudem hat er ja auch mitbekommen, dass Rebekka ihm nichts nutzt. Vielleicht hat sie sich wie eine Prostituierte verhalten, aber sie hat keinen Zuhälter und gar nichts. Im besten Fall kriegt sie eine Geldstrafe. So, der hatte also von sich aus schon keinen Bock mehr. In dem Moment, wo ich mit meinen Fingern vor seinen Augen vorbei bin, hat sein Kopf kurz gestreikt. Er war derart in das Verhör versteift, dass sein Bewusstsein sich einen Moment abgeschaltet hat. Soft-Reset, könnte man sagen. Das heisst, ich hatte für eine Sekunde die Möglichkeit, direkt sein Unterbewusstsein direkt zu erreichen und das ist von Hause aus sehr empfänglich für Suggestionen. Zudem war das, was ich ihm gesagt habe, ein Weg schnell in den Feierabend zu kommen und deshalb hat er so bereitwillig mitgemacht.«

Katja war nun kein Psychologe, oder sonst wie Fachmann auf dem Gebiet, aber das klang ja derart logisch und möglich, dass sie es nicht bezweifeln konnte.

»Okay. Aber die Sache mit dem Selbstvertrauen?«

»Im Prinzip das Gleiche. Nur das sein Bewusstsein sich da schon an der Frage festgebissen hatte, wie er das seinem Chef erklären soll.«

Endlich mal eine für Katja zufriedenstellende Antwort von Pascal. Nun drehte sie sich zu Rebekka.

»Mit dir ist alles klar?«

»Ja. Am Anfang hat mir das echt Spass gemacht. Aber irgendwann wurde es langweilig. Wer hat denn nun gewonnen?«

»Alexis. Mit Abstand!«

»Wie, mit Abstand?«

»Na, mit Abstand eben. Sie sagt, sie hat 27 Nerds geknallt.«

»Wow. Ich hätte ja jetzt auf Amy getippt.«

»Nee. Die liegt noch hinter Janine und mir. Fast gleich auf mit Claudia. Claudia hatte nur einen weniger.«

»Super. Ich hatte null. Keine wirkliche Leistung!«

Katja grinste.

»Du hast aber wenigstens eine gute Ausrede. Elena hat auch keinen abbekommen und dir wurde nicht verhaftet!«

»Elena? Wieso hat die keinen bekommen?«

»Weiss ich doch nicht!«

»Weil sie gar nicht wirklich wollte. Sie ist geknickt wegen Waldemar und hat sowieso im Moment nur Interesse an ihm!«

»Denkst du Pascal?«

»Klar. Hab ich schon oft mitbekommen. Sie hat alle typischen Anzeichen und will im Moment lieber heulen, als ficken. Das gibt sich aber bald wieder.«

Auch wenn es schon spät war, ging es zu Markus Haus. Da gab es noch etwas wegen den bevorstehenden Junggesellenabschieden zu klären. Als schliesslich alle bei Markus versammelt waren, bat der um Aufmerksamkeit.

»Okay. Die Junggesellenabschiede stehen an. Das ist vielleicht komisch und ungewöhnlich, aber ich bestehe darauf, dass Katja bei uns mitfeiert!«

Verwirrte Blicke trafen Markus.

»Wieso? Ich gehöre doch zu den Mädels!«

»Mag sein, aber ich bestehe mit Nachdruck darauf!«

Katja schaute zu den anderen Mädels, die zuckten nur mit den Schultern.

»Nennst du mir wenigstens den Grund?«

»Nö. Ich bestehe einfach drauf. Das war es.«

»Schatz, was sagst du dazu?«

»Das ich jetzt lange genug von dir getrennt war!«

Auch wenn Katja da eigentlich nicht dran gedacht hatte, ihr ging es genauso. So lange von Perry getrennt gewesen zu sein gefiel ihr nicht, obwohl sie zuhause auch schon länger aufeinander verzichtet hatten und nicht dieses Gefühl verspürten.

»Ja, okay. Dann bin ich dabei. Macht euch das was Mädels?«

Die schüttelten den Kopf.

»Nein, aber du wirst was verpassen!«

Das konnte Katja sich schon denken. Aber gut, es würde einen Grund haben, warum Markus das forderte. Vielleicht brauchten sie auf dem Trip ja ein Mädel zum verhauen? Amy wäre niemals mitgegangen, da Alexis so etwas wie ihre beste Freundin war. Insofern man Janine und Rebekka zu ihrer Familie zählte. Ja, so konnte es sein und das hätte ihr dann nicht einmal schlecht gefallen.

Nun kam Waldemar.

»Meine liebe Elena. Ich habe angeregt, dass du auf Isla Oak in diesen Schacht kriechst, den wir dort gefunden haben. Marios Roboter ist zwar hervorragend und hat wertvolle Informationen gesammelt, aber auch der kann einen Menschen nicht ersetzen.«

Elena verschränkte die Arme.

»Was bin ich eigentlich für dich? Auch so etwas wie ein Roboter? Ich helfe dir bei deinen Studien, soll jetzt in ein Loch krabbeln und für was? Weil der Herr Waldi das so will?«

»Aber nein, weil du dafür einfach die Beste bist!«

»Wofür? In ein Loch zu kriechen?«

»Ja! Deine Statur erlaubt es dir, die am freisten in dem Schacht zu bewegen und ein scharfer Blick gepaart mit deiner schnellen Auffassungsgabe sind ein Garant dafür, dass dir auch Kleinigkeiten auffallen, wie andere übersehen würden. Zudem bist du die beste Wahl für meine Studien. Nicht nur, weil du den perfekten Körper hast, sondern weil dein ganzes Wesen mich fesselt und ich mir wirklich niemand vorstellen kann, mit dem ich lieber meine Experimente durchführen würde, als mit dir!«

Da sass Elena nun, der Mund stand ihr offen, die Augen drückten Fassungslosigkeit aus.

»Zudem hat er dich auf der Insel seine Freundin genannt!«

Das riss Elena in die Realität zurück.

»Ja, genau wie er Katja und Claudia Freundin nennt Donald!«

»Öhm, nein! Es ging darum, dass wer auch immer mit Elena zusammen ist, sich einfacher von Elena trennen kann, als sie in ein Schacht zu werden. Daraufhin sprach Waldi von seiner Freundin!«

Offener Mund, aufgerissene Augen.

»Natürlich habe ich sie als meine Freundin tituliert! Wir verbringen die Nacht im selben Bett, ich fühle mich in ihrer Gegenwart, sogar wenn sie mal wieder Körperkontakt sucht, wirklich wohl und sogar bei meinen Experimenten fühle ich mich in aller Regel nicht belästigt. Es wurde vielleicht nicht offen ausgesprochen, aber so verhält sich in aller Regel ein Paar!«

Jetzt war es mit Elena völlig vorbei.

»Ja, besonders in den Momenten wo man gesagt bekommt, dass man nur ein Versuchsobjekt ist und da keinerlei Gefühle bestanden haben! Entschuldigt mich, ich muss mich mal frisch machen!«

Elena ging oben ins Bad. Es machte ihr extreme Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Der ganze Tag war eine einzige Katastrophe gewesen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie keinen Erfolg bei irgendeinem Mann gehabt und das kratzte schon mächtig an ihrem Ego. Dann noch Waldemars Aussage, die in ganz krassem Gegensatz zu dem stand, was er ihr zeigte, oder auch schon gesagt hatte. Das war alles einfach zu viel für sie.

Nachdem sie eine Zeit geheult hatte, versuchte sie sich wirklich halbwegs frisch zu machen und ging in ihr Zimmer. Ausgezogen war sie schnell, wobei sie natürlich Slip und Shirt anbehielt, mit Sicherheit würde Waldemar ja auch noch ins Bett kommen.

Da lag sie nun und wusste gar nicht mehr, wer sie eigentlich war. Bevor sie die Jungs kennengelernt hatte, war sie sich da doch so sicher gewesen. Sie hatte ihr Leben in wirklich festem Griff und konnte Schwierigkeiten schon umgehen, bevor sie wirklich entstanden. Ausser wenn Katja es wirklich massiv darauf anlegte, musste sie sich keiner Frau bei einem Kerl geschlagen geben und wenn sie einen haben wollte, dann bekam sie ihn auch.

Doch was war jetzt? Sie war massiv von Waldemar eingenommen. Liebte sie ihn? Vielleicht! Auf jeden Fall reichte es aus, um ihr ganzes Leben aus der Bahn zu werfen. Das war einfach nicht in Ordnung und da musste etwas passieren. Nur was? Sie konnte versuchen, sich von Waldemar zu distanzieren, nur wie? Hier in Amerika war das ausgeschlossen, da sie hier immer aufeinander hockten. In Deutschland war es schwieriger, aber nicht unmöglich. Sie würde einfach mehr Zeit in der Kommune verbringen. Dabei fiel ihr dann auf, seit Tagen hatte sie nicht in die Gruppe geschaut. Fast unmöglich, normalerweise was das das Erste, was sie morgens tat. Da war ja aber auch noch der Junggesellenabschied und da würde sie sich richtig austoben. So viel, dass sie dabei nicht mehr an Waldemar dachte. Vielleicht würde ihr das schon helfen.

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