Rebekkas Rettung

Fast schon im Laufschritt ging es durch das Terminal, raus zu den Fahrzeugen. Die Meisten bestiegen den Bus, inklusive Amy und Katja, welche die bisherigen Schritte wegen Rebekka erklärten.

»Es ist schon immer wieder lustig. Gerade Rebekka, der man eigentlich zutrauen müsste, so etwas kommen zusehen.«

»Das war eine dumme Idee, weiss ich ja. Aber da war wieder eine Herausforderung und …«

»Und du musstest sie natürlich annehmen und zeigen, dass du echt überhaupt nicht nachdenken kannst Amy!«

»Jetzt sei doch nicht so Pascal! Wir haben schon ganz andere Sachen gemacht, auch mit dir! Da war das in Ordnung!«

»Hey, ich hab nicht gesagt, dass es nicht in Ordnung war. Nur eben, dass es ausgerechnet Rebekka ist, die verhaftet wurde, irgendwie ist das wirklich lustig!«

»Schön, dass dir das Spass macht!«

»Amy, ich hätte es von Janine erwartet, vielleicht noch von dir, aber nicht von Rebekka!«

»Was soll das denn heissen?«

»Sagt mal, muss das jetzt sein? Rebekka ist verschwunden und nur weil Pascal sagt, sie wurde verhaftet, muss das ja noch lange nicht stimmen! Wenn sei jetzt …«

Weiter kam Katja nicht, denn alle, die Pascal schon länger kannten, lachten aus voller Brust.

»Katja, du bist echt zu süss. Wenn Pascal sagt, sie wurde verhaftet, dann wurde sie verhaftet. Punkt.«

»Ja, toll. Lach mich nur aus Amy.«

»Tue ich, aber macht dir keine Sorgen. Fast alle, die mit Pascal in Kontakt kommen, werden irgendwann ausgelacht. Das ist eigentlich gar nicht schlimm.«

»Sagst du so einfach. Aber Pascal, wir kriegen Rebekka doch da wieder raus hast du gesagt?«

»Ja, natürlich! Das ist nicht wirklich schlimm. Die jammern jetzt rum, von wegen Prostitution ist verboten und wollen wissen, wer ihr Zuhälter ist, versuchen sie einzuschüchtern und das alles und zum guten Schluss lässt man sie frei.«

»Einfach so?«

»Nein Markus, nicht einfach so. Aber wenn ich erscheine, dann wird es so kommen. Versprochen!«

Nachdem die Gruppe das NAPD Hauptgebäude erreicht hatten, blieben alle auf Anweisung von Pascal in ihren Autos. Lediglich Katja sollte mit ihm aussteigen und gemeinsam ging es hinein. Direkt an der Tür war da auch schon jemand und versperrte den Weg.

»Guten Tag. Würden sie mir sagen, wo sie hin wollen?«

»Aber natürlich! Sie haben eine junge Frau wegen Prostitution im Park verhaftet. Wir sind hier um sie mitzunehmen!«

»Ach so. Wir haben da auch noch Ladendiebe, sind gerade frisch reingekommen. Soll wir ihnen die vielleicht gerade dazu packen? Drei zum Preis von Einem?«

»Wow, ich bin ja wirklich beeindruckt! So eine schlagfertige Antwort hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Dann sagen sie doch mal bitte, nehmen wir doch mal an sie kommen heute Abend nachhause. Schaffen sie es dann ihrer Frau auch so eine fetzige Antwort hinzulegen, wenn sie nach dem Sex mit ihrer besten Freundin fragt!«

Der Polizist schien eingeschüchtert, Katja mal wieder verwirrt.

»Was interessiert denn meine Frau, mit wem sie Sex haben?«

»Oh, schon wieder so ein schlagfertiger Konter. Aber ich spreche natürlich, als ob sie das nicht wüssten, von ihrer kleinen Affäre mit der besten Freundin ihrer Frau. Ich meine, sie sind heute Abend verabredet, nach ihrer Schicht. Ihrer Frau haben sie aber heute Morgen schon gesagt, dass sie länger arbeiten müssen. Verstehen sie jetzt?«

Der Kerl bekam Panik.

»Ach, ja klar! Man hat mir ja gesagt, dass sie kommen. Siebte Etage, Raum 703.«

»Na geht doch, vielen Dank. Komm Katja, damit der Typ sich noch ein bisschen erholen kann, bevor er mal wieder die Ehe bricht!«

Stumm ging Katja hinter Pascal her, bis sie im Fahrstuhl waren. Sie waren alleine und erst, nachdem das Ding Fahrt aufgenommen hatte, stelle sie sich vor Pascal.

»Kannst du mir jetzt mal bitte sagen, woher du die ganzen Informationen über den Kerl hast?«

»Ja, kann ich. Ich bin …«

»Fang aber nicht wieder mit der Dämon-Scheisse an!«

»Ich bin auch Privatdetektiv!«

Katja fühlte sich, als hätte Pascal ihr mit dem Vorschlaghammer auf die Zwölf gezimmert.

»Ja klar und du hast natürlich genau den Kerl schon beschattet. Richtig?«

»Aber nein! Hör mal. Der Typ sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Er hat einen hellen Streifen am Ringfinger und auch noch einen leichten Abdruck. Das heisst, er wird seinen Ehering erst kürzlich abgelegt haben. Zudem beult sich seine Haus mit kleinen Rechtecken aus. Genau die richtige Grösse für Kondome. Das heisst, er ist verheiratet, aber nicht heute. Er will Sex haben und das direkt nach seiner Schicht, die wahrscheinlich gleich endet. Das mit der besten Freundin seiner Frau war nur geraten.«

»Ich, also aber, du, also. Wow. Respekt! Du bist gut!«

»Alternativ bin ich doch ein Dämon und habe mir diese Informationen direkt aus seinem Kopf gezogen. Auch möglich! Genauso wie du jetzt denkst, dass an der Geschichte mit dem Dämon vielleicht ja doch etwas dran ist!«

Katja wurde bleich. In der Tat hatte sie, während Pascal gesprochen hatte, genau das gedacht.

»Aber, wie, woher …«

»Woher ich das weiss? Na ja, bin eben ein Dämon. Alternativ, ich kriege das oft gesagt, dass es manchmal fast glaubwürdig klingt. Vielleicht wusste ich es auch deshalb.«

Katja wusste gar nicht, was sie sagen sollte. War aber auch nicht schlimm, denn sie erreichten die Etage und 703 war fast direkt neben dem Fahrstuhl. Pascal machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, sondern öffnete sofort die Tür.

Auf der anderen Seite stand ein Polizist, hatte die Fäuste auf den Tisch gestemmt, war weit zu Rebekka vorgebeugt, während die mit verschränkten Armen da sass und sich langweilte.

»Ja? Was soll denn das?«

»Ich bin hier um die zu Unrecht festgenommene Dame abzuholen!«

»Zu Unrecht? Ich weiss ja nicht wer sie sind, aber mir persönlich hat sie das Angebot gemacht! Da ist also nichts mir unschuldig!«

Pascal schaute zu Katja.

»Soll ich dir mal einen Jedi-Trick zeigen?«

Katja grinste und nickte.

»Jedi-Trick? Sind sie aus der Geschlossenen abgehauen, oder wie soll ich das verstehen?«

Pascal hob eine Hand, ballte eine Faust und streckte dann Zeige- und Mittelfinger heraus. Damit fuhr er dem Mann in Augenhöhe vor dem Kopf vorbei und sprach.

»Du willst Rebekka gehen lassen. Sie hat dir alles gesagt, was du wissen musst und es ist klar, alles war nur ein riesiges Missverständnis!«

»Was? Nein! Sie können doch nicht …«

Der Polizist schaute kurz super dumm, dann fing er an den Kopf zu schütteln.

»Meine Güte, was bin ich nur für ein Idiot? Klar, war das ein Missverständnis! Ich glaube, ich war schon zu lange auf meinem Posten und es war Wunschdenken, doch noch jemand zu erwischen. Meine Dame, es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich ihnen diese Tortur zugemutet habe! Wenn sie wollen, können sie sich unten an der Kasse finanziell für die Stunden entschädigen lassen!«

Rebekka stand auf und grinste.

»Nein, schon gut. Wollte schon immer mal in New Apple von der Polizei verhaftet werden. War ein echt netter Ausflug und sie haben es schon ganz gut drauf! Hier und da hatte ich wirklich etwas Gänsehaut!«

»Haben sie dank. Aber jetzt, gehen sie bitte. Ich muss mir überlegen, wie ich das meinem Chef erkläre.«

Rebekka ging an Pascal vorbei zur Tür.

»Falls du das kannst, bau ihm doch ein bisschen Selbstvertrauen ein, damit er sich bei seinem Chef auch behaupten kann!«

Wieder hob Pascal Zeuge und Mittelfinger und strich vor seinen Augen vorbei.

»Du gehst zu deinem Chef und bist derart überzeugend, dass er dir sogar ein Lob ausspricht!«

Sofort wurde der Blick des Polizisten gefasst und selbstbewusst.

»Ja, war ja auch wirklich nicht mein Fehler. Ich wünsche noch einen schönen Tag!«

Zurück im Fahrstuhl wollte es Katja wissen.

»Wie geht das? Du fuchtelst mit deiner Hand rum und der macht was du willst?«

»Japp. Ich kann sehr überzeugend sein!«

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