Verhängnisvolle Erkenntnis

Waldemar war einfach schockiert. Da war Erregung, er hatte den Auslöser gefunden und konnte nicht ermitteln, was zwischen Auslöser und Erregung das Bindeglied war. Er hatte aber auch keine wirkliche Zeit mehr, sich da Gedanken zu machen, denn auch Amy hatte die Kleidung und den Schmuck gefunden, den sie bei der Hochzeit tragen wollte.

Gut. Soweit war das geklärt, nun war Markus an der Reihe. Er liess es sich nicht nehmen, die ganze Gruppe zum Essen einzuladen. Donald dachte sofort daran, er würde sie bestimmt in das teuerste Restaurant führen und dann mit seinem Geld angeben. Doch nein. Das Ziel war seine Firma, genau genommen der Konferenzraum. Das man dort Speisekarten gereicht bekam, verstand Perry nicht so genau, aber was da drauf stand klang überaus lecker. Interessanterweise war da allerdings kein Preis dahinter, aber sie waren ja ohnehin eingeladen.

Perry musste beim Essen nachdenken. So gut ihr kleines Unternehmen im Moment ja lief und so viel Kohle sie damit verdienten, irgendwie fehlte da etwas und das hatte er nun vor Augen. Ihr Büro war das heimische Wohnzimmer. Im Prinzip war daran ja nichts auszusetzen, doch fehlte dem etwas. Das professionelle Feeling. Hier, bei Markus, war alles sehr professionell und Perry dachte auch daran, wie hier wohl schon viele Konferenzen abgehalten worden waren.

Nun, ein Büro war aber schlussendlich nichts anderes, als gemietete Räume. Wenn es in dem Haus der WG eines gab, dann sehr viel Platz. Wie bereits erwähnt, so genial das Gebäude aufgebaut war, seine Lage lockte einfach so gut wie keine Mieter an. Entsprechend stand noch super viel leer.

Nachdem alle aufgegessen hatten, noch herum sassen und sich unterhielten, machte Perry eine Geste zu Amy, damit die mal zu ihm kommen würde. Amy wischte sich mit der Servierte den Mund ab, stand auf und kam zu ihm.

»Wo drückt denn der Schuh?«

»Sag mal, denkst du Pascal könnte für uns besser Konditionen für Büroräume bei uns im Haus organisieren?«

Amy gab ihm keine Antwort, sondern schaute nur. Sie schien auf irgendetwas zu warten. Bingo! Perrys Handy klingelte. Äusserst ungewöhnlich, in aller Regel rief bei ihm nie jemand an, die vorrangige Kommunikation war schriftlich. Ausserdem kannte Perry die Nummer nicht.

»Da, frag ihn selbst und sag ihm einen schönen Gruss.«

Amy grinste und ging wieder. Perry nahm das Gespräch an.

»Montag, nachdem ihr zurück seit, trefft ihr euch mit dem Eigentümer in der obersten Etage der Büros bei euch im Haus. Beide Büros auf der Etage gibt es zum halben Preis von einer.«

»Wie, aber woher, warum weisst du …«

»Perry. Ich werde langsam Müde das alles immer wieder zu wiederholen. Ich kann es einfach, es zu erklären würde nichts bringen, da du mir eh nicht glauben würdest. Dann würde ich mir eine glaubwürdige Story überlegen, dir du glaubst und am Ende wärst du genauso schlau wie vorher. Ich kann es eben, leb damit!«

»Aber wieso zwei?«

»Ganz einfach. Es wird in naher Zukunft eine kleine Änderung in eurer Software geben und es bleibt euch nichts anderes übrig, als Platz zu schaffen. Wie, wo und warum seht ihr dann noch. Aber eben, ein Büro wird nicht reichen. Glaub mir einfach. Auf die Art könnt ihr, nebenbei gesagt, im zweiten Büro einen grossen Konferenzraum einrichten.«

»Ja, cool, also danke! Wie kann ich das wieder gut machen?«

»Lass mich deine schwanger Freundin verhauen, wenn ich bei euch bin.«

»Sehr lustig. Als könnte ich sie davon abhalten!«

»Ach Perry, es gibt noch so viel, was du nicht verstehst. Aber mach dir deshalb keine Sorgen, die Anderen verstehen es auch nicht und die kennen mich schon viel länger!«

»Gut. Ich werde mein Möglichstes tun!»

Als Perry sein Handy wegsteckte, schaute Amy ihn an und nickte fragend mit dem Kopf. Perry nickte als Antwort zurück und Amy musste grinsen.

Waldemar hingegen war besessen. Da war dieses Problem und er fand keine Lösung. Wie ein theoretischer Physiker ging er ans Werk. Amy + Outfit + Superheld = Erregung. Soweit war das schon richtig, aber der Rechenweg schien ihm einfach nicht ausreichend. Da fehlte ein Term in der Formel, da war sich Waldemar absolut sicher! Die Probe ergab es ja. Janine + Outfit + Superheld = keine Erregung. So hätte das Ergebnis ja eigentlich nicht ausfallen dürfen, denn ausmultipliziert ergaben Amy und Janine die gleiche Formel.Es musste als noch irgendetwas da sein, was Waldemar nicht fand und den Unterschied ausmachte. Die Frage war eben nur was!

Darauf konnte er sich dann nicht mehr konzentrieren, denn Donald stellte eine Frage.

»Sag mal Markus, du hättest dir unser Produkt mittlerweile überall anschauen können. Okay, du wolltest uns auch besser kennenlernen, was mich persönlich wirklich freut. Aber, ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass hinter deinem Interesse mit der Software noch etwas steckt!«

»Nun Donald, normalerweise rede ich beim Essen nicht übers Geschäft, aber so viel sei dir verraten. Du hast Recht, ich habe da noch ein paar Dinge, die von der Software erfüllt sein müssen, damit ich sie so einsetzen kann, wie ich mir das vorstelle. Im Prinzip gefällt mir das Konzept sehr gut, es hat aber einen entscheidenden Haken! Um es in meinem Unternehmen einsetzen zu können, müsste ich einen gewaltigen Server aufstellen. Bei den ganzen Stellen, die sich vernetzen müssen, wäre die Rechenleistung des Servers inklusive seiner Netzwerkbandbreite sehr hoch, da ich diese Vernetzung nicht sporadisch, sondern dauerhaft wünsche. Ich will, dass alles über euer System abgewickelt wird und das dauerhaft.«

Perry schluckte.

»Das würde ein nicht ganz unerheblicher Eingriff in unser System bedeuten! Derzeit ist das System ja nur eine Schnittstelle. Was du da willst würde bedeuten, wir müssten dem Programm auch noch viele Fähigkeiten eines Wirtschaftssystems verleihen!«

»Bingo!«

»Das ist schon ein gewaltiger Einschnitt! Zumal dann ja wirklich ein Server rund um die Uhr zugänglich sein muss, sonst kommen deine Leute ja nicht an die Daten!«

»Meine Freunde. Leider sehe ich mich dazu genötigt, die Überlegungen an meiner Studie zu unterbrechen, um euch mal wieder das offensichtliche zu erklären!«

Alle drehten den Kopf zu Waldemar. Es war immer spannend, wenn er so anfing.

»Also. In der Tat würde Markus Forderung einiges an neuen Code bedeuten. Aber, wir müssten unser Programm deshalb natürlich nicht umbauen! Warum haben wir denn eine Schnittstelle implementiert, auf welche zum Beispiel Veronikas Software aufsetzt? Markus Vorstellungen lassen sich problemlos als Erweiterung realisieren und was den Server angeht, es stellt kein wirkliches Problem dar, die Software auf einen externen Server zu hosten!«

»Doch, Waldemar, für mich stellt das ein Problem dar! Ich vertraue keinen externen Diensten, die meine Daten speichern sollen! Wenn, dann müsstet ihr den Server bereitstellen, lokal! Wartung nur durch von dir geprüftem Personal!«

Perry zog des den Boden unter den Füssen weg! Vor wenigen Minuten hatte Pascal genau das vorhergesagt! Sie würden mehr Platz brauchen! Woher wusste der das? Nun, Perry musste grinsen. Natürlich wusste er es von Markus! Die Beiden pflegten ja auch eine Freundschaft und es war nur logisch, dass auch die Software schon Gesprächsthema war!

»Wie genau stellst du dir das alles vor Markus?«

»Donald, dafür ist jetzt wirklich nicht der richtige Rahmen. Das klären wir, wenn die entsprechenden Personen und Unterlagen hier sind. Da geht das dann besser.  Was ich will ist nicht übertrieben, würde eure Software aber stark bereichern und das Interesse daran stärken.«

»Dann müssen wir aber auf jeden Fall expandieren! Einen Server kriegen wir bei uns nicht untergestellt!«

Perry musste wegen Donald lachen.

»Donald, lass das einfach mal meine Sorge sein! Ich kümmere mich darum!«

Donald und Waldemar schauten verblüfft zu Perry. So sicher und entschlossen hatten sie ihn bislang noch nicht erlebt und keiner traute etwas dazu zu sagen.

»Ach Schatz, wo wir ohnehin von Arbeit sprechen, Katja würde gerne mal eine Probearbeit bei dir machen!«

Perry guckte ziemlich dumm, Katja wurde rot.

»Bei mir? Ich weiss nicht, ob meine Firma eine Stelle hat, die Katja interessieren würde.«

»Oh doch, eine schon!«

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