Perry, ein echter Held!

Katja fing an zu lachen.

»Jetzt mal ganz im Ernst! Du spritzt wie ein Springbrunnen, weil mich einer geschwängert hat?«

Perry hob den Finger. So ohne Hormone war das ein ganz schwaches Thema. Katja verstand, auch wenn ihre Neugier ziemlich gross war. Schnell machte sie sich sauber, um sich dann sofort so innig an Perry zu kuscheln, dass der Schmetterlinge im Bauch hatte.

»Du bist echt der Wahnsinn!«

»Warum?«

»Weil mir wahrscheinlich jeder andere Mann Stress gemacht hätte. Nur du nicht!«

»Na ja, in guten wie in schlechten Zeiten. Wir haben zwar noch nicht geheiratet, aber trotzdem sollte das gelten, oder?«

Katja konnte darauf nichts antworten. Sie war nur unendlich glücklich, so einen Freund zu haben.

Die kommenden Tage vergingen. Katja versuchte dabei, ihre Schwangerschaft gekonnt zu ignorieren. Zwar hielt sie sich mit Alkohol und Drogen zurück, davon abgesehen versuchte sie jedoch, ihr Leben normal weiterzuführen. Perry sah es und hielt sich ebenfalls zurück. Er konnte sich gut vorstellen, welche Gründe sie dafür hatte und sie würde sich den bevorstehenden Problemen noch früh genug stellen müssen.

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag kamen und gingen. Aufstehen, nach AAA wandern, dann Kommune und hinterher Auto. Der normale Tagesablauf. Mit einer kleinen Änderung. Katjas Vagina wurde zum Sperrgebiet. Wenn einer Lust auf sie hatte, setzte sie alles ein, nur eben ihre intimste Stelle nicht. Den Jungs war das herzlich egal, denn Katja hatte in jeder Hinsicht genug zu bieten. Von daher war alles im Lot.

Sex hatte sie jedoch nur noch mit Perry und das nach wie vor jeden Abend. Doch auch hier kam das Thema nicht zur Sprache. Wohl die Dinge, die Katja am Mittag so getrieben hatte, aber kein Wort von der Schwangerschaft.

Freitag Morgen. Katja war gerade in ihre Wohnung gegangen und wollte noch ein bisschen schlafen. Doch kaum lag sie im Bett, klingelte ihr Handy. Eine unbekannte Nummer. Das war eigenartig. Normalerweise riefen keine unbekannten Nummern bei ihr an und sie hatte so das Gefühl, sie konnte da nun jemand Feuer unterm Hintern machen. Entsprechend ging sie ran.

»WAS?«

»Dir auch einen guten Morgen!«

Katja kannte die Stimme. Das war Pascal!

»Pascal? Woher hast du meine Nummer?«

»Ach ja, es ist unglaublich schwer, an deine Nummer zu kommen. Man muss übermenschliche Fähigkeiten und viele Kontakte in hohen Positionen haben. Oder man fragt einfach Amy, oder Rebekka, oder Janine!«

Okay. So weit hätte sie auch denken können.

»Und? Was kann ich für dich tun?«

»Du? Für mich? Einmal blasen und schlucken bitte.«

»Alter, hast du um die Uhrzeit schon Scherzkekse gefrühstückt?«

»Klar. Die Fruchtigen!«

»Sehr lustig!«

»Gell? Ich bin ein Scherzkeks!«

»Jetzt sag schon, was du willst!«

»Nun, da du es dir anscheinend nicht denken kannst, ich habe dir etwas zu sagen.«

Katja schwieg.

»Hör gut zu. Deine Probleme lösen sich in einigen Wochen! Egal, was du jetzt tust. Ich empfehle dir jedoch, nutze die Zeit! Es wird dir in Zukunft noch sehr zu Gute kommen!«

Katja war schockiert.

»Probleme? Welche Probleme?«

»Katja! Das muss ich dir nicht sagen! Du hast derzeit genau ein Problem und nicht mehr. Also!«

»Alter! Woher weisst du das? Ich habe es niemandem gesagt, ausser Perry und der hat es dir bestimmt nicht weitergegeben!«

»Tja, ich könnte dir das jetzt natürlich erklären. Dann würdest du es mir nicht glauben, ich würde versuchen es dir zu beweisen, du würdest es mir wieder nicht glauben und fünf Minuten meiner kostbaren Zeit wären dahin. Das kürzen wir einfach ab und sagen, du glaubst es mir eh nicht.«

»Von mir aus. Aber was heisst, mein Problem regelt sich?«

»Genau das eben. Dein Problem existiert nur in deinem Kopf und in ein paar Wochen wirst du sehen, dass alles in Butter ist.«

»Du bist echt lustig!«

»Vertrau mir einfach!«

Katja dachte kurz nach. Es war Pascal. Der hatte jetzt schon einige Male bewiesen, dass man seinen Worten wirklich vertrauen konnte, egal wie unwahrscheinlich es schien. Alleine schon, dass er Perry durch Zufall an einem Ort getroffen hatte, an dem er überhaupt nicht sein musste, war schon so ein Hinweis.

»Okay. Ich versuche es. Was meinst du aber damit, ich soll die Zeit nutzen?«

»Ganz einfach. Deine momentanen Entscheidungen werden sich massgeblich auf deine Zukunft auswirken. Wohl eher auf die Zukunft zwischen dir und Perry.«

»Sag mal, geht es noch ein bisschen allgemeiner? Bist du ein Horoskop, oder wie soll ich das verstehen?«

»Aber bitte! Mit so einem Humbug brauchst du mich nicht zu vergleichen! Du willst es genauer? Dann bitte! Sei bei Perry die stolze, werdende Mutter!«

»Wieder sehr witzig! Wie soll ich stolz auf etwas sein, an das ich gar nicht denken will?«

»Indem du mir vertraust!«

»Sorry, aber auch wenn ich dir vertraue, so etwas kann …«

Katja verstummte. Irgendetwas war da auf einmal anders. Sie war mit einem Mal Stolz! Weniger, dass sie ein Kind kriegen würde, sondern mehr auf die Tatsache, dass sie sich einfach so hatte schwängern lassen. Von einem Typ, von dem sie nichts wollte. Aber, obwohl sie diesen Sinneswandel höchst eigenartig fand, sie hatte auch schon eine Erklärung dafür. Ihr Kopf hatte, wohl weil Pascal sie auf das Thema gedrängt hatte, nun ihren Frieden damit gemacht.

»Okay. Sagen wir, ich werde es versuchen!«

»Ausgezeichnet! Dann ruf nachher deinen Frauenarzt an und bitte um einen Termin. Den kriegst du aber erst in ein paar Wochen. So soll das aber auch sein! Bis dahin, kein Wort zu irgendwem, ausser zu Perry. Okay?«

»Du machst es echt spannend!«

»Ja, vertrau mir einfach. Du musst dir auch keine Sorgen machen, wenn bei dir nicht alles so verläuft, wie es in einer Schwangerschaft normal ist! Ich garantiere dir, egal was dir merkwürdig erscheint, es ist alles in Ordnung!«

Bevor Katja etwas sagen konnte, war das Gespräch beendet. Sie schüttelte den Kopf, suchte in ihren Kontakten die Nummer ihres Frauenarztes, der ja noch nie so viel von ihr gesehen hatte und wählte. Fünf Minuten später war das Vertrauen in Pascal gestärkt. Wie er es vorhergesagt hatte, war der nächste Termin erst in einigen Wochen frei. Unglaublich, dieser Mann!

Der Tag ging seinen gewohnten Gang. Mit einer Ausnahme. Katja war deutlich unbeschwerter, als die Tage zuvor. Irgendwie war es wirklich so, als würde alles einfach gut gehen und das zeigte sie besonders Perry.

Der zeigte ihr aber etwas ganz anderes. Diese Liebe und Hingabe, die er ihr zukommen liess, war einfach nicht zu glauben. Sie war von einem anderen Mann schwanger und Perry schien alles tun zu wollen, um ihr seine Unterstützung zu demonstrieren.

Womit hatte sie einen solchen Mann eigentlich verdient? Wenn einer die Floskel mit den guten und schlechten Zeiten ernst nahm, dann er. Wie oft hatte sie bei anderen Paaren schon vollmundige Sprüche gehört. Er würde sie mehr lieben, als sein eigenes Leben, oder so einen Blödsinn. In eigentlich allen Fällen hatte sich dann aber immer gezeigt, schon eine kleine Störung des Gleichgewichtes, was in aller Regel sexuelle Gründe hatte, reichte aus, um die Liebe komplett zu vernichten. Nicht so bei Perry. Egal was Katja tat, sie konnte ihn nicht gegen sich aufbringen.

Katja dachte an einige Filme, wo die Romantik herausgestellt wurde. Titanic zum Beispiel. Bei Perry war sie sich sicher, auch er würde lieber im Wasser erfrieren, damit sie überleben konnte. Oder falls sie entführt werden würde. Perry würde kommen und sie retten. Er war kein Kämpfer und mit Sicherheit auch noch kein Muskelprotz, aber er würde erst aufgeben, wenn sie in Sicherheit, oder er tot war. So war er einfach! Katja war sich zwar nicht ganz sicher, ob die ewigen Ablehnungen anderer Frauen der Grund dafür war, oder Perry einfach ein derart grosses Herz hatte, aber sie wusste eines ganz genau. Perry war das, was man einen Held nannte. Sie war ihm wichtiger, als alles andere und um sie zu schützen, würde er jedes erdenkliche Mittel einsetzen. Eben auch, wenn es ihn dabei das Leben kosten würde.

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