Einige Zeit verging. Es wurde fleissig am Garzella geschraubt, wie vereinbart hatte Mario ein Video zusammengeschnitten, welches dem Händler mehr als gut gefiel und für neue Kundschaft sorgte und auch das Versprechen, mit dem Sohn des Verkäufers Bilder zu machen wurde ebenfalls eingelöst. Da der Verkäufer die Rechnung hatte verschwinden lassen, waren die Mädels extra dafür auch so aufgebrezelt, dass der junge Mann echte Mühe hatte, nicht zu sabbern. Auf jeden Fall kamen damit so viele Bilder zustande, die er mit Erlaubnis auch quer durch sämtliche sozialen Netzwerke feuern konnte, dass er wahrscheinlich in naher Zukunft sehr viele Neider haben würde.
Natürlich war die Gruppe auch wieder in Neunburg zu Gast, wenn auch ohne Garzella. Der würde seinen nächsten Auftritt erst dann bekommen, wenn er soweit fertig war und gerade Waldemar hatte dafür noch einiges an Arbeit vor sich. Unterstützt von Elena natürlich, die sich immer mehr zu einem Schlaumeier entwickelte.
Die Kommune wurde ebenfalls fertig eingerichtet und mit Kincaid als Beamter auch eingeweiht. Seine Eigenschaft war dahingehend sagenhaft. Solange Janine von ihm fern blieb, hielt er durch. Die Mädels konnten sich Nummern ziehen, nach Aufruf dann Kincaid benutzen und der hielt einfach stand.
Was die Wohnung der Neunburger-Mädels anging, so waren diese nicht gerade sparsam. Die Einrichtung musste ein Vermögen gekostet haben und natürlich war das halbe Wohnzimmer ein Aufnahmestudio. Es zeichnete sich schon ab, dass auch nach der Fertigstellung des Autos die Mädels öfters zu Gast sein würden. Mitunter lag das aber auch an Mario und Viper, die Beide in Heinzfort überaus grosses Potential sahen, eine weiter Rennsportszene zu etablieren. Im legalen Rahmen natürlich, doch gab es zum Glück in den umliegenden Gebieten von Heinzfort mehr als genug Lokalitäten, welche man für diese Zwecke einsetzen konnte. Pascal würde den nötigen Papierkram dafür schon regeln.
Drei Wochen waren mittlerweile vergangen. Montags Morgens kamen die Heinzforter, dieses Mal ohne die Neunburger, zurück in die WG. Die Mädels gingen sofort in die Kommune, um dort nach dem Rechten zu sehen, während die Jungs von Waldemar fast schon zur Arbeit gepeitscht wurden. Er hatte sich mächtig verändert und war getrieben von dem Zwang, aus dem Garzella etwas zu machen, was sich mit dem Lion messen konnte. Ein waghalsiges Vorhaben, wie seine Freunde immer wieder betonten, da der Lion nun schon ziemlich lange in der Entwicklung war und demzufolge einen riesigen Vorsprung vor dem Garzella hatte. Aber, auf diese Weise hatten auch die Jungs ihren Spass.
Als Perry an seinen Computer ging, hatte er viele Gedanken im Kopf. Was passierte da eigentlich? Sie wollten im Ursprung nur ein Auto haben, an dem sie schrauben konnten. Seit sie jedoch die Neunburger kennengelernt hatten, ging alles nur noch Schlag auf Schlag. Sie waren in eine ganze Szene geraten, die nun auch auf Heinzfort ausgeweitet werden sollte, aus den Neunburger waren echte Freunde geworden und mit denen würden sie in Kürze nach Amerika fliegen, um dort zum Einen ihre Software zu präsentieren und einer bevorstehenden Hochzeit, oder zumindest den Vorbereitungen, oder was auch immer beizuwohnen. Ihm ging alles einfach viel zu schnell. Sein Verstand war nicht in der Lage, alles zu verarbeiten.
Viel schlimmer erging es jedoch Katja. Ihre Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, denn etwas war ausgeblieben. Normalerweise konnte sie nach ihrer Periode die Uhr stellen, doch dieses Mal war sie genau eine Woche überfällig. Das erste Mal in ihrem Leben und das, zusammen mit den sofort einsetzenden Gefühlen einer Befruchtung, schien ihre schlimmsten Gedanken nun zu bestätigen. Wenn sie Recht hatte, war sie schwanger und das von einem Kerl, mit dem sie eigentlich nur ins Bett wollte.
Perry war dabei noch ihr kleinstes Problem. Auch wenn sie sich da nicht absolut sicher war, sie hatte schon so den Verdacht, dass er es verstehen und sie trotzdem unterstützen würde. Das war also nicht ihre Sorge. Die bestand eigentlich nur darin, was sie nun tun würde. Abtreiben? Behalten? Zur Adoption freigeben? Wie würde der Vater darauf reagieren?
Sie sass in der Kommune und fing an zu überlegen. Welche Optionen hatte sie und wie empfand sie diese?
Da wäre die Abtreibung gewesen. Angeblich war bis zum dritten Monat eine Abtreibung ja möglich, ohne ein Leben zu beenden. Aber, der Gedanke gefiel ihr trotzdem nicht! Eben, weil man ihr nicht anhand von stichhaltigen Belegen zeigen konnte, dass da wirklich noch kein Leben vorhanden war. Also, die Option flog sofort raus.
Zur Adoption freigeben war im Prinzip ja keine schlechte Wahl. Das Kind konnte das Licht der Welt erblicken und war, so hoffte sie zumindest, augenblicklich in der Obhut liebevoller Eltern. Alles, was schliesslich anderes war war der Umstand, dass es eben nicht seine biologischen Eltern sein würden. Doch sie kannte ein Mädel, welches unglaublich Glücklich mit ihren Eltern war, obwohl keine Blutsverwandtschaft bestand. Dummerweise hatte sie aber auch schon miterleben müssen, dass während der Schwangerschaft die Mutter eine starke Bindung zum Nachwuchs aufbauen konnte. Die Trennung nach der Geburt hatte die Mutter in so tiefe Depressionen gestürzt, dass man ihr sogar Selbstmordabsichten unterstellte. Diese Option wurde von Katja zwar nicht direkt verworfen, aber als absolute Notlösung angesehen.
Da blieb dann nur noch eins. Das Kind behalten!
Gänzlich ausgeschlossen war jedoch, dass Katja deshalb eine Beziehung mit dem Vater eingehen würde. Zum Einen, der war von der Art her absolut nicht ihr Typ. Gut vögeln konnte er zwar, aber das Leben mit ihm verbringen war für Katja undenkbar. Dazu kam noch die Tatsache, dass sie auch für ein Kind niemals die Beziehung mit Perry abbrechen würde.
Das hiess also folgendes. Sie würde mit Perry zusammenbleiben und natürlich das Kind bei sich aufziehen. Das Perry den Nachwuchs wie seinen eigenen Behandeln würde, schien für sie absolut logisch. Perry war eben so. Das würde also weniger ein Problem darstellen. Auch aus finanzieller Sicht gab es da keine Probleme. Wenn sie ihren Eltern sagen würde, dass diese Grosseltern werden würden, wären die sofort aus dem Häuschen. Die Umstände würden ihnen zwar nicht gefallen, aber ein wirkliches Problem war das nicht. Bliebe noch der biologische Vater. Wie würde der reagieren?
Auch wenn diese Option im Prinzip also nutzbar war, gab es dennoch Probleme. Wie sollte Katja ihren Lebenswandel beibehalten, wenn sie Mutter war? Gut, einige aus der Gruppe hätten sie dann umso lieber gefickt, da Mütter irgendwie einen extra Reiz zu bieten schienen. Doch, würde das irgendwie auf das Kind zurückfallen? Würde man irgendwann sagen, seine Mutter sei eine Schlampe? Echt schwierig. Zudem würde ein Kind auch zeitliche Probleme bedeuten. Katja würde nicht mehr einfach tun können, was sie eigentlich tun wollte und das stand so gar nicht auf ihrem Plan. Bislang hatte sie es immer so gehandhabt, dass sie genau das tat was sie wollte, genau dann wann sie es wollte.
Schlussendlich half das alles nichts. Sie musste es Perry sagen und dann schauen, wie der darauf reagierte. Nur weil er in ihrer Gedankenwelt auf eine bestimmte Art reagierte, war das ja noch lange kein Garant für die Realität! Demnach war ihr weiteres Vorgehen klar. Erst mit Perry reden und schauen, was dann passierte!
Aber auch Elena hatte so ihre Probleme. Die Zeit mit Waldemar war für sie einfach umwerfend und erfüllend, doch fehlte ihr etwas. Waldemar hatte sich zwar ein wenig an sie angenähert, aber trotzdem ging jede Berührung ausschliesslich von ihr aus. Wobei man das in ihren Augen nicht einmal Berührung nennen konnte. Ab und zu mal den Körper einer anderen Person berühren war eben nicht das, was sie sich eigentlich vorstellte. Für Waldemar hingegen war es das Oberste der momentan möglichen Gefühle. Zu mehr war er einfach nicht bereit.
Einzig bei Donald und Claudia lief alles perfekt. Keiner der Beiden hatte in irgendeinem Bereich das Gefühl, dass irgendetwas nicht nach Wunsch verlief. Sie hatten alles, was sie haben wollten, Probleme zu lösen schien ein Kinderspiel zu sein und was die Gefühle anging, harmonierten sie perfekt. Auch, was um sie herum passierte schien alles nur noch aufzuwerten. Die Freundschaft zu den Neunburger, wie sich das Auto entwickelte, aber auch die bevorstehende Erweiterung der Neunburger-Rennsportszene. Es lief einfach alles super für die Beiden. Claudia entwickelte auch ein perfektes Gleichgewicht zwischen ihrer Zeit in der Kommune und der bei Donald. Das drückte sich bei ihm besonders in der Arbeit aus. Mittlerweile freute er sich, Morgens an seinen Rechner zu gehen und wieder etwas neues zu entwerfen, oder an einem bestehenden Entwurf zu arbeiten. Wohl auch weil er genau wusste, was er da Tat hatte seinen Sinn! Bevor das Projekt zu einem Erfolg wurde, sah er das nicht immer so. Er investierte seine Zeit, lieferte ansprechendes Material ab, doch wofür? Mittlerweile hatte er den Grund dafür und der drückte sich in Zahlen auf seinem Kontoauszug aus. Eine unglaubliche Motivation, die selbst Waldemar dazu animierte, seine neue Einsatzbereitschaft sehr zu loben!