Waldemar und seine Armaturen

»Gute Arbeit Dicker!«

»Danke Rebekka. Aber, was machen wir jetzt mit dem Ding?«

»Irgendwo abstellen. So cool eure Werkstatt ja ist, da habt ihr ein echtes Defizit!«

Genau in dem Moment kam Waldemar herein. Elena hatte die Elektronik dabei, die er mit der neuen Firmware versorgt hatte. Janine und Rebekka hatten einen kleinen Flashback. Sehr ähnlich war es auch damals gewesen, als Mario die neuen Anzeigen für den Lion gebaut hatte.

»Nun, meine Freunde, wie ich sehe, habt ihr das Auto weiter zerlegt. Ist es mir denn nun noch möglich, die Anzeigen zu testen?«

»Ei klar Waldemar. Schliess den Krempel einfach mal an.«

So schnell ging das aber nicht. Erst wollte Waldemar alles noch in die dafür vorgesehenen Halterungen einsetzen. Doch als er damit fertig war, ging es ins Auto. Ihm missviel es jedoch, dass das Auto immer noch vorne aufgebockt war. Genervt liessen Claudia und Rebekka das Fahrzeug wieder ab und erst, als es wieder auf seinen Rädern stand, setzte Waldemar sich hinein. Elena hatte jedoch eine Frage.

»Die Karre hat den Motor doch hinten. Warum habt ihr den vorne aufgebockt?«

»Der Motor ist hinten. Richtig. Das Getriebe sitzt aber in der Mitte. Also war vorne logischer. Ausserdem kriegt man es auf dem Weg auch einfacher heraus.«

Rebekkas Erklärung war irgendwie einleuchtend. Wie aufs Stichwort klingelte Janines Telefon. Sie ging ran, redete kurz und war begeistert.

»Das neue Getriebe ist da! Gehen wir abholen?«

Perry und Donald waren beeindruckt. Das ging echt verdammt schnell. Entweder war der Typ ohnehin schnell im Beschaffen von Ersatzteilen, oder Janines hatte mehr Einfluss, als man erwarten würde.

»Klar. Perry?«

»Sicher doch, bin dabei!«

Die Jungs verschwanden mit Janine. Waldemar störte sich nicht daran, der hatte zu arbeiten. Nachdem er soweit alles verkabelt hatte, verspürte er den Wunsch, es nun auch auszuprobieren.

»Liebste Rebekka. Es ist also wirklich kein Problem, wenn ich nun die Zündung aktiviere?«

»Nein Waldemar. Mach ruhig. Nur starten würde ich ihn so nicht.«

Das musste auch nicht sein. Elena hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt, während Rebekka und Claudia durch die Fahrertür auf die Anzeigen schauten. Waldemar drehte den Schlüssen und sofort wurden vier Displays hell. Es dauerte auch nur eine, oder zwei Sekunden, bis die Anzeigen sichtbar waren.

»Wow! Grafische Rundinstrumente. Gute Arbeit Waldemar!«

»Ich weiss, liebste Rebekka.«

Tatsächlich hatte Waldemar die originalen Armaturen des Garzella einfach nur grafisch nachgebildet. Geschwindigkeit, Drehzahl, Temperatur und Tankinhalt waren zu sehen. Während die grafischen Zeiger für Drehzahl und Geschwindigkeit natürlich auf 0 standen, zeigte Temperatur und Tankinhalt echte Werte.

»Das scheint ja zu funktionieren Waldi!«

»Mit Verlaub! Wann hat denn Waldi mal etwas gemacht, was nicht funktioniert?«

Claudia war erschüttert. Mit Verlaub? Von Elena? Die war eindeutig zu viel mit Waldemar zusammen.

»Das kann ich bestätigen, teure Freundin. Deine Verwunderung ist unangebracht!«

»Woher bekommst du die Werte? Greifst du die vom Steuergerät ab?«

»Aber natürlich, liebste Rebekka! Lediglich der Tankinhalt bekommt seinen Wert von den Sensoren im Tank direkt.«

»Das ist gut. Dann müssen wir uns über Eichen keine Gedanken machen.«

»Wieso eichen?«

»Ganz einfach Claudia. Um so Armaturen eintragen zu können, will der TÜV eine Bestätigung dafür haben, dass der Tacho auch wirklich den korrekten Wert anzeigt. Würde Waldemar nun die Werte direkt von den Sensoren abgreifen, müssten wir bei einer Prüfstelle die Bestätigung einholen, dass die Werte korrekt sind. Da er sie aber vom Steuergerät holt, wie die originalen Armaturen ja auch, reicht dem TÜV das normalerweise. Wenn nicht, fahren wir eben doch zur Prüfstelle. Ist dann aber weit weniger Aufwand, als wenn die das alles noch eichen müssen. Glaub mir. So stecken die einfach den Tester ans Steuergerät, setzen die Karre auf den Prüfstand und checken, ob die Werte stimmen. Das reicht dann schon.«

»Und wie geht es nun weiter Waldi?«

»Erst müssen die Umbauten unter realen Bedingungen getestet werden. Wenn das neue Getriebe verbaut ist, muss ich auf eine Probefahrt bestehen. Damit ich prüfen kann, ob die Firmware stabil läuft und alle Anzeigen korrekt sind. Im Anschluss werde ich meine Planung beginnen. Das Steuergerät bietet sehr viele Werte! Als Nächstes werde ich jedoch eine Schnittstelle einbauen, damit die jeweiligen Fahrer ihre Anzeigen individualisieren können. Im Anschluss werde ich Möglichkeiten einbauen, die verschiedenen Werte in den Displays anzeigen zu lassen. Jeder kann sich dann jene auswählen, die er für einen effizienten Betrieb des Fahrzeugs braucht.«

»Als würde man Mario zuhören.«

Waldemar fühlte sich durch Rebekkas Worte positiv bestätigt. Mario hatte bewiesen, dass er sich mit dieser Thematik bestens auskannte und mit ihm verglichen zu werden war definitiv ein Kompliment. Ausserdem schätzte Waldemar seinen Freund und auch in dem Fall war es für ihn absolut befriedigend, mit ihm verglichen zu werden.

Amy erreichte die Werkstatt. Der Sound vom Lion war schon früh zu hören, so dass sich die Mädels vor der Garage positionierten. Als Amy schliesslich aus dem Lion ausstieg, hatte sie immer noch Probleme mit dem laufen.

»Ach, die wund gefickte Amy.«

»Halt nur die Klappe Rebekka! Kannst nachher ja Katja ablösen, dann reden wir weiter!«

»Die sind immer noch dabei?«

»Was denkst du denn? Kincaid hat auch wohl schon wieder ein Nickerchen gemacht. Aber steht noch alles und Katja ist voll dabei!«

»Der muss dich irgendwann mal aufs Klo!«

»Muss er und war er auch. Hat Katja mir erzählt. Da haben wir aber mit Zitronen gehandelt. Der kann auch pinkeln, wenn sein Ding steht. Hat also auch nichts gebracht.«

»Den muss man doch kleinkriegen können!«

»Irgendwie ja schon. Aber ich wüsste so im Moment nicht wie Rebekka!«

»Ei gut, finden wir schon raus. Aber jetzt komm und schau mal, was Waldemar da gebaut hat.«

Die Mädels gingen in die Werkstatt, Elena jedoch sofort zu Waldemar. Der wollte den Schaltplan für die Benutzerschnittstelle erstellen und da wollte sie natürlich nicht fehlen.

»Da Janine und die Jungs weg sind, sind die wahrscheinlich das Getriebe holen, oder?«

»Ja. Die müssten eigentlich auch gleich wiederkommen.«

»Gut. Schaffen wir den Einbau heute noch?«

»Liebste Amy. Du wirst nicht darauf bauen können, dass ich erneut die Uhrzeit aus den Augen verliere. Um spätestens 22 Uhr ist also Aufbruch!«

Amy erschrak. Waldemar war nicht zu sehen und besonders laut hatte sie auch nicht gesprochen. Das er also Antwort gab, kam für sie vollkommen überraschend.

»Das sind ja noch ein paar Stunden. Sollte ja wohl doch irgendwie machbar sein.«

»Wenn nicht, dann fahr ich ihn später nachhause. Oder Elena. Der soll nicht rum heulen.«

»Soll besser Elena machen Claudia. Ich nehme mal stark an, Katja will heute Abend auch noch was von Perry haben und du von Donald. Dann soll erst sie Katja ablösen, ich übernehme Kincaid dann morgen, falls er nicht zusammenbricht.«

Das klang doch nach einem Plan. Es dauerte aber noch ein bisschen, bis die Anderen zurück waren. Nicht, weil es beim Händler so lange gedauert hatte, nein, sie hatten unterwegs auch gleich Essen besorgt. Selbst Waldemar, der wieder zusammen mit Elena total vertieft in die Arbeit war, liess sich die Nahrung nicht entgehen. Gemeinsam sassen alle im Aufenthaltsraum und speisten. Gespräche über das neue Getriebe waren natürlich genauso dabei, wie Waldemars Ausführungen über die Schnittstelle. Aber auch Kincaid wurde thematisiert. Während die Mädels da Pläne schmiedeten, wie sie den endlich in die Knie zwingen konnten, fanden Perry und Donald das überhaupt nicht lustig. Der Kerl liess sie in Puncto Stehvermögen ganz schön alt aussehen. Die Mädels bestätigten zwar, dass das nur bedingt eine positive Eigenschaft war, aber wie Kerle nun einmal so sind, fühlten sie sich Kincaid gegenüber im Nachteil.

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