Eine Handvoll Probleme

»Ja, aber wie? Wir haben doch mehr als ausreichende Energiereserven durch den Antrieb!«

»Sollten wir haben, ja. Aber da aus irgendeinem Grund der Antrieb sich dauernd abgeschaltet hat, sind die Reserven nun erschöpft und es bleibt nichts übrig, um ihn erneut zu starten!«

»Boah eh! Hätte diese Pfütze nicht einfach sagen können, ich soll mir von denen einen Einlauf machen lassen? Warum müssen wir immer in so eine Scheisse geraten?«

Ruug kam nicht umhin zu bemerken, dass ihn Tiffanys Bereitschaft Sex für Profit einzusetzen reizte.

»Steuermann, setzten sie einen Kurs mit der kürzesten Distanz zum Ende des Nebels. Die Richtung ist mir völlig egal. Dann quetschen sie aus den Düsen alles raus was geht!«

»Bestätige. Doch bei dieser Geschwindigkeit dauert es mehrere Jahrzehnte, bis wir den Rand des Nebels erreichen.«

»Egal! Wir lassen uns schon etwas einfallen. Maschinenraum? Optionen?«

»Abschleppen, oder Starthilfe.«

Das klang nicht gerade nach hilfreichen Optionen.

»Ich denke, den Pannendienst rufen wird hier nicht viel bringen. Also Starthilfe. Wie könnten wir das bewerkstelligen?«

»Wir könnten näher ins Zentrum der Ausdehnung fliegen. Die dort vorherrschende Strahlung könnten wir nutzen. Allerdings, da auch die Schild inaktiv sind, wären wir wahrscheinlich bereits alle tot, bevor wir genug Energie für den Antrieb hätten.«

»Also, ich will ja kein Spielverderber sein, aber wie wäre es mit Optionen, die keinen kollektiven Selbstmord beinhalten?«

»Kommandant, bei allem Respekt. Unser Optionen sind mehr als begrenzt! Wir haben nichts an Bord, um den Antrieb zu starten und auch nichts, was wir in Energie umwandeln könnten.«

»Ach nein? Was ist mit diesem komischen Kristall?«

»Wir haben nicht die Technik an Bord, um dessen Energie zu kanalisieren und zu konvertieren.«

»Wir haben nicht, wir haben nicht, wir haben nicht. Mensch Leute, ihr seit doch nicht dumm! Baut etwas, um das Ding nutzbar zu machen!«

»Tiffany, vielleicht kann ich dabei helfen! Ich habe Erfahrungen mit diesen Kristallen!«

»Na dann auf Ruug. Maschinenraum? Ruug kommt runter. Der hat den Plan von dem Ding!«

»Davon gibt es einen Plan Kommandant?«

»Redewendung!«

Ruug glitt davon und die nächsten Stunden kamen keine Schreckensmeldungen. Tiffany hatte befohlen, dass sich jede Station alle zehn Minuten zu Melden hatte, um eventuelle Zeitverzerrungen zu erkennen. Doch da kam nichts auffälliges.

»Kommandant! Wir haben ein riesiges Problem! Druckverlust an Steuerboard. Erst war es wenig, jetzt wird es immer mehr!«

»Auf den Schirm!«

Der Schirm zeigte eine dreidimensionale Ansicht des Kreuzers. An der angegebenen Stelle waren mehrere kleine, rote Punkte, die schnell immer mehr und grösser wurden.

»Region evakuieren!«

»Zu spät Kommandant!«

Der Hauptschirm zeigte eine Aussenkamera. Klaffende Löcher waren im Schiff zu sehen, durch die allerhand Inventar nach draussen strömte und auch einige Körper. Alles kam jedoch nicht weit, bevor es sich aufzulösen begann.

»Schneller Steuermann! Hier scheint so eine Region zu sein, wo Atome ihre Bindung verlieren. Wir müssen hier weg!«

»Schneller geht es nicht Kommandant!«

»Wie viele Leute befanden sich in der Region?«

»Acht.«

»Und was war dort?«

»Sekundäre Kartographie.«

»So eine Scheisse! Jetzt sind schon neun Leute gestorben. Alles wegen so einem dummen Kristall!«

Wieder verging die Zeit ohne Zwischenfälle.

»Eindringlingsalarm! Die Thori sind hier!«

Die Meldung klang panisch. Tiffany konnte es auch nicht ganz glauben. Es waren keine anderen Schiffe registriert worden und was genau sollten die Thori hier überhaupt machen?

»Sind sie sicher?«

»Was soll das denn heissen? Wir stehen hier unter Feuer!«

Trotzdem fand Tiffany das ungewöhnlich. Sie stand auf und eilte von der Brücke. Der Weg zu den vermeintlichen Eindringlingen war nicht weit und tatsächlich, dort wurde gekämpft. Tiffany erreichte die Sicherheitsleute und presste sich an die Wand.

»Wie ist die Lage?«

»Unbekannt! Die Thori scheinen eine Art Feld erreichtet zu haben. Wir können ihre Lebenszeichen nicht ausmachen. Zwar scheinen wir in der günstigeren Lage zu sein, aber für jeden, den wir eliminieren, tauchen zwei Neue auf!«

An der Anzahl und Frequenz der vorbeifliegenden Projektile war auch Tiffany der Meinung, da musste eine ganze Horde angekommen sein. Doch ihr fiel auch etwas auf.

»Mit welchen Waffen feuern die?«

»Ich würde annehmen, Standard Plasma-Gewehr. Warum?«

»Na ja, müsste das nicht Schäden anrichten, wo es trifft?«

Der Sicherheitsmann schaute dorthin, wo die Energieentladungen die Wände trafen. Es gab zwar Explosionen, aber hinterher war dort alles heil.

»Ja, müssten sie eigentlich!«

Tiffany hatte da so einen Gedanken. Sie trat von der Wand weg und stellte sich in den Gang. Genau in die Feuerlinie der Angreifer.

»Kommen sie zurück Kommandant!«

Schrie der Sicherheitsoffizier. Doch es war schon zu spät. Eine Plasmaladung schlug in Tiffany ein und die folgende Explosion konnte von ihr nur noch Staub übriggelassen haben. Doch als die helle Explosion vorbei war, stand Tiffany unbeschadet auf der gleichen Stelle.

»Dachte ich es mir doch!«

Tiffany hob einen Arm. Wie von einem Magneten angezogen, kamen die Angreifer auf sie zugeflogen und kaum berührten sie ihre Hand, zerfielen sie und Einzelteile. Mit einem Mal war Ruhe.

»Kommandant, haben sie übersinnliche Fähigkeiten?«

Der Sicherheitsoffizier war schockiert und beeindruckt zugleich.

»Ach was. Ich weiss, was hier los ist. Anscheinend gaukelt die Ausdehnung uns etwas vor. Wahrscheinlich hergeleitet von unseren Gedanken. Es waren nie Thori an Bord und der einzige Schaden entstand durch ihr Feuer.«

»Ja, aber wie haben sie die Thori nun besiegt? Das verstehe ich nicht!«

»Was verstehen sie daran nicht? Diese Region scheint Dinge, an die wir denken, realisieren zu können. Ihr habt die Thori erschaffen und ich eben dafür gesorgt, dass sie wieder verschwinden. Alles Kopfsache!«

Der Offizier verstand es zwar immer noch nicht vollständig, liess es aber dabei bewenden. Tiffany kehrte auf die Brücke zurück. Genau in dem Moment explodierte irgendwo auf dem Schiff etwas und der Alarm heulte los.

»Boah scheisse, was war das denn?«

»Ein Teil vom Bug an Steuerbord ist explodiert. Es scheint, als wäre eines der kleineren Waffenlager detoniert!«

Tiffany hockte sich auf ihren Stuhl und drückte den Knopf für die Sprechanlage.

»Maschinenraum, wenn ihr nicht etwas Gas gebt, ist kein Schiff mehr übrig, welches ihr beschleunigen könntet!«

»Wir sind fast fertig!«

»Ja? Habt ihr wirklich einen Weg gefunden?«

Einen Moment herrschte Stille im Kanal.

»Zeitliche Verzerrung?«

»Wieso?«

»Wie lange ist es her, seit Ruug zu uns gekommen ist?«

»Ein paar Stunden.«

»Super. Ruug ist seit fast fünf Tagen hier!«

Tiffany war schockiert.

»Verdammte Scheisse! Wir müssen hier weg!«

Noch knappe zwei Stunden musste Tiffany warten, dann kam wieder eine Meldung vom Maschinenraum.

»Kommandant, letzter Versuch! Wenn sie sich jetzt nicht melden aktiviere ich den Antrieb!«

»Hä? Was?«

»Na endlich! Wir sind fertig! Antrieb aktivieren?«

»Ja verdammt! Werft das Ding an und dann weg hier!«

Kurz darauf ging der Alarm los.

»Na toll, was ist los bei euch?«

»Kommandant, wir haben improvisiert! Hier ist einiges zu Bruch gegangen, aber der Antrieb ist aktiv. Bringen sie uns hier weg!«

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