Geteilte Arbeit

Die Reparaturen an der Megaclite waren in vollem Gange. Ray hatte Krieger zu sich in den Maschinenraum bestellt, wo der Kapitän auch auf Barry traf.

»Ray, wo drückt denn der Schuh?«

»Der Schuh, also Kapitän, ich meine, wenn ich es genau nehme. Also die Schuhe sind eigentlich bequem!«

»Atmen Ray, dann erzählen sie mir bitte, warum ich zu ihnen kommen sollte.«

Ray atmete tief durch.

»Also Kapitän. Ich hatte ja genügend Zeit mich mit der Technik der Brass vertraut zu machen und habe ja auch schon viel über diese Technik gelernt, die ich im Handelsposten gekauft hatte. Alles zusammen ergibt neue, beeindruckende Möglichkeiten für uns.«

Krieger schaute zu Barry, dann wieder zu Ray, weil der anscheinend mit seiner Aussage schon fertig war.

»Kommt da jetzt noch was, oder war es das schon?«

Da Barry anscheinend keine Lust auf das Stammeln von Ray hatte, übernahm er das sprechen.

»Krieger. Ray hat eine unglaubliche Idee was unser Shuttle angeht. Seiner Meinung nach kann man es mit den Energiekupplungen der Brass ausstatten, was die Effizienz sofort stark erhöht. Er sieht auch kein Problem darin, unser Shuttle mit Energiewaffen und einem deutlich besseren Schutzschild auszustatten. Das Beste ist aber, er geht davon aus, diese erworbene Technik adaptieren zu können. Das würde bedeuten, dass Shuttle könnte sich tarnen. Ausserdem glaubt er, kleinere Versionen von dieser Aufbewahrungskiste bauen zu können, die mit so einer Impulsbombe versehen im Shuttle und der Megaclite deponiert werden könnten. Die Reichweite wäre zwar begrenzt, aber es würde immerhin reichen, um uns Luft zu verschaffen, wenn die Kacke mal wieder am dampfen ist.«

Krieger war so begeistert, dass er nicht mehr daran dachte, Barry wegen seines Titels zu belehren. Er schaute zu Ray.

»Ray?«

»Ja. Genau so ist es Kapitän.«

»Gut. Sobald die Megaclite repariert ist haben sie grünes Licht für die Modifikationen!«

»Danke Kapitän. Da gibt es nur noch ein Problem!«

»Und das wäre?«

»Wir haben nur ein Waffensystemoffizier an Bord.«

Krieger dachte nach. Die Besatzung war doch recht gross, warum sollte da kein weiterer Waffenoffizier sein?

»Nein? Wieso nicht?«

Barry lachte.

»Weil die Megaclite ein Forschungsschiff ist! Schon vergessen? Wir haben Wissenschaftler ohne Ende an Bord, aber nur ich bin ausgebildet an den Waffen.«

»Meine Güte, wir werden doch noch jemand an Bord haben, der zielen und feuern kann! Zumal das im Shuttle wahrscheinlich sowieso vom Piloten durchgeführt wird!«

»Ich habe mir die Akten schon durchgesehen. Es ist wirklich niemand mit diesen Fähigkeiten da!«

»Na grossartig. Dann suchen sie sich jemand und bilden ihn aus. So schwer wird das ja nicht sein!«

»Da hätte ich einen Gegenvorschlag. Baki hat sich als äusserst wertvolles Mitglied der Besatzung etabliert. Selbst Casper teilt mit Freuden sein Heiligtum mit ihm. Wir sollten die Brass fragen, ob sie uns nicht jemand zur Verfügung stellen können.«

Eigentlich keine schlechte Idee. Krieger nickte. Bevor weitere Nachrichten dieser Art kamen, zog er es doch vor zu gehen.

Zeitgleich sass Tiffany in ihrem Raum in dem Kreuzer. Ruug war gerade zu ihr gekommen.

»Gefällt es dir hier Tiffany?«

»Ich bin von der Technik beeindruckt. Schau dich nur mal um. Keine Displays. Alle Anzeigen werden einfach glasklar in die Luft projiziert, egal wo ich hinschaue. Ich hab vorhin eine Anfrage über das System an den Computer gestellt, da wo wir hinfliegen. Sofort hatte ich alle Informationen. Unser Computer müsste da erst einmal alles zusammensuchen. Das verstehe ich aber nicht ganz. Die sind technisch so extrem weit, haben aber Waffen und Schilde, die ein echter Witz gegen unsere sind.«

»Das entzieht sich tatsächlich auch meines Verstandes. Wenngleich ich in die andere Richtung denke. Die Brass sind, was Waffen und Schilde angeht, zusammen mit den Thori recht führend in diesem Sektor. Deshalb sind sie ja so gefürchtet. Für mich erschliesst sich nicht, warum ihr technisch so rückständig seit, aber solche Waffen besitzt.«

»Da ist auch was dran. Aber, es ist wie es ist. Jetzt aber mal zu diesem Völkchen. Wenn ich die Informationen richtig sehe, sind die technisch gar nicht so fit. Es scheint sich mehr um ein Volk von Sammlern zu handeln, die alles kaufen und stehlen, was sie in die Finger kriegen können.«

»Das ist nicht unmöglich. Meine Informationen sind leider recht begrenzt in dieser Hinsicht. Bislang habe ich dort nur Waren verkauft.«

»Und genau da haben wir das Problem. Ich frage mich ernsthaft, ob die uns helfen können. Vielleicht haben die ja wirklich was wir brauchen, die Frage ist nur, wissen sie das überhaupt?«

»In der Hinsicht kann ich dich beruhigen. Ich weiss sehr genau, wo unser Bedarf liegt und werde es ihnen verständlich machen können.«

»Okay. Dann vertraue ich dir mal. Weisst du sonst was über die? Ich konnte nicht wirklich was in Erfahrung bringen. Laut der Datenbank hier weiss ich nur, wie man dieses Volk am einfachsten von unerlaubtem Eindringen abhalten kann.«

»Wenig. Ihr Volk besteht aus mehreren Kasten. Der grösste Teil will handeln, viel mehr kaufen. Dann gibt es auch noch eine Kaste, die rein aus Wissenschaftlern besteht. Ich nehme an, sie leiten aus den gekauften Dingen etwas ab und entwickeln sich auf diese Weise. Dann gibt es auch noch eine Kaste, die man wirklich als Sammler ansehen könnte. Sie durchstreifen die Region, bergen und kaufen alles, was sie in die Finger kriegen können. Aber es gibt auch eine Kaste, die man als Piraten ansehen könnte. Die suchen nicht nach Wracks, oder Möglichkeiten zum Handeln. Die nehmen sich, was sie wollen.«

»Okay. Von denen sollten wir uns dann nach Möglichkeit fern halten. Aber, was passiert denn, wenn ein Schiff der Brass bei denen landen will?«

»Nun, ich vermute, sie werden sofort das Feuer eröffnen.«

»Das befürchte ich auch.«

»Glücklicherweise werden sie in diesem Schiff kein Schiff der Brass erkennen!«

»Nein? Warum nicht?«

»Tiffany. Über die Brass und die Thori ist fast nichts bekannt. Ich sagte euch ja auch, dass ich kaum Informationen über diese Völker hatte. Wer einmal ein Schiff gesehen hat, kam wohl kaum zurück, um darüber zu berichten. Zumal die Brass ihr Gebiet nur mit den Jägern verteidigen. Also selbst wenn es jemand zu diesem Volk zurückgeschafft haben sollte, so ein Schiff hat er definitiv nicht gesehen.«

»Okay. Dennoch habe ich dem Steuermann den Befehl gegeben, einen weiten Bogen um das System zu fliegen und den Anflug von der Gegenseite zu beginnen. Rein zur Sicherheit.«

»Ein weiser Entschluss!«

»Danke. Ich hoffe wir haben genug Geld, um die auch bezahlen zu können.«

»An Geld haben sie wenig Interesse. Ich habe aber einige Stücke aus meinem Bestand dabei von denen ich ausgehe, sie sind wertvoll für dieses Volk.«

»Gut. Trotzdem habe ich da ein ungutes Gefühl. Entweder haben die nicht das was wir brauchen, oder wir nicht das Richtige, um sie zu bezahlen.«

»Tiffany, du machst dir zu viele Gedanken über Dinge, die noch ungewiss sind. Es kann sehr viel eintreten. Theoretisch könnte das, was wir haben wollen auch etwas sein, was sie dringend loswerden wollen und wir bekommen es ohne nennenswerte Gegenleistung. Möglich ist da sehr vieles!«

»Du hast ja Recht. Warum sich Gedanken über ungelegte Eier machen?«

Dennoch hätte Tiffany die Zeit gerne übersprungen, die zwischen diesem Moment und dem Moment lag, wo sich diese Fragen geklärt hatten. Mit einem voll funktionsfähigen Antrieb wäre die Megaclite so schnell gewesen, dass sie gleich mehrere Systeme hätte verteidigen können. Das hätte bei den Thori den Eindruck bestärkt, dass die Brass mittlerweile sehr stark geworden waren. Sehr stark, oder gar übermächtig. Doch an der Sache gefiel ihr eines nicht. Solange sie in der Rolle des Verteidigers waren, würde es nie Ruhe geben. Um die Sache zu stabilisieren mussten sie angreifen und den Thori empfindliche Verluste beibringen.

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