Die Autopflege

Während in der Halle die Jungs den Lori bestaunten, waren Phillip und Derrick in ihrer Autopflege und hatten den Lipizzaner schon am Wickel. Es schien jedoch etwas zu fehlen.

»Meine Güte, wo ist Lisa schon wieder? Das man auf die immer warten muss!«

»Boah Derrick, immer die gleiche Leier. Sie kommt wenn sie kommt. Sei doch froh, dass wir sie haben! Ohne sie wäre der Lipizzaner kein Lion-Killer!«

»Trotzdem. Mich ärgert das einfach!«

»Du bist doch nur sauer, weil bei ihr deine Fähigkeit nicht wirkt!«

»Teilweise. Da regt mich eher auf, dass sie damals ein Nimmersatt war und man jetzt nicht mehr an sie ran kommt, seit sie damals wieder verschwunden ist.«

»Das wundert mich eigentlich auch. Besonders aber, dass sie sich so massiv dagegen wehrt, Amy kennenzulernen.«

»So zum Thema kennenlernen. Juckt es dich eigentlich gar nicht, mal Katja zu knallen?«

»Schwierige Frage. Sie ist heiss und macht eigentlich alles was mir gefällt. Aber sie ist Amy so unglaublich ähnlich!«

»Du machst dir keine Vorstellungen Alter!«

»Siehst du? Ich hab so ein komisches Gefühl im Bauch. Als könnte ich für sie Gefühle entwickeln. Ich bin aber nicht Amy. Damit käme ich nicht gut klar, vor allem weil sie ja nicht hier lebt. Deshalb bleibe ich lieber auf Abstand.«

»Dir entgeht was! Ich muss mir mal Amy und Katja zusammen vornehmen. Ich bin mir sicher, dass wird die Nummer meines Lebens!«

»Hallo Jungs!«

Beide erschraken, als wie aus dem Nichts eine liebliche Frauenstimme ertönte.

»Mensch Lisa, lass den Blödsinn! Jedes Mal erschreckst du uns hier zu Tode!«

»Das ist nur euer schlechtes Gewissen! Aber jetzt Butter bei die Fisch. Gestern gewonnen?«

»Nein. War aber super knapp!«

»Wer ist gefahren Phillip?«

»Na ich!«

»Okay. Wie viel müssen wir raus kitzeln, was denkt ihr?«

»Schwer zu sagen. Mit Turbo zieht der Lion einfach unglaublich stark. Würde Amy ihn schon früher einsetzen, hätte der Lipizzaner keine Chance. Deshalb versuche ich, so lange es geht sie davon abzuhalten, indem ich etwas hinter ihr bleibe. Wir bräuchten ein wenig Extrapower zum Schluss hin. Dann, wenn der Turbo nicht mehr voll einsetzbar ist.«

»Okay. Etwas Extrapower. KERS wäre nach euren Regeln nicht verboten, oder?«

»KERS? Meinst du wie bei der Formal 1?«

»Genau!«

Derrick und Phillip dachten angestrengt nach. Allgemein hiess es ja, die Autos müssen offiziell für die Strasse zugelassen sein. KERS war im Prinzip nichts anderes, als ein Auto mit Hybrid-Antrieb. Sicher waren sie sich aber nicht.

»Warte, ich ruf mal meinen Mann vom TÜV an. Dann kann ich es dir genau sagen.«

»Mach das mal. Ich überlege mir in der Zeit, wie man das umsetzen kann.«

Phillip verschwand. Derrick liess es derweil auf einen neuen Versuch ankommen.

»So, Phillip ist weg. Lass uns ficken!«

Lisa stand da wie ein Roboter und schien zu überlegen.

»Lass den Quatsch Derrick. Das hat noch nie funktioniert und wird nie funktionieren!«

»Aber warum? Damals warst du doch auch nicht zu halten!«

»Das war damals. Da hat sich viel geändert!«

Lisa war, als Amy in Amerika verweilte, unvermittelt bei den Jungs aufgetaucht. Sie hätte ein Problem mit ihrem Auto, hatte keine Wohnung und gar nichts. Natürlich boten die Freunde ihr sofort an, sie bei sich wohnen zu lassen und schnell ergab sich, dass auch sie ähnlich durchgedreht war wie alle Anderen. Dabei machte sie ein echtes Geheimnis aus sich. Wo sie wirklich her kam, was sie eigentlich so tat und ähnliches. Nie beantwortete sie eine Frage so, dass nicht neue Fragen entstanden. Doch genauso unvermittelt wie sie kam, war sie auch wieder verschwunden. Amy hatte sie dabei nie kennengelernt. Seit einigen Wochen war sie nun wieder da. Aber immer nur dann, wenn es um Modifikationen vom Lipizzaner ging. Wie aus dem Nichts tauchte sie bei den Jungs auf, half ihnen mit einem unglaublichen Wissen und verschwand dann wieder spurlos. Auch merkte sie eindringlich an, niemand durfte wissen, dass sie wieder da war und den Jungs half. Dabei war eine Sache sehr merkwürdig. An manchen Tagen sah es aus, als hätte sie einfach nur die Zeit ihrer Abwesenheit übersprungen. Sie kam einige Tage nach ihrem Verschwinden wieder, hatte die gleiche Kleidung an und einmal sogar den selben Schmutz am Oberarm, wie bei ihrem Verschwinden. Ein anderes Mal schien sie um viele Monate gealtert. Es war ein echtes Mysterium.

»Und du sagst mir natürlich nicht, was sich geändert hat, oder?«

»Nein. Wie immer Derrick und wie immer bitte ich dich, es dabei bewenden zu lassen. Nur eine Sache ist eigentlich wichtig. Ich bin da und helfe euch.«

»Trotzdem ist das doch komisch.«

»Derrick, du machst dir keine Vorstellungen, wie komisch das eigentlich alles ist! Wenn du die Wahrheit kennen würdest, es wäre einmal nicht leicht für dich zu akzeptieren, zum anderen würde es dich in Versuchung führen. Beides ist aber unsinnig, deshalb lass es einfach.«

Derrick schwieg, bis Phillip zurück war.

»Wir müssen nur dafür sorgen, dass keine Spannung an der Karosserie anliegt und man da keine gefunkt bekommen kann. Ansonsten ist das eintragungsfähig, bedarf aber einer Einzelabnahme.«

»Okay, kein Ding. Warte, ich schreib euch eine Liste mit Zeug, was wir brauchen. Geht das besorgen!«

»Warum diese Eile? Das kriegen wir heute eh nicht mehr eingetragen.«

»Du kennst mich doch Phillip! Wir bauen das ein, du lässt den Kerl hier antanzen und den Rest mache ich. Vertrau mir!«

Vertrauen war hier das Stichwort. In der Tat hatte Lisa nie etwas gesagt, was hinterher nicht auch eingetreten war. Es gab zwar viele Geheimnisse um sie, aber vertrauen war da und das mehr als genug. Sie übergab den Jungs die Liste und die zogen los. Billig war das nicht, aber wenn sie damit den Lion endlich in die Knie zwingen konnten, war es die Sache wert.

Überraschenderweise war es ziemlich einfach, die benötigten Teile zu besorgen. Auch das war nichts neues. Oft hatte sie Lisa schon Shoppen geschickt und eigentlich waren die Teile, so selten sie auch schienen, gerade vorrätig. Immer hatte sie jemand schon Tage zuvor bestellt, war dann aber vom Kauf zurückgetreten. Den Händler freute es deshalb immer, wenn die Jungs kamen und genau dieses Zeug haben wollten. So blieb er nicht auf seinen Kosten sitzen.

Nicht einmal eine Stunde waren die Jungs weg gewesen. Lisa hatte den Lipizzaner bereits auf die Bühne gefahren und hochgehoben. Auch einige Teile waren bereits abgebaut. Phillip war verwundert.

»Du bist echt lustig! Baust hier schon alles ab und weisst gar nicht, ob wir das Zeug überhaupt bekommen haben.«

»Stimmt, aber ich bin eben optimistisch. Hat bisher ja immer geklappt mit den Teilen!«

»Das stimmt schon. Aber komisch ist das trotzdem immer wieder. Als wäre da jemand anderes, der den gleichen Lipizzaner aufmotzen will und dann ausgerechnet immer die Teile bestellt, die wir brauchen. Dann aber immer das Zeug doch nicht haben will. Irgendwie seltsam.«

»Zufälle Derrick. Das nennt sich alles Zufall!«

»Ach komm schon Lisa. Irgendwas ist an der ganzen Geschichte doch faul!«

»Derrick!«

»Ist ja schon gut! Dann lass uns mal anfangen!«

So begann die Arbeit. Phillip und Derrick hatten dennoch immer das Gefühl, mit Lisa war irgendetwas nicht in Ordnung. Mit ihr zusammen gab es einfach unglaublich viele Zufälle. Alle waren zudem immer passend. Manchmal, so dachte sich Phillip, schien es fast so, als könnte Lisa in die Zukunft schauen und wusste daher immer genau, was im jeweiligen Moment zu tun war. Das konnte auch erklären, warum immer die notwendigen Teile da waren. Konnte sie wirklich in die Zukunft schauen, konnte sie im Vorfeld die Teile bestellen und dann doch nicht abholen und die Jungs hatten sofortigen Zugriff.

Das half aber alles nichts. Lisa war ein Mysterium. Mindestens genauso wie Pascal und auch bei dem hatte es bislang nie etwas gebracht, es ergründen zu wollen. Wahrscheinlich gab es solche Menschen, die einfach geheimnisvoll waren.

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