Heimatwelt Brassika

Auch wenn es gar nicht den Vorschriften entsprach, Krieger liess sich mit Barry und Ruug von Tiffany auf die Heimatwelt der Olympen bringen. Ein nahezu unverantwortliches Risiko, denn sollte das Shuttle abgefangen, oder die Anwesenden exekutiert werden, hätte die Megaclite sofort drei der wichtigsten und hochrangigen Offiziere verloren. Krieger sah sich jedoch ausser Stande, ein anderes Aussenteam zu wählen. Barry war der, dem er seine Sicherheit am Meisten anvertrauen wollte, während Tiffany, ob erster Offizier oder nicht, die mit grossem Abstand besten Referenzen für das Steuern eines Shuttles aufweisen konnte. Es mag ein Risiko gewesen sein, doch wähnte sich Krieger mit dieser Besatzung in Sicherheit.

Das Shuttle wurde mittels Leitsignal zu einem Raumhafen gebracht, der zwar im Allgemeinen beeindruckend gross war, jedoch in seinen einzelnen Segmente nur gerade genug Platz für das Shuttle bot. Doch wie Krieger es erwartet hatte, konnte Tiffany das Schiff ohne Probleme dort sicher landen.

Überall die Olympen, welche die Menschen ungläubig anschauten. Einige schienen Ehrfurcht in den Augen zu haben, Andere waren verständnislos und in einigen Gesichter meinte Krieger auch Furcht, oder Abscheu zu erkennen. Doch alles blieb still. Der Kommandant, welcher die Megaclite besucht hatte, eskortierte die Besatzung durch den Raumhafen und draussen in ein Fortbewegungsmittel, welches eine magnetische Einschienenbahn zu sein schien.

Die Fahrt dauerte nicht lange, obwohl Barrys Anzeige die Entfernung zum Shuttle schon bald mit einer Zahl bezifferte, welche eine Rückkehr, ohne Transportmittel, zu einem mehrtägigen Fussmarsch gemacht hätte. Doch warum sich Sorgen machen? Es gab so schon unzählige Möglichkeiten, wie die Olympen die Besatzung hätten vernichten können. Es machte wenig Sinn, einen solchen Aufwand zu betreiben, nur um ihnen nun Schaden beizubringen.

Diese Bahn hatte auch eine interessante Eigenart. Sie bestand nur aus einer einzigen Kabine und als sie den wahrscheinlichen Bestimmungsort erreicht hatte, fuhr sie auf einmal mit gleichbleibendem Tempo nach oben. So wie Krieger es sehen konnte, verlief die Bahn nun durch die Nase des Beförderungsmittel und nicht mehr durch seinen Boden. Beeindruckende Technik, ganz ohne Frage.

Krieger kam zu dem Schluss, wirklich zum Olymp aufzufahren, denn die Reise nach oben dauerte ähnlich lange, wie die Reise nach vorne. Waren die Anzeigen von Barry korrekt, befanden sie sich, als sie das Ziel erreicht hatten und zum stehen gekommen waren, fast 80 Kilometer über dem Boden.

Der Kommandant stieg aus und wurde von dem Aussenteam verfolgt. Eine grosse Halle mussten sie durchschreiten. Gross, ausladend, sehr hohe Decke, überall Statuen. Beeindruckend. Das Alles in dieser Höhe? Ein Volk, welches kurzen Prozess mit Eindringlingen machte, schien kulturell dennoch sehr hoch entwickelt zu sein.

Es ging auf eine Tür zu, viel mehr ein Tor, dass so gross war, ein kleines Raumschiff hätte hindurch fliegen können. Es öffnete sich automatisch und fast lautlos. Dahinter war ein langer, zum Halbmond geformter Tisch, hinter dem ergraute Olympen mit langen Bärten sassen. Klischeehafter ging es eigentlich nicht mehr. Der Kommandant zeigte Krieger an, auf ein kleines Podest genau in der Mitte dieses Halbmondes zu steigen. Kaum stand er, ertönte schon die Stimme des Mannes, der genau in der Mitte sass.

»Lange ist es her, dass der Ältestenrat vollständig zusammengerufen wurde. Man hat uns darüber informiert, dass vielleicht die Götter zurückgekehrt seien. Sicherlich habe ich dies bezweifelt, doch sehe ich euch nun vor mir. Zwei Männer, eine Frau, die zweifelsohne zu unserem Stammbaum gehören müssen. Ausserdem, so wurde berichtet, habt ihr unsere Verteidiger mühelos besiegt. Mit nur einem Raumschiff. All dies passt zu den Vorhersagen unserer Mythen. Man sagte mir auch, dass ihr ein Angebot unterbreiten wollte. Eines, welches ebenfalls eine der Vorhersagen zu erfüllen scheint. Sprecht es aus, ich bitte darum.«

Krieger war erfreut. Offensichtlich schien man sie wirklich für die Erfüllung einer Vorhersage anzusehen.

»Vielen dank, dass sie uns anhören. Wir kommen von sehr weit her. Ein Unfall hat uns hier her gebracht und nun versuchen wir den Heimweg zu finden. Wir haben einen Freund gefunden. Ruug. Er sagte uns, hinter eurem Raum könnte es einen Planeten geben, wo man uns vielleicht helfen kann. Er warnte jedoch davor, dass der Raum dazwischen voller Gefahren und einer Rasse sei, die alle Eindringlinge vernichtet. Doch ihr seht es selbst. Wir hätten uns den Weg freikämpfen können. Man sagte mir jedoch auch, dass es in eurem Volk offensichtlich Streitigkeiten gibt. Eine Kaste beansprucht die besten Systeme für sich und der Rest muss sich mit den minderwertigen Ressourcen herumschlagen. Also. Wir wollen durch euren Raum, ihr eure Situation verbessern. Anstatt den ganzen Weg gegen euch zu kämpfen bieten wir euch an, ein System zu erobern. Soweit es uns mit unserer Technik möglich ist. Dafür bitten wir um freies Geleit durch euren Raum.«

Offensichtlich war der Älteste über das Angebot schon informiert worden, denn er musste nicht erst überlegen, bevor er antwortete.

»Der Tag wird kommen, an dem das Schicksal die Götter und Olympen wiedervereint. Sie kehren zurück und führen die Schwachen aus dem Schatten. So steht es in uralten Überlieferungen geschrieben und wie es scheint, ist dieser Tag, auch wenn kaum noch jemand daran zu glauben vermag, nun gekommen.«

Na, so formuliert klang die Vorhersage tatsächlich stimmig. Krieger wurde mutiger.

»Es liegt nun in eurer Hand. Führen wir die Kaste der Brass aus dem Schatten?«

Es meldete sich einer der Ältesten, der von Krieger aus gesehen weiter rechts sass.

»Die Eroberung eines Systems wäre nicht ausreichend, um uns aus dem Schatten zu führen! Sagt, wie weit erstreckt sich euer Angebot?«

Das hatte Krieger befürchtet. Mit einem System schienen sie sich nicht zufriedenzugeben.

»Unterschätzt nicht den Umstand, den neue Ressourcen mit sich bringen können. Mit dem richtigen System könntet ihr neue Schiffe bauen, neue Waffen. Eure Flotten verstärken und so den Weg bestreiten, aus dem Schatten ins Licht zu treten.«

»Es scheint nicht weit her, mit eurem Wissen über die Thori. Erobern wir ein System, werden sie mit unbarmherziger Gewalt zurückschlagen. Sie würden nicht nur das eroberte System zurückerobern, sondern uns überall angreifen. Wir würden zwar aus dem Schatten treten, doch unser Weg würde ins Nichts führen.«

In der Tat hatte Krieger keinen Schimmer, was eine solche Eroberung nach sich ziehen würde. Das war ein Problem.

»Dann sagt, wie würden wir euch aus dem Schatten führen können?«

»Es gibt nur einen Weg. Furcht! Erst, wenn die Thori in Furcht vor uns leben, würden wir unser Dasein verbessern. Doch frage ich euch, könnt ihr so etwas zuwege bringen?«

Tiffany gab Krieger ein Zeichen. Offensichtlich wollte sie etwas sagen. Krieger war sich nicht sicher, ob er damit nicht einen Fehler machte, doch irgendetwas sagte ihm, er solle Tiffany vertrauen. Deshalb trat er von dem Podest und sah zu, wie Tiffany es bestieg.

»Ist es in Ordnung, dass ich das Wort an euch richte?«

Der Älteste machte eine einladende Handbewegung.

»Vielen Dank. Furcht sagt ihr. Nun, wir alleine können diese Furcht nicht hervorrufen. Doch mit euch zusammen wird es funktionieren! Ich sehe es deutlich vor mir. Ein System der Thori. Sie sehen eure Flotte kommen und bevor sie einen Bericht abgeben können, habt ihr sie schon vernichtet, die Welt erobert und die Thori wissen nicht, was geschehen ist. Sie wissen nur, dass sie von den Brass geschlagen wurden. Ihr sagtet, sie würden das System zurückerobern. Ich sage, sie könnten es nur versuchen! Denn wieder würden sie geschlagen, ohne den Grund zu sehen. Einzig eine Sache wäre klar. Die Brass sind stark geworden.«

Nun dauerte es länger, bis eine Antwort kam. Der Älteste schaute immer wieder zu den Anderen, gesagt wurde jedoch nichts.

»Und wie, so frage ich mich, sollen wir das erreichen?«

»Durch uns! Eine gemeinsame Flotte. Wichtig ist nur,  die Thori müssen euch als Angreifer erkennen und nicht ein Schiff, welches sie noch nie gesehen haben.«

Wieder eine Pause zum nachdenken.

»Ich verstehe den Gedanken. Die Thori melden einen Angriff der Brass. Doch während die Meldung zu erwarten ist, der Angriff wurde niedergeschlagen, erreicht keine weitere Nachricht mehr die Heimatwelt. Sie schicken weitere Schiff, auch diese melden die Brass und auch diese verschwinden.«

»Genau! System verloren, Invasionsflotte verloren und das alles gegen die Brass, die bislang keine wirklichen Gegner waren.«

»Dein Plan scheint das Potential zu haben, wirklich etwas zu verändern. Gehen die Thori davon aus, dass die Brass nun stark sind, werden sie nicht einfach unsere Planeten angreifen. Doch frage ich, wie lange wird es anhalten? Wann ist eure Unterstützung beendet?«

»Wir müssen einfach solange bleiben, wie es notwendig ist. Wie sollten wir sonst die Vorhersage erfüllen?«

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