Das Angebot

»Nur oberflächliche Schäden, obwohl dir die Konsole um die Ohren fliegt?«

»Ja Tiffy. Anscheinend einfach nur eine Überlastung. Systeme sind keine ausgefallen.«

»Wie bitte? Warum habe ich dann das Feuerleitsystem der Energiewaffen verloren?«

»Wird angezeigt, aber warum weiss ich nicht.«

»Casper, ich bin auch der Meinung, so oberflächlich können die Schäden nicht sein. Prüfen sie das bitte genauer!«

Casper nickte.

»Kapitän! Ich habe Kontakt! Die wollen unsere Forderungen wissen!«

»Sehr gut Ruug. Dann sagen sie denen, wir wollen nur reden. Wir haben ihnen ein Angebot zu machen!«

Kurz darauf hatte Ruug eine Antwort.

»Sie wollen wissen, welches Angebot das sein sollte.«

»Dann geben sie ihnen bitte weiter, ich will eine Delegation hier an Bord haben. Keine Waffen, dann reden wir!«

Tiffany gefiel das nicht. Sie war aber zu dem Schluss gekommen, dass man Krieger da vertrauen konnte. Etwa eine Stunde später im Konferenzraum der Megaclite. Die Besatzung schaute nicht schlecht, denn die Wesen, die da kamen, hätten Menschen sein können. Durchschnittlich 180 Zentimeter hoch, zwei Arme, zwei Beine und ein Kopf. Alles glich den Menschen unglaublich. Lediglich die Hautfarbe war leicht bläulich. Beeindruckender Beweis für die Evolutionstheorie. Interessanter war jedoch, was dann kam.

»Wir sind nun hier. Also bitte nennen sie uns ihr Angebot! Seien sie gewiss, normalerweise tolerieren wir keine Fremden!«

Ungläubiges Staunen der Besatzung. Die sahen nicht nur aus wie Menschen, sondern hatten auch eine fast gleiche Sprache?

»In Ordnung. Wir haben ein Anliegen. Wir wollen nur durch ihren Raum. An ihnen haben wir kein Interesse. Sie dürften aber gesehen haben, zu welcher Leistung unser Schiff in der Lage ist. Deshalb unser Angebot. Sie gewähren uns freies Geleit durch ihren Raum und im Gegenzug bieten wir unser Schiff an, um ihnen bei der Eroberung eines Systems zu helfen.«

Aus menschlicher Sicht war das offensichtlich ein unglaubliches Angebot. Das Interesse schien gross.

»Nun, lassen sich mich erst einmal sagen, dass alleine ihre Gestalt für uns ein Hinweis liefert, ihren Worten Vertrauen zu schenken. Ihre Haut mag unterschiedlich, doch zeugt ihr Aussehen davon, uns nicht unähnlich zu sein. Des weiteren, ja, wir haben die Macht ihres Schiffes erleben müssen. Seit Äonen ist es keinem Eindringling gelungen, uns zu besiegen. Einzig dem Herrschaftsvolk müssen wir uns aufgrund zahlenmässiger Unterlegenheit und mangelnden Ressourcen immer wieder beugen. Doch mit ihrem Schiff könnten wir den letzten Punkt zumindest teilweise klären.«

»Kann ich dann davon ausgehen, dass unser Angebot akzeptabel ist?«

»Ich nehme es an. Doch bin ich nur ein Verteidiger. Den Entschluss werden die Führer fassen. Sie werden uns zur Heimatwelt begleiten müssen, um dort ihr Angebot vorzulegen.«

»Einverstanden. Ich hoffe, dass wir bis dahin keine Probleme zu befürchten haben?«

»Nein. Solange sie uns als Geleit haben, wird man sie nicht angreifen. Darauf mein Wort.«

»Ausgezeichnet! Hat ihr Volk auch einen Namen? Wir sind Menschen.«

»Olympen. Wir gehören zum Volk der Olympen. Aus der Kaste der Brass!«

Olympen? Da schellten nicht nur bei Krieger die Glocken.

»Sind ihre Schiffe einsatzfähig?«

»Die Reparatur wird noch etwas andauern. Wir sind es nicht gewohnt, Schaden zu erleiden.«

»Falls sie Hilfe brauchen, stelle ich ihnen gerne Reparaturmannschaften zur Seite.«

»Haben sie dank, doch wir regeln das alleine. Sie würden jedoch ihre ernsthaften Absichten unterstreichen, wenn sie mir ihr Schiff zeigen würden!«

Na, daran sollte es ja nicht scheitern. So konnte Krieger ein bisschen mit seinem Schiff angeben und beweisen, wie mächtig es war.

Einige Stunden später erreichten sie die Offiziersmesse.

»Kapitän, sie sagen, sie seien Menschen. Ich habe noch nie etwas von diesem Volk gehört und auch nichts von Schiffen, die diese Kraft haben. Woher stammen sie?«

Krieger dachte kurz nach. Es schien ihm jedoch wenig gefährlich, seine Heimat zu nennen.

»Wir stammen aus der Nachbargalaxie. Ein Unfall hat uns hier her gebracht.«

Mit diesen Worten änderte sich der Gesichtsausdruck des Besuchers.

»Aus der Nachbargalaxie?«

»Ja, warum?«

»Nun, Kapitän, unsere Mythologie lehrt uns, dass das leben bei uns, dort draussen begann. Laut unseren Überlieferungen stammen unsere Vorfahren von einem fernen Stern und hat über Generationen seinen Samen bis hier her gebracht.«

Nun war Krieger irritiert. Olympen? So einen Ausdruck gab es ja schliesslich auch in der irdischen Mythologie und zusammen mit diesen Informationen, gepaart mit dem Aussehen dieser Wesen, ergab sich da ein Bild.

»Würden sie einem Experiment zustimmen?«

»Wenn sie es mir nennen, kann ich entscheiden.«

»Würden sie einer Blutuntersuchung zustimmen? Ich würde gerne wissen, ob wir verwandt sind. Also Menschen und Olympen.«

»Haben sie diese Möglichkeit?«

»Ja, haben wir.«

»Dann bin ich natürlich einverstanden! Sollte herauskommen, dass wir wirklich einen gemeinsamen Stammbaum haben, könnte das für grossen Wirbel in meinem Volk sorgen.«

»Ach ja? Warum das?«

»Nun, unsere Mythologie ist fast eingeschlafen. Nicht mehr viele glauben an die alten Geschichten und Vorhersagen. Doch gibt es eine Legende. Unsere Götter kehren eines Tages zurück und führen die Schwachen aus dem Schatten heraus.«

Krieger dachte nach. Als Götter würde er seine Mannschaft zwar nicht bezeichnen, aber so eine Mythologie konnte Vorteile haben. Würden die Olympen die Menschen als ihre Götter ansehen, dann konnte der Plan wirklich gelingen. Es machte ja auch den Anschein, als wären die Menschen den Olympen überlegen. Nur, warum? Wenn die ausgezogen waren, Andromeda zu erreichen und hier schon so Fuss gefasst hatten, musste alles schon ewig zurückliegen. Die Menschheit beherrschte den Raum aber erst seit runden 200 Jahren. Wahrscheinlich hatte das was mit Maya zu tun.

Der Gast liess sein Blut untersuchen und Casper hatte keine Mühen, einen gemeinsamen Stammbaum zu entdecken. Wenngleich, die Olympen schienen sich von den Menschen doch zu unterscheiden. Als hätte es eine Rasse zuvor gegeben, aus denen sich Menschen und Olympen abgespaltet hatten. Das behielt Krieger im Hinterkopf, als die reparierten Schiffe mit der Megaclite hinter sich die Reise antraten.

Dabei sah Krieger eine Sache ganz deutlich. Je weiter sie unbeschadet in den Raum eindringen konnten, desto kürzer war die Distanz zur anderen Seite. Falls die Olympen das Angebot ausschlagen würden, hatten sie eine grosse Strecke schon hinter sich. Schlussendlich war die Sache also jetzt schon ein klarer Erfolg.

Schliesslich, nach einigen Tagen Flug, erreichte die Megaclite ein System. Elf Planeten, wovon die Meisten echte Gasriesen waren. Einen der Kleineren flogen die Schiffe an und schon jetzt war klar, dieser Planet kreist um eine gelbe Sonne. Nicht ganz so, wie die irdische Sonne, aber immerhin ähnlich. Als jedoch der Planet in Sicht kam, verschlug es der Besatzung auf der Brücke die Sprache. Blau und Grün, dazu Wolkenformationen. Lediglich die Kontinente waren anders, ansonsten war es, auch von der Größe her, fast eine Kopie der Erde. Sogar ein ähnlich grosser Trabant kreiste darum, ein unglaublicher Zufall!

Beeindruckend war jedoch, wie viele Raumschiffe um diesen Planet kreisten. Eine Flotte, die selbst die Megaclite locker hätte verschrotten können. Aber, war das alles, was dieses Volk zu bieten hatte? In dem Fall war es nicht sonderlich stark. Gerade Barry konnte sich das aber nicht vorstellen. Für ihn war es logischer, dass die Olympen um alle ihre Planeten solch eine Flotte positioniert hatten, einfach zur Absicherung.

Die Megaclite flog in einem Orbit um den Planeten und wartete auf eine Reaktion. Bald schon meldete sich der Kommandant des anderen Schiffes und erklärte, die Führer wären dazu bereit, die Delegation der Megaclite zu empfangen. Es wurde also spannend und natürlich wollte Krieger persönlich dabei sein.

Print Friendly, PDF & Email

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert