Debüt für den Garzella

Nachdem Rebekka und ihr Liebhaber verschwunden waren, kam sofort Amy.

»Also Jungs, darf ich den Garzella mal ein bisschen quälen?«

Wortlos übergab Donald den Schlüssel. Es war klar, dass niemand die Kiste besser testen konnte, als Amy, oder Janine. Die nahm ihn, grinste nur und ging zum Auto. Janine hatte eine andere Mission.

»Leute, ist hier jemand, der sich als Gegner zur Verfügung stellt?«

Die restlichen Leute waren da recht schnell begeistert. Autos waren genug da und da waren auch einige mit ordentlich PS. Doch bevor ein weiteres Rennen ausgetragen wurde, fuhr Amy alleine an den Start. Donald und Perry, aber auch Katja schauten gespannt, als sie den Motor hochdrehte und das Auto kurz darauf los brauste. Im Vergleich zum Lion jedoch eher im Schneckentempo.

Unbewusst zählte Perry mit. 21, 22, 23 und so weiter. 14 Sekunden. War das jetzt gut, oder eher schlecht? Kein Vergleich zum Lion und auch der Stern war, trotz total bescheidener Fahrweise schneller. Die Jungs waren auf jeden Fall über das Urteil gespannt. Ein Vorgeschmack kam von Janine.

»Gar nicht mal so übel, dafür, dass ihr noch nicht wirklich was daran gemacht habt. Der ordentlich frisiert, dann kann er bei uns schon vorne mitfahren.«

»Denkst du?«

»Warum fragt das eigentlich immer jeder Donald? Wenn ich es nicht denken würde, hätte ich es ja wohl kaum gesagt, oder?«

Amy kam zurück und stieg aus. Direkter Weg zu Katja, nicht zu den Jungs.

»Also, da steckt auf jeden Fall Potential drin. Der Start war schon ziemlich gut und er bricht nicht aus. Ja, aus dem wird noch was!«

»Sehr cool. Schatz, fahr du mal!«

Perry bekam Krämpfe in die Magengegend. Sich das alles vorzustellen war etwas ganz anderes, als es dann wirklich erleben zu müssen. Aber gut, er wollte seine Freundin nicht enttäuschen und ging zum Auto. Janine stieg auf der Beifahrerseite ein. Was Perry nicht mitbekam, sie gab einem der Anwesenden ein Zeichen und auch der ging zu seinem Auto.

Perry war ganz schön nervös, als er zum Start rollte. Aber noch deutlich nervöser, als er auf einmal ein anderes Auto neben sich sah.

»Was wird das denn?«

»Ein Rennen, was denkst du denn?«

»Was? Ich bin noch nie ein Rennen gefahren!«

»Ja und? Der bestimmt auch nicht. Ausserdem bin ich ja da, also bleib mal ganz ruhig.«

Dann kam auch noch Amy und stellte sich zwischen die Autos. Auch sie fing an sich zu räkeln.

»So, pass auf. Sobald sie die Arme hebt, drehst du den Motor hoch. Halt die Drehzahl bei etwa 4.500 Umdrehungen. Wenn sie die Arme senkt, geh vorsichtig, aber nicht zu langsam von der Kupplung und gib mehr Gas. Versuch zwischen 4.500 und 5.000 Umdrehungen zu bleiben und halt das Lenkrad fest!«

Perry nickte und hatte Puls. Amys Arme sanken. Auch wenn er versuchte Janines Rat umzusetzen, es war schwierig. Doch tatsächlich, die Räder drehten nicht durch, der Garzella schob nur nach vorne.

»Spitze! Bei 5.000 Umdrehungen schalten. Schnell!«

Schnell? Perry ging in den zweiten Gang. Das funktionierte noch ganz gut. Doch schon war die Drehzahl wieder hoch. Er schaltete etwas zu spät. Im dritten Gang war es schon etwas einfacher. Dann der vierte und beim fünften hatte er schon genug Zeit, um zu handeln.

Er schaute raus. Irgendwie schien er einen Tunnelblick zu haben. Was um ihn herum passierte sah er gar nicht. Nur, wie das Ende der Halle näher kam. Er erreichte es, blieb aber auf dem Gas stehen.

»Du dürftest dann jetzt bremsen!«

Janine war amüsiert. Auch, als Perry den Fuss vom Gas nahm und fest auf die Bremse trat. Ruckartig wurde der Garzella langsamer, kam zum stehen und der Motor starb ab. Vor lauter Aufregung hatte Perry es versäumt, auf die Kupplung zu treten. Aber, kein Beinbuch.

»Glückwunsch!«

»Wegen?«

Perry schaute verdutzt zu Janine, die neben ihm sass, die Arme verschränkt hatte und grinste.

»Na, du bist als erster durchs Ziel. Man könnte sagen, du hast gewonnen!«

Plötzlich stand Perry neben Katja, sah den Garzella am Start stehen, mit einem anderen Auto neben sich. Alles, was zwischen Janines letzten Worten und diesem Moment geschehen war, hatte er nicht registriert. Das schockierte ihn zutiefst. Als er zu Katja schaute, himmelte die ihn unglaublich an.

»Was ist?«

»Nichts! Mein Schnabeltier ist ein Rennen gefahren und hat gewonnen. Ich sag dir, so spitz war ich noch nie auf dich!«

Irgendwie gefiel das Perry, doch nun wollte er schauen, wie sich Donald schlug. Er hatte Amy neben sich sitzen, während Janine den Start freigab.

Das war ein aufregendes Gefühl. Es war ihr Garzella, sie hatten ihn, auch wenn nur optisch, aufgemotzt und der stand nun am Start. Schon beeindruckend, wie Perry fand.

Janine liess die Arme sinken und die Autos eilten davon. Donald schien seine Sache gut zu machen, denn er hielt sich tapfer neben seinem Gegner. Doch etwas nach der Hälfte der Strecke, gewann dieser schliesslich Vorsprung und zog davon. Leider kein Sieg für Donald.

Wie Janine sagte, wahrscheinlich hätte auch sie nicht gewinnen können. Der Gegner, ein ziemlich fieser Lamberarri, hatte einfach zu viel Power unter der Haube. Damit gegen den Garzella zu gewinnen, sei keine Meisterleistung.

So ging es noch einige Male. Mal fuhr Perry, dann wieder Donald. Mit jedem Mal bekamen sie mehr Gefühl für das Auto und wie Amy Katja sagte, sah es von Mal zu Mal besser aus. Aus den Jungs konnte was werden.

Zum krönenden Abschluss wollte Janine sich mit dem Garzella anlegen. Aber nicht mit einem der Jungs. Katja sollte fahren. Donald gefiel das weniger, während Perry voller Begeisterung die Schlüssen an Katja übergab.

Nun, Katja war auch kein Profi. Das Rennen gegen Viper war nichts, was man mit diesem vergleichen konnte. Elektromotoren hatten schliesslich keine Schaltung, dort trat man nur aufs Gas. Aber, sie hatte sich in Neunburg ja viel mit den Leuten unterhalten und meinte zu wissen, was sie zu tun hatte. Ausserdem war sie die Beschleunigungen gewohnt und schliesslich konnte sie sowieso nicht gewinnen. Janine war Vollprofi und der Stern, den sie nun pilotierte, viel stärker als der Garzella.

Doch genau hier glichen sich die Chancen ein wenig aus. Der Stern war zwar schneller und Janine ein Profi, doch war sie Autos wie den Lion gewohnt. Das zeigte sich deutlich beim Start. Claudia gab sich die Ehre wegen des Starts und als ihre Arme sanken, während Donalds Schwanz wegen ihrer Choreographie gestiegen war, schlingerte Janine mit dem Arsch. Katja hingegen hatte den Garzella gut unter Kontrolle und konnte dadurch schnell Vorsprung gewinnen. Perrys Herz klopfte in der Brust, als er sein Auto mit seiner Freundin als Fahrer in Führung sah. Doch natürlich kam Janine schnell näher. Katja schlug sich gut. Amy drückte mehrfach aus, dass die den Schaltpunkt wirklich gut traf, aber ein bisschen langsam beim schalten war.

Janine holte immer mehr auf. Auch wenn es knapp war, schliesslich konnte sie den Sieg davontragen. Dennoch war das Ergebnis überraschend. Eigentlich war jeder der Meinung, der Sieg wäre eindeutiger. Gerade Amy stellte heraus, mit mehr Übung wäre mit Katja echt was anzufangen. Sie hätte das gewisse Etwas.

Das Donald darüber nicht erfreut war, verwunderte Perry nicht. Bei ihm hiess es nicht, er hätte das gewisse Etwas und schliesslich wähnte er sich doch als Star in der Kiste. Da war ihm Katja wohl den Rang abgelaufen, obwohl die, vor Neunburg, ja gar nichts von Autos wissen wollte. Eine Frechheit.

Zeitgleich mit Amy und Katja kamen auch Rebekka und der Gastgeber zurück. Rebekka schien entspannt und guter Dinge, während der Gastgeber am Ende seiner Kräfte zu sein schien. Als Rebekka bei Amy ankam und über die Situation informiert wurde, musste Donald nachfragen.

»Was hast du mit dem gemacht? Dauerlauf?«

»Weiss ja auch nicht. Konditionell echt eine Krücke. War noch nicht richtig auf Touren, da fing der schon an zu winseln.«

»Boah Rebekka, ich hab dir schon hundertmal gesagt, du kannst nicht jeden Kerl ran nehmen wie Viper!«

»Ich weiss Amy. Leider muss ich dir auch immer wieder Recht geben.«

Perry und Donald schauten sich an. Was waren das für Frauen? Wer war denn eigentlich dieser Viper? Ein Sex-Roboter?

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