Der neue Tag brach an und Krieger, der schon alles für den Start des Schiffes vorbereitet hatte, lief wie ein Tiger vor der Rampe der Megaclite auf und ab. Weder von Pamela war etwas zu sehen, noch von seinen zwei Besatzungsmitgliedern. Was hatte er sich nur dabei gedacht, Pamela dieser Gefahr auszusetzen? Ruug hatte zwar betont, dass man sich auf das Wort der Betreiber verlassen konnte, doch je weiter die Zeit voranschritt, desto schlechter wurde sein Gefühl.
Dann endlich. Eine munter wirkende, wenn auch offensichtlich schläfrige Pamela tauchte aus den Massen von Lebewesen auf und steuerte auf die Megaclite zu. Kurz nach ihr traten auch die beiden Störenfriede aus der Menge und nahmen den gleichen Kurs. Dennoch, Krieger blieb besorgt. Pamela kam auf ihn zu, ging dann aber einfach an ihm vorbei.
»Danke Krieger! Die Nacht werde ich so schnell nicht vergessen!«
Krieger staunte nicht schlecht, denn mit so einem Kommentar hatte er nicht gerechnet. Zu gerne hätte er Pamela noch ein paar Fragen gestellt, doch zuerst musste er die beiden Kameraden zusammenstauchen.
»Meine Herren, sie haben uns da ein richtiges Problem eingebrockt! Was haben sie dazu zu sagen?«
»Ich, als wissen sie, es sah alles …«
Der eine stotterte und wurde von dem Anderen ebenfalls stotternd unterbrochen.
»Ja genau. Es, also wirklich, alles, ich meine, wirklich alles sah in Ordnung aus.«
»Habe ich es eigentlich nur mit richtigen Dummköpfen zu tun? Wie kommen sie darauf, dass mit der Ware alles in Ordnung ist, wenn ein hier ansässiger, grosser Händler zwei völlig fremden Figuren Waren und Geld anvertraut?«
»Ja wissen sie …«
»Nichts! Ich will nichts hören! Sobald wir im All sind haben sie die überaus ehrenvolle Aufgabe, jeden einzelnen Frachtcontainer zu öffnen und den Inhalt zu erfassen! Ich will über jedes einzelne Stück genaustens informiert sein. Ist das klar?«
Die Männer schauten sich an. Es gab unzählige Kisten in den Frachträumen. Darin dann noch viel mehr Inhalt! Diese Aufgabe würde Tage dauern, wenn nicht länger. Doch was sollten sie machen? Sie hatten den Mist ja gebaut und Strafe musste schliesslich sein. Ausserdem war es besser als der baldige Tod.
»Ja Sir, verstanden Sir!«
Krieger nickte und liess die Männer einsteigen. Er folgte und gab schon kurz nach betreten des Schiffes den Befehl, alle Luken zu schliessen und die Megaclite für den Start zu aktivieren. Er war etwas verwundert, als er die Brücke betrat und Pamela auf dem Pilotensitz sass.
»Pamela? Ich hätte gedacht, sie ruhen sich aus?«
»Mach ich doch!«
»Im Pilotensitz?«
»Natürlich. Wenn ich ehrlich sein soll, nirgendwo schlafe ich besser als hier!«
Ach wie gerne wäre Krieger an die Decke gegangen, doch hatte Pamela ein unglaubliches Opfer für ihn und die beiden Männer gebracht. Dieses eine Mal würde er darüber hinwegsehen.«
»Nun gut. Ist alles bereit für den Start?«
»Jupp. Grün von allen Stationen.«
»Sehr gut Tiffany eins. Ich meine, ach, sie wissen schon. Pamela, abheben. Sanfter Anstieg dann auf Leitstrahl. Sobald wir im All sind, Kurs auf diesen Planeten, wo man uns vielleicht mit der Technik weiterhelfen kann.«
20 Minuten später gab Pamela die letzten Kommandos und das Schiff ging auf Kurs. Wieder war der Antrieb sehr verhalten eingestellt und die Reise würde dauern. Krieger wollte gerade etwas zu Tiffany sagen und drehte sich zu ihr um. Dabei fiel sein Blick auf Barry, der schon wieder die Füsse auf dem Pult hatte. In dem Moment, wo Krieger lautstark protestieren wollte, drangen schnarchende Geräusche vom Pilotensitz zu ihm. Pamela war schon eingeschlafen.
Kriegers Kopf sank nach vorne und wurde ein wenig geschüttelt. Auch wenn die Besatzung definitiv ihre Qualitäten hatte, alles andere war einfach nur erbärmlich.
Das Schiff war bereits einige Stunden unterwegs und Krieger hatte Tiffany mal wieder in ihr Quartier geschickt, damit sie sich eine intakte Uniform anziehen konnte. Insgeheim verfluchte Tiffany den Kleidungsgenerator. Hätte es dieses dämliche Stück Technik nicht gegeben, wären ihr irgendwann intakte Uniformen ausgegangen und Krieger hätte nichts mehr sagen können.
Doch nun hatte sie ein anderes Problem. Ein paar Leute der Mannschaft wollten dringend im Vertrauen mit ihr sprechen. Erst genehmigte sie sich eine Dusche, zog sich dann eine neue Uniform an und ging aus ihrem Quartier. Nur wenige Schritte kam sie weit, als sie die vertraute Stimme von Ruug hinter sich hörte.
»Tiffany, kann ich kurz mit dir sprechen?«
»Natürlich Ruug. Was gibts?«
»Die Hilfe, die du mir angeboten hast. Ich habe mich mit Casper beraten und der hat mich untersucht. Er hat Zellen an meinen Tentakeln entdeckt, welche offensichtlich für die Stimulation verantwortlich sind. Diese Zellen scheinen so angelegt zu sein, dass sie meine eigenen Zellen passieren lassen. Die würden in meinen Samensack eindringen und dort den toxischen Effekt auslösen. Wenn Casper mit seiner Analyse richtig liegt, sollten aber alle anderen Wesen dazu in der Lage sein, mich ausreichend zu stimulieren, so dass ich meinen Samen ausstossen kann und dabei nicht verende.«
»Klingt ja super Ruug. Dann wirst du uns ja noch eine Zeit erhalten bleiben!«
»Die Möglichkeit besteht. Insofern du wirklich noch dazu bereit bist, mein Leben zu retten!«
Tiffany, welche die ganze Zeit einfach Weiter zu ihrem Ziel gegangen war grinste.
»Nein, also dein Leben retten klingt nicht gut. Da hab ich jetzt echt keine Lust drauf.«
Ruug, der in dem Moment wieder an der Wand entlang glitt, blieb sofort stehen.
»Aber du sagtest doch, du würdest mir helfen?«
Auch Tiffany blieb stehen und drehte sich zu Ruug.
»Ruug. Du verkennst wirklich die Lage. Dir einen zu rubbeln, damit du nicht stirbst, finde ich wirklich echt bescheuert. Bin doch kein Erste-Hilfe-Kasten!«
»Dann werde ich sterben!«
»Nope. Wirst du nicht!«
Ach wenn man nur die Mimik von Ruug besser hätte deuten können.
»Ich verstehe dich nicht!«
Tiffany kam nah an Ruug heran und sprach leise.
»Ich hab Lust mit dir zu vögeln! Wenn du dabei dein Zeug los wirst und überlebst, ist das nur ein Bonus!«
Um die Sache zu bekräftigen drückte sie Ruug noch einen Kuss auf seine Haut, was vom Gefühl her nicht viel anders war, als bei einem Menschen.
»Du meinst, du hilfst mir?«
»Ich meine, wenn du Lust hast mich ein bisschen durch meine Kabine zu scheuchen, dann fände ich das wirklich toll!«
»Durch deine Kabine scheuchen? Was würde uns das nützen? Ist das eine Art Ausdauertraining?«
Tiffany lachte.
»Ruug, wir müssen dringend dein Verständnis für Redensarten verbessern. Ich will damit sagen, ich will mich mit dir paaren. Jetzt verstanden?«
Natürlich hatte Ruug es nicht verstanden.
»Aber du kannst dich nicht mit mir paaren! Casper hat das definitiv ausgeschlossen.«
»Ich kann keine Jungen mit dir machen. Richtig. Aber alles andere geht! Hast du eben selbst gesagt!«
Endlich verstand Ruug.
»Jetzt habe ich es verstanden Tiffany. Ich fühle mich geehrt, dass du dich mit mir paaren möchtest und bin gerne dazu bereit. Auch wenn es mir schwer fällt, dich als Partner anzusehen. Du hast für mich eigentlich zu wenig Glieder!«
Tiffany lachte.
»Dafür mehr Zugänge. Warte du nur ab, wenn ich mit dir fertig bin wirst du meinen Körper lieben!«
Nun, daran zweifelte Ruug stark. In der Tat waren Menschen nichts, was ihn auch nur in irgendeiner Hinsicht zur Paarung animieren konnte. Ausser eben der Tatsache, wenn er sich nicht mit Tiffany paarte, dann mit niemand und das bedeutete ganz schlicht und ergreifend sein Ende.
Eigentlich wollte Ruug gleich bei Tiffany bleiben. Zwar nicht zum Zwecke der Paarung, aber Tiffany war der einzige Mensch an Bord, bei dem er nicht das Gefühl hatte Abscheu und Ekel zu erzeugen. Sie wich auch nie zurück, wenn er ihr zu nahe kam. Doch kurz bevor Tiffany ihr Ziel erreicht hatte, kam eine Meldung. Krieger bat Ruug in seinen Raum zu kommen.