Ein langer Weg

Auch wenn auf der Brücke weiterhin eine beklemmende Situation herrschte, zeigten Kriegers Worte Wirkung.

»Na ja, heulen nützt uns jetzt auch nichts. Wir sind jetzt eben hier und müssen das Beste daraus machen. Also, was mich angeht, ich bin dabei. Lasst uns diesen Schrotthaufen wenden und dann herausfinden, wie dieser verdammte Antrieb wirklich funktioniert. Ich stelle aber eine Bedingung!«

Das war Krieger nicht gewohnt, von seinem ersten Offizier Bedingungen gestellt zu bekommen. Jedoch war er auch noch nie in einer solchen Situation und folglich musste er das Spiel sicherheitshalber eingehen.

»Die wäre?«

»Auf dem Weg sammeln wir Daten! Wir haben ein Forschungsschiff und so sollten wir uns auch verhalten. Ich fände es richtig verwerflich, wenn wir in die Heimat kämen, dort von dem Abenteuer berichten und keine Daten mitbringen würden.«

»Das wird sich einrichten lassen. Ohnehin müssen wir auf die Suche nach Nahrungsquellen gehen. Unser Vorrat reicht nicht ewig und wir müssen vielleicht einige Zeit auf unsere Rückkehr warten. Von daher ist die Bedingung akzeptiert!«

»Ich kann das Schiff nur der Nase nach ausrichten. Das Navi kann die Milchstrasse nicht als Ziel erkennen.«

»Schon in Ordnung Pamela. Der Nase nach. Dann beschleunigen. Aber bitte wieder so vorsichtig, wie beim Flug zum Nebel.«

»Geht klar Chef!«

Krieger grummelte. Warum konnte hier niemand das Protokoll befolgen?

Ein paar Stunden später verschwand Krieger von der Brücke, um sich etwas zu essen zu besorgen. Sofort nahm Tiffany wieder eine deutlich bequemere Haltung ein.

»Könnt ihr euch das vorstellen? Die geben jemandem ein Schiff und weisen nicht einmal auf die Risiken bei dem Kahn hin!«

»Was erwartest du Tiff? Krieger ist schon ein paar Mal für ein neues Kommando übergangen worden, weil er alles zur Schrott kommandiert, was man ihm gibt. Dann mal ganz ehrlich. Warum hat man wohl uns in die Kiste gesteckt?«

»Weil wir die Einzigen sind, die das Schiff bändigen können Casper?«

»Barry, Casper geht wohl eher davon aus, dass man uns damit bequem aus dem Weg schaffen konnte. Wahrscheinlich haben die sogar gehofft, dass uns so etwas passiert und sitzen jetzt auf der Erde und feiern.«

Betretene Stille herrschte auf der Brücke, nachdem Pamela diese Worte gesprochen hatte. Auch wenn es niemand zugeben wollte, sie hatte absolut Recht!

»Was denkt ihr erwartet uns hier?«

»Im Moment noch nichts Pam. Wenn ich das hier richtig sehe dauert es gut und gerne eine Woche, bis wir am ersten Stern vorbei kommen. Bin mal gespannt, ob dort auch Planeten sind.«

»Wie gross sind die Chancen Casper?«

»Du fragst Sachen Tiff. Auf die Distanz kann ich gar nichts sagen. Müssen wir abwarten.«

»Okay. Ich hab im Moment aber grössere Sorgen, als Planeten.«

Barry fing an zu grinsen.

»Juckt die Muschi Tiff?«

»Noch nicht, aber ewig wird das nicht so bleiben. Habt ihr euch mal das Fussvolk angesehen? Da ist nicht viel Auswahl dabei!«

»Och, ich würde mich zur Verfügung stellen!«

»Och, Barry, Nur weil wir bei der Ausbildung mal was hatten muss ich nicht gleich wieder in alte Muster verfallen!«

»Wie jetzt? Du sagtest ich war gut?«

»Und du hast ihr das geglaubt du Nase?«

»Ja, habe ich Pam!«

»Oh Mann. Wenn man dir sagt, es kommt nicht auf die Länge an, dann glaubst du das wahrscheinlich auch!«

»Pam, ich glaube nicht, dass ihm das schon mal eine Frau gesagt hat!«

»Warum nicht Tiff?«

»Warum wohl. Der hat Länge!«

»Echt jetzt? Gut war er trotzdem nicht?«

»Ich habe nie gesagt, dass er nicht gut war. Alles was ich sage ist, er war jetzt nicht herausragend.«

»Hallo, ich kann euch hören?«

»Ich übrigens auch und ich möchte darauf hinweisen, dass ich auch ein Mann bin!«

»Ach ja, Casper ist ja auch noch da.«

»Ja. Aber der ist ähnlich interessant wie Barry.«

»Hallo? Auch ich kann euch hören!«

»Das heisst im Umkehrschluss, die Auswahl ist bescheiden. Entweder arrangieren wir uns damit, oder schauen schnell nachhause zu kommen.«

»Dann wäre ich für eine schnelle Rückkehr. Ich hab vor ein paar Tagen erst einen kennengelernt, wenn der nur halb so gut bumst wie er aussieht, könnte ich mich verlieben!«

Casper stand auf.

»Barry? Gehen wir was trinken?«

»Gut Idee. Besser als sich weiter so beleidigen zu lassen.«

Wütend und auch angegriffen verschwanden die Männer von der Brücke. Nur Pamela und Tiffany blieben zurück.

»Waren wir jetzt zu gemein?«

»Wahrscheinlich schon Pam. Aber wenn ich in meinem Leben eins gelernt habe, dann dass Männer unglaublich unausstehlich werden, wenn man sie zu viel lobt. Lieber das Ego schön am Boden halten, dann strengen sie sich hinterher mehr an.«

»Du bist schon ein Teufel Tiff!«

»Mag sein, aber ich weiss eben auch, wie ich es mir gutgehen lasse. Ich bin jung. Irgendwann kann ich mir immer noch einen Mann suchen, den ich dann lobe und ihm hinterher den Sex verweigere.«

»Falls wir zurückkommen.«

»Ja, falls. Aber wenn ich ehrlich bin, mein Quartier hier auf dem Schiff ist nicht kleiner als meine Wohnung. Freunde habe ich auch nicht wirklich, weil ich dauernd umziehe und hier muss ich für Verpflegung nichts bezahlen. Also genau genommen, von der Auswahl an Männern mal abgesehen, geht es mir hier nicht schlechter als zuhause,«

»Also ich würde schon sagen, dass es mir auf der Erde besser geht. Wobei. Moment. Ich hab eigentlich auch keine Freunde! Nur meine Wohnung. Nein, die ist eigentlich sogar kleiner als mein Quartier. Ja, hast Recht. Von den Männern abgesehen, ist es hier gar nicht schlecht.«

»Sag ich doch. Der Pott darf uns nur nicht auseinanderfallen, wir müssen immer Nachschub an Essen finden, dann kann eigentlich nicht viel schiefgehen.«

»Ausserdem. Mal angenommen, Casper findet keine Möglichkeit, den Antrieb voll zu nutzen. Dann landen wir einfach irgendwo. Wie auf einer einsamen Insel.«

»Und dann? Eine einsame Insel auf die sich nie ein Mann verirrt. Nicht gerade verlockend.«

»Wir haben doch Männer. Ich weiss nicht, wie es bei dir ist, aber wenn ich eine Zeit auf Entzug bin, bin ich nicht mehr so wählerisch.«

»Stimmt schon. Na ja, warum nicht. Der erste Aussenposten der Menschheit in Andromeda. Kann auch sonst keiner von sich behaupten, oder?«

»Nein. Auch wenn er wohl nicht lange bestehen wird. Ich meine, eine gesunde Population kriegen wir wohl kaum zustande!«

»Nein? Pam, überleg mal! Es heisst, man braucht etwa 90 Menschen, um ein Generationenschiff zu betreiben. Wir sind 80. Dabei haben wir Frauenüberschuss. Das passt schon!«

»Von der Tatsache abgesehen, dass wir uns dann schwängern lassen müssten, dann die Schwangerschaft und die Geburt.«

»Stimmt. Aber ich weiss nicht Pam. So schlimm klingt das eigentlich nicht. Du lässt dich ficken, damit du schwanger wirst. Also ich werde bei dem Gedanken schon ein bisschen rollig.«

»Du bist auch nicht ganz normal Tiff! Also ich kann mir schöneres vorstellen, als neun Monate so ein Nachwuchs in mir rum zutragen!«

»Wo liegt das Problem? Meine Schwester hat auch schon ein Kind. Ist doch heute echt keine Sache mehr.«

»Trotzdem. Ein Kind kriegen ja, aber deshalb geil werden?«

»Warum denn nicht? Stell dir mal vor. Du wirst hart genommen und weisst genau, wenn er kommt wird er sich tief in dich pressen und sein Zeug einzig deshalb in dich spritzen, damit du schwanger wirst. Menno, ich darf nicht dran denken!«

»Dann lass es besser. Noch sind wir nicht so weit und ich hätte gerne einen voll einsatzfähigen ersten Offizier. Krieger traue ich nicht zu, dass er uns nachhause bringt.«

»Unterschätz ihn nicht. Ich habe seine Akte gelesen. Da stehen viele echt krasse Sachen drin. Er hat sich schon einige Male in ausweglosen Situationen bewährt!«

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