Stramme Stunden für Perry

Es war eigentlich abzusehen, dass Perry nach einem solchen Chat mit seiner Freundin nicht mehr ganz so konzentriert bei der Arbeit war. Doch da Katja ihn jeden Morgen verliess und meinte, er müsse sein Tageswerk auf jeden Fall zu Waldemars Zufriedenheit ausführen, war er oft schon um die Mittagszeit weit genug, um dem gerecht zu werden.

Katja hatte auch eine Art an sich, diese Forderung zu stellen, die Perry sehr glücklich machte. Er hatte natürlich schon einige Beziehungen miterleben dürfen und in denen gab es einen Faktor, den Perry unglaublich störte. Wenn die Frauen etwas wollten, setzten sie Sex als Druckmittel ein. Machte ihr Partner nicht das was sie wollten, dann gab es eben kein Sex. Für Perry ein klares Zeichen dafür, dass die eigentlich gar kein Sex wollten und es deshalb so einfach ausschlagen konnten. Perry verglich es gerne mit Rotkraut. Er ass es zwar und es schmeckte ihm auch, aber sich selbst würde er es sich nicht machen. Folglich, wenn es das Zeug eben nicht gab, war das für Perry überhaupt nicht schlimm. So stellte sich Perry auch immer den Wunsch nach Sex bei den Frauen vor.

Doch Katja war da anders. Zwar sagte sie ihm jeden Morgen, dass er seine Arbeit zu machen hatte, doch war die Konsequenz eine ganz andere. Denn wie sie sagte, wenn er nicht fertig werden würde, gäbe es keinen Sex und dann wäre sie unglaublich sauer! Im Prinzip war es das Gleiche, was Perry schon gewohnt war, doch die Ausdrucksweise deutete daraufhin, dass sie sich verweigern, diesen Umstand aber keines Wegs gut finden würde. Sie zeigte Perry damit, dass sie ihn wollte und geil auf ihn war und deshalb quasi dazu gezwungen wurde, ihn nicht ran zulassen. Sie war einfach nur genial!

Gut. Perry sass da vor seinem Rechner und hatte die ganze Zeit im Kopf, dass seine Freunden gleich zu einem Typ ins Auto steigen würde, um dem während der Fahrt die Lanze zu wienern. Sich konzentrieren konnte Perry fast schon vergessen. Er tippte zwar weiter die Zeilen in seinen Code, doch seine Fehlerquote stieg heftig an.

»Leute, mir geht seit gestern etwas im Kopf rum. Einer meiner Kumpels hat mich auf die Idee gebracht. Wir sollten die Möglichkeit einbauen, selbst Räume, Möbel und Geräte erstellen zu können.«

Perry und Waldemar schauten zu Donald, der an seinem Rechner zurückgelehnt sass und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt hatte.

»Wenn du mir die Frage erlaubst, in welcher Hinsicht ist dies eine Bereicherung für unser Produkt?«

»Sehr einfach Waldi. Insofern unser Programm ankommt und grossflächig eingesetzt wird, geben wir auf diese Weise auch Designer einen Anreiz, es zu benutzen. Sie können ihre Produkte in dieser Welt erstellen, anbieten und auf diese Weise Marktforschung betreiben wie auch Werbung machen.«

»Ich verstehe! Du bietest einen gewissen Satz an vorgefertigten Lokalitäten. Mit einer Schnittstelle, über die auch andere Leute solche Örtlichkeiten, Möbel und so bereitstellen können, würde sich das Angebot vergrössern und dadurch reizvoller werden.«

»Perry hat es offensichtlich erfasst!«

»Ich bin mir durchaus über die Möglichkeiten deiner Idee bewusst, lieber Donald. Doch sehe ich den Nutzen nicht! Es geht in dieser Software um die Kommunikation und nicht um das Design!«

»Dann erklär mir mal, warum mein Kumpel auf die Idee kommt! Der Arbeitet in einem Betrieb, welcher Büromöbel herstellt und sagt mir, dass viele Firmen fast jährlich ihre Konferenzräume neu gestalten.«

»In der realen Welt mein lieber Donald!«

»Seis drum! Bauen wir so eine Schnittstelle ein, oder nicht?«

»Oder nicht!«

Donald und Waldemar schauten sofort zu Perry, der offensichtlich schon den festen Entschluss gefasst hatte.

»Und warum nicht?«

»Überleg mal Donald! Du entwirfst das ganze Zeug. Wie kommt das deiner Meinung nach in das Programm?«

Donald verstand. In der Tat hatte er selbst mit der Software nicht viel am Hut. Er erstellte alles und das kam irgendwie in das Programm. Offensichtlich hatte Perry bereits eine Schnittstelle eingebaut, die genau das erledigte, was Donald vorgeschlagen hatte.

»Ach so, die gibt es schon?«

»Bingo! Wenn die Software ein Erfolg wird, entwerfen wir einfach einen Editor, mit dem auch andere Leute etwas herstellen können und fertig. Ein paar kleine Veränderungen müssten noch rein, aber alles nicht wirklich dramatisch.«

»Hervorragend! Würden die Herrschaften dann bitte weiterarbeiten? Wir sollten uns nicht über das Schnittmuster eines Bärenfells Gedanken machen, bevor wir den Bär erlegt haben!«

Perry und Donald lachten, dann widmeten sie sich wieder ihrer Arbeit. Perry jedoch nicht wirklich lange, vielleicht 30 Minuten. Dann vibrierte sein Handy.

»Willst du sehen, was ich mache?«

»Klar will ich!«

Perry war sofort aufgeregt, denn seiner Meinung nach konnte da jetzt nur ein für ihn schwer heftiges Bild kommen. Doch er wurde enttäuscht. Ja, es kam ein Bild. Katja hatte ein Selfie gemacht und wie Perry sehen konnte, sass sie angezogen und alleine in einem Auto.

»Das hatte ich mir anders vorgestellt!«

»Ach ja? Wie denn?«

»Nach deiner Aussage leistest du doch einen Freundschaftsdienst.«

»Tu ich doch. Ich fahre mit dem durch die Gegend.«

»Und das ist alles?«

Keine Antwort. Perry konnte sich kaum noch konzentrieren. Irgendwie war er enttäuscht. Ihm war zwar immer noch nicht ganz klar, warum er eigentlich so auf Katja reagierte, wenn sie etwas mit einem anderen Mann machte, aber erst angespitzt werden, wobei dann aber nichts kam, war irgendwie deprimierend. Erst gut eine halbe Stunde später kam eine Antwort.

»Neues Bild?«

»Ja klar!«

Wieder kam da ein Bild. Dieses Mal war Katja zwar nicht alleine im Auto und die Kiste schien auch zu rollen, doch beide Personen waren angezogen und zwischen Katja und dem Kerl war ordentlich Abstand.

»Wo fahrt ihr eigentlich rum?«

Als Antwort kam ein Bild, welches die Autobahn zeigte. Die grossen Schilder waren zu sehen, offensichtlich war Katja schon ein gutes Stück ausserhalb von Heinzfort.

»Was ist das für eine Tour? Ich dachte, ihr fahrt nur in der Stadt rum?«

»Nee. Der fährt zu einem Kunden, vertrauliche Akten holen und abgeben.«

»Und ihr redet nur?«

»Jupp.«

Wie öde war das denn? Perry hatte sich eigentlich schon ausgemalt, dass Katja ihn wieder bis aufs Messer reizen würde, damit er später im Bett das Tier raushängen lassen würde. So wurde das aber nichts.

»Das hatte ich mir aber anders vorgestellt!«

»Ja? Wie denn?«

»Was weiss ich, dass du wichst, oder so.«

»Typisch mein Freund. Immer nur an Sex denken!«

»Moment! Du hast doch von wichsen und blasen geredet!«

»Ja und? Sind ja nicht alle Kerle so notgeil wie du!«

Da hatte sie vielleicht sogar Recht. Doch war sie doch eigentlich mindestens genauso dauergeil wie er. Von daher konnte sich Perry kaum vorstellen, dass Katja die ganze Zeit gelangweilt neben einem Kerl sitzen konnte, ohne dem an den Schwanz zu gehen. Nun, offensichtlich konnte sie es doch.

»Tut mir leid!«

Es kam keine Antwort. Perry musste wieder quälende Minuten ertragen in denen er sich selbst fragte, ob seine Notgeilheit vielleicht Schaden an seiner Beziehung anrichten konnte. Unaufgefordert kam da das nächste Bild. Katja stand neben dem Auto und lehnte daran. Im Hintergrund war ein flaches, grosses Haus, wahrscheinlich ein Bürogebäude.

»Macht ihr Pause?«

»Nee. Wir sind da. Der regelt gerade alles, da darf ich nicht mit. Vertraulich und so.«

»Und dann kommst du zurück?«

»Ja. Der will aber noch was essen gehen.«

»Alles klar. Hoffentlich stört es dich nicht, dass ich ganz schön spitz auf dich bin!«

»Nie im Leben Schatz! Wehe du knallst mich nachher nicht!«

»Da mach dir mal bitte keine Sorgen! Der da unten ist schon einsatzbereit und wartet auf dich!«

»Genau so soll das sein! Ich werd schon feucht, wenn ich nur an den denke Schatz!«

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