Ägypten und die Pyramiden

Während das Frühstück begann, blieb das Gespräch natürlich bei Alexis verwegenem Plan hängen.

»Wie genau stellst du dir das eigentlich vor Alexis?«

»Wie man sich das eben vorstellt Amy. Nur anstatt in einer Kirche eben im Kreis der engsten Freunde in der Königskammer.«

»Na, da bin ich ja mal sehr gespannt, wie ihr mit euren Pumps den Weg da rein schafft!«

Alexis schaute verwundert zu Mario.

»Warum? Wo liegt das Problem?«

»Wo das Problem liegt? Lass mich raten Alexis. Du hast eigentlich überhaupt gar keine Ahnung, wie so eine Pyramide von innen aussieht, oder?«

»Doch klar. Ich hab schon Bilder von der Königskammer gesehen!«

Mario schüttelte den Kopf.

»Und von den Gängen? Der grossen Galerie und so?«

Alexis schaute etwas hilfesuchend zu ihren Freundinnen, die jedoch alle mit den Schultern zuckten.

»Dachte ich mir. Dann mal kurz zur Erklärung. Erstens, man gelangt über einen Schacht in die Pyramide, der von Grabräubern angelegt wurde. Keine glatten Wände, alles schroff. Hat man das hinter sich, kommt man in einen, gut gemeint, Schacht von einem Meter Durchmesser, durch den man kriechen muss. Dann die grosse Galerie. Da geht es steil nach oben! Auch wenn da mittlerweile entsprechende Wege angelegt sind, angenehm ist es dennoch nicht. In die Königskammer kriecht man dann wieder auf den Knien, oder in der Hocke. Ich bin echt gespannt, wie ihr das machen wollt!«

Rebekka kaute noch fertig, schluckte unter und strich sich dabei die Hände sauber.

»Komisch Mario. Normalerweise bist doch du der, der immer auf die einfachsten Lösungen kommt! Warum denn nicht mit entsprechender Kleidung da rein und dort umziehen? Schon daran gedacht?«

Nein, hatte Mario zu seinem eigenen Entsetzen nicht!

»Ja, okay. Das ist natürlich möglich. Aber, vergesst auch mal nicht die Temperaturen in dem Ding! Willst du wirklich mit verschwitzten, strähnigen Haaren heiraten?«

Alexis wurde das Gefühl nicht los, dass Mario etwas gegen eine Hochzeit in der Pyramide hatte.

»Mario, warum willst du mir das denn jetzt bitte ausreden? Hast du irgendwie eine begründete Abneigung gegen die Pyramide?«

Diese Frage wollte Mario nun eigentlich nicht beantworten, da er sich dabei kindisch vorkam. Doch alle schauten ihn an, sogar Waldemar. Er fühlte sich in Zugzwang.

»Ja, habe ich! Die Pyramiden sind mit nicht unbekannt. Ich habe mich schon öfters mit der Thematik befasst und es gibt da einige Dinge, die mir nicht ganz geheuer sind. Eben diese Schächte zum Beispiel. Die ergeben eigentlich keinen Sinn. Oder auch die grosse Galerie, die drei Verschlusssteine vor der Königskammer und so weiter. Die unfertige Kammer. All das eben. In den beiden anderen, grossen Pyramiden wäre das für mich nicht so dramatisch, aber gerade die Cheops Pyramide, da bekomme ich Gänsehaut!«

Nun wollte Waldemar seinem Freund beistehen.

»Mein lieber Freund Mario. Auch ich habe mich schon, zumindest oberflächlich, mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Ich sehe keine Begründung, in den Gängen zum Beispiel eine tiefgründige Denkweise zu vermuten. Es handelt sich schlicht um Bauweisen, die der damaligen Technik geschuldet sind. Man hat schlicht so viel wie nötig und so wenig wie möglich bearbeitet!«

Der Blick, den Waldemar für seine Aussage kassierte, war eindeutig. Mario war entsetzt und das brachte er nun auch zum Ausdruck,

»Waldi, ist das dein Ernst? Dann erklär mir doch mal, warum die Chephren Pyramide innen ganz anders aufgebaut ist? Hat man da den elektrischen Diamantschneider erfunden, oder wie?«

Da die Anderen diese Frage äusserst amüsant fanden und zu lachen begannen, verschränkte Waldemar die Arme und schwieg.

»Mario, du bist doch sonst so ein rationaler Typ. Aber hier fängst du an abwegige Theorien zu glauben?«

»Eben nicht Viper! Abwegig sind die anerkannten Theorien. Warte, ich zeig es dir!«

Wenige Minuten später hatte Mario sein Tablet besorgt und fing an Viper einige Zeichnungen der Pyramide zu zeigen.

»So. Du als Ingenieur. Sag da mal was dazu! Macht das in deinen Augen Sinn?«

Viper schaute sich alles genau an, auch die Angaben zu den Grössen und das alles und kam nun auch zu dem Schluss, dass da etwas merkwürdig war.

»Es ergibt schon Sinn. Aber nicht im Sinne einer Grabkammer. Da muss ich dir vollkommen Recht geben. Ich hab so etwas ähnliches auch schon einmal gesehen. Aber frag mich jetzt nicht wo. Ich such nachher mal, wenn wir nach New Apple fahren. Vielleicht finde ich es ja.«

Alexis fand diese Diskussion überhaupt nicht gut. Es ging um ihre Hochzeit!

»Ich darf euch ja mal daran erinnern, dass es eigentlich um meine Hochzeit geht und nicht darum, ob die Pyramiden jetzt das sind, was man glaubt! Also bitte, Hauptaugenmerk doch bitte auf mich!«

Jerry grinste.

»Ich lege nicht nur mein Augenmerk auf dich!«

Nun grinste Alexis.

»Kann ich mir denken. Aber spar dir das bis heute Abend!«

»Gutes Stichwort. Was genau hast du denn heute auf dem Programm Alexis?«

»Eine Spendenaktion!«

Das Grinsen von Alexis war diabolisch.

»Eine was?«

»Eine was?«

»Eine was?«

Kam von Amy, Rebekka und Janine. Da die es in kurzen Intervallen hintereinander gesagt hatten, irritierten sie die Anderen, die deshalb schwiegen.

»Eine Spendenaktion. Rede ich irgendeine Sprache, die ihr nicht versteht?«

»Nein, aber ich sehe deinen Blick. Was für eine Spendenaktion?«

»Ganz einfach Amy! Wir Mädels sammeln Geld und starten damit heute morgen Abend eine Aktion für Obdachlose. Vielleicht verteilen wir Essen, oder so.«

»Das halte ich für eine gar grossartige Idee, meine liebe Alexis! Aus einer Hochzeit etwas gutes für bedürftige Menschen tun, ist in meinen Augen eine wahrlich grossherzige Angelegenheit!«

Elena fing an zu lachen. Sie kannte zwar Alexis auch erst seit ein paar Tagen, aber auch ihr war absolut klar, was Alexis da im Sinn hatte.

»Ich bin mal gespannt Waldi, ob du die Nummer immer noch so grossherzig findest, wenn du weisst wie Alexis die Spenden sammeln will!«

Waldemar schaute verständnislos zu Alexis. Die ballte eine Faust und simulierte einen oralen Akt, indem sie die Hand immer vor und zurück bewegte und dabei mir der Zunge immer wieder ihre Wange nach aussen drückte. Waldemar riss die Augen auf.

»Verstehe ich das richtig, dass ihr mittels sexueller Dienste diese Spenden erzielen wollt?«

»Korrekt Waldi! So soll es sein!«

»Wenn ich dazu mal etwas sagen darf, ich bitte darum, meinen Schatz aus der Geschichte raus zuhalten!«

Alle, inklusive Claudia schauten entgeistert zu Donald.

»Schatz, warum das denn?«

»Ganze einfach. Ich will nicht, dass du dich als Nutte verkaufst! Mit so ziemlich allem kann ich leben, aber da spiele ich nicht mit!«

»Aber Schatz! Es ist für einen guten Zweck und wo liegt denn das Problem, ob mich jemand für Geld fickt, oder kostenlos? Ich verstehe dich nicht! Ausserdem hab ich so etwas vor kurzem eh schon gemacht!«

»Das weiss ich und deshalb weiss ich ja, dass ich es nicht mag! Bei der letzten Aktion konnte ich schlecht etwas dagegen sagen, aber da ich es nun ja schon erlebt habe will ich es nicht mehr!«

Claudia war total erschüttert. Nicht, weil Donald etwas dagegen hatte, dass fand sie sogar irgendwie süss. Aber, er schränkte ihre Freiheit ein und das war genau ein Problem, mit dem sie so nicht zurecht kam. Genau genommen war es ein Problem, weswegen sie damit begann, an eine Trennung zu denken. Panisch schaute sie zu Pascal. Der hatte jedoch einen zuversichtlichen Blick in den Augen.

»Donald. Hier geht es um das Glück einer zukünftigen Braut. Die wünscht es sich und ihr habt bislang alle ihre Ideen mit umgesetzt. Es wäre mehr als egoistisch von dir, auch deiner Freundin gegenüber, ihr diese Tätigkeit zu verwehren. Im normalen Alltag würde ich mich da nicht einmischen, aber hier geht es um Alexis Hochzeit und es wäre inkonsequent, ihr nun etwas zu verbieten, weil es dir nicht in den Kram passt!«

Donald war schockiert. Irgendwas hatte sich bei ihm verändert.

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