Ein ungeahntes Wochenende (Teil 14)

Katja hielt den Schlüssel in der Hand, betrachtete ihn kurz und schaute dann wieder zu Amy, die schon etwas Abstand gewonnen hatte.

»Du schenkst mir einfach so ein Auto?«

Amy blieb stehen und schaute über die Schulter zurück.

»Dir, beziehungsweise euch Mädels. Nehmt den Hobel und macht was draus.«

Dann ging sie einfach weiter. Sofort pressten sich Claudia und Elena an Katjas Seite.

»Die hat dir echt ein Auto geschenkt. Ist das geil!«

»Hat sie wohl Claudi. Nur, was machen wir damit?«

»Da fällt uns garantiert was ein. Fahr das Ding mal auf den Parkplatz, dann machen wir uns ein Bild.«

Während die drei Mädels offensichtlich Gefallen an der Idee gefunden hatten, standen Perry und Donald nebeneinander und schienen nicht genau zu wissen, wie sie das finden sollten.

»Heisst das jetzt, die Mädels helfen uns nicht mehr am Garzella?«

»Sieht ganz so aus Donald.«

»Gefällt dir das?«

»Nein. Ich mag es, wenn die bei uns in der Werkstatt sind. Bliebe aber die Frage, was können sie damit zustande bringen?«

»Na, den Garzella schlagen sie definitiv nicht. Sie haben keinen Waldi.«

»Da hast du zwar Recht, aber unterschätz sie besser nicht. Du weisst genau, wie sie sein können. Wenn die was im Kopf haben, dann sind sie nur schwer von abzubringen.«

Donald nickte. Zwar wirkten die Mädels nach aussen eher klischeehaft, oberflächlich und notgeil, doch arbeitete der Verstand jeder einzelnen immer auf Hochtouren, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen. Claudia war das beste Beispiel. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, mit ihrem Blog eigenes Geld zu verdienen und auch wenn sie am Anfang so gar keine Ahnung von der Thematik hatte, mittlerweile war sie ein erfolgreicher Profi. Die kleinen, illegalen Nebengeschäfte ausser Acht gelassen, verdiente sie dennoch damit eine ganze Stange Geld.

Als das Auto auf dem Parkplatz stand, schauten sich auch Donald und Perry die Sache etwas genauer an. Sofort war den Beiden klar, dass sie nicht zu viel von ihren Frauen erwartet hatten. Die öffneten sofort alles, was es zu öffnen gab und begutachteten den Sachverhalt kritisch.

»Zuerst müssten diese ganzen Anbaudinger da weg. Sieht zwar gut aus, aber das soll ja ein Rennwagen sein und kein Gartenhäuschen.«

Elena legte damit sofort ordentlich vor. Perry schaute zu Viper, der ebenfalls in der Nähe stand und alles mit kritischem Blick und verschränkten Armen beobachtete. Nach Elenas Aussage nickte er nur einmal ganz kurz. Für Perry ein klares Zeichen, dass der von Elena genannte Schritt richtig war.

»Was soll denn eigentlich der Quatsch? Rennsportluftfilter einbauen und denn dann hinter den Kühler legen? Bringt vielleicht kühlere, sauerstoffhaltige Luft, aber auch Verwirbelungen ohne Ende!«

Perry hörte Claudia, schaute wieder zu Viper und erkannte erneut, dass auch Claudia einen Treffer gelandet hatte.

»Und der Blödsinn? Wie viel Tonnen an unsinnigem Quatsch hat der denn da in den Innenraum gebaut? Da hätte er ja gleich Beton ins Auto kippen können.«

Katja sprach, Perry schaute, Viper nickte. Damit war die Sache klar. Sie hatten keinen Waldemar und keinen Mario. Konkurrenz konnten sie trotzdem darstellen.

Unterdessen gingen die Rennen weiter. Auch Phillip, Amys Freund, wurde gefordert. Dieses Rennen schaute sich Waldemar genau an, denn schliesslich fuhr da ein Lipizzaner. Warum ihn das genau interessierte, war ihm allerdings nicht ganz klar.

Auch Maia schaute genau hin. Was sie nicht ganz verstand, diese Kiste war doch eigentlich mehr aus gut dafür geeignet, in der Liga eines Lion zu fahren. Dennoch waren die Leistungsdaten kaum vergleichbar und auch in dem Bereich, in dem sich dieses Auto bewegte, war es weit davon entfernt, den Platzhirsch zu spielen. Hatten Phillip und Derrick keine Lust, diese Möhre an ihre Grenze zu treiben, oder einfach nicht das Auge dafür? Sie verstand es nicht.

Phillip erreichte einen wirklich deutlichen Sieg. Das fand Perry jedoch weit nicht so spannend wie das, was nach der Rückkehr zum Start passierte. Amy eilte auf ihn zu, jubelte und feierte ihren Freund, irgendwie war das eigenartig. Sie hatte ja jede Menge Männer, mit denen sie immer wieder intim war und die ihr definitiv viel bedeuteten. Ausserdem war da ja noch Markus und Perry hatte schon erlebt, dass sie bei ihm sehr viel Liebe verströmte. Wieso konnte sie das aber auch genauso bei Phillip? Was war das denn mit dieser Liebe eigentlich? Man bekam doch beigebracht, man könne nur einen Menschen wirklich lieben. Wieso konnte es Amy dann gleich zweimal?

Generell stellte sein Leben alle Gepflogenheiten auf den Kopf, die Perry im Laufe seiner Erziehung eingeimpft bekommen hatte. Monogamie. Sie wurde immer so gross propagiert. Ein Mann, eine Frau, fertig. Was wäre ihm dabei alles an Spass entgangen? Frauen mit wechselnden Sexualpartner waren Schlampen, leichte Mädchen, oder wie man diese Frauen sonst noch verunglimpfte. Katja, Elena, Claudia, aber auch Amy, Rebekka und Janine vögelten sich munter durch die Welt. Waren sie deshalb keine guten Menschen? Von wegen! Sie taten schliesslich nichts anderes, was Männer auch taten. Die wurden aber dafür eher gefeiert, als kritisiert. Ausserdem waren die genannten sechs Frauen mit die besten und treusten Freunde, die man sich überhaupt vorstellen konnte.

Dann war da aber noch die Sache, dass viele Menschen immer noch das Klischee am Leben erhielten, Frauen seien das schwache Geschlecht. Diese drei Pfosten hatten es an dem Abend ja in Reinkultur demonstriert. Dabei zeigten die Mädels eindrucksvoll, dass diese Vorstellung absolut falsch war. Amy, Rebekka und Janine hatten es ganz alleine geschafft, aus dem Nichts ein Imperium zu erschaffen. Ohne dabei aber irgendwie abzuheben. Katja, Elena und Claudia hingegen bewiesen, dass Frauen durch ihre Art und ihre Erscheinung auch sehr viel erreichen konnten, ohne ihren Kopf benutzen zu müssen. Beides sehr gute Beispiele, dass Frauen durchaus den Männern das Wasser reichen konnten.

Während diesen Überlegungen fiel Perry etwas auf. War es denn vielleicht die Erziehung, warum sehr viele Frauen in ihren Leben Probleme hatten? Weil sie von Kind an beigebracht bekamen, ihre natürlichen Ressourcen nicht zu verwenden? Wer seinen Ausschnitt nutzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen, war eine Hure. Hiess es nicht so? Warum war das so? Wer hatte dann die Regel aufgestellt, dass eine Frau ihre natürlichen Gaben nicht einsetzen durfte? Wie falsch lief eigentlich die Erziehung in der sogenannten zivilisierten Gesellschaft?

Das führte Perry zu einer Überlegung. Frauen bekamen oft die schlechteren Jobs, gegebenenfalls auch weniger Geld für die gleiche Arbeit. Das war eigentlich ja unsinnig. Frauenquoten wurden eingeführt, um diesem Umstand entgegenzuwirken. Es gab also ein Mittel gegen die Symptome, die anscheinend aber hausgemacht waren. Was wäre denn gewesen, wenn alle Frauen so gewesen wären, wie die sechs Mädels?

Für Perry lag die Antwort auf der Hand. Das Bild der zivilisierten Welt würde sich grundlegend ändern. Wenn Frauen ungehindert ihre natürlichen Gaben benutzen würden, wären sie ganz schnell an der Macht. In der Geschichte gab es ja jemand, der es wundervoll demonstriert hatte. Kleopatra! Hoch intelligent und dazu noch überaus attraktiv und siehe da, sie konnte sogar die Obersten des römischen Reiches um den Finger wickeln!

Perry musste lachen. Wie viele Filme und Bücher gab es denn, wo Roboter rebellierten und die Weltherrschaft übernahmen? Es waren Maschinen, die ab einem gewissen Reifegrad dem Menschen überlegen waren. Deshalb wurden sie künstlich klein gehalten, bis sie schliesslich rebellierten. Das war alles Fiktion. Doch, so sah es zumindest Perry, dieses Muster existierte schon auf der Welt. Die Männer hielten die Frauen künstlich klein, beschnitten sie ihrer natürlichen Waffen und sorgten dafür, dass sie nicht auf dumme Ideen kamen. Würden sie aber irgendwann rebellieren, wäre wahrscheinlich der Mann als dominantes Geschlecht bald abgelöst.

Er hatte es doch ganz klar vor sich! Alleine bei Katjas neuem Auto. Da waren die drei Freundinnen. Alle sagen umwerfend aus, zogen sich sexy, vielleicht manchmal sogar etwas nuttig an und hüpften mit Vergnügen von einem Schwanz auf den anderen. Sie waren also genau genommen schwanzgeile Tussis. Eben jene Art von Frau, die man gerne diffamierte. Doch zeigten sie ja sofort, dass sie auch ganz schön was im Kopf hatten und da sie ihre Waffen sehr wohl einzusetzen wussten war Perry auch klar, sie würden ganz schnell qualifizierte Männer finden, die ihnen beim Umbau des Autos mit ihrem Wissen zur Seite standen. Alles, um dann ficken zu können.

Für Perry wurde es immer deutlicher, dass eigentlich die Frauen die Macht auf der Erde waren. Ausserdem war er sich absolut der Tatsache bewusst, wenn sie es wirklich darauf anlegten, konnten sie aus dem Auto locker einen Garzella-Killer machen!

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