Junggesellenabschied (Teil 28)

In New Apple war die Lage schon weit alkoholisierter. Amy und ihre Freundinnen erkannten dabei, dass was Alkohol und sonstige berauschende Substanzen anging, sie Elena und Claudia nicht das Wasser reichen konnten. Amy bekam schon die Zunge nicht mehr ganz rund, da sassen Elena und Claudia noch auf ihren Stühlen, als wäre nichts gewesen. Obwohl die Beiden mindestens genauso viele alkoholische Getränke konsumiert hatten, wie die Anderen. Lediglich Alexis konnte in gewisser Weise sogar halbwegs mithalten.

Amy hing schon recht angeschlagen an der Theke und entdeckte, dass Claudia ihr recht nahe war. Das war sie zwar die ganze Zeit gewesen, aber erst jetzt realisierte es Amy und musste einfach eine Frage loswerden.

»Claudi, was läuft da eigentlich zwischen dir und meiner Freundin?«

Claudia erschrak. Nie hatte irgendwer es so offen ausgesprochen, dass Janine Amys Freundin war und schon gar nicht in einer Situation, die man Claudia als Vorwurf anrechnen konnte.

»Ähm, keine Ahnung. Wir knutschen und treiben es. Warum, ist das falsch?«

»Das musst, also du musst, musst doch wissen, ob es falsch ist!«

»Ich? Na ja, ich glaube nicht. Fühlt sich schon ganz gut an mit ihr und so. Aber wenn es dich stört …«

»Wie? Was? Wieso? Was wie sollte stören? Also mich jetzt. Sie ist Vogel, also sie frei, Vogel sie frei, also. Boah, du weisst schon!«

Claudia musste lachen. Aber sie wusste nicht, ob es Verlegenheit war, oder ernst.

»Warum fragst du dann?«

»Ei weil mich, ich, dich, einschätzen. Oh leck mich doch! Ist eben komisch dich einzuschätzen!«

»Also, ich habe mal nicht vor, dir irgendwen streitig zu machen. Ich hab sie sehr gerne und geniesse ihre Gegenwart, aber ich strebe jetzt keine Beziehung an!«

»Da kannst mir gar nichts streifen, tittig, oder steititten … Eh jetzt echt! Warum merkst du nichts von dem Zeug?«

»Amy, ich hab doch noch gar nichts getrunken! Auf unseren Veranstaltungen trinke ich oft deutlich mehr und kiffe dazu auch noch, wenn nicht sogar noch wilderes Zeug. Das da war doch noch gar nichts!«

»Ist schon lust … ig … also weisst schon. Manchmal sind wir euch übergeben, manchmal ihr uns. Wir glänzen uns doch gut!«

Claudia fand Amy in dem Moment einfach nur super lustig. Sie war noch keine 18 gewesen, als sie das letzte mal so voll gewesen war. Normalerweise reichte das, was sie trank nie, um sie in irgendeiner Form wirklich nennenswert zu beeinträchtigen.

»Ja, tun wir auf jeden Fall. Ich bin echt super froh, dass wir euch kennengelernt haben!«

»Na ganz meine Leber, oder so. Ihr seit wie verdorbene Schwestern, oder so.«

»Durchtrieben vielleicht, aber nicht verdorben!«

»Hab ja auch eigentlich verlorene Schwelbrand gemeint! Sorry!«

Claudia wusste aber genau, in dem Zustand waren Frauen oft sehr gesprächig und erzählten auch Dinge, die sie sonst nicht erzählten.

»Du sag mal, wen liebst du jetzt eigentlich wirklich? Phillip, Markus, oder Janine?«

Claudia hätte darauf wetten können, dass Amy Phillip sagte, doch es kam dann doch anders.

»Ted!«

Claudia war sich da nicht so sicher, ob sie das verstand. Amy hatte zwar schon oft von einem Ted erzählt, aber die Geschichten lagen alle um die 15 Jahre zurück.

»Wieso Ted?«

»Das darfst du aber keinem Erzählen, ja?«

Claudia war dann doch überrascht, dass Amy wieder halbwegs normale Sätze bilden konnte.

»Ehrensache!«

»Na gut. Also damals da war ich 13, da war ich schon in Phillip verliebt. Aber mehr angetan hatte es mir eigentlich Ted. Der war zwar dick und so, aber so ein lieber Mann! Ich fand das total lustig, denn alle Kerle damals noch in der Schule und so sind mir hinterhergelaufen, weil ich schon mehr Titten hatte als die Anderen und auch eine ganz gute Figur. Nur Ted blieb immer auf Abstand. Ich hab ihn auch zu mir eingeladen und versucht ihm zu zeigen, dass er mich in den Arm nehmen oder küssen soll. Aber nein. Ich kam nie an ihn ran.«

»Und den liebst du heute noch?«

»Ja, irgendwie schon. Hab ich gemerkt, als ich gehört habe, dass Alexis heiratet. Ich hab mich direkt vorm Altar gesehen und war schockiert, dass ich dabei direkt an Ted gedacht habe. Das ist komisch. Vielleicht eben, weil ich ihn nie haben konnte. Als ich dann gehört hab, dass er damals einfach nur zu schüchtern war, war ich echt traurig. Phillip war nicht zu schüchtern und na ja, so ist es dann eben bis heute.«

Das wollte Claudia dann aber genauer wissen.

»Also, wie jetzt. Wenn Ted dich wollen würde, würdest du deine Jungs und Janine verlassen?«

Amy zeigte Claudia energisch einen Vogel, stach sich dabei aber fast ihren Finger ins Auge.

»Nee du! Das sind nur so romantische Gefühle. Bei Phillip weiss ich genau, wo ich dran bin. Ich liebe ihn definitiv und geniesse meine Zeit mit ihm. Ein Leben ohne ihn könnte ich mir nicht vorstellen und auch keins mehr ohne Janine. Auch ohne Markus wäre mein Leben nicht komplett. Ist sehr komisch, weiss ich, aber ist so. Wegen solchen Gefühlen würde ich nichts aufgeben!«

»Konsequent. Muss ich dir lassen! Ich kannte schon einige Mädels, die wegen Gefühlen alles aufgegeben haben. Sogar damals eine echt gute Ehe, nur weil da irgendwelche aufkeimende Gefühle zu einem anderen Kerl waren.«

»Die sind total dumm! So Gefühle hat man immer mal wieder. Klar, der Körper will die Gene weitergeben. Aber die verschwinden auch wieder. Dafür was gutes aufgeben ist bekloppt.«

»Wem sagst du das? Aber ich hab ja auch was mit Donald angefangen und weiss gar nicht, wo mich das hinführt.«

So betrunken Amy ja eigentlich war, so scharf war offensichtlich noch ihr Verstand.

»Dann sag mal. Ist das gut, was ihr habe? Macht es dich glücklich und bereichert deinen Alltag?«

»Aber absolut!«

»Musstest du dafür irgendwas aufgeben?«

»Nur die freie Seite in meinem Bett.«

»Also. Dann ist alles prima! Geniesse es einfach und auch Janine!«

»Stimmt, was wolltest du da eigentlich jetzt genau wissen?«

»Was läuft eben. Mehr nicht.«

Claudia dachte kurz nach.

»Janine ist schon toll!«

Amy grinste.

»Oh ja, ist sie. Ich war damals am Boden, aber sie hat mich zum Training geschleppt. Viel von dem, was ich heute bin, bin ich wegen ihr. Ohne sie wäre es wahrscheinlich nie zu dem Kampf gekommen, ich hätte nie mit Kampfsport angefangen und nie herausgefunden, was ich wirklich drauf habe und vor allem, wie viel ich einstecken kann. Wahrscheinlich hätte ich mich auch nie mehr mit Rebekka ausgesöhnt und du kannst dir ja denken, wie viel das von meinem Leben weggenommen hätte!«

»Und das geht alles auf Janine zurück?«

»Ja. Janine ist da unnachgiebig. So ein bisschen wie ich. Sie sieht etwas und weiss, dass es so sein muss und hat die Energie, es bis zum Ende durchzuziehen. Wie oft wollte ich das Training aufgeben, weil mir einfach alles wehgetan hat. Aber Janine hat mich immer wieder hingeschleppt und was soll ich sagen? Hat ja funktioniert. Netter Nebeneffekt, vorher hatte ich immer irgendwo Polster. Ich esse eben einfach zu gerne Schokolade. Aber seit ich da trainiere hab ich eine echt geile Figur. Also wenn ich ein Kerl wäre, ich würde mich den ganzen Tag ficken!«

Claudia lachte.

»Ja, deine Figur ist top! Aber die von Janine find ich besser.«

»Na super. Girly-Bonus! Weil sie klein und süss ist!«

Claudia lachte weiter.

»Und dicke Hupen hat!«

»Hallo? So wenig hab ich jetzt auch nicht!«

»Stimmt schon, aber aufziehen darf ich dich doch, oder? Wenn du schon nicht mehr lallst, kann ich dich auch ärgern!«

»Sei mal froh, dass ich dich nicht ärgere. Könnte den Tresen mit dir wischen!«

»Das glaube ich dir sofort! Hab ja schon gesehen, wie du mit Männern in Schrank-Gestalt umspringst.«

»Ja, Kerle eben. Gross, stämmig, dafür fallen sie aber auch schön tief und weinen dann wie Babys!«

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