Die Piraten

Die Torpedos eilten auf ihre Ziele zu und verwandelten sie blitzschnell in Kleinholz. Was ein Glück, dass die hier anzutreffenden Schiffe der Megaclite so wenig entgegenzusetzen hatten. Nachdem das Schiff einiges an Abstand zwischen sich und die zurückbleibenden Angreifer gebracht hatte, atmete Krieger auf.

»Okay, Alarm beenden. Barry, wurden noch weitere Piraten entdecke?«

»Nö. Laut der Sicherheitsmannschaft ist sonst keiner an Bord.«

»Das ist merkwürdig Kapitän Krieger. Normalerweise entern die Piraten ihre Beute immer mit mindestens 50 Mann.«

»Nun, dieses Mal wohl nicht. Barry, ich will mich mit den überlebenden Piraten unterhalten. Sorgen sie dafür, dass genug Sicherheitspersonen anwesend sind und die Piraten nach Waffen durchsucht wurden. Ruug, würden sie mich bitte begleiten?«

»Aber natürlich Kapitän.«

»Gut. Nuffy, Timmer, also sie eben, sie haben das Kommando!«

Tiffany musste grinsen. Krieger kam einfach nicht davon los, sie Nummer eins nennen zu wollen.

»Geht klar Chef. Barry, du behältst die Sensoren im Auge. Falls sich was nähert, sofort Bescheid sagen. Pam, schön auf Kurs bleiben und erzähl endlich was da auf dem Planeten gelaufen ist!«

»Melde gehorsam, kannst du vergessen!«

Krieger schüttelte mal wieder den Kopf und verschwand mit Ruug. Die Megaclite hatte einen extra Bereich, der zur Inhaftierung genutzt werden konnte. Einzelne Bereiche davon wurden durch massiven Stäben aus Karbon ausbruchssicher gemacht und verfügten ringsum über starke Energieschirme. Genau dort hatte man die drei Überlebenden hingebracht. Krieger und Ruug betragen den Raum.

»Kapitän, wir haben die Gefangenen durchsucht. Wirklich überall waren Waffen zu finden!«

»Sehr gut. Bringen sie die zu Ray, der soll sie auseinandernehmen und analysieren.«

Der Sicherheitsmann nickte, nahm das Bündel mit den Waffen und verschwand. Zwei seiner Kollegen blieben bewaffnet zurück.

Krieger schaute sich die Piraten an. Das waren höchst eigentümliche Kreaturen. Da war ein rechteckig abgerundeter Rumpf, der oben drei Augen und einen Mund hatte. Rechts und Links befanden sich drei Arme, oder Beine, oder eine Kombination davon. Offensichtlich konnten diese Wesen auf den Hinterbeinen stehen, wodurch sie vier Arme hatten, oder sich auf vier, oder gleich alle sechs Gliedmassen stellen. Höchst interessant.

»Ruug, sie können sich mit denen verständigen?«

»Ja Kapitän.«

»Gut. Fragen sie sie bitte, warum sie uns verfolgt haben.«

Ruug gab seltsame Laute von sich. Kurz darauf tat einer der Gefangenen das Gleiche.

»Sie haben, bei meiner Rettung, einige ihrer Kameraden getötet und nun verlangen sie Vergeltung.«

»Wow, hat ja auch super geklappt! Fragen sie mal nach, ob wir noch weitere Angriffe zu befürchten haben.«

Ruug tat es und bekam Antwort.

»Ja Kapitän. Erst, wenn die Megaclite vernichtet wurde, ist die Schuld bezahlt.«

»Na prima. Dann fragen sie den Kerl doch mal, ob er sich denn Chancen ausrechnet, die Megaclite irgendwann vernichten zu können.«

Nachdem Ruug Antwort bekommen hatte, schaute er Krieger an.

»Er sagt, sie seien ein Feigling. Sie wären nur deshalb so mutig, weil er eingesperrt sei.«

Krieger schaute zu dem Mann, der an der Konsole des Raumes sass.

»Öffnen sie!«

»Aber Kapitän, halten sie das nicht für …«

»Ich habe sie nicht nach ihrer Meinung gefragt, sondern einen Befehl erteilt!«

Der Mann zuckte mit den Schultern, betätigte einen Schalter und das Energiefeld verschwand. Auch die Stäbe schoben sich zu beiden Seiten aus dem Weg. Krieger ging direkt vor den Pirat.

»Ich brauche keine Zelle, um mit ihnen zu sprechen! Also. Denken sie ernsthaft, ihre erbärmlichen Schiffe können meinem etwas anhaben?«

Auch Ruug kam etwas näher und übersetzte. Leider schienen diese Wesen keine Gesichtsmimik zu haben. Krieger konnte darin nicht lesen, ob seine Machtdemonstration irgendetwas ausgelöst hatte.

»Er sagt, es würde keine Rolle spielen. Sie hätten sich die Schuld aufgeladen und nun würde alles unternommen werden, um diese Schuld zu sühnen.«

»In Ordnung. Eine Verbindung zur Brücke!«

Der Mann an den Kontrollen kam dem Befehl nach. Tiffany meldete sich über die Sprechanlage.

»Brücke hier!«

»Tiffany, setzen sie Kurs zurück zu den Piratenschiffen. Wir haben hier drei ihrer Leute und einige Leichen, die ich gerne übergeben würde.«

»Haben sie den Verstand verloren?«

»Wenn sie wollen, kann mich Casper auf meinen Geisteszustand untersuchen. Solange er aber nicht sagt, dass ich dienstunfähig bin, habe ich das Kommando und ich befehle, Kurs auf die Piratenschiffe zu setzen!«

»Ja ne ist klar. Kurs auf die Piratenschiffe. Gibt ja nicht genug, was uns Kopfschmerzen machen würde.«

Tiffany beendete die Verbindung.

»So. Ich bringe euch zu euren Kameraden zurück. Sagt ihnen, wann auch immer sie wollen werde ich eure Schiffe aus dem All pusten! Egal wo und wann ich ein Piratenschiff sehe, welches nicht auf unsere Rufe antwortet, werde ich nicht zögern zu feuern. Verstanden?«

Ruug übersetzte. Als er die Antwort bekam, pausierte er kurz. Anscheinend hatte der Pirat etwas gesagt, was er nicht einordnen konnte.

»Kapitän, er sagte mir gerade, wenn sie ihn und seine Leute wirklich zu seinen Kameraden zurückbringen würden, würden sie sich sehr ehrenhaft verhalten. Er wird seinen Leuten mitteilen, dass sie die Rache überdenken sollen.«

Krieger war sichtlich zufrieden.

20 Minuten später begleitete Krieger, Ruug und eine ganze Horde an Sicherheitspersonal die Gefangenen und deren gefallene Kameraden zu einer Luftschleuse. Angeblich waren ihre Anzüge dazu in der Lage, auch im Vakuum zu funktionieren, wodurch die Megaclite nicht irgendwo andocken musste. Sicherheitshalber behielt Barry die internen Sensoren im Auge und der Rest der Sicherheit war alarmiert. Doch weitere Eindringlinge kamen nicht.

Nachdem alle die Luftschleuse verlassen hatten und direkten Kurs auf ein nicht ganz so schlimm beschädigtes Schiff genommen hatten, liess Krieger die Megaclite wieder auf Kurs bringen. Gemeinsam mit Ruug erreichte er schliesslich wieder die Brücke.

»Sagen sie mal, haben sie den Verstand verloren? Sie bringen uns in direkte Reichweite von Waffen und Transporter der Piraten und wofür? Um drei Gefangenen und ein paar Leichen …«

»Tiffany, ich unterbreche dich nur ungern, aber Kapitän Krieger hat einen sehr weisen Entschluss gefasst! Nachdem was der Gefangene mir gesagt hat, ist seine Handlung eine sehr ehrenvolle Tat und wenn die Piraten eins schätzen, dann sind es Wesen mit Ehre! Ich will nicht behaupten, dass die Megaclite neue Freunde gefunden hat, denn immerhin haben wir einige Piraten auf dem Gewissen, aber immerhin sollte es nun zumindest so etwas wie Frieden zwischen uns geben. Ich nehme an, weitere Angriffe sind nicht zu befürchten.«

»Denkst du wirklich?«

»Wenn nicht, hätte ich es nicht gesagt Tiffany! Wir haben einen schweren Weg vor uns und das Letzte, was wir dabei brauchen ist eine Welle Piraten, die uns auch noch von hinten an den Kragen wollen. Ich halte die Entscheidung von Kapitän Krieger ebenfalls als ehrenhaft und wohldurchdacht! Du solltest ihn dafür eher achten, anstatt ihn zu beschimpfen.«

Tiffany verstummte.

»Gut. Nachdem das ja dann geklärt wäre, wie lange noch, bis wir diesen umstrittenen Bereich erreichen?«

»Noch mindestens drei Wochen.«

»Vielen Dank Pamela. Casper, ich habe Ray die Waffen der Piraten bringen lassen. Vielleicht sollen sie ihm bei der Analyse zur Hand gehen?«

»Aber gerne doch!«

»Ausgezeichnet. Ruug, mit ihnen möchte ich mich noch ein bisschen unterhalten. Vielleicht fällt uns ja etwas ein, wie wir möglichst unauffällig dieses Gebiet durchfliegen können.

»Sehr gerne Kapitän. Auch wenn ich wenig Chancen sehe, Kämpfe zu umgehen.«

»Das mag ja sein. Aber vielleicht können wir die Gefahr minimieren. Jeder Kampf, den wir nicht kämpfen müssen, ist schon ein Gewinn. Ich würde ungern an unserem Ziel ankommen und nur noch einen Schrotthaufen als Schiff befehligen.«

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