Extremer Ärger am Flugplatz

Als das Flugzeug zum stehen gekommen und abgeschaltet war, hetzten Viper und Mario nach draussen. Als sie Backbord, als in Flugrichtung Links heraus kamen, schien alles normal zu sein. Kein Schaden,alles in Ordnung. Doch schon als sie auf dem Boden angekommen waren und zur anderen Seite schauten, zeigte sich das volle Ausmass der Zerstörung. Fast die ganze Gondel war weg, Triebwerk drei, also das innere, lag vollständig frei, während von Triebwerk vier kaum noch etwas vorhanden war. Auch die Tragfläche hatte grossen Schaden genommen und die Klappen waren so kaputt und verbogen, dass sie sich gegenseitig blockierten.

»Ist ja kein Wunder, dass die Hydraulik auf der Seite ausgefallen ist.«

Sagte Mario mit viel Ärger in der Stimme. Viper war jedoch weit verärgerter.

»Ausgefallen? Wohl eher abgefallen! Mir kann keiner erzählen, dass wir hier einen zufälligen Schaden haben, Das ist Sabotage!«

»Hätte ich im Flug auch noch gesagt. Wenn ich das jetzt aber so sehe, kann durchaus bei der Drei was kaputt gegangen sein, was dann zum Schaden bei der Vier geführt hat. Ich muss Aisha her holen. Die soll sich das anschauen.«

»Und was soll sie uns da erzählen? Du siehst doch, dass die ganze Scheisse im Arsch ist!«

»Du weisst so gut wie ich, dass sie ein viel besseres Auge für den Vogel hat. Ich denke auch, dass da jemand was gefummelt hat, aber ich will niemand verurteilen, solange nicht alles überprüft ist.«

Viper verschränkte die Arme.

»Wenn du denkst, dass es Sinn macht. Ich für meinen Teil bin absolut der Meinung, dass die da Sand rein gekippt haben, oder was weiss ich.«

Jana, die sich mittlerweile mit ihren Freunden und den Anderen zu Viper gesellt hatte, tat es ihm gleich.

»Mein Versprechen steht. Wenn sich herausstellt, dass da jemand was gefummelt hat, fliege ich dich da runter und du kannst Kleinholz aus denen machen.«

»Mir fällt da tatsächlich etwas besseres ein!«

Sagte Kim. Viper und Jana schauten sie fragend an.

»Klar, wir fliegen da hin. Aber dort lassen wir Katja und Amy auf sie los.«

Viper grinste.

»Du denkst, sie haben eine grössere Strafe verdient, als wenn ich sie vermöbele?«

Kim setzte ein diabolisches Lächeln auf.

»Och, du wirst die auch verhauen. So wie ich, Jana und Natascha. Aber, wenn wir dort aufschlagen und direkt Radau machen, riegeln die die Anlage ab und wir haben es richtig schwer, sie da raus zu bekommen. Holen wir aber Katja und Amy mit, die aufgrund meiner Erzählung ja so grosses Interesse an den Wissenschaftlern bekommen haben, dann können die Beiden die ganze Bande ins Freie kloppen und wir geben ihnen dann den Rest.«

Nun grinste auch Jana.

»Du bist so böse Kim!«

»Klar bin ich das. Hinter meiner engelsgleichen Gestalt, schlummert eben ein kleiner Teufel!«

»Wenn ich dazu etwas anmerken dürfte, meine Damen, der Plan hat einen Fallstrick. Wir können Katja und Amy nur dann dazu überreden, wirklich handgreiflich zu werden, wenn wir ihnen von dem Unfall erzählen. Da die dann aber natürlich darüber in Kenntnis gesetzt werden wollen, warum wir dort waren, ist unsere ganze Geheimhaltung zum Teufel.«

Damit hatte Waldemar natürlich absolut Recht und alle wussten es.

»Macht nichts. Bis Aisha ihre Untersuchung abgeschlossen hat, vergeht mit Sicherheit ein bisschen Zeit. Bis dorthin haben wir hoffentlich unser Projekt abgeschlossen und können ihnen davon erzählen.«

Benjamin, der langsam wieder Farbe ins Gesicht bekam, nickte.

»Richtig. Deshalb würde ich mal sagen, wir schauen, dass wir baldmöglichst wieder in unseren Stützpunkt kommen. Nach der Nummer hätte ich gerne wieder was humanes.«

»Soll mir Recht sein. Ich gehe den Traktor holen.«

Sagte Viper und bewegte sich in Richtung Hangar.

»Was für ein Traktor?«

Wollte Benjamin wissen.

»Denkst du, wir lassen unsere Lady weit wund hier draussen stehen? Die kommt zurück in den Hangar. Dafür haben wir einen Traktor, wenn die Lady es nicht aus eigener Kraft schafft.«

Erklärte ihm Mario.

»Ein gutes hat die Sache. Ihr müsst auf der Seite die Gondeln nicht abbauen, wenn ihr da einen Elektroantrieb einbaut.«

Nun verschränkte Mario die Arme.

»Du bist sehr lustig Jana. Dafür dürfen wir die Trümmer abbauen, die Tragfläche und die Klappen reparieren und zum guten Schluss auch noch eine neue Gondel bauen. Sorry, aber ich finde da nichts gutes dran.«

Einige Minuten später beobachtete Benjamin, wie Viper den Traktor ans Bugrad des Flugzeug koppelte und es mühelos rückwärts zum Hangar schob. Es dauerte nicht wirklich lange, da war die Kiste an ihrem Platz und der Hangar wurde verschlossen.

Irgendwie hatte Benjamin danach gar kein so gutes Gefühl, als sie den Hubschrauber bestiegen und losflogen. Dauernd hielt er sich die Weisheit vor Augen, dass ein Reiter sofort wieder aufs Pferd steigen sollte, wenn er abgeworfen wurde. Bei einem Pferd mochte das ja noch eine gute Weisheit gewesen sein, aber sich von einer Höllenmaschine in die nächste zu setzen, während ein Abwurf bei so einem Ding wirklich schmerzen würde, klang dann doch irgendwie unpassend.

Doch auch wenn er während des Fluges bei jedem kleinen Hopser einen mittelschweren Herzinfarkt bekam, erreichten sie den geheimen Stützpunkt ohne weitere Zwischenfälle. Am liebsten wäre er wie der Papst nach dem Ausstieg auf den Boden gestürzt, um diesen zu küssen. Doch stattdessen kümmerte er sich mit um das ausladen der neuen Magnete.

Kaum waren die ausgeladen, ging sofort das muntere Basteln wieder los. Schon nach wenigen Minuten hatte Benjamin den Schock vergessen und war mit Waldemar und Mario wieder bei der Arbeit.

Viper lehnte dabei lässig an einer der Werkbänke und schaute seinen Freunden zu, als sich Jana zu ihm gesellte.

»Hör mal. Wie du die Koste geprüft und dann zurück auf den Boden gebracht hast, also, ich will nur sagen, war echt gute Arbeit.«

»Das kann ich zurückgeben. Du hast das Ding echt gut im Griff und die Nummer mit dem Fahrwerk war klasse. Wie bist du auf die Idee gekommen?«

»Erfahrungswert. Die Maschine, auf der ich gelernt habe, war quasi ein Wrack. Mein Fluglehrer meinte, wenn man dieses Ding sicher beherrscht und auch immer wieder sicher auf den Boden bringen kann, dann kann man fliegen. Bei dem Ding hat so oft das Fahrwerk geklemmt, dass ich vor der Landung immer so ein Manöver geflogen bin.«

»Echt? Krass. Auch eine Art, wie man einem Flugschüler Erfahrung beibringen kann.«

»Definitiv. Aber sag mal, was hattest du da oben eigentlich? Als du sagtest, niemand dürfe aufstehen und so? Was ist dir passiert?«

»Lange Geschichte. Stell dir einfach vor, du bist mit der Frau unterwegs, die du liebst, im Jet deines Vaters und du bist der Pilot. Der Flug ist ruhig, du bist hinten bei deiner Liebsten, die steht im Gang. Du auf dem Knie davor und fragst sie, ob sie deine Frau werden will. Sie ist überglücklich und willigt ein. Dann knallt es, du siehst sie mit dem Kopf in der Decke einschlagen und dann ist da überall Blut. Aber du bist der Pilot, also schaust du nur, dass ihr nichts weiter passieren kann und rennst ins Cockpit, um den Vogel zu landen. Ein bisschen später bekommst du dann die Nachricht, dass ihre Verletzungen zu schwer waren und sie gestorben ist. Dann weisst du, warum ich bei so einer Geschichte ein bisschen empfindlich reagiere.«

Jana war sichtlich betroffen.

»Das tut mir sehr leid! Da kann ich deine Reaktion durchaus verstehen.«

»Danke. Ich habe mir geschworen, nie wieder ein Cockpit zu betreten. Aber dann kam da die Nummer mit der Terrorzelle. Eigentlich wollte ich den Vogel nur holen und dann meinem Versprechen treu bleiben. Aber, was soll ich sagen. Dieses Ding macht einfach höllisch viel Spass und ich bin eigentlich auch sehr gerne Pilot.«

Jana boxte Viper liebevoll auf den Arm.

»Und ein guter noch dazu. Mach dir deinen Kopf nicht heiss. Niemand wird es dir krumm nehmen, wenn du diesem Schwur nicht treu geblieben bist. Es wäre eine echte Verschwendung, wenn du dein Talent aufgegeben hättest.«

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